Geisterspuren in Melaka

Am Samstag, den 17. August, lockten uns am späteren Abend Trommel- und Paukenschläge auf den Balkon. Mitten durch das dichte Verkehrsgetümmel schlängelte sich ein Umzug, eine Prozession mit beleuchteten Wagen, Laternen, Kerzen, elektrischem Licht und Feuerwerk.
Dazwischen quetschten sich Gruppen von Männern, welche rhythmisch, beinahe fanatisch, Schlaginstrumente in allen Grössen und Formen bearbeiteten. Aus einem kleinen Tempel in der Nachbarschaft drangen tiefe, vibrierende Gongschläge in den tropisch feuchten Nachthimmel.Tempel Bald frass der übliche Verkehrslärm die kleine exotische Nachtmusik auf. Von irgendwo und überall knallte plötzlich Feuerwerk.
Am 21. August suchten wir an der Jalan Bunga Raya eine alte chinesische Apotheke, um Muskatnussöl und ähnliche Heilmittel zu kaufen. Apotheke Später überquerten wir den Fluss, verzehrten im Chinesen-Viertel Nudeln, begleitet von einigen Schlücken Guinness Stout. LaternenDanach kehrten wir am Spätnachmittag gemächlich zum Hotel zurück.
Erstaunlicherweise brannten viele Kerzen auf den Strassen vor den Häusern. Strenge Winde drohten die Lichter erbarmungslos auszublasen. Männer brachten bündelweise Geldscheine, sogenanntes Geistergeld (Hellmoney) und verbrannten es. Kleine Altäre mit reichlich Opfergaben, Reis, Nudeln, Früchten, Weihrauch, Kerzen und Schnaps standen zwischen parkierten Fahrzeugen. Daneben brauste unbeeindruckt, rücksichtslos der Verkehr.Dschunke1 Am Ende des sechsten Mond Monats öffnen sich für 28 Tage die Pforten der Hölle. Sämtliche ausgehungerten Geister durchwandern in den folgenden vier Wochen ziellos die Welt Ostasiens. Sie halten sich gerne auf Friedhöfen und anderen düsteren, einsamen Orten auf.
Der 15. Tag des siebenten Monats, er fiel 2013 auf den 21. August, ist der wichtigste Tag im Monat der hungrigen Geister. Da werden die meisten Opfer dargeboten. In der chinesischen Tradition ist das Fest Zhong Yuan tief verwurzelt. In Singapur nennt man es Yue Lan Jie. In Malaysia und Thailand ist es das Por Tor Festival (Poh Tho Khong). Stuhl Dieser Geist war wegen lebenslangem amerikanischem Fastfood wohl zu schwer.

Mehr über Geister, speziell hungrige Geister, erfahren sie unter:
Phi Pret und Poh Tho Khong in http://wp.me/p2ljyL-1s
(g) http://www.thaipage.ch/autor/stevens/feste/07_geister.php
(g) https://sites.google.com/site/thailandprivat/home/dies-und-das/hungrige-geister-stiften-unruhe
(g) http://de.wikipedia.org/wiki/Hungergeist
(g) http://www.20min.ch/panorama/news/story/Inflation-in-der-Geisterwelt-macht-Hongkong-Sorgen-31648037
Welch ein Privileg, zu reisen, in Gaststätten beste Verpflegung zu geniessen,
und nicht als hungriger Geist, Kinder und alte Leute erschrecken zu müssen.
– Low
Fotos:
Die Bilder erfasste eine Nikon P510. Die Datenflut reduzierte ich mit COREL von 6 MB auf etwa 150 kB. Der kleine Tempel steht am Jalan Parameswara. Zwei Bilder sind aus der Apotheke. Die Laternen sah ich ebenfalls an der Bunga Raya. Die Dschunke steht am Eingang zur Jalan Hang Jebat. Den zusammengekrachten Stuhl fand ich am Fluss vor einer entsprechenden Wellblech-Villa.

Ein Gedanke zu „Geisterspuren in Melaka

  1. Hallo Rolf, deine Geistergeschichte hat meine Fantasie angeregt. Hier ein kleiner Exkurs, wie mit dem einzelnen Wort ,Geist‘ und den Buchstaben, aus denen das Wort gebildet ist, neue Wörter und Unsinn entstehen können. Bsp. (Kräuterfrau) „Esti, steig i(n)s Eis, sei Teig, sei Geist, !“ Sie stieg – Sieg: Eist(ee)g(eis)t. Danke für deine anregenden Hinterindien (indeinhinter – neu zus.gesetzt, sorry) geschichten. Ich lese sie immer gerne.
    Hoffe, dass ihr beide gesund seid und du nebst aufzudeckenden Missständen auch entdeckendes Positives, Menschenwürdiges erfahren kannst. Aloha Lydia

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