TOT

Es geht nicht ums Andenken an liebe und weniger beliebte Verstorbene.

* * *

Es handelt sich vielmehr um die TOT Public Company Limited. 
Die Telephone Organization of Thailand wurde am 24. Februar 1954 gegründet. Erst mit dem Aufkommen der zellular Telefone verlor diese Gesellschaft etwas vom fest zementierten Machtgehabe. (1)

Als ich Anfangs des Jahrtausends eine eigene Telefonnummer wollte, einen funktionierenden Telefonanschluss mit Verbindung zur Zentrale hatte ich, waren keine freien Nummern erhältlich. (2) Dann las ich in der Zeitung, dass der Provinz Chiang Mai grosszügigerweise weitere 100 (in Worten: einhundert!) Telefonnummern zugeteilt wurden. Leider blieb ich vergessen, oder unberücksichtigt. Das wiederholte sich mehrmals, bis eine der Freundinnen zum Wahrsager pilgerte. Ihre genauen Schwierigkeiten kannte ich nicht. Der Allwissende aber sagte, ihre Telefonnummer sei äusserst ungünstig und biete dunklen Mächten freien Handlungsraum. Sie solle sich umgehend andere Zahlen besorgen. Andernfalls drohten Liebeskummer, finanzielle und gesundheitliche Probleme und weitere Übel.

Da sie als Angestellte der grössten Fluggesellschaft des Landes telefonisch erreichbar sein musste, war ein Wechsel für sie problemlos. Ich war glücklicher Erbe der schlechten Nummer. Kein Thai wollte diese Unglückskombination im Hause haben.

Dann kamen Monteure von TOT, spannten Kabel, schwitzten, schraubten und schalteten zwei Tage lang. Am Ende hatte ich keine Verbindung mehr. Sie hatte immer noch ihre angestammte Nummer mit schlechtem Karma. Meine bescheidenen Kenntnisse des Fernmeldewesens durch J. Schaltenbrand, Lehrkurs über Telephonie von 1956, erklärten im Hinterkopf: „Da sind zwei Anschlüsse. Beide Verbindungen funktionieren. Im Prinzip kann die Aufschaltung der Nummern in der Zentrale erfolgen.“  Nach eingehendem Studium des Kabelsalates und der Drahtverhaue blieb ich stumm. Ich wollte keinen Unterricht in Telefonie erteilen, sondern bloss einen funktionierenden Telefonanschluss. In Thailand fliesst der Strom sowieso durch die anderen Drähte.

Ich bewohnte ein sehr kleines Haus. In D A CH hätte es eher einem artgemässen Hühnerstall, als einer menschlichen Behausung entsprochen. Von einem Maler, er pinselte üblicherweise in Tempeln, liess ich mir an die eine Aussenwand gegen drohende Einsamkeit zwei Grazien konterfeien.

Da ich ein sparsamer Mensch bin, spendierte ich den Damen keine teuren, reinseidenen Blusen. Sie posierten wie einst ihre Grossmütter, einladend ausladend barbusig. In meinen Entwürfen war ich zurückhaltend in der Formgebung. Die resultierenden Silikonimplantate  stammten vom ausführenden einheimischen Künstler.

Die Monteure von TOT kamen wieder: „Sir, neue Telefonleitungen!“ Als erstes fetzten sie mit dem Kabel einige Ziegel vom Dach. Sie quittierten mit lächeln. Dann ging es darum, eine Wand zu durchbohren, um die Leitung ins Arbeitszimmer zu legen. Wie und wo wollten die Spezialisten bohren? Genau und feinfühlig! Zentriert im Nippel der einen Brust.

(1) http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/handie.htm
(2) Hallo central, give me Dr. Jazz,
http://www.youtube.com/watch?v=Vio-TjMi5_s
http://www.youtube.com/watch?v=RjbmEFE7aZU

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