29. Mai 2012
Eines schönen, jedoch kühlen Morgens in Oberbayern begrüsste ein freundlicher Thai Dick überglücklich beim Frühstück im Hotel. Er freute sich, im Niemandsland am Chiemsee, eine Thaifrau zu finden, der er folgende Unglaubwürdigkeiten auftischte: Er sei ein bedeutender Architekt aus Bangkok, hätte den Flughafen gebaut und sei im Auftrag der thailändischen Regierung in Bayern. Er hätte gestern, er vergass zu erwähnen, es war Pfingstsonntag, eine wichtige, äusserst ermüdende Besprechung gehabt und müsste morgen bereits nach Thailand zurückfliegen. Expats kennen die überragende Effizienz hinterindischer Verwaltungen.
Ich fragte mich, welche bayerische Amtsstelle oder Grossfirma ausgerechnet an Pfingsten mit einem ausländischen Architekten und Wichtigtuer Bauprojekte besprechen müsste. Bernau hat etwa fünftausend Einwohner. Anhand einer überschlagsmässigen Erkundung errechnete ich, mindestens zwei Promille der Bevölkerung dürften Thais sein.
Komischerweise klärte sich die Angeberei innerhalb weniger Stunden beim Treffen eines Bruchteils dieser Population quasselnder Schnattertanten selbsttätig auf. Ein Oberbayer, der mit seiner Angetrauten aus Thailand und ihren zahlreichen Kindern mehr oder weniger glücklich hier lebt, lässt in Bankok bauen.
Der Bauherr war mit der Ausführung der Arbeiten höchst unzufrieden und lud den pfuschenden Architekten kurzerhand nach Bernau zu einer Besichtigung mit eingehender Aussprache ein. Hätte er seinem Vertrauensmann einige Fotos und einen kleinen Strauss Vergissmeinnicht zugestellt, hätte dies vermutlich dieselbe Wirkung. Ich selbst hätte den Betrag durch grössere Flüssigkeitsopfer (Hopfen und Malz) in einem Biergarten mit Blaskapelle den fernen Geistern überwiesen.