16. August 2012
Für viele Auswanderer ist das Internet die Nabelschnur zur alten Heimat. Zeitungen wie Bild und Blick erlauben unnötige Information über unbedeutende Ereignisse. Der rasche Kontakt mit Angehörigen und Freunden ist möglich, ohne dass ich Zeitverschiebungen wie beim Telefonieren, berücksichtigen muss. Für mich sind neben Kontakten mit Mitmenschen die Geldüberweisungen wichtig. Ohne Internet wäre mein Leben in Thailand schlecht möglich.
Google und Wikipedia ersetzen teilweise meine Bibliothek. YouTube ist eine unglaubliche Fundgrube für verlorene Musikkonserven. Knapp die Hälfte meiner Compact Discs nahm ich mit. Manche der über die Jahre gut gepflegten Schallplatten, bereits deren Hüllen waren beinahe Kunstwerke, verschenkte ich an Interessenten. Es gab mehr Platten als Sammler. Mit den Büchern war es dasselbe. Was passierte mit dem Rest? Die Frage erübrigt sich. Hier wären diese Artikel im Laufe der Regenzeit Brutstätten für Insekten und Schimmelpilze geworden. Uns genügt der grassierende Amtsschimmel mit immensem Aufwand und unglaublichen Wartezeiten.
Durch all die neuen Kommunikationsgeräte wurde der Zugang zum Medium Internet ebenfalls für intellektuell Unterbelichtete und andere Schwachköpfe möglich. Gedankenloses herumfingern auf Glasoberflächen bei Diskussionen verfluchte ich schon bei den ersten Bildschirmen. Was jeden Kriminaler begeistert hätte, reichlich Fingerabdrücke, durfte ich nachher entfernen. Mittlerweile entwickelte sich die Spielart zum Weltstandard.
Wie wenig Substanz dazu genügt, zeigte meine siebzehn Monate alte Enkelin. Sie war in der Lage, iPhone zu nutzen. Nicht zum Sprechen, das konnte sie noch nicht. Aber im Schnellfingern war sie sackstark. So stark, dass ich alter Esel beim Bildlein betrachten kaum folgen konnte. Letzte Woche gab es wieder Telefonanrufe aus der Schule. Unser Wunderknabe sei wiederholt eingeschlafen, ob er denn keine Medikamente mehr nehme. Ratlos brachten wir ihn ins Krankenhaus. Dann beobachtete Mae, wie er die Pillen schluckte. Dennoch gab es keine Besserung in der Schule.
Gestern spät in der Nacht kontrollierte Dick, ob das Bürschchen schlief. Er tat als ob, aber da stand der Laptop. Der war nicht nur warm, der war heiss. Sie behändigte das Gerät samt Zubehör. Damit er betrügen konnte, stellte er den Bildschirmschoner auf eine Minute, sprang bei sich nähernder, drohender Gefahr schnell ins Bett und automatisch – zack – war das Bild weg.
Fortsetzung folgt
der folgende Kommentar ist eigentlich zum Teil 2 der Geschichte gedacht:
Lieber Rolf, es geht wohl wirklich nur auf diese Tour! Ich wundere mich eh‘ schon lange ueber Deine Geduld. Halte durch, es geht nicht anders.
Herzliche Gruesse an Deine Frau (ja, ich weiss…)
Wolfram