Reisen I

Der Wonnemonat Mai in der Region Bern war garstig. Er zeigte mit Kälte, Schnee, Regen und Wind seine unfreundlichsten Seiten. Dennoch reservierte ich im Elsass, in Westhalten, ein Zimmer. Wir dachten, Freunde zu treffen und ihnen gleichzeitig ein Buch, die ‚Geschichten aus Hinterindien‘ zu bringen. Sie wohnten in der Nähe von Strasbourg.

Kurz vor der Abreise erhielt ich die traurige Nachricht, unser Freund sei vor wenigen Tagen verstorben. Er war nach einem kürzlichen Tropenaufenthalt gesund und frohen Mutes. Er wanderte, wie Donnerstags üblich, mit einer Gruppe. Plötzlich brach er zusammen. Herzversagen. Kein Mensch konnte ihm helfen, obwohl die Wanderer einen gut dotierten ‘Erste Hilfe‘ Koffer mit sich führten und der Rettungshelikopter rasch zur Stelle war.

Wir trafen die Abenteurer seinerzeit in Chiang Mai. Sie besuchten vorher Myanmar und erlebten danach ohne entsprechende Kleidung einen Kälteeinbruch in China. Das Paar im Ruhestand kannte keine minutiöse Planung. Sie verpassten das Blumenfest in Chiang Mai um drei Tage. Sie hatten keine Ahnung über das vergangene Chinesische Neujahrsfest. Sie kümmerten sich kaum um Kleinigkeiten.
Ihre Sprachkenntnisse waren nicht überwältigend. Französisch als Muttersprache, wenig Deutsch und noch knapper Englisch, hielten sie nie davon ab, Asien alleine zu erkunden.

Ihre bescheidene Unterkunft in der Stadt fanden wir trotz zwei stündigem Suchen nicht. Wir telefonierten und trafen uns jeweilen in einer bekannten Kneipe in ihrer Nähe. Nach ihrer Aussage wäre das Strässchen zum Gasthaus zu eng gewesen, um unseren Wagen stehen zu lassen.
Nach knapp einem Monat kehrten sie aus China zurück. Wir verbrachten einige angenehme Tage und spielten ortskundige Reiseführer, bis sie mit einem Nachtbus Richtung Koh Chang verschwanden.

Dieses Jahr bereisten sie sorg(en)los erneut Myanmar, (Ost) Malaysia und Kalimantan. Dies im reiferen Alter, ohne grössere Sprachkennnisse. Von früheren Erlebnissen der unternehmungslustigen Leute hatten wir keine Ahnung. Zum besseren Verständnis der Fortsetzung, folgt eine Einführung in kuschelige, vom Aussterben bedrohte Tiere.

‚Rhinocerus‘- Titel eines Holzschnitts von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1515. Wiki.

Nashörner oder Rhinozerosse gehören zur Familie der Unpaarhufer (Perissodactyla). Heute leben weltweit noch fünf Arten. Die Tiere haben einen kräftigen Körper und kurze Gliedmaßen mit drei Zehen. Die Länge beträgt zwischen 3,1 und 3,8 m, ohne Schwanz. Die Schulterhöhe variiert von 1,5 bis 1,9 m. Das bemerkenswerte Körpergewicht liegt zwischen 1600 bis 2200 kg. Der große Kopf trägt ein oder zwei Hörner. Sie dienen in pulverisierter Form als Medikament gegen Fieber und Schmerzen, und trotz Viagra als Aphrodisiakum. Auf dem Schwarzmarkt werden bis zu 30.000 US-Dollar pro Kilogramm Horn bezahlt. Dafür schlachten Wilddiebe frei lebende Nashörner ab. In letzter Zeit häuften sich dreiste Diebstähle in zoologischen Gärten, Museen, Sammlungen und Auktionshäusern.

Fortsetzung folgt am 15. September

http://de.wikipedia.org/wiki/Nash%C3%B6rner
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhinocerus

5 Gedanken zu „Reisen I

  1. Hallo Low,
    bin ich schon so senil?
    Ich verstehe leider nicht den Zusammenhang mit den Abenteurern und dem Unpaarhufer.
    Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen und bitte um Aufklärung.
    Gruß Klaus

    • Hallo Klaus
      Wenn Du den Titel genau liest, siehst Du, dass er „Reisen I“ heisst. Es folgt demnächst „Reisen II“. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass in der nächsten Folge ein trompetenspielendes Nashorn vorkommen könnte.
      Bisher kannte ich bloss den Panzer Leopard. Nun kenne ich den Panzer Nashorn
      Irgendwo musste ich den lang geratenen Aufsatz trennen. Ich wählte, von den Worten aus gesehen, etwa die Mitte. Vielleicht wäre ein Zwischentitel empfehlenswert gewesen. Ich danke für den wertvollen Hinweis und hoffe, ich fand eine gute Lösung des zoologischen Problems. Low

      • Hallo Low,
        wie dem auch sei – Gratulation zu den ersten 10.000 Klicks!
        Auch wenn das Tempo im Vergleich zu früheren Zeiten eher
        nashorn-mäßig war, so ist es Dir doch gelungen diese „Duft-
        marke“ elegant zwischen Reise I und II zu setzen.

        Mit verhaltenem Respekt,
        Rudi.

  2. Danke Werner für die willkommene Aktualisierung. Die unglaublichen Geschichten werden eine Spur glaubwürdiger.
    Die Zahl meiner Feinde steigt ständig: Die Nashornmafia, Globale Chemiekonzerne, Mowgli und ein Lügner, Betrüger und Schuldner, welchen ich vor wenigen Stunden mit etwas Blei, Nashorn fehlt – Hammer hätte ich, im Hintern beglücken wollte.

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