Der Entenbläser von Ipoh

Anfangs der achtziger Jahre arbeitete ich einige Wochen in einem Staatsbetrieb in Ipoh, Malaysia. In der spärlichen Freizeit besichtigte ich die interessante, vom Zinnabbau und chinesischen Einwohnern geprägte Stadt.
Direkt an stark frequentierten Strassen sah ich wiederholt zum Trocknen aufgehängte Bratenten. Sie trugen nicht nur die Gewürze und Aromen des Wirtes auf der Haut, sondern wurden zusätzlich durch Düfte von Diesel und Benzin sämtlicher Fabrikate und Spielarten eingenebelt. Damals enthielt klopffestes Benzin Tetraethylblei. Wegen seiner Giftigkeit wurde es ab 1990 verboten.

Ein gut besuchter, für mich eher schmuddeliger Entenanbieter, offen – mit barockem Wellblechdach, lag an der Strasse gegenüber einer Tankstelle. Ein junger Angestellter, offenbar erst kürzlich vor der Schulpflicht getürmt, erhielt einen Wäschekorb voller gerupfter Enten mit dem Auftrag, die Vögel aufzublasen.
Er schlitzte mit einer riesigen Machete einen Hals an und befestigte mit Schnüren ein Stück Schlauch, das in der viel zu tiefen Wunde steckte. Der Schlauch sollte bloss zwischen Haut und Fleisch gesteckt werden. Er aber machte eine Tracheotomie, einen Luftröhrenschnitt, oder erwischte gar die Speiseröhre.
Dann versuchte er vergeblich, in der Hitze schwitzend, mit einer alten Handpumpe den Kadaver aufzublasen. Er hatte keine Kraft und wohl nicht einmal Erfahrung mit Fahrrädern.

Er schielte mit einem Auge zur Tankstelle. Was sah er dort? Eine Luftdruckpistole zum Pumpen der Reifen. Sogleich warf er seine angekratzte, oxydierte Pumpe achtlos weg, schmiss die Ente in den Korb und querte samt seiner Fracht zwischen Mopeds und Autos die Strasse zur Tankstelle. Den gerupften Tieren konnte jedenfalls nicht mehr viel passieren. Die Reinheit der komprimierten Luft ging ihn nichts an.

Irgendwie gelang es ihm, das Druckluft Werkzeug mit dem Schläuchlein zu verheiraten, indem er zusätzlich  einige Meter Schnur opferte.
Dann zischte und fiepte es für einige Sekunden. Plötzlich ertönte ein Knall, wie ein berstender Papiersack. Der Jüngling war mit Enten-Kot, Blut und Organen derart dekoriert, dass er auf der Stelle für einen Horrorfilm angestellt worden wäre.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tracheotomie

War der Mann danach in leitender Stellung bei KFC Malaysia?
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=jgHSZQhP630

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