Goons Mutter zog um. Vor der neuen Unterkunft im Dorf stehen zwei Geisterhäuser. Die einstige Besitzerin wurde vom Glück gepeinigt. Sie gewann zweimal innerhalb zweier Jahre vier Millionen in der Lotterie. Mit dem ersten Geldsegen bezahlte sie vernünftigerweise sämtliche Schulden und kaufte Land zwecks Gemüseanbau. Das Gemüse verkaufte sich gut. Bangkok war Grossabnehmer.
Zum ersten Geisterhaus gesellte sich aus Dankbarkeit ein zweites San Phra Phum. Dann flossen wieder Millionen. Die Überglückliche erkrankte unheilbar an Habgier. Sie benötigte dringend mehr Zaster. Wozu? Sie verlor in kürzester Zeit alles, inklusive Familie.
Goon betrachtete sich zumindest als Mitinhaber der San Phra Phum. Er rannte zur Mutter und erzählte glücklich:
„Ich habe zwei neue Freunde. Ein Mädchen und ein Knabe.“
Die Nachbarn wunderten sich, als das Büblein mit unsichtbaren Wesen, Geistern, spielte. Dazu murmelte er dauernd Zahlen. Im Tanzgarten lernte das Kind zählen, nicht nur in Thai, sondern auch auf Englisch – leicht unverständlich – aus neunzehn wurde nol ten.
Die Mutter versuchte aus der scheinbaren Beziehung Goons Profit zu schlagen und fragte ihren Sohn scheinheilig:
„Kennen deine neuen Freunde die Lottozahlen?“
„Ja, aber die wollen dafür Si Daeng, Blut.“ (Waren es schmerzhafte Erinnerungen des Kindes an Krankenhäuser, oder garstige Erlebnisse zu Hause?) (1)
Die leicht beschränkte Frau erschrak ob der Aussage und machte sich ernsthafte Sorgen. Die Nachbarn hatten ausser des Fernsehens keine Unterhaltung. Sie tuschelten dauernd über Phi, Geister, die das Kind verwirrten. Der aufmerksame Kleine hörte einiges und gaukelte den verrückten alten Weibern alles Gewünschte vor. Er erzählte den neugierigen Tratsch Tanten auf Anfrage gerne, wo genau er Geister geortet hatte. Mit viel kindlicher Phantasie begeisterte er die unmittelbare Umgebung.
Seine Aussagen fuhren den Weibern in die betagten Knochen, in die Milz und andere Körperteile, aber kaum in die geistlosen Gehirne. Sie suchten fluchtartig gemeinsam gleich mehrere Tempel auf, verbrannten ganze Packungen voller Weihrauch und liessen sich von geduldigen Äbten mit Weihwasser berieseln.
Als Grossmutter – Dick – beim gemeinsamen Radfahren Goon fragte, wo all die Geister seien, sagte er grinsend:
„Mai Mee, – es gibt keine!“
Lottozahlen vermittelte er nie, auch nicht gegen Süssigkeiten und Kaugummi.
Nachtrag:
Goon ist ja bekannter Bankunmae Tanz- und Fernsehstar und benötigt keine Almosen.
Für die Schule waren Dicks Filmchen beste Reklame. Sämtliche Plätze sind verkauft!
(1) https://hinterindien.com/2012/04/06/die-leiden-des-jungen-guun/
Das Büblein auf dem Eise
http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/gue_f01.html
Phi?
Mai Mee!
Low, Du und Oma Dick; Ihr könnt mächtig stolz sein
auf den kleinen, klugen Goon.
Danke kmr. Der Kleine ist ein letzter Lichtblick im Irrenhaus Dorf. Ich befürchte, spätestens in der Schule wird die Kerze endgültig ausgeblasen und der Denkapparat auf unbedingten Gehorsam gedrillt. (Gehirnwäsche!)
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Tolle Geschichte! Dein kommentar ist absolut treffend und deshalb so erschueternd. Frohes erfolgreiches und gesundes neues Jahr!