Bei Tierliebhabern möchte ich gleich eine Entschuldigung anbringen: Ich wollte keine Affen beleidigen! Aber als altem Einfaltspinsel fielen mir für die Trilogie keine besseren Titel ein als: Affenkäfige, Affentheater und Affenliebe.
Als neugieriger Knabe stand ich öfters fasziniert vor Affenkäfigen. Das war jedes Mal ein Riesenspektakel, denn häusliche Flimmerkästen gab es noch nicht. Die lustigen Tiere lümmelten sich im Geäst, hingen an Seilen, oder sassen auf Schaukeln, während dem sie teures, für mich seltenes Futter, wie Orangen und Bananen grosszügig vergeudeten. Einige Biester betrieben, die Zähne bleckend, Fellpflege und lausten sich gegenseitig. Affenmütter hüpften gestresst mit winzigen, angeklammerten Jungtieren durch das betriebsame Getümmel.
Einige Äffchen hatten lange rote Bleistifte. Sie benutzten sie nicht zum Zeichnen oder Schreiben. Sie rieben und fummelten erregt mit Fingern an ihrem Büromaterial herum. Ähnliche Reaktionen sah ich kürzlich wieder, als junge Leute ihre Smartphones, ebenfalls Büromaterial, befingerten.
Öfters steckten die Affen diese roten Dinger ihren Kollegen in den Hintern. Das war sehr interessant. Ich war ahnungslos. Anstatt mich aufzuklären, grunzte Grossvater grimmig:
„Komm, wir verziehen uns zu den Vögeln, da gibt es einen Papagei – der spricht.“
Als ich im Dorf an den Reisfeldern ankam, klärten mich freundliche Frauen über den Umgang mit Eingeborenen auf. Dabei waren sie selbst Fremde in einer Retortensiedlung, eingewandert aus dem Grossraum Bangkok. Die meisten Lan Na Speisen behagten ihnen nicht. Es gibt Kräutlein, die stinken so, dass die Haare himmelwärts stehen, während die restlichen Organe welken und den Gesetzen der Schwerkraft folgen. Die Sprache der Alteingesessenen verstanden sie schlecht.
Gutgläubig hörte ich den wohlgemeinten Belehrungen zu. Ich döste meine Träume von fremdartig geformten, bunten Tempeln, heiligen Mönchen in gelben Roben, buddhistischer Reinheit der Herzen, von langhaarigen mandeläugigen sanften Verführerinnen und kräftig gewürzten Thai-Häppchen, eine Art Reisekatalog-Eintopf eben.
Es dauerte Jahre, bis ich mich selbst in einem Affenkäfig wiederfand, mit gekauften Orangen, aber eigenen bio Bananen im Garten.
Der Affenkäfig der Jugendzeit war Wahrheit. Das Affentheater im Dorf um Anstand, Sitte und Moral war ein falsches Spiel mit löchrigen Fassaden.
Das Rätsel um Gottheiten mit vierzig Armen löste sich, als ich mir eingestehen musste, ich verfüge nicht über genügend Hände, um all die dargebotenen sekundären und primären Geschlechtsteile läufiger Dorfkatzen zu stimulieren.
Abenteuerlustige Kollegen verprassten gleichzeitig ihr Unvermögen in schummrigen Trinkhallen und schäbigen Hotelzimmern mit professionellen Dirnen. Vergeblich versuchten sie, mich zu schalem Bier und schlüpfrigen Vergnügungen in die Stadt zu schleppen.
Ich war zu faul, in der Stadt zweifelhaftem, öffentlich angebotenem, lackiertem Fleisch in Mogelpackungen nachzuhängen. Speziell darum, weil mich vernachlässigte Dorfschöne besuchten und mir in meiner Einsamkeit reichlich Trost und Liebe spendeten. Dabei bildete ich mir nie ein, die Mandelschlitzäugigen besuchten mich bloss, wegen meinen strahlend blauen Augen.
Fortsetzung folgt