Goons älterer Bruder lebte mit seinem prügelnden, alkohol- und drogenkranken Vater bei den Grosseltern.
Anfangs Juni telefonierte Grossmutter aufgeregt (nach einem Familienkrach?) mit Goons Mutter. Sie, Grossmutter, wolle und könne das Kind nicht länger betreuen. Sie solle den Knaben so rasch wie möglich abholen.
Goons Mutter organisierte Betreuung für ihren Kleinen und machte sich nachts vollständig gedankenlos und unvorbereitet auf den Weg nach Nan.
Sie kehrte mit ihrem Erstgeborenen ohne Kleider, Spielsachen und irgendwelche Dokumente zurück.
Goon hatte es anfänglich nicht einfach, den Bruder zu akzeptieren. Erst verteidigte er sein Revier und seine Sachen im Haus gegen den Eindringling. Er war ahnungslos, was ein Bruder ist.
Einige Tage später radelten sie zu zweit auf einem alten Rosthaufen im Dorf herum und besuchten Hand in Hand Khun Puh in ihrem Tante Emma Laden, wenn sie von ihrer Tagesbetreuung zurück kamen.
Drei oder vier Tage nach dem Abholtermin, verlangte Grossmutter telefonisch ‚ihren‘ Jungen unverzüglich zurück. Die Mutter der beiden Brüder unternahm nichts.
Dick und ich fanden bei Asia Books grössere Zusammensetzspiele, Puzzle genannt. Sogar in der betreffenden Buchhandlung antworteten die Angestellten auf unsere Nachfragen lächelnd mit:
“Mai mee“.
Seit längerer Zeit suchte ich vergeblich solche Dinger für meine Enkelin. Ich kaufte eine Testpackung. Eines Abends arbeiteten die Knaben auf dem Boden unseres Wohnzimmers hart. Sie setzten das sechzig zu neunzig Zentimeter grosse Bild aus fünfunddreissig Teilen zusammen und waren stolz auf ihr Werk. Als Dick die Knaben zum Schlafen zu ihrer Mutter brachte, sagte der Ältere:
„Yai, ich bin sehr glücklich.“
Das Glück währte nur eine kurze Nacht.
Am nächsten Morgen wurden die Brüder von ihren Grosseltern, in Begleitung von Polizeibeamten aus Nan, in ihrem Tageshort abgeholt! Die naive Puh verriet den unbekannten Kunden für eine Packung Zigaretten gedankenlos, wo sich die Kinder aufhielten.
Anschliessend besuchten die Leute mit den Buben den Night Safari Park, bevor sie zurück ins Dorf kamen. Weil die Mutter in Chiang Mai arbeitete, überfielen die unerwünschten Gäste Grossmutter Dick im Beauty Salon.
Sie verlangten das Haus der Schwiegertochter zu sehen, um die Sachen des Knaben abzuholen! Als der Kleine bemerkte, dass es um ihn ging, und er wieder nach Nan sollte, wehrte er sich, rannte weinend weg und schrie:
„Ich will hier bleiben. Ich möchte mit meinem Bruder spielen. Ich mag den täglichen Streit und die Gewalt in Nan nicht! Bevor ich weggeschickt wurde, zertrat mein Vater meine Spielsachen!“
Die Leute waren schockiert. Die Frau eines Beamten aus Nan weinte.
Die Grosseltern schnüffelten im fremden Haus herum. Sie entdeckten einen sechsjährigen Tintenstrahldrucker.
„Den hat mein Sohn gekauft“, erklärte die Alte geifernd. „Den nehmen wir zurück!“
Auf einem wackligen Gestell sahen sie einen alten, mit Bildröhre bestückten, Fernseher.
„Den hat unser Sohn gekauft, den nehmen wir zurück.“
Das Publikum auf der Strasse verfolgte gespannt das unwürdige Schauspiel, während sich die Polizisten tunlichst aus dem Geschehen heraus hielten.
Dann verliess die Wagenkolonne mit der Beute das Dorf.
Vor Empörung zitternd, weinend, verlor nach zwei Wochen Goon seinen Bruder innerhalb von Sekunden.
Danke Dir Rolf für eine weitere Episode vom Leben in Thaland.
Ich lebe noch in der CH, bin aber traditionel verheiratet, im tiefsten Isaan, fast Laos.
Ich habe ein wenig Kenntnis über Thailand, aber solche Storys, wo selbst Thai sich aufregen, aber nichts wird unternommen, berühren mich sehr. Ja, die Korruption und die Gier nach goldenem, lerne ich immer mehr kennen. Wir sind am bauen, aber bevor ein Haus steht, hat meine Frau schon Probleme mit der Familie, sie rückt nicht so raus um was es geht, aber im Vordergrund steht Neid umd Missgunst.
Ihr Sohn (und nun auch meiner) ist jetzt 8 1/2, ich frage mich viel, was wir mal aus dem Burschen? Ich möchte mich einsetzen, aber muss respektieren, dass ich halt auch nur ein „Nichtthai“ bin, also keinen Einfluss nehmen darf.
Was mich beruhigt ist, dass Poo, der Schwiegervater, sehr gut auf Fruk achtgibt. Aber was in der Schule und mit anderen „Gspänli“ ablaüft – ich weiss es (noch) nicht.
Danke vielmals für Deine Beiträge!
Lieber Gruss aus der CH
Martin
Danke Martin,
ein Blog lebt von seinen Lesern und dank der Kommentatoren, wobei die Qualität über der Menge steht.
Du siehst die zukünftigen Probleme. Das ist gut so. Viele Farang stürzen im LOS, konfrontiert mit einer harten Realität, in den Alkohol ab.
Sofern Du alles abschreibst und bei null startest, kann es danach eigentlich nur aufwärts gehen.
Durch Zurückhaltung kannst Du beim Sohn mehr bewirken, als durch kumpelhaftes Aufdrängen.
Diese Erfahrung machte ich mit Mowgli, als er bei uns einbrach und ein Chaos hinterliess.
Ich schrieb ihn total ab und reduzierte unsere Beziehung auf ein Minimum.
Das half ihm und mir. Er sah Fehler ein, arbeitete und bestand ohne Hilfe einige Examen, Rate 400 zu 50 und besucht nun eine Fachschule. Er gehört trotz verübten Fehlern zum angenehmeren Drittel der männlichen Nachkommen in der näheren Umgebung.
Mit den besten Wünschen für die Zukunft
Low
Rolf, wenn ich das nächste Mal um Chiang Mai rum bin, möchte ich dich besuchen kommen.
Gruss Martin