Das Echo der Bevölkerung auf das bevorstehende Tempelfest war überwältigend. Zwei Köchinnen meldeten sich spontan. Als sie nach zwei Tagen bemerkten, dass es sich nicht um eine Feier im engsten Familienkreis und die nähere Dorfgemeinschaft handelte, warfen sie freiwillig verzichtend ihre Küchenschürzen, ähnlich wie beim Boxen Handtücher fliegen.
Von den Marktfrauen in Hangdong wurden Fische, Hühner, Fleisch und Früchte geschenkt. Speiseanstalten, wie ‘Die Sexy Puppe mit der Nudelsuppe‘, machten Gratislieferungen. Die Gemeinde stellte Festzelte, Tische und Stühle zur Verfügung. Khun Puh offerierte die Karaokeanlage und sechs Kisten Bier gegen heisere Stimmen. Die Schneiderin will Erfrischungen in den Tempel liefern. Die Obrigkeit soll den Umzug auf der Strasse sichern. Der Abt des Dorftempels Goh Ha entsendet sein Orchester für den Weg zum Gasttempel. Der Gatte meiner Masseuse ist Leiter einer eigenen Truppe. Er bot die Dienste seiner PhonPhat Vielharmoniker gratis an. Einen Tag später präzisierte er, er würde gratis spielen, aber seine Solisten benötigten zweieinhalbtausend Baht.
Trotz Hilfsmitteln wie Personalcomputer, Smartphone, oder schlicht Papier und Bleistift, gab es für den Anlass weder Gästelisten noch Drehbuch.
Der offizielle Partybeginn war für Freitag um siebzehn Uhr festgelegt. Die ersten Teilnehmer erschienen kurz nach Mittag und heizten die Stimmung emsig mit Schnaps an. Gegen sieben Uhr abends mussten zusätzliche Tische und Stühle angefordert werden. Die erwartete Besucherzahl verdreifachte sich. Das ist bei freier Bewirtung mit Karaoke üblich.
Kurz begrüsste ich einige der Gäste und zog mich dann aus Sicherheitsgründen mit dem Klumpfuss in mein LPLR – Low-Percent-Level-Refugium zurück.
Dick kam nach anstrengender Karaoke Party um ein Uhr ins Haus, schlief eine Stunde, rannte ins Badezimmer, schlief eine weitere Stunde, rannte wieder. Das wiederholte sich bis zur Tagwache um fünf Uhr.
Um sechs Uhr wollten die Musiker den Haarschnitt des Anwärters mit Trommelwirbeln und Schalmeien begleiten. Die Musiker erschienen nicht. Der Mönch mit dem heiligen Rasierzeug war ebenfalls nicht zur Stelle. Das nennt sich LanNa Koordination.
Wir hatten vor, eine Strecke von ungefähr siebenhundert Metern zwischen zwei Tempeln zu marschieren. Erst verlangte der Abt, wir müssten um zehn Uhr morgens im Tempel eintreffen. Ich berechnete die Zeit unter Berücksichtigung lokaler Beinlängen, enger Miniröcke, gerissener Schnürsenkel und phantasiereichem, schmerzhaftem Schuhwerk. Mein Vorschlag lautete, die Teilnehmer sollten sich um neun Uhr im Wat Khon Khao versammeln. Pünktlich um neun Uhr dreissig sollte die Parade starten.
Als alles, inklusive Sicherheitskräfte, organisiert war, verschob der gewitzte Abt unsere Ankunftszeit auf neun Uhr.
Der Beamte für Begleitschutz von Prozessionen war telefonisch nicht erreichbar. Seine gestresste Frau duldete trotz Mandelaugen keine dienstlichen Anrufe. Dick durfte zwecks Terminänderung wieder nach Ban Tawai reisen.
Um sieben Uhr dreissig kam Dicks Sohn mit voller Haarpracht. Er bat für seine Untaten um Verzeihung und empfing meinen Segen mit geweihtem Wasser. Ohne diese Vergebung hätte es keinen Einlass im Tempel gegeben. Danach schlurfte er den Haarschnitt sehnsüchtig erwartend, zurück in sein Haus.
Um acht Uhr erhielt ich die Mitteilung, die Musiker seien irgendwo unterwegs. Ich beschwor Dick, nicht auf das Orchester zu warten. Wir sollten uns alle sofort im Tempel treffen.
Wir hätten bereits eine Viertelstunde marschieren müssen, als wir im Auto endlich zum ersten Tempel aufbrachen. Viele Gäste verpflegten sich immer noch unbekümmert in den Festzelten. Der Abt liess telefonieren, wir sollen auf den Marsch verzichten und uns am Tempeleingang des Wat Sala zu einer Kurzprozession treffen.
Es war eine organisatorische Meisterleistung, als etwa um halb zehn die Trommeln vor Wat Sala dröhnten, um die letzten Meter zum Tempel in lockerer, teilweise tanzender Formation zurück zu legen. Die unmotiviertesten Teilnehmer erschienen zwei Stunden später im Wat, rechtzeitig zum Som Tam.
Als nach drei Stunden im Dorf die Bässe der Karaokemaschine wieder hämmerten, verspätete sich kein einziger Teilnehmer. Es war ein gelungenes Fest. Auf die Zeitverschwendung im Tempel hätte man verzichten können.
Fortsetzung folgt