Aziz, unser bewährter Fahrer in Malaysia, lebt mit seiner Frau und drei Kindern in einem Dorf in der Nähe von Batu Pahat. Er holte uns fahrplanmässig in Johor Bahru ab und brachte uns nach Melaka. Am letzten Abend entdeckten wir in der Nähe unseres Hotels eine bescheidene chinesische Kneipe. Ich ass dort die besten Schweins-Brustspitzen, Spare Ribs, meines Lebens.
Zehn Tage später reisten wir mit Aziz zurück nach Johor Bahru. Einige Nächte und zahlreiche Singapore Sling danach, überquerten wir den Damm nach Singapur und trafen nach fünfundvierzig Minuten im Changi Village ein.
Nach der längeren Bauphase besuchten wir erstmals wieder die Insel. Die Radwege ähneln nun breiten, asphaltierten Rennbahnen. Der Strand lockt zum Zelten, Baden, Angeln und süssem Nichtstun. Wir beobachteten zusammen mit einem Äffchen den regen Verkehr zu Lande, im Wasser und in der Luft.
Grenzen des Wachstums scheint es in Singapur nicht zu geben. Vom Taxi aus sahen wir Dutzende Baukräne zum Errichten neuer Hochhäuser. Von der Changi vorgelagerten kleinen Halbinsel aus gesehen, näherten sich Flugzeuge zeitweise fast im Minutentakt.
Der Wahnsinn ist fragwürdig. Wir schauen uns im Fernsehen oder im Kino gespannt, vielleicht mit Tränen, möglichst dreidimensional, den ‚Untergang der Titanic‘ an. Ein riesiges Schiff, gebaut mit Zentimeter dicken Stahlplatten, die einst von einem lausigen Eisberg aufgeschlitzt wurden, wie eine Sardinenbüchse von einem Dosenöffner bester Qualität.
Das gleiche Publikum scheut sich kaum, Stunden in einer unbequemen, bloss Millimeter dicken Leichtmetallröhre zu verbringen und den Körper während dieser Zeit schädlicher Strahlung aus dem Weltraum auszusetzen. Sie verlassen sich auf zwei kleinst Triebwerke, die verglichen mit einem monströsen Schiffsantriebsaggregat, wie zerbrechliches Spielzeug wirken. Grössere Flugzeuge verfügen über vier Gebläse. Sie vermitteln mindestens dem Auge Sicherheit.
Die Passagiere sind ahnungslos, ob der Pilot Drogenabhängig oder Alkoholiker ist. Sie wissen nicht, ob die Chefmechaniker unter einer milden Form von Demenz litten. Vielleicht sind die Mahlzeiten mit Listerien oder anderen unfreundlichen Bakterien vergiftet. Trotz Sicherheitsbeamter können Mitreisende die Luft mit harmlosen Flatulenzen, Fussschweiss oder tödlichen Grippeviren verpesten.
Freudig investiert ein williges Publikum gedankenlos für einige Stunden Lebensgefahr kleine Vermögen. Ganz perfid wirkt, wenn während des Fluges der Film: ‚Der Untergang der Titanic‘, im Unterhaltungsprogramm an Bord angeboten wird. Die fliegenden Kisten sind ausgebucht. Fluglinien erwirtschaften Profite.
Der Flughafen in Changi wird erweitert. 2017 soll Terminal vier betriebsbereit sein.
Der kanadische Architekt, der Marina Bay Sands entwarf, bringt seine Ideen in das neue, spektakuläre Gebäude ein. Es soll eine Gartenanlage mit einem Wasserfall, der über fünf Stockwerke fällt, aufweisen. Die Kapazität des Flughafens wird von 66 auf 85 Millionen Passagiere erweitert.
Doch die Planung geht viel weiter. Bis 2025 werden eine dritte und vierte Piste gebaut.
Mit dem dazugehörigen Terminal fünf, einem eigentlich komplett neuen Flughafen, soll dann die verfügbare Kapazität noch einmal verdoppelt werden. Bereits heute verbinden pro Woche 110 Gesellschaften mit über 6500 Flügen 240 Städte mit Singapur.
http://www.marinabaysands.com/
http://en.wikipedia.org/wiki/Marina_Bay_Sands
Starbiz-Malaysia, Foreign News, 20. August 2013, Seite 9
(Zeitungen aus Malaysia sind in Singapur verboten.)
Lieber Low,
für all Deine Berichte, mit denen Du uns auf Deine
ganz persönliche Art quasi mit auf die Reise genommen
hast, ein herzliches Dankeschön.
Gruß und einen Dank auch an Deine schöne Fotographin!
Danke kmr.
Die Fotografin verwöhnte mich nicht mit Bildern, ausser mit Qantas. Sie verbrachte ihre Zeit mit Affen und Vögeln.
Demnächst gibt es einen Kurzfilm. Natur pur in Changi. http://www.youtube.com/watch?v=HdQinASm63s
Schönheit ist zerbrechlicher als teures Porzellan.
Bei den Reiseberichten verzichte ich auf Zitate bekannte Führer, Namen und versuche, Hintergründe und Kleinigkeiten zu vermitteln.
Das dritte Auge, Low
Ja, Low – da schneidest du ein Thema aus meinem vergangen Leben an, als gut 50% meiner Fahrt zum Arbeitsplatz einer Anreise mit so einem flugtauglichen Gerät vorausging.
Noch heute empfinde ich es als Arbeit in so ein Gerät einzusteigen, für mich ist es ein Hühnerkäfig und die Insassen fallen nicht unter das Tierschutzgesetz – sonst gäbe es diese Massentransporte wohl nicht. Diesem Freizeitvergnügen der facebook Generation kann ich nichts mehr abgewinnen – und die Reise in mein Geburtsland, werde ich nur noch antreten solange meine Mutter noch lebt – dann wars das wohl mit dem in der Büchse reisen, zumindest für mich.
Es ist schon eine seltsame Zeitepoche in der wir leben.
Gruss