In unseren Schlafzimmern in Chiang Mai erübrigen sich Vorhänge. Während des ganzen Tages herrscht ein stetig wechselndes, grünliches Dämmerlicht. Vor dem grösseren Zimmer spenden ein Chomphu–, (Rosenapfel-baum), unendlich lange Bambusstangen und ein Mangobaum reichlich Schatten. Vor dem anderen Fenster stehen ein Macadamia Baum, eine weisse Magnolie und eine Art Ginkgo. Die Blätter sind nicht mehr typisch wie anfänglich. Er mutierte zum Strauch mit mehreren Stämmen.
Hinter diesen Gewächsen versteckt, ranken sich schlanke Betel-Palmen. Betel gilt in vielen Ländern als Droge.
Auf dem Weg zum Beauty Salon gedeihen Bananenstauden. Um die Wasserpumpe herum wachsen Bougainvillea in drei unterschiedlichen Farben. Eine Menge unbekannter Sträucher blühen und sind, wie der Jasmin, von flatternden Schmetterlingsschwärmen umgeben. Roter und gelber Hibiskus erfreuen die Augen. Eher den Gaumen ansprechend, sind eine gelbliche Pflaumenart, süsse Pomelo-Kugeln und stachliger roter Rambutan. Sämtliche aromatischen, ungespritzten Früchte finden auch bei Tieren Liebhaber.
Im Eingangsbereich wachsen weitere Palmenarten. Fünfzählige gelbe Gardenien verbreiten betörende Düfte.
Die grösste und schönste Fächerpalme fiel Termiten zum Opfer. Plötzlich berieselten aus der Höhe ständig braune Dreck-Klumpen Häupter und Wege. Einst befestigten Webervögel ihre Nester an den riesigen, graugrünen Wedeln. Blies selten ein wütender Sturmwind ein Nest hinunter, legten wir es samt Inhalt in eine Astgabel, wo Familie Weber die Kücken weiter fütterte, bis eines Tages unter Leitung von Frau und Herr Weber gleichzeitig alle Jungweber das Nest verliessen.
Katzen und Kater gähnten das verlockend zarte, piepende und fiepende Fleisch an. Wenig flugerfahrene Vögelein schützten wir mit Bambusspiessen vor zahlreichen listig lauernden Miezen.
Nicht die Katzen, sondern die Termiten vertrieben die Vögel. Wir fällten die Palme. Durch das zusätzliche Licht veränderte sich im Untergrund die restliche Pflanzenwelt, vorwiegend seltene Farne verschwanden.
Der Pflanzenreichtum und die zwei Teiche ziehen eine Menge Tiere an. Heckenkuckucke plünderten Vogelnester. Eisvögel futterten Fische. Kürzlich wurden Klein-Säuger, waren es Waschbären oder roter Bambusbär, beobachtet.
Gegenwärtig turnt eine Familie von Streifenhörnchen lebhaft im Geäst herum. Dick zählte acht Tiere, davon sechs Junge. Vor etwa einem Jahr richteten Katzen unter den Hörnchen ein Blutbad an. Die Miezen starben an Bambusvergiftung. Die Hörnchen sind wahrscheinlich Kambodscha-Streifenhörnchen, Tamiops rodolphei. Sie gehören zu den Nagetieren, Rodentia. Daneben gibt es Frösche, Kröten, Schildkröten, Echsen und Schlangen. Gegen Bisse von Skolopendern sollten vorsichtigerweise Schuhe getragen werden. Warnungen an Einheimische sind vergeblich und sinnlos.
In Sichtweite meines Arbeitszimmers, Herr Professor Hassel – stilvoll im Gehrock aus dunklem Tuch – würde es Studierstube nennen, brüteten möglicherweise gelblich-grüne Webervögel. Das sackartige, hängende Nest erlebte gestern eine Attacke roter Ameisen. Die Jungvögel überlebten höchst wahrscheinlich nicht. Die Vögel flogen unermüdlich Futter heran, konnten es aber nicht an ihre Brut verteilen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ginkgo
http://de.wikipedia.org/wiki/Gehrock
https://www.google.ch/#q=Weberv%C3%B6gel
Lieber Low,
trotz mancher Mängel in LanNa-Land bist Du ja fast
im Paradies zu Hause, wo Du Dich notfalls sogar
satt sehen kannst, wenn es mit der „Kulinarik“ mal
hapert.
Lieber kmr
Da ist immer eine Spur Hölle im Paradies. Aber lecker sind Hörnchenlenden in westfälischen Schinken gewickelt, auf Pomelomousse im Brotteig gebacken.
Hätte mir nicht ein dreister Dieb die Angelrute geklaut, gäbe es frischen Fisch. Da warten nebst Schlangenkopffischen und Welsen, zwei Speisegurami, die jeder sieben Kilogramm auf die Waage bringen.