Anfänglich reizten meine Geschichten die Lachmuskulatur der Leser(innen) des TIP Thailand Forums. Kenner grinsten und Unkundige staunten. Es ist eine eigenartige, unglaubliche, exotische Welt, die ich beschrieb.
Eher schwer verständliche, geschichtliche und geographische Hintergründe, lieferte ich erst in den vergangenen Monaten. Das Material fand nicht grosse Begeisterung und hohe Leserquoten. Reumütig kehre ich zu den Wurzeln, den Ereignissen im Dorf zurück, obwohl es wenig zum Lachen gibt.
Praktisch jeden Abend besuchte ich zum Essen meine Haushälterin mit Familie an der Strasse. Nachbarinnen schleppten Platten mit Häppchen an und setzten sich zur geselligen Runde.
Dong trank seinen, mit viel Eis, versetzten Scotch, bis er spätestens um acht Uhr pfannenfertig war, das heisst am Tisch einnickte, sofern er sich nicht zuvor auf die Matratzen retten konnte. Kinder schlürften Süssgetränke und ernährten sich vorwiegend aus bunt bedruckten Beuteln. Danach setzten sie sich vor die Fernseher. Einige herumlungernde Kleine in Schuluniformen ohne jegliche Betreuung wurden verköstigt. Hungrige Köter erhielten Knochen und Reste aller Art. Ich nippte mit einsamen Damen, wo blieben nur all die Männer, irgendwelche zweifelhaften Weine unter dem unendlichen Sternenhimmel. Während dessen erhielt ich Massagen. Dazu wurde unglaubliches Zeug erzählt, während Mitternacht unerbittlich näher rückte. Die uniformierten Kinder spielten nicht mehr. Sie sahen sich vor den Glotzen die grässlichsten Kriegs- und Gruselfilme an. Je mehr Blut floss, desto mehr staunten begeisterte, schlaflose Kinderaugen.
Der Wein wirkte vielfältig. Einerseits verschwand jegliches Schamgefühl. Andererseits füllten sich die Harnblasen. Das führte dazu, dass mandeläugige Prinzessinnen schamlos auf die Strasse urinierten, obwohl ihre eigenen Bedürfnisanstalten nur wenige Meter entfernt waren.
Ich scheute die zwei Minuten lange Pinkelstrecke zum Haus nicht, galt es doch, gefüllte Flaschen zurück zu bringen. Verständnisvolle, willige Assistentinnen halfen. Sie schenkten nach dem Halb-Marathon Wärme in den eher kühlen Abendstunden von immerhin sechsundzwanzig Grad. Die Frauen benötigten offenbar Salz und leckten mir jegliche Ansätze von Schweiss vom Gesicht. Waschlappen benötigte ich keine.
Freizeit nach den Mahlzeiten hatte ich, wenn Zocken angesagt war. Spieler reisten aus dreissig Kilometern Entfernung an. Ich richtete mir eine gemütliche Leseecke ein und verzog mich nach den Tafelfreuden ins traute Heim, um in Büchern zu schmökern. Es dauerte selten lange, bis eine der Frauen, sobald ihr Geld verspielt war, um das Haus schlich. Das Einrichten einer Klingel hätte ich mir ersparen können. Die wird bis heute, ausser vom Postboten, kaum benutzt.
Als Dick zu mir zog, änderten sich meine abendlichen Gewohnheiten. Die einheimischen Frauen waren enttäuscht, dass ich keine der ihren erwählt hatte und verunglimpften und schnitten Dick, wo und wann immer möglich. Für wenige Monate herrschte zumindest kalter Krieg.
Aus der Distanz wurde meine Sichtweise zusehends analytischer und kritischer. Über tollpatschiges Verhalten grinse ich noch heute. Aber die Umstände sind eher deprimierend und schmerzhaft, oft verursacht durch grenzenlose Gier, Neid und trieb-gesteuerte, rücksichtslose Selbstverwirklichung.
Sie kennen Goon aus den Geschichten. Ein hübscher, unternehmungslustiger Knabe von mittlerweile drei Jahren. Sein Dasein ist ein einziges Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ich sitze hilflos da und muss mir den unsäglichen Film tatenlos ansehen. Es gibt keine Behörde, welche solchen Kindern hilft.
Letzte Woche taumelte Goon um zwei Uhr, zwei Stunden nach Mitternacht, weinend und heulend in seinem Elend auf den finsteren Strassen. Seine Mutter verliess jede Nacht das Haus, weil sie das wichtige Bedürfnis fühlte, Nachtklubs zu besuchen.
Ihre zwei Brüder mit Frauen, ein Onkel mit Familie, Urgrossmutter und Grossmutter, sie alle leben in der Nähe und wussten von nichts. Jeder hätte sich gerne um Goon gekümmert.
Rechts über dem Titelbild mit Elefanten finden sie die Suchfunktion. ‚Goon‘ eingeben, return – und sie sehen eine Auswahl düsterer Ereignisse. Ich zitiere bloss zwei:
Die Leiden des jungen Goon
(1) http://wp.me/p2ljyL-c
Brüder
(2) http://wp.me/s2ljyL-bruder