Heisse Tropen-Fieber-Träume

Jahrelang empfahl ich allen Bewohnern und Gästen beim Betreten unserer Häuser in LanNa Land:
“Bitte die Moskitogitter unverzüglich schliessen. Mücken sind nicht nur unangenehme Blutsauger. Sie übertragen Krankheiten wie Chikungunya, (1) Dengue (2) und Malaria (3).“
MückeNik
Das Chikungunya-Virus wird durch den Stich verschiedener Stechmücken wie der Malariamücken Anopheles, Aedes, Culex und Mansonia übertragen. (4) Das Krankheitsbild ähnelt teilweise dem Dengue-Fieber oder dem Gelbfieber. Das Chikungunya-Virus ist mit dem O’nyong-nyong-Virus aus Ost- und Zentralafrika verwandt.

Bei Dengue existieren vier verschiedene Untergruppen des Virus. Die Krankheit zeigt häufig unspezifische Symptome oder solche, die einer schweren Grippe ähneln. Die Symptome umfassen Fieber bis 40 °C mit Schüttelfrost, Lichtempfindlichkeit der Augen und starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Ein heftiger Krankheitsverlauf tritt bei „Hämorrhagischem Denguefieber“ mit inneren Blutungen auf. Es gibt ein Dengue-Schock-Syndrom.
Gegen Dengue Erkrankungen gibt es zur Zeit weder Impfung, noch eine spezifische antivirale Behandlung.

Malaria, auch Sumpffieber oder Wechselfieber genannt, wird durch einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen.
Die Symptome der Malaria sind hohes, wiederkehrendes und periodisches Fieber, Schüttelfrost, Beschwerden des Magen-Darm-Trakts und Krämpfe.
Die Behandlung wird zusehends schwieriger, weil viele der Medikamente gegen die Erreger unwirksam sind (Resistenzbildung).

Ich erklärte oft:
„Ich litt bereits zwei Mal an Dengue. Es gibt verschiedene Arten. Der nächste Stich könnte tödlich sein“.
Mowgli und Dick hörten sich meine Warnungen, wenn wieder ein Gitter offen blieb, reaktionslos an. Die Mücken mögen mein Farangblut. Sie, die Einheimischen, werden seltener gestochen.
Weil sich keiner um den Schutz bemühte, wurde ich unfreundlich und beendete in den letzten Wochen meine Sprüche mit:
„Hoffentlich sticht Euch die nächste Anopheles- (Tiger-) Mücke!“

Ende Oktober hatte ich extreme Muskelschmerzen. Wegen der Augen mied ich das Licht. Die Körpertemperatur war normal. Das liess mich an meine Dengue-Erlebnisse denken.
Mehrere Mücken beglückten mich.
Wenn ich überall sprayte und salbte, stachen mich die Viecher in die Finger. Es kann vorkommen, dass mein Uhren-Armband etwas locker auf der Haut liegt. Ein frecher Blutsauger benutzte die Gelegenheit und stach unter das Armband.
Es gibt verschiedenste Mücken Sprays. Unter vielen fand ich Citronella, auf der Basis von Zitronengras. Mit der Zeit gab es Hautreaktionen. Dann wechselte ich auf ein anderes Präparat. Dick hat zwei Parfums, die komischerweise und unbeabsichtigt Schutzwirkung zeigen.

Im Dorf grassiert gegenwärtig eine Dengue-Epidemie.
Seit vier Tagen hatte Mowgli hohes Fieber mit Schüttelfrost. Der erste Bluttest war ergebnislos. Fehldiagnose im Spital. Zwei Tage später wussten wir, es ist Dengue-Fieber.
Der Oberarzt war wütend, als er die Schludrigkeit der ersten Blut-Analyse entdeckte.
Das Distrikt Spital ist gegenwärtig voller Dengue Patienten. Wirksame Medikamente gibt es keine, ausser Paracetamol gegen das Fieber.

Im laufenden Jahr, bis zum 6. November 2013, seien in Thailand 129 Menschen an den Folgen von Dengue-Fieber gestorben. Insgesamt erkrankten 139’681 Menschen. Alle die Opfer, welche keine Ärzte sahen und alle die Ärzte die Dengue nicht diagnostizieren konnten, verfälschen die genauen Angaben, die man getrost mit 1,987 multiplizieren kann.

Ich gönne Mowgli die neue, schmerzhafte Erfahrung, denn in seiner Behausung installierten wir die sinnvollen Gitter vergeblich.
In spätestens vier Wochen vergisst er seine Krankheit und meine Hinweise. Der ermüdende Gitterkrieg wird fortgesetzt.
Moskito Gitter sind für die Einheimischen unnötiger Luxus. In vielen Häusern stehen mehrere Fernsehgeräte. Die paar Baht für Gitter fehlen. Und wenn man Gitter hätte, müsste man lernen, sie zu benutzen.
Gegen Mücken schützen in Hinterindien Amulette. Die holt man sich nicht in der Apotheke, sondern im Tempel. Die Gelbröcke dürften weder Amulette herstellen, segnen, noch verkaufen. Der Handel floriert. Die heiligen Dinger schützen nicht nur vor Mücken, sondern wirken ebenso gegen HIV, Mundgeruch und Verkehrsunfälle!

Norbert Blüm schrieb in der Süddeutschen Zeitung vom 7. Oktober 2003:
„Die Pharmaindustrie gibt weltweit doppelt so viel Forschungsmittel im Kampf gegen Haarausfall und Erektionsschwächen aus wie gegen Malaria, Gelbfieber und Bilharziose. Das ist marktwirtschaftlich konsequent, denn die Kunden mit Erektionsschwächen und Haarausfall haben in der Regel mehr Kaufkraft als die Malaria- und Gelbfieberkranken.“

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Chikungunya-Virus
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Denguefieber
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Malaria
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Anopheles
(n) http://www.20min.ch/wissen/news/story/Tigermuecken-Eier-noerdlich-der-Alpen-nachgewiesen-10191306
(n) http://www.thailand-tip.com/nachrichten/news/thailand-droht-eine-der-groessten-dengue-fieber-epidemien/

5 Gedanken zu „Heisse Tropen-Fieber-Träume

  1. „Die Gelbröcke dürften weder Amulette herstellen, segnen, noch verkaufen. Der Handel floriert.“

    Bei diesen frommen Geschäften zeigen aber doch etliche Mönche buddhistische Genügsamkeit:
    Sie nehmen nur wohltätige Spenden an. (Nur ein Schelm denkt jetzt Böses.)

    Ferner: Da sie einen guten Draht zu höheren Sphären haben, sollte man sich nicht wundern, dass diese Mönche sehr genau wissen, welche Geldmenge zu welchem Amulett passt.

    • Hallo Achim, liebe Leser,
      verzeiht bitte, ich machte einen Fehler. Die Mönche dürfen Amulette nicht verkaufen. Sie, die Gelbröcke, vermieten Amulette und reparieren sie!
      Näheres in: TIP Forum: Überschwemmungen, Schäden und Aktionen aus Hinterindien – Antworten #1645 am: 14. Oktober 2011
      und: Heiße Amulette aus Hinterindien – Antworten #1651 am: 21. Oktober 2011, betreffend Palad Kik!
      Einige freigiebige Äbte schenkten mir Amulette. Ich trage sie nicht. Sie liegen in einer Schublade und wirken wirklich. Das betreffende Teak Möbelstück wurde bisher nicht von Würmern und anderen Schädlingen befallen.

  2. Hallo Low,
    habe lange nicht bei Dir ‚reingeschaut und auch selbst keine Zeit zum bloggen gehabt. Mir fiel auf, Dein Stil hat sich etwas in Richtung „leisen Sarkasmus“ veraendert. Gefaellt mir. Uns „Hinter-Indern“ fallen nach all den Jahren eben auch die Paralellen zum Leben in einer twighlight,- oder sollte es doch Thailightzone heissen, auf. Mach‘ bloss so weiter!

    • Hallo Pheneas
      der Sarkasmus wurde möglicherweise durch das benachbarte, bucklige Dschungelmütterchen wieder aktiviert. Zum Glück geht es morgen an die frische, warme Luft nach Borneo!

  3. Pingback: Heisse Tropen-Fieber-Träume | hinterindien | Mofachopper - Dies und Das

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