Die Rückreise nach Kota Kinabalu über Lahad Datu, Sepilok, Ranau und entlang dem Mount Kinabalu nach Tuaran lockte nicht. Vor allem, weil wir die unendlichen Staus mit dem Schwerverkehr an den steilen Hügeln kannten.
Es gibt eine inoffizielle Verbindung. Sie ist weder auf Karten verzeichnet, noch in GPS Geräten abrufbar.
Ich gab am Nüvi Tawau – Keningnau ein. Das Gerät berechnete den Weg über die ungeliebte, lange Strecke. Der direkte Weg wurde nur oberflächlich dargestellt, wenn ich das Nüvi auf Fussgänger-Betrieb einstellte. Das half uns wenig. Dann gab ich dem Gerät als Ziel Kalabakan, oder Sapulut ein. Beide Städte waren unbekannt.
Wozu gibt es Hirn, Augen und Wegweiser? Wir folgten der Strasse nach Kalabakan. Vor Kampung Merutai Besar gerieten wir in eine Verkehrskontrolle. Die Beamten wollten genau wissen, woher und wohin und wie lange wir bereits in Sabah seien. Glücklicherweise liess sich Dick vor der Reise einen internationalen Führerschein ausstellen.
Ich sagte Dick, wenn wir Sapulut erreichen, ist die Sache gelaufen. Sonst müssten wir eventuell leider umkehren. Wenige Kilometer vor Kalabakan gab es einen Kreisel mit dem Hinweis, zweite Ausfahrt Sapulut. Dann verzichteten die Verantwortlichen auf jegliche Signalisation mit weiteren Informationen.
Später, an die zweihundert Kilometer von Tawau entfernt, gab es einen beschädigten Wegweiser: Maliau Basin, Lambangan Maliau. (1) Ich war nun sicher, die Richtung stimmte.
Anfänglich kannten wir die übliche Ölpalmen-Landschaft. Später folgte echter Dschungel mit toten Baumriesen. Die Strasse war durch den andauernden Kampf gegen die Natur, den Druck der Hügel, den Wolkenbrüchen mit immensen Niederschlägen, zusätzlichem Schwerverkehr beschädigt und war öfters am Abrutschen. Es folgten dreiunddreissig Kilometer Naturstrasse, mit tiefen Löchern, Steinbrocken, Querrinnen und fast unpassierbaren schlammigen Engpässen. An unzähligen Stellen arbeiteten Reparaturtruppen mit schwerem Gerät. Wie im echten Regenwald, goss es zeitweise in Strömen. Die Strasse wurde zum Bachbett. Noch nachts um zehn Uhr hatte ich auf dem WC das Gefühl, das Badezimmer schüttle und rüttle. Dünnpfiff geprüfte Sicherheitsgurten fehlten.
Weil ich als Beifahrer wenig zu tun hatte, spielte ich während der Fahrt mit dem Nüvi. Das hinterlistige Gerät wusste genau, wo wir uns befanden und eine hasserfüllte Stimme krächzte:
„Nach zweiundvierzig Kilometern scharf rechts halten!“
Geistreich verlangte ich den Weg zum Hotel in Keningau: „Ankunft siebzehn Uhr dreissig“, antwortete die überlistete Technik. Mein Rechnungsfehler betrug bloss drei Stunden, denn ich kannte die genauen Distanzen nicht. Von Kampung Merutai Besar nach Keningau legten wir über dreihundertzwanzig Kilometer zurück.
Für Stunden gehörte die Strasse uns allein. Dann kamen sie, die schweren Langholz- und Palmöl-Transporter auf dem Weg nach Tawau. Dort gibt es eine Sperrholzfabrik. Auf einem dreizehn Hektaren umfassenden Gelände verarbeiten über tausend Personen kostbares Tropenholz. Nach erfolgtem Kahlschlag werden Ölpalmen gepflanzt.
Am nächsten Tag querten wir den spektakulären Crocker Range nach Papar. Der Crocker Range ist schätzungsweise dreihundert Kilometer lang, einschliesslich des Mount Kinabalu. Er trennt die Küstenregion vom restlichen Sabah. Die etwa sechzig Kilometer nach Papar führten hinauf in Wolken und sichtbehindernde Nebelbänke. Die Steigungen betrugen über zehn Prozent. Die kurvenreiche Berg- und Talfahrt würde sich fantastisch für Touren mit schweren Motorrädern eignen. Der Verkehr auf der gut unterhaltenen Strasse war eher bescheiden. (Diese Strasse wird auf Google Maps nicht gezeigt, ist aber auf dem Satellitenbild sichtbar.)
Nach einem scharfen Süppchen mit Meersicht, bewältigte Dick die letzten dreissig Kilometer der Sabah-Rundreise nach Kota Kinabalu problemlos.
(1) https://www.google.com/maps/preview#!data=!1m4!1m3!1d401548!2d116.8944024!3d4.8170835
(1) https://www.google.com/maps/preview#!data=!1m4!1m3!1d803318!2d116.7920557!3d4.6260671