Valentinstag und Makha Bucha

Blumen für alle meine Leser-innen!

Gleichzeitig ist in Thailand Makha Bucha Tag. (1)
Makha Bucha ist ein Feiertag der Theravada-Buddhisten. Der Tag erinnert an eine Versammlung von 1‘250 Schülern des Buddha. Sie kamen, um Buddha predigen zu hören. Der Vollmond des dritten Mondmonats, im Februar oder Anfang März, bestimmt den Feiertag.
Nach Einbruch der Dunkelheit leiten Mönche die Gläubigen zu einer Kerzenprozession, wobei der “Chedi“, das “Ubosot“-Gebäude oder eine Buddha-Statue dreifach umrundet wird. Die Teilnehmer tragen drei Opfergaben: eine brennende Kerze, drei brennende Räucherstäbchen und einen Blumenkranz oder eine frische Blüte.
Dieses Jahr werde ich keine Heiligtümer umrunden.

1957 erlitt ich einen heftigen Sturz beim Korbballspiel. Ganz langsam, schleichend lähmte mich eine Blutung im Rückenmark. Nach schweren Nächten mit Atemnöten fühlte ich eines kalten Morgens auf dem Fahrrad, wie meine Beine kraftlos wurden. Knapp schaffte ich den Rückweg zum Eltern-Haus. Kriechend gelangte ich in den ersten Stock.
Paraplegie.
Wegen des unüblichen Verlaufes und fehlender Geräte wie Computer Tomographie und MRI konnte die Diagnose nicht sofort gestellt werden.
Fast sieben Jahre verbrachte ich im Krankenhaus, begann bereits im Bett eine Ausbildung, lernte Autofahren und fand Arbeitsstellen. Trotz der Behinderung arbeitete ich in Amerika und reiste zum Vergnügen nach Südostasien.
Ich heiratete, baute ein Haus, pflanzte Bäume und wurde Vater von zwei Kindern. Das Schicksal machte keine Ausnahmen. Eine Scheidung würzte mein Dasein.

Mit der Zeit zeigten sich Ermüdungserscheinungen. Nach etwa dreissig Jahren konnte ich neben dem Haushalt die Erwerbstätigkeit nicht mehr voll ausüben. Vor allem die winterliche Kälte wirkte sich übel auf die Gelenke aus. Später flüchtete ich nach Chiang Mai und sah eine Möglichkeit, dort zu überwintern. In der warmen Jahreszeit wollte ich in der Schweiz arbeiten.
Der Plan wurde nicht umgesetzt, weil ich im Rollstuhl in der Nähe des Forschungslabors von einem Auto umgenietet wurde. Die resultierende Schulterverletzung beendete mein Erwerbsleben und schränkte meine Möglichkeiten als Rollstuhlfahrer weiter ein.
Zu Hause fiel ich aus dem Bett. Morgens um drei die bat ich die Sanitätspolizei telefonisch um Hilfe. Die 40 Zentimeter vom Boden ins Bett kosteten 400.00 Franken. Die Selbständigkeit in der Schweiz war jäh zu Ende.
Glücklicherweise hatte ich ein Häuschen von knapp sechzig Quadratmetern und Freunde in Chiang Mai. Mit Hilfe von Haushälterinnen, Masseusen und hartem Training eroberte ich wieder kleine Freiheiten und Möglichkeiten zu reisen.
Unsere Reise in Sabah war Raubbau am angeschlagenen Schultergelenk. Nach der Rückkehr setzte mich die aussergewöhnliche Kälte in Chiang Mai durch den praktisch unbenutzbaren Arm fast endgültig matt.
Im Krankenhaus lernte ich 1958 drei junge Menschen kennen, Fritzli, Heidi und Heini. Sie waren durch Poliomyelitis, Kinderlähmung, vollständig gelähmt und mussten grösstenteils beatmet werden. (2) Trotz schweren Einschränkungen erlebten sie viele glückliche Stunden mit der Nutzung verbliebener Fähigkeiten. Sie sind meine Vorbilder. Wegen ihnen verzichtete ich bisher auf eine Anmeldung bei EXIT. (3)

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Makha_Bucha#Weitere_Bezeichnungen
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Poliomyelitis
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Exit_(Schweiz)

Anstelle eine Bildes ein Link: http://tageszettel.wordpress.com/2014/02/14/art-in-paradise/

8 Gedanken zu „Valentinstag und Makha Bucha

  1. Lieber Low,
    das Dir Gedanken an „Exit“ kommen, kann ich verstehen,
    aber eine Orientierung in Richtung „Entry“ fände ich auf
    jeden Fall besser.

    Von den drei Makha Bucha Opfergaben widme ich Dir
    mangels Räucherwerk eine brennende Kerze.

  2. Bambooblog,
    Bedaure, ich wollte niemanden der Sprache berauben. Es war ein Versuch, Menschen die mich nicht kannten, über mein Gejammer wegen des unbrauchbaren Armes aufzuklären. Einarmig ist es schwierig, ein Butterbrot zu streichen oder eine Flasche zu öffnen.
    Sarkastisch: Einem Paraplegiker den Gebrauch eines Armes zu nehmen ist ähnlich, wie einem Blinden das eine Glasauge zu entwenden.

    Kmr, danke fürs Licht, ich erwähnte:
    Wegen ihnen, Fritzli, Heidi und Heini, verzichtete ich bisher auf eine Anmeldung bei EXIT. (In Thailand sind Balkon-Ferien ab 7. Stockwerk in Pattaya in Mode. Wie gelange ich einarmig nach Pattaya?)

  3. Lieber Low
    ich Danke Dir für Deinen ehrlichen Lebensbericht – Du hattest schon etwas Pech – doch ich finde Du hast eine positive Einstellung zum Leben mit einem leichten pessimistischen Unterton doch was solls, „Du meisterst Dein Leben !!“
    Glück oder Unglück ob Karma oder etwas anderes – Tatsache ist wir müssen mit dem klar kommen, mit dem was ist..- Nur der Augenblick zählt… und dann der nächste und so weiter.
    Ich weiss ich habe leicht schreiben, denn ich hatte etwas mehr Glück als Du. Vor genau 21 Jahren habe ich meinen Rücken gebrochen, sprich Kompressionsbruch und bin ganz knapp am Rollstuhl vorbei geschlittert. Ausser Arthrose in allen Knochen geht es mir gut – wir alle haben unseren Rucksack, doch meinen behalte ich, weil den kenne ich – gut.
    Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und nimm einen Augenblick nach dem anderen.
    Liebe Grüsse zentao

  4. Ich frage mich gerade, was ist schöner auf einen Berg hochgetragen zu werden – oder ihn selbst besteigen zu müssen ??
    Jeder hat so seine diversen Prüfungen im Leben zu bestehen – zumindeste meine Prüfungen möchte ich allerdings erst im Rückblick nicht missen – sie haben mich erst vorwärts gebracht. Hätte ich wählen können – wäre ich ihnen wahrscheinlich aus dem Weg gegangen – es zeigt sich also, dass alles schon seine Richtigkeit hat, nur können wir das in dem Augenblick des Betroffenseins nicht sehen. Ich glaube alle die, welche in der Lage sind z.B über Internet zu kommunizieren sind trotz aller Einschränkungen noch in einer priveligierten Situation – meiner Meinung nach.
    Gruss

    • Danke Illuminati, (auch für den Asterix)
      Richtig! Ohne Internet wäre ich hier chancenlos.
      Wenn ‚Freunde‘ immer wieder zur Zange greifen, gibt es zusätzlich die drahtlose Möglichkeit.

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