Beim Bearbeiten der Artikel zu Professor Parkinsons Tätigkeit an der ‚University of Malaya‘ in Singapur, fragte ich mich, wie der Historiker anno 1950 reiste.
Ich sah mir die Transportmöglichkeiten an. Daraus ergaben sich einige Geschichten über die Seefahrt. Danach beschäftigte mich die Fliegerei, speziell ab 1924.
Während sie auf die Flüge warten, verkürzt ihnen Andreas F. Jagor mit seinem vitaminreichen Bericht von 1857 die Zeit.
Europäische Gemüse und Früchte gedeihen hier nicht. Von den hier gebauten Gemüsen sagen fast nur Bohnen und mehrere Gurkenarten unserem Geschmack zu. Dagegen liefern die hiesigen Gärten in grosser Fülle die besten Früchte der heissen Zone. Am häufigsten ist die Banane oder Pisang (Musa paradisiaca), in sehr vielen Varietäten, bei weitem die verbreitetste und nützlichste aller tropischen Früchte. Ihr Geschmack hält die Mitte zwischen Birne und gekochter Kartoffel; sie dient als Obst und Gemüse, und wird selbst von Europäern reichlich gegessen, die sonst die meisten Früchte, sogar die köstliche Ananas, aus Gesundheitsrücksichten ängstlich vermeiden, was, so weit meine Erfahrung reicht, ein Vorurtheil ist. Keine Frucht ist leichter zu kultiviren; sobald die Fruchttraube abgenommen, wird der Stamm umgehauen, um für die aus der Wurzel aufgeschossenen jüngeren Triebe Platz zu machen; so geht es fort und fort. — Die Ananas, malayisch Nanas (Ananas sativa), von Singapore übertreffen an Wohlgeschmack alle in Java, Siam oder auf den Philippinen gebauten, und werden selbst von den in europäischen Treibhäusern gezogenen an Duft nicht übertroffen. An Süssigkeit und Saftfülle bleiben diese aber hinter der Singapore-Ananas zurück. Sie ist so billig, dass man sie in Verbindung mit feinem Sand benutzt, um das Verdeck der Schiffe zu scheuern. Man isst gewöhnlich nur die untere, süssere Hälfte und wirft die obere fort. — Von Vielen wird der Mangustan (Garcinia mangostana) für die Königin aller Früchte erklärt. Sein Vorkommen ist auf ein sehr kleines Gebiet beschränkt; weder in Ost- noch Westindien gelang es bisher, ihn zu ziehen. (Es gilt als einen der grössten Triumphe der Kunstgärtnerei, dass der Herzog v. Devonshire einige Mangusten zur Reife gebracht hat.) — Nur in gewissen Jahreszeiten häufig sind die Mangos (Mangifera indica), die, wenn sie nicht sehr gut sind, wie Aprikosen mit Terpentin, oft aber auch wie Terpentin mit Aprikosen schmecken. Dies ist eine der wenigen tropischen Früchte, von denen es viele durch Kultur entstandene Varietäten giebt. Die grösste aller Baumfrüchte ist wohl die Nangka, Jackfruit (Artocarpus integrifolia), von denen eine einzige über einen halben Centner schwer wird. Obgleich sie sehr angenehm würzig schmeckt, wird sie von Europäern fast nie gegessen. Sie ist eine nahe Verwandte der Frucht des Brodbaums (A. incisa), die hier nicht geschätzt und nur von den Eingebornen als Gemüse genossen wird. Häufiger erscheint die Papaya auf der Tafel, die Frucht des Melonenbaumes (Carica papaya), die weder die Grösse, noch den Geschmack einer sehr mittelmässigen Melone erreicht. In der inneren Höhlung liegen eine grosse Menge dunkelgrüner Kerne; sie sehen aus wie Kapern, riechen wie Kresse und schmecken gar nicht. Der Saft der unreifen Frucht enthält aber Fibrin, das ausser bei Pilzen noch bei keiner Pflanze nachgewiesen wurde. Dieser Saft, ja die blosse Ausdünstung der Blätter, mehr noch die Berührung hat die höchst auffallende Eigenschaft, die Muskelfaser zu zersetzen, das zäheste Fleisch zart zu machen.
Sehr schön modellirt und gefärbt, wie aus Wachs gebildet, sind die Jambusen (Eugenia spec. div.), deren einige wie Rosen duften. Sie erfrischen, ohne den Geschmack zu befriedigen, da ihr loses, schwammiges Zellengewebe nur schwach säuerliches Wasser enthält. (Rosenäpfel, Chomphu, – Low)
Das Bild stammt nicht von einem Markt in Singapur, sondern aus unserem Garten. Der Sukothai-Buddha weinte. Auslöser war die Beschreibung der Mangofrüchte vor seiner Nase: Aprikosen mit Terpentin!
Fortsetzung folgt
(1) http://www.gutenberg.org/files/44405/44405-h/44405-h.htm
Mit den „Jambusen (Eugenia spec. div.)“ sind eindeutig die Chomphu gemeint, die früher den wissenschaftlichen Namen Eugenia javanica trugen. Siehe auch meine Seite
http://peter-preus.de/de-th/index.html
Danke Peter für deine wertvolle Ergänzung. Meine Fragezeichen wurden damit überflüssig und konnten entfernt werden.
Deine Seite: http://peter-preus.de/de-th/index.html, empfehle ich allen Leserinnen und Lesern
Mit freundlichen Grüssen, Low