Bereits im Kindergarten fängt die Zukunft des Landes an. Wir begriffen dies, als Goon uniformiert gegen 18:00 zackig den Schönheitssalon betrat und erklärte:
„Ich muss die Nationalhymne hören.“
Pflichtbewusst schaltete Grossmutter das Radio oder den Fernseher ein. Der Kleine hörte salutierend zu und befahl: „Grossmutter, aufstehen!“
(A) In den Schulen soll das neue Fach „Bürgerpflichten“ ab November landesweit besser aufklären.
(B) Die Vermittlung von zwölf Grundwerten, welche einen guten Thai ergeben, wird in den Lehrplan integriert. (1)
1. Jeder Thailänder soll die Nation, die Religion und den König lieben, welche heute die Hauptinstitutionen der Nation darstellen.
2. Jeder Thailänder soll ehrlich, aufopferungsvoll und unnachgiebig sein und das Ideal anstreben, Gutes im Interesse der Gemeinschaft zu tun.
3. Jeder Thailänder soll seinen Eltern, seinen Erziehungsberechtigten und seinen Lehrern dankbar sein.
4. Jeder Thailänder soll wissbegierig sein und sich direkt oder indirekt immer weiterbilden.
5. Jeder Thailänder soll die gute thailändische Kultur und Tradition pflegen.
6. Jeder Thailänder soll tugendhaft sein, die Ehrlichkeit ehren, anderen Menschen gut gesinnt sein und bereit sein, anderen Menschen zu helfen und mit ihnen zu teilen.
7. Jeder Thailänder soll richtig verstehen und lernen, was die Demokratie mit dem König als Staatsoberhaupt ausmacht.
8. Jeder Thailänder soll auf Ordnung achten, Gesetze einhalten. Ein Rangniedriger bzw. Jüngerer soll ranghöhere bzw. ältere Personen respektieren.
9. Jeder Thailänder soll besonnen sein. Er soll sich seines Denkens und seines Handelns bewusst sein, wie Seine Majestät der König es empfohlen hat.
10. Jeder Thailänder soll nach der von Seiner Majestät dem König propagierten Philosophie der Selbstgenügsamkeit leben. Jeder soll sparsam sein, damit er sich in der Not helfen kann. Jeder soll selbstgenügsam sein. Wenn er etwas übrig hat, soll er es mit anderen Menschen teilen bzw. es verkaufen und seine Geschäfte erst erweitern, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind und seine Geschäfte sich gesund entwickeln.
11. Jeder Thailänder soll körperlich und geistig stark sein. Er soll sich nicht von niederen Mächten verführen lassen. Er soll gemäß der Lehre der Religion Angst vor bösen Taten haben.
12. Jeder Thailänder soll mehr an die Gemeinschaft und die Nation als an eigene Interessen denken” (2)
(C) Der Sekretär des Erziehungsministerium, Suthasri Wongsamarn, erklärte: Es soll ein Pass für gute Taten an die Schüler abgegeben werden. Die Schüler würden aufgefordert, täglich gute Taten im Pass zu vermerken. Die Schuldirektoren würden die Meldungen (ungeprüft) unterzeichnen. (3)
Massnahmen drängten sich auf, denn total harmonisch funktioniert das Land des Lächelns noch nicht. Schweizer ohne Migrationshintergrund zeigten vor meiner Abreise beispielsweise mehr Disziplin als Harmonie.
Eine einundzwanzig jährige Mutter beschwerte sich in Udon Thani bei der Polizei, dass ihr Sohn, 4 jährig, in einem staatlich geführten Kinderhort, mit einer Elektroschockpistole verletzt wurde. (4) Im Krankenhaus von Udon Thani stellte man Verbrennungen am Gesäss und an den Hüften fest.
Der Lehrer, Herr Thammanoon, erzählte dem Zeitungsmann, der Junge sei unglücklicherweise auf seine Selbstverteidigung, den Schocker, gefallen.
Im Distrikt Mae Sariang versuchte eine rabiate Lehrerin zur Strafe einem vierjährigen Bösewicht mit einem Lineal das Ohr abzuschlagen. (5) Es musste mit fünf Stichen genäht werden!
(1) http://www.prachatai.com/journal/2014/07/54539)
(2) http://passauwatchingthailand.com/2014/07/12/ncpo-der-ideale-thailander/#more-1842
(3) http://www.bangkokpost.com/most-recent/421749/education-project-to-foster-ethical-living
(4) http://en.khaosod.co.th/detail.php?newsid=1394179234§ion=12
(5) http://en.khaosod.co.th/detail.php?newsid=1406110148
Ja, im Land der Freien
wird wohl zunehmend aus Angst gelächelt,
den Mächtigen auf- oder gar zu missfallen.
Was man den Kleinsten schon seelisch und
körperlich antut.. Was hat es mit Freiheit zu tun,
wenn lächelnd Tränen fließen und Eltern vor den
Kindern nicht mehr offen reden können.
Diese Entwicklung kommt einem irgendwie aus den
Welt-Geschichtsbüchern bekannt vor. Hoffen wir
trotzdem letztlich auf gute Thai-Lösungen.
—–Was man den Kleinsten schon seelisch und
körperlich antut.. Was hat es mit Freiheit zu tun,
wenn lächelnd Tränen fließen und Eltern vor den
Kindern nicht mehr offen reden können.——
warum kommt mir bei diesen Zeilen folgendes in den Sinn: http://www.zebis.ch/Startseite/themazeigen.php?mat_id=9qeAf4VqSVsPRRwcqpApLCqTpTpNYC
Das ist natürlich keine Propaganda sondern zählt zum westlichen Bildungsgut. Es ist immer sehr aufschlussreich wie jedes System seine Untertanen erzieht. Euer Wetterfrosch Kachelmann könnte zu diesem Thema sicher auch etwas dazu beitragen – ist sicher ein überzeugter Feminist. Wie kann man nur so etwas vergleichen – wird sich jetzt der Leser fragen – hoffentlich.
Sollten hier tatsächlich Tränen fliessen und Eltern vor ihren Kindern nicht mehr offen reden können – dann hat das andere Ursachen – und hat mit der aktuellen politischen Situation nichts zu tun. Wer das Bedürfnis hat unbedingt Kindern helfen zu müssen – dem gebe ich einen Tip – wie wäre es im aktiver Hilfe in Palästina oder der Ukraine ?????
Palästina, Ukraine – vollkommen richtig und es gibt leider noch
viele grausige Orte, wo nicht nur Kindern Gewalt angetan wird.
Hier aber geht es um Lows Hinterindien Blog
und die Besognis, daß die thailändische Gesellschaft sich zu
einem Gebilde entwickeln könnte, daß in „1984“ anschaulich
beschrieben wurde. Wie schon die Kleinen „auf Linie“ gebracht
werden, ist m.E. alles andere als harmlos.
Harmlos ist auch nicht, was man diesen 4-jährigen angetan, aber
wie ja fast immer im LoS, außer den Opfern, selbst, niemand für
schlimme Vorfälle/Unfälle verantwortlich ist.
Ich denke, wenn man Thailand liebt, ist es nur legitim, sich Sorgen
zu machen. Sollte sich die Militärregierung und deren 12-Punkte-Programm als Segen für das Land erweisen, würde ich mich herzlich darüber freuen, mich in meiner Einschätzung geirrt zu haben.