Der Leser und Denker Illuminati weckte mich mit seinem Kommentar erneut aus Träumen und Tiefschlaf. Was kann er nur gemeint haben? Zweifelt er gar die verheerende Luftbelastung durch Feinstaub in Nordthailand an?
Zugegeben, mein zynischer Vorschlag, Särge mit Warnschildern zu versehen, grenzte an Leichenfledderei. Er war so sinnvoll, wie Aufforderungen, Dieselfahrzeuge regelmässig zu warten, oder Krematorien mit Filteranlagen auszustatten. Das ist bei Feuerbestattungs-Anlagen ohne Kamine, wie ich sie in LanNa Land antraf, unmöglich.
Dazu gesellt sich unsere subjektive Wahrnehmung, beziehungsweise die Wahrnehmungsfähigkeit. Einige tragen rosarote Brillen. Sie erkennen aus Selbstschutz nichts, was sie nicht mögen.
Für solche Mitmenschen gibt es keine schlechten Gerüche, weniger freundlich als Gestank bezeichnet. Sie sind gierige Allesfresser, die sogar neben stinkenden Abfalleimern oder auf schwelenden Müllhalden picknicken.
Unglücklicherweise habe ich einen empfindlichen Riechkolben. Er lässt mich jedoch die Feinheiten edler Weine erkennen, ohne sie zu trinken. Dieselbe Nase warnt mich vor verdorbenen Speisen. Auf deren Genuss verzichte ich gerne, weil ich die meisten Toiletten wegen baulicher Hindernisse, Treppen und zu schmale Türen, im Notfall nicht aufsuchen kann.
Dick kennt da weniger Skrupel. Sie isst, mit wenigen Ausnahmen fast alles, was aufgetischt wird. Danach generiert sie neue Welt-Bestzeiten im Schittathlon auf glitschigen Slaloms zu Toiletten, sofern sie sich nicht vorher übergibt. Sie tut dies mit beneidenswerter Leichtigkeit, während ich mich jeweils stark schwitzend, ergebnislos fast zu Tode würge.
In reiferen Jugendjahren konnte ich defekte Elektrogeräte dank der hohen Sensibilität der Geruchsempfindlichkeit ohne Messgeräte reparieren. Defekte Gleichrichter aus Selen, es gibt sie heute nicht mehr, rochen für mich ähnlich, wie Neugeborene mit vollen Windeln. Die „Déformation professionelle“ liess mich Jahrzehnte später bei meinen Kindern ausrufen: „Es riecht nach Selen!“ (1)
Es mag zwei Wochen her sein. Ich lag bereits im Bett und wartete auf Dick. Ihre Mutter beanspruchte ihre Anwesenheit grenzen- und zeitlos. Als Dick endlich kam, füllte sie das Haus mit stechend durchdringendem, scharfem Gestank. Sie selbst bemerkte nichts.
Die dicke Luft liess mich nicht einschlafen. Ich suchte nach einer Erklärung. Fuchs und Marder waren es nicht. Katze! Ich verliess das Bett und suchte.
Wahrhaftig – da pisste doch ein verliebter Kater in einen auf der Veranda wartenden, mittlerweile im Schlafzimmer anwesenden, flauschigen Pantoffel.
Bei Rauch differenziere ich. Gartenabfälle und Qualm toter Tiere miefen, sind jedoch in geringen Mengen unbedenklich. Gummi und Autopneus, die ich von Kleptomanewitschs Stahlwerk her kenne, hinterlassen schwerer verdauliche Spuren. Wolken von PVC, PolyVinylChlorid, gehören für mich zur Giftklasse. Weniger vorsichtige Menschen garen über diesen glimmenden Wohlgerüchen Würste und Fleisch. Die Gase riechen nach Chlorwasserstoff. Es entstehen gesundheitlich bedenkliche chlororganische Verbindungen. (2)
Bereits beim Landeanflug in Bangkok anfangs Februar tauchte die Maschine in bunte Farbkombinationen von Luft. In Bangkok ist die Luftqualität weitaus besser als im Norden des Landes.
Tags darauf besorgten wir in Hangdong Nahrungsmittel bei einem Grossverteiler. Als ich mich danach ins Auto setzte, bemerkte ich schwarz gefärbte Hände. Ich erinnerte mich nicht, dass ich dunkle Gegenstände, Apparate oder Isan-Frauen, angefasst hätte. Meine Handflächen blieben während drei Wochen in Chiang Mai mehr oder weniger dunkel. Waschen half nur kurzzeitig.
In Nakhon Sawan verminderte sich die Einfärbung. Drei Tage später, in der Gegend des Mae Tha Chin, Distrikt Sam Phran, Provinz Nakhon Pathom, verschwand die Verfärbung allmählich. Ich nehme an, es handelte sich um chemische Reaktionen, ausgelöst durch Luftverschmutzung, feuchte Hände und die metallenen Greifringe des Rollstuhls.
Heute vernahm ich telefonisch aus Satun und las in Zeitungen, dass sogar Chiang Mais Gouverneur Suriya Prasanbanthit nach reiflichem Nachdenken (ca. 3 Wochen) über die Luftqualität im Norden besorgt sei. Vermutlich werden dieselben Massnahmen ergriffen wie üblich: Ausser leerem Gerede – gar nichts.
Seit fünfzehn Jahren liegt ein neuer Feinstaub-Rekord in der Luft, denn so etwas erlebte ich nie zuvor.
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9formation_professionnelle
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Polyvinylchlorid
(3) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/61359
Bild: Paddler kämpft gegen treibende Wasserhyazinthen am Mae Tha Chin.
Was kann er nur gemeint haben? Zweifelt er gar die verheerende Luftbelastung durch Feinstaub in Nordthailand an?
Nein, die Aussagen zweifele ich nicht an. Persönlich war ich vor ca. 10 Jahren das letzte mal ich ChiangMai.
Was ich meinte mit unterschiedlichen Welten ist folgendes: Da wo ich wohne, kehren die Besitzer der Siedlung regelmässig die Strasse vor ihrem Haus. Wir haben hier Mülleimer wie ich sie aus D kenne — allerdings keine 3 sondern nur einen und die werden alle 2 Tage geleert. Luftverschutzung gibt es auch keine, hier in der Stadt macht niemand Privatfeuerveranstaltungen. Sogar dort wo unsere Kautschukbäume stehen – ca. 10 Km ausserhalb der Stadt, ist bei den meisten Behausungen relativ sauber — Ausnahmen gibt es, aber die halten sich im Rahmen.
Das Schulumfeld hier wo unser Sohn lebt – schätze ich mittlerweile besser ein als in D, wir haben auch den dirketen Vergleich – eingeschult wurde unser Sohn noch in D und erst im letzten Jahr bei einem Kurzbesuch konnte traff er seinen alten Schul und Spielkammeraden — dessen Eltern hatten zwischenzeitlich ihre beiden Kinder auch aus den öffentlichen Schulen genommen – und auf Privatschulen geschickt, weil sie mit den Zuständen der staatl. Schulen nicht mehr klar kommen — ein Spichtwort dazu z.B Genderstudien und das ändern der Lehrpläne. Ich selbst kontrolliere und unterstütze meinen Sohn bei Mathe – ich bearbeite alle Aufgaben die er bekommt, natürlich alles auf Thai. Im kommenden Schuljahr 6.Klasse stehen die Aufnahmeprüfungen für die weiterführenden Schulen an — und die sind recht schwiergrig — wenn ich Klassenabeiten z.B aus der Schweiz und D aus der Klasse 6 als Referenz nehme – sind die Aufnahmetest anspruchvoller …..
Auf die Schule die mein Sohn gerne möchte, sind bei der Aufnahemprüfung ca. 2000 Schüler davon werden ca. 200 angenommen. Um das alles bewältigen zu können, gehen alle Schüler mit ähnlichen Wünschen in Zusatzunterricht – der jetzt gerade im entscheidenden Jahr sehr umfangreich ist. Ich checke auch dort das Lehrmaterial und die Fortschritte die gemacht werden – und im grossen und ganzen bin ich zufrieden — es gibt natürlich auch Dinge die zu bemängeln sind — die versuche ich dann zu beheben. Ein komplettes Schuljahr 2 Terms kostet mit Zusatzunterricht ca. 100k Baht — in D zahlen die Eltern des Freundes meines Sohnes ungefähr den selben Betrag – auf einer christl. Schule.
So ungefähr sieht der Alltag bei mir aus — morgens lernen (Thai) bin jetzt fast fertig mit dem Stoff der 2. Klasse — Ziel ist bis zur 6. Klasse, Mathe Aufgaben korregieren und neue zusammenstellen, auch mit Lernmaterial aus D — für den Bereich wo es Lücken gibt. Die ganzen Thaitestaufgaben selbst rechen ….. dann je nach Bedarft Arbeiten auf der Plantage, das wird jetzt aber immer weniger, je grösser die Bäume der Neupflanzung werden. Mein neustes Projekt ist — mir Kenntnisse der Programmiersprache Java aneignen, dasmit ich eigene Apps für das Androidsystem basteln kann — es soll meinen Sohn motivieren es auch selbst zu versuchen, denn er ist ein leidenschaftlicher Minecraft Spieler — und ich möchte ihn vom reinen Spielekonsomenten weg – eher hin in die Richtung eigene Spiele selbst zu entwickeln bringen. Das wird auch funktionieren – wenn ich damit Erfolg habe — dann will er das auch können. Er sieht dann auch, dass man ohne Lehrer etwas lernen kann, von dem man zuvor keine Ahnung hatte — im Moment glaubt er lernen tut man nur auf der Schule — und die Freizeit ist zum Spielen da.
Ach ja, was macht meine Frau, die verdient das Geld, das Geld das benötigt wird, das bei den derzeitigen Kautschukpreisen fehlen würde — sie macht das sehr gut — ich lass die Summe aussen vor, denn es würde niemand glauben.
Das ist es was ich meinte – mit wir leben in unterschiedlichen Welten – ich war die Hälfte meines Arbeitslebens immer weltweit unterwegs – heute habe dich einen Fixpunkt – aber mein Leben läuft in ähnlichen Bahnen wie zuvor, .zuvor war ich zu Hause nie präsent, heute bin ich der Haushund … so gut wie immer vor Ort. Das ist es was ich auch wollte, ich habe kein grosses Reisefieber mehr.
Warum so viele Ausländer mit einem Leben in TH Probleme haben, kann ich nur vermuten, denn ich kenne es auch anders – ich bin zum 2. Mal mit einer Thai verheiratet. Ich weiss auch was Luftverschutzung ist – denn die Ex kam aus Sukhothai — ist zwar nicht ganz im Norden — die Brandrodungen der Reisfelder sind dort auch — und vieles andere auch worüber du schreibst.
Heute sind das für mich nur noch Erinnerungen ……..
Gruss
Danke Illuminati,
so verschieden sind unsere Welten doch nicht. Nach deinen Ausführungen und meinen Erfahrungen besteht ein erhebliches Nord-, Süd-Gefälle. In Satun sind die Strassen gepflegt. Das Dorf ist sauber. Abfallprobleme gab es vielleicht in der Vergangenheit, während in Phonpat gegenwärtig der ehemalige Kinderspielplatz trotz eigentlich geregelter Kehrichtabfuhr als Müllhalde dient.
Unser Pflegesohn Mowgli entwickelt sich erfreulich. Er bestand mehrere dieser Auswahlverfahren aus eigenem Antrieb. Die Selektionsrituale sind reine Marterpfähle und taugen schlussendlich wenig. Was machen denn all diese abgewiesenen Junioren? (In Phonphat gibt es einen jungen, diplomierten Pharmakologen, Universität Chiang Mai, der nicht weiss oder interpretieren kann, was H2O ist
Zu Beginn von Mowglis gegenwärtiger Ausbildung waren fast 30 Schüler in der Klasse. Schwangerschaften, Alkoholismus, Drogen und Kriminalität eliminierten 65 % der Jugendlichen. Zur Zeit sind nur noch fünf Schüler aktiv. Aber der Herr Direktor erklärte bereits vor Jahren, wenn drei Schüler den Abschluss schaffen würden, sei das Ziel der Lehrerschaft (was schaffen diese Lehrer?) erreicht.
Um Mowgli machen wir uns wenig Sorgen. Trotz mangelnder? Betreuung wurde er der Musterschüler. Gegenwärtig lernt er in den Ferien staunend Südthailand und Langkawi kennen.
Selamat aus Kuah
Ich persönlich halte von keinem staatl. Schulsysteme sehr viel — das Ziel ist in jedem Staat dasselbe — Systemlinge zu produzieren.
Früher waren wenigstens die Grundlagen der Rechtschreibung, Mathe und Deutsch in D gewährleistet – was ich nach heutigem Massstab nicht mehr unterstreichen kann.
Hier in TH dagegen hat sich eine Menge getan – seit ich vor mehr als 20 Jahren das erste Mal hier war – vieles ist besser geworden, gerade im Schulsektor. Die Basisfächer hier werden vermittelt – wenn natürlich Schüler nicht lernen wollen, lässt sich auch nichts ändern.
Ich sprach auch Mängel an, die sieht man nicht auf den ersten Blick. Ein Bsp.: unser Sohn hat ja auch Mathe Zusatzunterricht – in den Prüfungen wird erwartet, das algebarische Summen/Produkte mit Variabeln und entsprechenden Klammern ausgerechnet werden können. Im normalen Schulunterricht der 5. Klasse wurde das noch nicht behandelt – im Zusatzunterricht schon – ich hatte das kontrolliert. Die entsprechenden Prüfufungsaufgaben hat er aber immer falsch gerechnet — ich frage ihn immer kannst du das oder nicht — wenn er sagt er kann es, dann sage ich – rechne! — Ergebnis – fast immer falsch. Ich fand heraus – dass er die Minusklammern immer falsch aufgelöst hatte. Nachfrage: ist dir bekannt, bei Minusklammer auflösen die Vorzeichen ändern? Kurzes nachdenken – ja, das hätte er schon einmal gelernt – ich – und warum machst du es nie ?? Keine Antwort. Ich: zeig mir deine Übungsaufgaben zu den Minusklammern — Er: Übungsaufgaben — hat er nie machen müssen — gibt es keine …. !!! Das war das Problem: er hatte das mit der Minusklammer gelernt – 2, 3 Beispiele gerechnet — nie wieder geübt — und logischerweise alles vergessen. Bei meinem letzten Aufenthalt in D hab ich mir ein Unterrichtsbuch gekauft mit dem ich früher diese Dinge gelernt hatte — da gab es unzählige Übungsaufgaben mit zeilenlangen Klammerausdrücken — als er es zum ersten Mal sah – meinte er, das könne er nie rechnen …. wir fingen zusammen an und er erkannte schnell — es geht — es ist reine Übung. Mit dem Klammerrechnen hat er keine Probleme mehr … aber ich muss jetzt quasi für jeden Aufgabentyp der in Prüfungen erscheint und den er nicht rechen kann — Übungsaufgaben zusammenstellen — das ist ein recht zeitaufwendiger Prozess.
Die Thais lernen es theoretisch schon – es wird im Regelfall aber nicht eingeübt, das bleibt dem Schüler überlassen (das scheint so eine besondere Form des Freien Thai zu sein, niemand wird gezwungen ) — nur, wäre ich früher nicht gezwungen worden es zu üben, hätte ich es auch nicht gelernt …….
Es gibt aber immer ein paar Prozent die trotzallem – warum auch immer, die Materie berrschen ….. die meisten haben aber nur den Uniabschlusstitel im Blick — das was sie dazu machen mussten war nur Mittel zum Zweck – und nicht wirklich wichtig. Aber ist das im Westen nicht im wesentlichen das gleiche — seit PISA …..
es gibt hier in TH diverses was man anders angehen könnte — es ist aber das Land der Thais und deren Job — ich nehme da meine Befindlichkeiten zurück, denn wenn es mir nicht zusagt kann ich jeder Zeit hier verschwinden. Nach meinen Erfahrungen gibt es aber für mich kein freiwillges zurück, denn die Vorteil wiegen die Nachteile mit einem riesigen Abstand auf.
Gruss