Jugendzeit. Sommerferien. Das bedeutete, während fünf oder sechs Wochen keine Schule. Meine Familie verreiste öfter in die Berge. Als ältester Sohn durfte ich im weit entfernten Dorf Lebensmittel, vor allem Brot besorgen. Schon bei Matthaeus 6:11 steht geschrieben: Unser täglich Brot gib uns heute. Diese Worte trafen damals speziell auf radfahrende Sekundarschüler zu.
Wesentlich angenehmer fand ich Ferien am Murten-See. Baden und angeln bereiteten mehr Spass, als wandern in dünner Alpenluft, verbunden mit Kuhfladen-Slalom in reich gesegneten Auen und Wiesen. Die Verpflegung am See wurde täglich frisch geliefert. Für seltene Einkäufe im Dorf ruderte ich mit dem Boot in See und Fluss, wo ich den morschen Kahn an der Brücke fest band.
Gerne besuchte ich meine Grosseltern. Grossvater verbrachte viel Zeit mit mir.
Wir suchten Pilze, sammelten Holz für den Winter an den Jura-Hängen und unternahmen täglich Ausflüge in die nähere Umgebung. Der alte Mann wusste Bescheid, wo er einen Römer mit köstlichem Blauburgunder bekam.
Mowgli hat wesentlich längere Ferien als ich sie erlebte. Das Schulsystem und dessen Exekutive lassen jedoch die Kinder die Ferienzeit nicht ungestört geniessen. Kurz nach Ferienbeginn wurden die Resultate der Prüfungen im Schulhaus mitgeteilt. Persönliche Anwesenheit war erforderlich.
Viele Eltern schicken ihre Sprösslinge während den Ferien in die Sommerschulen!
Mowgli genoss wenige Tage auf Langawi und in Satun. Er wäre zu gerne länger im Süden geblieben. Die Herren Pädagogen riefen ihn letztes Wochenende zwecks Materialausgabe, Uniformen und Lehrmaterial, auf Freitag zurück. Er versuchte, dieses Aufgebot zu verschieben. Der Oberlehrer beharrte unerbittlich auf seiner Aufforderung, obwohl die Ferien danach während Songkran, Thai-Neujahr, bis mindestens Ende April andauern. Das ist angewandte Erziehung zum gehorsamen Staatsbürger.
Für seine ersten Reise buchten wir einen Direktflug von Chiang Mai nach Hat Yai.
Asiens angeblich „günstigste“ Fluggesellschaft bietet wenig Service, verlangt für jede Leistung Zuschläge. Sie ist selten wirklich preisgünstig. Wer blind der Werbung vertraut und keine Preise vergleicht, bezahlt für bescheidene Angebote zu viel. Oft kassierten Fluggesellschaften mit hervorragenden Leistungen weniger als der Billigflieger.
Für Mowglis Rückflug buchten wir eine andere Airline. Der Preis war trotz Verpflegung günstiger. Der Junge lernte zudem einen weiteren Flugzeugtyp kennen. Er übte das Umsteigen im provinziellen Don Mueang. Über seine Erfahrungen sandte er ein Mail.
„When I come to Don Mueang I almost lost way. I go and ask the police. I don’t come out from the airport yet. Where can I check in Don Mueang to Chiang Mai?
This Guy smell out of mouth very bad. He say go to 2nd floor.
I say thank you.
I not sure I ask others one more now is the woman. She say go to 3nd floor.
Now is correct and same thing go check in Gate again.”
Am vergangenen Freitag erhielt ich unverhofft Staatskunde-Unterricht. Zu dritt sahen wir am Fernsehen auf Kanal 190 das “Thailand Philharmonic Orchestra“.
Der Deutsche Stefan Willich dirigierte die 6. Symphonie, komponiert von Ludwig van Beethoven.
Eine bezaubernde Flötistin bereicherte durch ihre blosse Anwesenheit das Konzert. Der erste Satz war gespielt, der zweite kaum begonnen, unterbrach das Signet des NCPO, National Council for Peace and Order, die Musik. Herr General Prayut Chan-ocha sollte seine wöchentliche Rede halten.
Während der Fussball-Weltmeisterschaft konnte der Termin der Ansprache des Generals wegen eines wichtigen Spiels verschoben werden. Für die Pastorale, Beethoven arbeitete 1804 zwei Jahre lang daran, gab es leider keine Ausnahme, auch nicht für Kanal 190.