Hugo Loetscher wurde am 22. Dezember 1929 in Zürich geboren. 1964 wählte ihn die Weltwoche als Doktor der Literatur zum Redaktor des Feuilletons. Dies knapp ein Jahr nach dem Erscheinen seines Werkes «Abwässer – Ein Gutachten».
Herr Loetscher war kein Blogger. Seine Bücher sind auf echtes Papier gedruckt, verlegt von bedeutenden Häusern. Dennoch hatte Loetscher Probleme.
Dem Zürcher Germanistikprofessor Emil Staiger behagte zeitgenössische Literatur nicht. Staiger schrieb: «Wenn solche Dichter behaupten, die Kloake sei ein Bild der wahren Welt, Zuhälter, Dirnen und Säufer Repräsentanten der wahren, ungeschminkten Menschheit, so frage ich: In welchen Kreisen verkehren sie?»
Max Frisch, Manuel Gasser, François Bondy, Peter Bichsel und natürlich Hugo Loetscher selbst parierten den professoralen Angriff. Loetschers Wortmeldung fiel durch Sachlichkeit auf.
Meine Berichte stammen grösstenteils aus einem Land, wo das durchschnittliche Leben als Schau zelebriert wird, wo Uniformen, Hohlköpfe und Schminktöpfe einen höheren Stellenwert haben als Tugenden oder Moral. Professor Staiger würde sich Ärger ersparen und “Hinterindien“ mit Verachtung strafen, denn – in welchen Kreisen verkehrt der Autor?
Deshalb schreibe ich nicht über Abwässer, sondern über Abwasserrohre. Seit einigen Wochen wurden an der Hauptstrasse Wasserrohre verlegt. Mit welchem Zweck konnte ich nicht ergründen, weil die Leitung beim Strassenverkehrsamt weder einen definiert wichtigen Anfangspunkt, noch bei unserem Gässchen vorläufig ein sinnvolles Ende hat. Wahrscheinlich ist sie ein kleines Stück eines geplanten grossen Netzes.
Ich rechnete stündlich damit, dass uns jemand die Meldung übermittelt:
„In zwei Tagen oder morgen bleibt ihr Zugang zur Hauptstrasse wegen Leitungsbau gesperrt.“
Es gab keine Meldung, keine Signalisation oder Bauschranken, als am Samstag mit schweren Maschinen der Belag des Strässchens ohne jegliche Sorgfalt aufgerissen und auf Grundwassertiefe gegraben wurde. Vermessungsingenieure zeigten landesüblichen Umgang mit teurem Gerät. Kleinere Landschäden wurden mit Lächeln quittiert. Beachten sie bitte die farbig fröhlichen Schutzanzüge und die ultramodernen transparenten Helme.
Grabung
Vermessungsingenieure, im Hintergrund Marktstände. Bei der Vermessung sah man, da sind echte Männer am Werk, Triangulation ist Nebensache. Die haben ihre Wasserrohre selbstverständlich jederzeit im Griff.
Genaue Markierung mit Spray und Messband
Ramponierte Telefonkarten-Ladestation
Wieder mal Spitze: „die ultramodernen transparenten Helme“, hahaha, nicht zu vergessen die geschickt getarnten flüssigkeitsresistenten Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen und Rutschhemmung!
Danke Paul. Am Schuhwerk arbeitete ich noch (geistig). Deine Formulierung ist super. SUVAL (CH) geprüft!
Dick war entsetzt, dass heute keine – Fortsetzung – der Erdarbeiten statt fand.
Bei der Vermessung sah man, da sind Männer am Werk, Triangulation ist Nebensache. Die haben ihre Wasserrohre jederzeit im Griff.
Danke Dir Long
das ist wieder eine ganz, humorvolle, leicht sarkastische Baureportage, welche mich schmunzeln lässt. Es tut gut zu sehen, das die Welt noch nicht perfekt ist, und das Männer auch in Asien, einfach nur Männer sind und sie machen ihren Jop so gut wie, es eben möglich ist.
Liebe Grüsse zentao
Danke Zentao,
wenn die Wasserleitungsspezialisten, eingeschlossen die Abwasserleitungsspezialisten, mit dreihundert Metern länge zufrieden wären, hätten wir wenig Probleme. Manche Herren in Thailand wagen sich jedoch in weibliche Domänen und verkörpern sich als Lady-Boy. High Heels im Morast lösen in mir aber als Tierschützer Empörung aus.
Das kann ich verstehen
lg zentao