Verlorene Übersicht?

In drei Jahren verfasste ich auf WordPress bis heute freiwillig mehr als 375 Beiträge. Ich räumte auf und archivierte. Einerseits erstaunte mich die Vielfalt der Themen.
Zahlreiche Erlebnisse sind Momentaufnahmen. Sie unterlagen im Laufe der Zeit eigentlich ständigen Wechseln, ähnlich dem Wetter. Die meisten Menschen fotografieren nur bei Sonnenschein. Ich beschrieb Schattseiten und Unwetter, meist zurückhaltend, stark beeinflusst durch westliche Erziehung, Literatur und Moral.
Andererseits gestehe ich, in Nordthailand, im Dorf am Reisfeld rotiere ich gedanklich an Ort und Stelle. Es gibt kaum Positives zu berichten. Die Rubrik müsste lauten: Sex, sex, sex, Gedankenlosigkeit, Unglücksfälle und Verbrechen!
Bedauernswert finde ich die Situation der Jugendlichen hier. Ausser an technischen Spielzeugen und gewaltverherrlichenden Computerspielen, zeigen die jungen Leute keinerlei Interessen. Neugier und Wissensdrang der Kinder wurden durch Lehrer, Fernsehen oder Elternhaus nie geweckt. Mowgli erreichte den Zenith seiner Bildung vor vier Jahren. Seitdem lernte er nur wenig dazu. Er übte sich trotz regulärem Schulbesuch fleissig im Vergessen. Weil seine Kollegen noch vergesslicher und vor allem eingebildeter sind, ist er trotzdem einer der Besten.
Wir kennen es von Handwerkern: Saubere, vertrauenswürdige Ausführung von Arbeiten, besonders Reparaturen, gehören in die Kategorie Seltenheit. Fachkenntnisse und geforderte Vorsicht, werden meistens durch mass- und sinnlose Kraft ersetzt.

Die Szenen ähneln sich. Sie passen fugenlos, besser als ein Puzzle, zusammen.
Vor einigen Tagen verfasste ich einen unglaublichen Artikel, eigentlich nichts Neues unter gleissender Tropensonne – oder unter dem unendlichen Sternenhimmel. Glücklicherweise löschte ich meine krassen Informationen unfreiwillig durch einen Muskelkrampf in der Hand – ausgelöst durch einen Blitzschlag.
Die Menschen des Dorfes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, benehmen sich wie im Irrenhaus. Ich hatte diesen Eindruck beim Verlassen Ende August. Jetzt, Ende Mai, nach einer unfreiwilligen Rückkehr aus der Idylle Satun, bleibt meine Meinung unverändert.

Die trügerischen Wahrnehmungen dürften an mir liegen. Bereits vor drei Jahren schrieb mir ein speziell netter, verantwortungsbewusster Mensch:
Deine Weisheiten sind auch nur durch ein „sehr kleingestricktes“ Fernglas verifizierbar…. und ganz sicher nicht allgemeingültig.
Ja. In meinen Geschichten, nicht nur dort, fehlen meistens Verstand und globale Großzügigkeit.

Eigentlich bin ich von Hinterindien gesättigt und habe genug, speziell von Nordthailand. Meine komfortabelste Unterkunft in Asien liegt bedauerlicherweise auf diesem Fleck Erde. In LanNa Land erlebten wir zu viele spezifische Un- und Eigenarten.
Leider kann ich kaum zurück nach Europa. Ich ertrage das Klima, ebenfalls die pseudo-helvetische Gutmensch-Politik, eingebunden in den driftenden, fremdbestimmten Ballon Europa, nicht mehr. Eine zukünftige Betreuung in eidgenössischen Alters- und Pflege-heimen ist nicht erstrebenswert. Eine Erdbestattung in jener Gegend erwäge ich nicht, weil bei eisiger Bise (Nordwind) im ungeheizten Behältnis zusätzlicher Rheumatismus droht. Deshalb suchen wir weiter nach einer angenehmen Unterkunft, kleines Haus in grossem Garten, im milden Süden.

10 Gedanken zu „Verlorene Übersicht?

  1. das einem Nordthailand nicht zusagt, ist für mich ungewöhnlich. Ich kann verstehen, wenn jemand das von Phuket, Pattaya oder Koh Samui erklärt – aber Nordthailand?

    Ich kenne nun Chiang Mai seit 30 Jahren sehr gut, seit ca 13 Jahren lebe ich fest hier. Nirgends sind mir nettere Menschen begegnet, als hier im Lanna-Land. Ich war mehrmals in Fang, bei sehr armen Leuten – auch hier, eine noch nie erlebte Gastfreundschaft erlebt. Da ich die Abzocke von Phuket und Koh Samui auch kenne – würde ich jedem raten, der sich mit dem Gedanken befasst, nach Thailand auszuwandern – das er sich in Norddeutschland niederlassen sollte. Erstens sind m.E. die Lanna-Thais wesentlich gastfreundlicher als die Süd-Thais, ausserdem sind die Preise noch nicht ausländer-verseucht, wie in den Touristen-Metropolen. Dazu noch das angenehme Klima, zumindest für ca 8 Monate im Jahr und letztendlich ist der Norden um einiges sicherer als der Süden. Selten mal das ein Farang gekillt wird, in Phuket fast täglich. Man kann hier ohne Probleme nachts mit dem Motorrad nachhause fahren, es ist genauso sicher wie in Deutschland auch. Passieren kann überall was, aber in CM eher weniger, als in den anderen sehr gefährlichen Städten und Touristen-Metropolen.

    Ist meine persönliche Ansicht (ohne rosarote Brille) – ein anderer hat wieder andere Erfahrungen.

    • Danke für den Kommentar.
      Chiang Mai bietet wirklich viel. Ein hervorragendes und preisgünstiges Gesundheitswesen nebst reichhaltigen Einkaufsmöglichkeiten. Das fehlte uns.
      Weniger erwünscht ist die enorme Luftverschmutzung. Seit wenigen Jahren sind in gewissen Gegenden Wasserqualität und Menge nicht mehr zufriedenstellend, weil gedankenlos gepumpt wird.
      Die ganze Provinz, Pflanzen, Tiere und Menschen erdulden eine Dauerberieselung mit Feinstaub. Im Süden, in der Nähe von Malaysia, genossen wir saubere Luft und reines Wasser. Knackiges Gemüse und frische Salate schmeckten hervorragend. In Chiang Mai leide ich bei ähnlicher Ernährung an Verdauungschwierigkeiten. Ist es die überdosierte Agro-Chemie oder ganz einfach die Dreckbelastung?
      Deine Empfehlung: „Da ich die Abzocke von Phuket und Koh Samui auch kenne – würde ich jedem raten, der sich mit dem Gedanken befasst, nach Thailand auszuwandern – das er sich in Norddeutschland niederlassen sollte,“ ist richtig.
      Würde ich die Kälte ertragen, könnte ich mir Nord-Norwegen (frische Fische und Garnelen) oder gar Finnland vorstellen.

  2. Das Leben ist nie ganz leicht und wir alle haben unsere Rucksäcke, die haben leider, einen etwas grösseren.
    Die Jungen Menschen nicht aus der Masse herausragen, sie wollen nicht besser sein als ihre Freunde. Eine nicht nur Asiatische Eigenheit. Schreib bitte weiter, auch wenn es Dir oft schwer fällt, Deine Geschichten, solltest Du, wenn möglich irgendwie veröffentlichen, es sind echt tolle Geschichten
    Liebe Grüsse zentao

    • Danke zentao.
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      http://www.tipzeitung.de
      kontakt@tipzeitung.de.
      In Deutschland erschien eine doppelt so voluminöse, gebundene Ausgabe:
      Low, Geschichten aus Hinterindien. Zenos Verlag, Segnitz bei Würzburg, 2011, 416 Seiten, 29.80 Euro, ISBN 978-3-931018-22-1.

      Das gelesene Papier eignet sich hervorragend zum Einpacken von Würsten oder Kleingebäck.

  3. Vor 15 oder 17 Jahren, als wir uns von Koh Phangan verduennisierten, war ich vor der Entscheidung, Nord oder Suedthailand.
    Die Chiang Mai Gegend haette mir im Grunde genommen als leidenschaftlichem Bergwanderer mehr zugesagt, aber der Sueden war naeher.
    Nach einer dreimonatigen Probezeit bei den seinerzeitigen Schwiegereltern in der Naehe bin ich nun eben so lange hier (drunten)
    War eine der guten Entscheidungen in meinem Leben.
    Bekomms ja im Tip immer wieder mit, zwei oder mehr Monate dort wegen der Rauchbelaestigung kaum auszuhalten.
    Ich werde hier nicht Tacheles schreiben, aber deine letzten Beitraege, schonungslos, auch a bissl verschluesselt, indizieren das, was ich schon vor langer Zeit einmal angemerkt habe.

    Low, du hast meinen vollen Respekt, aber du bist zu wenig hart/brutal zu deinen Liebsten und Anhang.
    Nur eine Feststellung nach meinem Gefuehl.
    Als letztes: Was soll ein wunderschoenes Haus im Sueden bringen, wenn die Frau/Freundin nicht 100prozentig hinter dir steht? Und du ihr auch noch irgendwie misstraust!

    fr

    • ja, der Smog ist das einzigste, was mich auch stört. Sind keine 3 Monate mehr – heuer waren es ca 4 Wochen und es wird jährlich etwas besser. Wir machen dann in dieser Zeit unseren jährlichen Urlaub am Meer, momentan eben Hua Hin. Ich wollte Anfangs auch eigentlich ans Meer ziehen, aber Phuket ist mir zu kriminell, ebenso sämtliche Touristen-Metropolen am Meer. Wäre dann hächstens noch ab Prachuab Khiri Khan oder zwischen Trat und Hat Lek ideal. Aber meine Frau ist eine echte Lanna – also haben wir uns für ihre Heimat entschieden und ich habe es bisher nicht bereut. Vor allem am Lande, also ausserhalb der Stadt Chiang Mai findet man hier noch natürliche, hilfsbereite und gastfreundliche Thais. Auch die Stadt ist bei weitem nicht so hektisch, wie Bangkok, Phuket oder Pattaya.

    • Franzi, danke für das freundliche, einfühlsame Schreiben. Du bist ein bemerkenswert sorgfältiger Leser und kombinierst fast richtig.
      Dick rettete mir verschiedentlich das Leben. Spektakulär in einem bekannten Krankenhaus, als sie unfähiges Personal wegschickte und den notwendigen Spezialisten organisierte. Seit der Kälteattacke im Januar 2014, bin ich fast vollständig von ihr abhängig. Es gibt zwei Orte in Asien, wo ich mich während zwei Wochen durchmogeln konnte. Ich bewies es im letzten Jahr in Malaysia. Für mich war es jedoch wie Weihnachten und Ostern zugleich, als die Lebensqualitätsmanagerin und kurvige Freudenspenderin wieder im Hotel eintraf. Leider kenne ich niemanden, der sie ersetzen könnte.
      Sie denkt. Zusätzlich hat sie feinfühlige, geschickte Hände. Im Pflegeheim bräuchte es wohl einen Arzt und zwei ausgebildete Pflegerinnen, um ihre Hilfeleistungen – auf den Tag verteilt insgesamt fünfundvierzig Minuten – auszuüben.

      Weil ich nicht annehme, dass ich hundert Jahre alt werde, sondern eher früher als später eingeäschert werde, versuche ich für sie, die wichtigen Kontakte zur Familie zu erhalten. Sie litt an kriegsbedingten Depressionen, als ich sie kennen lernte. Ohne mich und ohne Familie – Kinder, Grosskinder, Mutter – würde das Leben für sie grausam schwer.
      Ein begrenztes Misstrauen könnte unterschwellig vorhanden sein. Meine wahren Ängste sind jedoch, dass ich sie durch einen Unfall verlieren könnte.
      Ein Haus im Süden ist deshalb erforderlich, weil ich mich eher umbringen würde, als eine weitere Kälteperiode jn Chiang Mai zu erleiden.
      Das gemietete Haus in Satun machte uns regelmässig krank. Das Schimmelmyzel in Holz-Türen und gemauerten Wänden konnte nicht eliminiert werden. Das sorgfältige Reinigen der Oberflächen war erfolglos. Wie wir ermittelten, bezahlten einige Personen ihren Aufenthalt dort mit ihrem Leben. Deshalb flüchtete ich anlässlich der letzten Erkrankung sofort in unser komfortables Haus im Norden. Verglichen mit Satun ist die Hitze gegenwärtig unangenehm. Sobald in Chiang Mai regelmässige Regenfälle einsetzen, bin ich zufrieden.

      Liebe Grüsse nach NST, Low

  4. Pingback: Blogs die mich inspirieren | zentao blog über zen + anderes

  5. Hallo,
    wenn du den Norden wieder verlässt um in den Süden zu wechseln – würde ich dir einen Abstecher nach Lan Saka empfehlen (gesamte Region). https://de.wikipedia.org/wiki/Amphoe_Lan_Saka Das dürfte der Ort mit der saubersten Luft in TH sein …. laut Thais. Es ist auch ein bergiges Land – und ist ein paar Kilometer von Nakhon Si Thammarat entfernt.

    Die gesamte Region ist auch relativ preiswert – auch Wohnraum in guter Qualität dürfte dort zu finden sein, denn es wurde die letzten Jahre viel gebaut. Man ist nicht direkt in den von Westlern bevorzugten Touristengebieten – aber im Umkreis von ca. 300 km findet man alles z.B Raum Krabi, Phuket, Koh Samui, Chumphon, Satun, Grenze zu Malaisia ….. wenn man lieber spezielle thail. Erholungsplätze bevorzugt, die im Regelfall nicht identisch sind mit den westlichen Vorlieben – gibt es in dieser Region sehr viel … diverse Wasserfälle, Naturparks etc. pp

    Wir wohnen ca. 50 km Luftlinie von Lan Saka und ich komme ja vom Bodensee, bin also einen gewissen Standart gewohnt, See, Alpen, Italien, Frankreich …. alles in einem ähnlichen Radius wie hier auch. Wirklich vermisst habe ich meine alte Heimat noch nicht …. ist zwar nicht das Gleiche, aber ähnlich abwechslungsreich – natürlich innerhalb einer anderen Themperaturskala.

    Den Raum Satun kenne ich von mehreren Kurzaufenthalten – er ist aber aus meiner Sicht weniger gut erschlossen und bei deinem Gesundheitszustand möglicherweise nicht der optimale Stützpunkt. Wenn schon so weit unten im Süden, würde ich mir etwas suchen im Umkreis von ca. 50km zur Stadt Songkla/Hat Yai die haben dort eine Uniklinik mit einem Standart, der auch in BKK nicht übertroffen werden dürfte, aber um einiges preiswerter ist.

    Ja, man hat es nicht leicht einerseits – aber ich glaube die meisten Menschen würden mit uns tauschen – wenn sie könnten ….

    • Herzlichen Dank für Deine Empfehlung, Khun Illuminati.
      Ab Mitte August bin ich zu neuen Schandtaten bereit, sofern ich nicht vorher den Weg durch den Schornstein nehme und in Chiang Mai die Luft zusätzlich belaste.

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