Für viele Menschen ist es eine innerliche Befriedigung, wenn sie jungen Leuten einen bleibenden Ratschlag, eine gute Tat, auf ihren zukünftigen Lebensweg mitgeben können. Dazu gehören nicht nur eine möglichst teure, das bedeutet eine gewinnbringende Ausbildung, sondern (nur für Farang), geringste Spuren von Anstand und Benehmen.
Im Dorf am letzten Reisfeld gewöhnte ich mich daran, dass bloss die Kinder der Nachbarn unfreundlich, drogenabhängig und sexbesessen sind. Die eigenen Früchtchen, sie mochten faul und verdorben sein, waren selbstverständlich die Besten und über alle Zweifel erhaben. Im Laufe der Zeit gefielen mir die astigmatische Sichtweise, das unabänderliche Schielen im Geiste.
Trotzdem erlaubte ich mir, Mowgli westliches Gedankengut einzutrichtern. Mit dem Lehrsatz des Phytagoras von Samos, a2+b2=c2, war ich während Jahren erfolglos. Einige andere Ratschläge gingen nicht verloren. Dick zeigte ihm zusätzlich, wie man Ordnung und Reinlichkeit im Hause hält, wie man einen einigermassen gepflegten Haushalt führt.
Während unserer Abwesenheit lehrte ihn seine Grossmutter den einfacheren, vor allem beschwingteren Thai-Weg. Sie liess sich von sämtlichen Kindern und Kindeskindern verwöhnen und bedienen. Getränke eingiessen war für sie unmöglich. Wozu gab es denn Unmengen von Lakaien und Gläsern? Im ganzen Haus verteilt standen Gläser mit Pfützen von Restwasser und Süssgetränken als Insektenfutter. Buddhisten sind freundlich zu Ameisen.
Bei Abwesenheit irgendwelcher Dienstboten, deponierte die Alte leere Flaschen und Kehricht einfach unter ihrem Bettgestell. Mowgli lernte blitzschnell und kopierte die in allen Dingen erfahrene Grossmutter. Sie war grosszügig im Verschwenden und nicht kleinlich und pingelig wie Mutter, oder gar der Farang mit Dachschaden.
Nach unserer Rückkehr aus Satun füllte Dick acht Säcke mit Kehricht. Die eingesammelten Schätze waren unter den Betten der Lieben versteckt. Wahre Selbstverwirklichung hört nicht unter der Matratze auf.
So etwas erfährt man halt als Tourist nicht, es ist immer interessant zu erkennen, dass die Menschen in verschiedenen Kulturen anders Ticken.Darum schätze ich es wenn ich wieder einmal in Bankok oder in Istanbul bin, und ich einfach wieder einmal Mensch sein darf und
“ eifach mal 5 grad sie la dörf “
Danke für diesen gelungen Einblick in das Leben der Thais.
Liebe Grüsse zentao
Danke zentao, auch für die zahllosen „Gefällt mir“ und die Links.
gern geschehen
LiEbe Grüsse zentao
Hi Low
Ich glaube langsam, eine der größten Entwicklungsbremsen in unserer Wahlheimat ist diese anerzogene blinde Hörigkeit vor jeder Schulterklappe, vor jedem der einen Mercedes fährt und vor jedem der älter ist. Leider ist das unabhängig davon wie bekloppt, bequem, geldgierig oder kriminell die verehrte Person ist. Die Reisbällchen haben noch viel zu lernen…
Hi Pheneas,
Du darfst es auch schnell glauben, denn es ändert nichts an den Tatsachen.
Es folgen noch zwei Beiträge über Selbstverwirklichung im Lande.