Selbstverwirklichung in buddhistischen Tempeln

Seit Jahren sind Eskapaden von Gelbröcken heisse Themen heimischer Gazetten. Mönche mit Frauen, Kindern, Villen, Fahrzeugen der Oberklasse, Vergewaltigungen beider Geschlechter, Drogen, Alkohol und Glücksspiele sind üblich und beinahe selbstverständlich.
Ende April veröffentlichte ein Reformkommittee der nicht gewählten Militär-Regierung Ideen, Tempel und Mönche mit Einkommen über 20‘000.00 Baht pro Monat zu besteuern. Die Amtszeit der Äbte sollte auf fünf Jahre beschränkt werden, um Missbrauch zu verhindern. Manche der älteren Äbte verwalteten die Andachtsstätten wie persönliches Eigentum.

Bei einem Minimaleinkommen von 300 Baht pro Tag verdient ein Arbeiter knapp 10‘000 Baht im Monat und muss damit üblicherweise eine Familie ernähren und Schulgelder eventuell mit Krediten finanzieren.
Mönche ohne Anhang, könnten bei freier Unterkunft und Verpflegung im Tempel, bei höheren Einkünften problemlos Abgaben für Gemeinwohl und Armee entrichten. Aber ein gellender Aufschrei aus fast 300‘ 000 Kehlen von Gelbröcken erscholl im Lande des gequälten Lächelns.

Nach den Regeln des Tripitakas sollten Mönche weder Frauen noch Geld berühren. Ich beobachtete in Chiang Mai jüngere Ordensangehörige mit hunderttausenden von Baht im Aktenköfferchen. Möglicherweise spekulierten sie mit Drogen. Kreditkarten waren in den massgebenden Regeln nicht erwähnt. Deshalb sind sie nach zeitgemässer, grosszügiger Auslegung des Tripitaka erlaubt.
Es ist ganz klar, weder Äbte noch Mönche dürfen oder wollen Abgaben auf ihren teils horrenden Einnahmen entrichten. Buddha der Ohnmächtige, richtete bei der Konkurrenz, den Banken des Vatikans, Konten ein. (Mit dieser Bemerkung vermied ich listig, erneut auf gebeutelten helvetischen Finanzinstituten herum zu trampeln.)

Der Herr Vorsitzende Mönch von Khon Kaen, seine erhabene Gelbrockigkeit Phra Rajapariyat Sophon, behauptete das Verbot, Mönche dürften kein Geld berühren, sei nicht mehr relevant. (Als Spezialist für Glaubensfragen trank ich vor einigen Tagen in Khon Kaen im Untergeschoss des Hotels Pullman ein hausgebrautes Bier!)

Der Bahtist Rajapariyat Sophon hat eine Menge Reformvorschläge für den Premier Minister:
Der Buddhismus ist alleinige Staatsreligion.
Offizielle und Staatsangestellte müssen Gebete rezitieren.
Novizen und Mönche sollen die Stimmberechtigung erhalten.
(Nach Tripitaka dürfen sie sich zu politischen Fragen nicht äussern.)
Freie Elektrizität und Wasser für alle Tempel.
Gratis Mahlzeiten für Mönche innerhalb und ausserhalb der Tempel,
Gratis Transporte innerhalb und ausserhalb des Landes.
Kostenfreie medizinische Versorgung.
Gratis Telekommunikation. (Vor allem Internet für Smartphones. Der Zugang für Sangha Mitglieder zum Nibbana muss jederzeit gewährleistet sein.)
Freier Zugang zu Universitäten.
Genügend finanzielle Mittel zum Bau von Tempeln und für Mönche zur Unterweisung des Volkes.
Fünf Jahre Gefängnis oder hohe Geldstrafen für Kritiker von Mönchen.
KaeoKu d
Thai Tempel darben nicht. Nach Erhebungen des ”National Institute of Development Administration”, sammeln sie pro Jahr 100 Milliarden Baht. Das ergibt bei 300‘000 Gelbröcken pro Nase über 300‘000 Baht. Diese Riechkolben oder Rotznasen werden nach buddhistischer Tradition zum Nichtbesitz, zum absoluten Verzicht aufgefordert, aber sie verlangen mehr. Sie bemerken nicht, dass ihr Unwesen bereits seit Jahren bis ins Nibbana stinkt.

Dennoch gibt es sie noch, die echten Jünger Buddhas. In unserer Nähe steht ein bescheidener Tempel. Der gütige ältere Abt erzählte, ihm fehlen die Finanzen zum Erwerb von Särgen für mittellose Verstorbene. Das Publikum aus dem Dorf meidet die Stätte. Sie bevorzugen reich geschmückte, mit viel Gold verzierte Tempel. Sie bewundern, sie verehren die Luxuskarossen habgieriger Äbte der Oberklasse.

http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/594920/monks-need-to-break-from-feudal-ways

21 Gedanken zu „Selbstverwirklichung in buddhistischen Tempeln

    • Danke Ulrike.
      Mir ging es ähnlich. Was blieb: Verlorene Illusionen. Dass im Dorf keine Buddhisten leben, fand ich bald heraus. Es dauerte länger, bis ich erkannte, dass praktisch die ganze Sangha verseucht ist. Jetzt braucht es einen Maltib Nuthel. Nein, in Thailand übernimmt ein General.

        • Danke für die Anfrage. Der Reformator, der seine Thesen in Wittenberg publizierte – nicht bei WordPress – hiess Martin Luther. Ich erlaubte mir, den Namen auf Thai-Art zu verschlüsseln, wie Scun-gön (school-girl.)

  1. Lieber Low,
    erst einmal hoffe ich, dass es dir gut geht, auch wenn du in einem warmen Land der menschlichen Kälte lebst und das mit Schreiben begleitest und kompensierst.

    Die Fakten in deinem Artikel sind korrekt recherchiert und die Widersprüche im real existierenden Thai-Buddhismus (Theravada) scheinen proportional zur Blödheit der Gläubigen zu sein. Ausnahmen gibt es. Die gibt es überall. Also im Osten nichts Neues?
    Du zitierst Vorschriften und Regeln aus den VIER EDLEN WEISHEITEN, dem ACHTFACHEN WEG und den SILAS, die kaum ein Thai kennt und niemand befolgt. Und wie war und ist es heute mit dem christlichen Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?“ Und wie ist es mit der Einhaltung der islamischen Koran-Suren? Sure 109: „…
    „Oh, ihr Ungläubigen!
    Ich diene nicht dem, dem ihr dient .
    und ihr dient nicht Dem, Dem ich diene.
    Und ich werde nicht Diener dessen sein, dem ihr dient .
    und ihr dient nicht Dem, Dem ich diene.
    Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion.“ (Fast eine Definition von Toleranz!)

    Bei den als kriegerisch bezeichneten Koranstellen wird in ALLEN Diskussionen nach dem 11. September verschwiegen, dass es beim Kampf IMMER um Vertreibungen und die Gegenwehr geht (Surren,191-194, Auszüge:
    „Und kämpfet für Allahs Sache gegen jene, die euch bekämpfen. Doch überschreitet das Maß nicht, denn Allah liebt nicht die Maßlosen…Un tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben…Wenn sie jedoch ablassen, dan ist Allah allvergebend, barmherzig…Und bekämpfet sie bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glauben an Allah frei ist. Wenn sie doch ablassen, dann wisset, dass keine Feindschaft erlaubt ist.“ (Auch Herr Özdemir und viele andere Intellellen waren und sind zu faul, den Koran zu lesen und auf das unkorrekte Zitat „und tötet sie…“ zu reagieren.) Aber immerhin, der Prophet hat vor Maßlosigkeit gewarnt und seine Gläubigen gestoppt, wenn die Verfolgung aufgehört hat. Den Koran müsste man den Islamisten jeden Morgen bereits VOR dem Frühstück um die Ohren hauen.

    Aber eine Anweisung zur maßvollen Verteidigung des Christentums hat es nie gegeben. Ich habe noch in der Schule auswendig gelernt, wie im Gedicht von Ludwig Uhland „der Kaiser Rotbart lobesam ins heilige Land gezogen kam“ und seine Krieger das Schwert brauchten: „Zur Rechten sah man wie zur Linken, einen halben Türken herunter sinken“. Und das alles unter dem Gebot der absoluten Nächstenliebe.
    Ich will dir damit nicht Unrecht geben, was deine Beobachtungen angeht. Ich will nur vergleichend sagen: Der Glaube ist gut, die Gläubigen sind Scheisse.

    Aber wie oben gesagt, es gibt Auswüchse und es gibt Ausnahmen.
    Ich bin nicht vor fast 25 Jahren auf einer Asienreise zum Buddhismus gekommen, ich brauchte auch keinen Ashram-Besuch und keine Meditationen. Das ging alles über den Kopf und war das Ergebnis von Denken und Wissen. Und ich betrachte Buddhismus NICHT als Religion. Damit hatte Buddha gar nichts im Sinn. Aber ohne den Überbau der Religion kann man keine Macht und kein Geld bekommen.
    > Rede von Santikaro Bhikkhu, Thematik „Buddhismus ist keine Religion“ als pdf-Datei

    Und was würden diese Herren Christus, Mohammed und Buddha heute zur Umsetzung ihrer Ideen sagen? Ich hatte schon lange vor, ein Büchlein zu schreiben über ein Treffen der drei Herren im Intercity auf dem Weg nach Berlin zu einem Kongress. Sie lernen sich im Speisewagen beim Essen kennen und unterhalten sich. Die Diskussionen werden fortgesetzt im Hotel bei Cocktail, Bier und Whisky (wer trinkt wohl was?) Und dann halten alle ihre zeitgemäßen Reden zum Thema „Ideen verändern die Welt? Wahrheit, Lüge, Wahnsinn.“ Ich denke, es könnte ein Bestseller werden, wenn es auf der Basis eines großen Wissens um Geschichte, Legenden und Anekdoten ginge. Ich werde es nicht machen. Ich habe nicht mehr die Zeit.

    Dir und anderen wollte ich nur sagen: Was wir so heftig am real existierenden Buddhismus kritisieren, finden wir in allen anderen Religionen und in der Politik sowieso. Gelogen wird überall. Und die Gier hat Buddha zu recht als die Ursache allen Übels bezeichnet. Aber es gibt heute viele Intellektuelle im „engagierten Buddhismus“ zu denen ich mich auch zähle. Diese Menschen sind eher wissend oder ahnend als gläubig.(mein Freund Dieter Forte: „Glaube ist ein Opfer der Vernunft“) Und sie wollen nicht alles beim Alten lassen.
    Wer interessiert ist – bitteschön. Hier sind ein paar Links:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Engagierter_Buddhismus
    Wiki über engagiete Buddhisten

    Klicke, um auf EB-asien.pdf zuzugreifen

    Aufsatz von Litch über Geschichte und Zukunft engagierter Buddhisten in Asien

    https://de.wikipedia.org/wiki/Th%C3%ADch_Nhất_Hạnh
    vietnamesischer Mönch, engagierter Buddhist

    Wie relativ und damit auch wandelbar die Theravada-intellektuellen – zu denen ich gehöre – in Asien den Buddhismus sehen zeigt folgendes Zitat eines berühmten Bodhisattva:
    „Buddhists believe in rebirth. But suppose that through various investigative means, science one day comes to the definite conclusion that there is no rebirth. If this is definitively proven, then we must accept it and we will accept it. This is the general Buddhist idea.“

    Grüße von Manfred

    • Manfred, danke für das sorgfältige Lesen, die kompetente Antwort und die Links. Ich freute mich.
      Mir geht es leicht besser als vor einem Jahr. Dies erlaubt mir das Gebot “Liebe Deine Nächste“ anzuwenden und auszuüben.
      Gruss und Dank
      Low

  2. Maltib Nuthel war ein Volltreffer!
    War gerade mit dem Lesen Deiner Erklaerung fertig und musste natuerlich schmunzeln, als zufaellig die Gattin den Raum betrat und fragte, was es da zum Grinsen gibt.
    Normalerweise will sie ja nix Negatives ueber ihr Land hoeren, aber als ihr Maltib Nuthel Martin Luther von meiner Wenigkeit sprachlich gegenuebergestellt wurde, musste sie lauthals lachen.

    fr

  3. Aus meinen Erfahrungen mit Buddhisten weiß ich, daß es eigentlich keine gibt. Die Widersprüche zwischen der (ursprünglichen) Lehre und der gelebten Wirklichkeit sind so grotesk wie in allen anderen Religionen. Und die Wellness-Buddhisten picken sich nur raus, was ihnen gefällt, als ob der Buddhismus keine Geschichte und Realität hat.
    https://minahasato.wordpress.com/tag/buddhismus/

      • Da brauch ich nich lange zu suchen, die finde ich täglich in den Köpfen der Wilden.
        Was die Lehre betrifft, so hab ich eine zeitlang mit Prof. Brian Victoria zusammengearbeitet, der herausfand, wie nahtlos sich Zen-Buddhismus und Faschismus zusammengefügt haben.

  4. Wow Low!

    Du bist der Erste und Einzige, der (meine eigenen, nicht so exzellent ausformulierten Ein-und Ansichten ueber) den verlogenen Buddhismus, nicht nur in Asien, mit vielen weiteren, weltweiten Zusammenhaengen, mit so einer Eloquenz beschreiben kann, dass mir die Fresslade beim Lesen auf die „Tischkante knallte“..! –

    Ich verlinke Dich, bzw. deine Seite ;-) jedenfalls auf meinem Weblog (den Du ja schon kennst, durch die/deine Aufklaerung im Komm-Strang ueber „Garuda“…) und waere dir dankbar, wenn ich den einen oder anderen Artikel (selbstverstaendlich mit Quellenangabe) uebernehmen duerfte?!

    Herzlich liebe Gruesse!

    Ps: Wo lebst Du in „Hinterindien“ genau? Ev. koennten wir uns ja mal treffen und uns bei einem Bierchen austauschen, oder so?!

    • Danke enname,
      Beiträge über hinterlistigen, hinterindischen Buddhismus verfasste ich mehrere.
      Sie sind ein Teil meines Zusammensetzspiels ‚Leben in Nordthailand‘, an dem ich seit fünfzehn Jahren mit Vergnügen, teils frustriert arbeite.
      Die Grundidee lieferte mir Jeremias Gotthelf mit seinen treffenden Schilderungen aus dem Emmental. Leider verfüge ich nicht über die Rhetorik eines hervorragenden Pfarrers
      Artikel aus „Hinterindien“ dürfen unter Quellenangaben jederzeit verwendet werden.
      Wir leben als heimatlose in Thailand irgendwo zwischen Chiang Mai und Satun. Brunei, Burma, Laos, Malaysia und Singapore sind nicht ausgeschlossen.
      Thailändische Biere meide ich.
      Low

      • enname sagte am 13. August 2015 um 00:04 :

        enname sagte am 12. August 2015 um 23:59 :

        Danke ebenfalls Low!

        Mein Vater kam uebrigens urspruenglich aus dem Emmental… –

        Ich fuehle mich hier, nach einigen Jahren Aufenthalt (zwar noch keine 15) auch etwas fremd/heimatlos, kann aber nicht einfach so wieder weg hier. –
        Im uebrigen hat mich das “Schicksal” durch einen Todesfall eines Familienmitglieds hierhergebracht, es musste also so sein und es hat Alles im Leben wohl einen tieferen Sinn…

        – “Wir leben als heimatlose in Thailand irgendwo zwischen Chiang Mai und Satun.” –

        Nun gut, das ist ein weites Feld (geographisch.) – Ich lebe etwa 2 Std. Fahrzeit noerdlich von Bangkok. Falls Du/Ihr mal auf der Durchreise seid.., es gibt auch hier auslaendische Biersorten..! ;-)

        Liebe Gruesse!

        Ps: Habe offensichtlich ein Problem mit meinem Verfi..ten WP-Konto..! Desshalb der mehrmalige Komm.., sorry..!

        • Die Schwierigkeiten mit WP sind mir bekannt. Mein Kommentar zum Garuda benötigte zwei Anläufe. Eine Arbeit verschwand halbfertig im Internet. Einen lieben Freund belästigte ich sogar mit zwölf Sendungen.
          Wir halten uns gegenwärtig in der Nähe von Chiang Mai auf. Internationale Biere sind auch hier im Angebot. Wir bevorzugen Wein.
          Wenn es kühler wird, flüchten wir ins mildere Klima von Satun. Spätestens alle neunzig Tage schickt uns die Immigration auf Reisen. Ich ziehe schnelle Grenzübertritte langem Warten an Schaltern vor.

  5. Pingback: Selbstverwirklichung in buddhistischen Tempeln | asiaweblog

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