Frühmorgens plärrten die Lautsprecher des Dorfes und luden die Bürger zu einer dringlichen Sitzung ab neunzehn Uhr ein.
Vier Stunden lang diskutierten die Anwesenden ergebnislos ein Traktandum, welches in der Regel in der Schweiz in zwanzig Minuten erledigt wird. Nicht so in Thailand, denn grundsätzlich gilt die Verschleierungspolitik. Während einer Stunde erklärte der Vorsitzende das Problem:
„Die Dorfbeleuchtung kostet die Gemeinde gegenwärtig im Monat 8000 Baht. Es sind zweiundsiebzig Häuser betroffen. Folglich müssen pro Haus mindestens 100 Baht einkassiert werden. Seid ihr alle einverstanden?“
Die meisten Anwesenden dachten, sie würden ein gutes Geschäft machen und waren mit dem Vorschlag ohne weitere Überlegung sofort einverstanden. Auf den ersten Blick sah es aus, als würde die Gemeinde Kosten von 800 Baht stillschweigend übernehmen. Eine auserkorene Gebührenabtreiberin sollte sich mit bescheidenen 30 Baht oder möglichst mehr, pro Haus selbstverständlich, am Handel beteiligen.
Dick war dagegen. Sie erklärte:
„Wir haben in Haus und Garten ungefähr dreissig Beleuchtungskörper mit unterschiedlicher Leistung. Sie sind nie alle gleichzeitig eingeschaltet. Die Umgebung des Hauses wird im Garten mit fünf Lampen des Nachts dauernd beleuchtet. Zusätzlich steht in der Küche ein Kühlschrank. Ein Zimmer hat eine neuere Kühlanlage mit enegriesparender Inverter-Technologie. Ich benutze Geräte wie Computer, Fernseher, drei Musikanlagen, Haartrockner und Staubsauger. Alle diese Stromfresser kosten je nach Jahreszeit maximal 1100 Baht im Monat.“
Beim Wörtchen Baht zuckten einige der Dösenden zusammen, danach schnarchten sie munter weiter. Andere sahen das Verbrauchsproblem. Zapfte jemand die Leitung an, brauchte die Energie klammheimlich selbst und die dummen Nachbarn bezahlten? Diesen Trick führte Nachbar Kleptomanewitsch vor Jahren erfolgreich ein. Das war Gesprächsstoff.
Dick sagte, Mowgli beschäftige sich in der Schule mit Elektrizität. Ein Farang kenne zudem die Leistungsaufnahme elektrischer Geräte. Sobald sie wüsste, wie viele Leuchten montiert seien, könnten diese Experten den Leistungs-Bedarf und die entstehende Kosten annähernd berechnen.
Einige unzufriedene Schlaumeier murrten: „Typisch Geizhals, คนขี้เหนียว!“
Am Tag darauf zählte Dick zwanzig Lampen. Die Rechnung war schnell gemacht.
1 übliche Leuchtstofflampe 36 Watt
1 Nacht zu 12 Stunden, Verbrauch 12 x 36 = 432 W
1 Monat, 30 Nächte, 432 x 30 ungefähr 13 kWh
kWh Preis ungefähr, je nach Schlüssel, 3 Baht
kWh x Preis (Monat) 39 B
20 Lampen 780 B
Preis / 72 Häuser / Monat / je Haus 11 B
Es blieb die unangenehme Frage nach der Differenz von 8000 – 780 = 7220 Baht?
Klaut jemand Strom? Nein, das ist die Wasserpumpe. Ich bezweifle die Antwort, weil der Pumpenmotor sechstausend Watt verbraten müsste. Zusätzlich wird den Wasserbezügern der Strombedarf durch den Tarif bereits verrechnet. Sofern die Leitungen dicht wären, würde der Stromverbrauch um dreissig Prozent reduziert. Aber Prozente sind nicht interessant. Es geht nur um Baht!
Ein spendabler Nachbar sagte:
„Ich schaffe Klarheit. Wir installieren einen eigenen Energiezähler für die Beleuchtung. Die Kosten übernehme ich.“ Solche Geräte werden im Handel für einige hundert Baht angeboten.
Er bat Dick um Abklärung der Kosten bei der Provincial Electricity Authority, PEA.
Der Beamte litt offenbar unter einem mentalen Kurzschluss oder einem geistigem Spannungsabfall. Er verlangte 40‘000 Baht für einen PEA autorisierten Energiezähler kleiner Leistung.
Dick schlug vor, jeder organisiert mit einem Dämmerungsschalter die eigene Beleuchtung. Zwei oder drei Nachbarn könnten gemeinsam eine Leuchte betreiben. In unserer Soi gibt es gegenwärtig für sieben Häuser zwei Leuchten, eine davon ist seit fast zwei Jahren defekt. Preisgünstigere Lösungen gibt es kaum. Mit LED Energiesparlampen von etwa fünf Watt sinkt der Leistungsbedarf bei gleicher Lichtausbeute auf ein Sechstel. Das ergibt weit weniger als 10 Baht pro Lampe im Monat.
Sollte PEA wegen all den LED-Lampen weniger elektrische Energie verkaufen, müssten gemäss Thai Logik wahrscheinlich die Strompreise erhöht werden.
Ich dachte bei euch waere das Leben soviel unkomplizierter als bei uns, aber da habe ich mich anscheinend recht geirrt!😀
Jeder Besuch einer Amtsstelle dauert mindestens einen halben Tag. Letzte Woche, nach drei Stunden Wartezeit am Strassenverkehrsamt, teilte man Dick mit:
„Wir haben Stromausfall, deshalb sind keine Computer verfügbar. Kommen sie morgen wieder.“
Ohne Dick würden die betrogenen Dörfler irgend einem Schlaumeier monatlich 7000 Baht bezahlen.
Ihr Bruder installiert soeben die erste Leuchte! Er wird seine 130 Baht im Monat behalten.
Ein Streit um 7000 Baht ist in LanNa Land lebensgefährlich. Wir verreisen demnächst. Zurzeit können wir wegen dem Smog im Süden, in Sumatra, Indonesien, werden Urwälder abgefackelt, nicht weg.
Gelebtes Irrenhaus!
http://www.bangkokpost.com/news/asia/716224/world-s-oldest-rainforests-burn-as-jokowi-scales-back-promises
Zum Glück gibt es Leute wie Dick, damit wir die Hoffnung nicht ganz verlieren!