Willkür

Der Bericht, veröffentlicht am 1. April, ist kein Aprilscherz, sondern erlebte Wirklichkeit. Mehr über Unfälle und Verbrechen und die Unfähigkeit der Beamten, findet ihr täglich in den Gazetten.

Die Fröhlichkeit im Lande, verbreitet von einer glorreichen Armee, ist unbeschreiblich, denn die Sicherheit ist zunehmend. Mit einem Dekret vom 30. März ist es Soldaten möglich, Häuser ohne Durchsuchungsbeschluss zu durchsuchen, Gegenstände zu beschlagnahmen und Zivilsten ohne Haftbefehl zu verhaften.

Wie in Spaghetti-Western von Sergio Leone, erschienen zwei Tage nach der Verhaftung fünf ausgesprochen vertrauenserweckende Charakterdarsteller, Verbrechervisagen, am Gefängnis in Hang Dong. Sie hinterlegten die verlangte Kaution von 100‘000 Baht. Die Delinquentin war frei. Den Autoschlüssel behielten die Gesetzes- und Schlüsselhüter.
Die Befreier benötigten dringend 100‘000 Baht, die sie umgehend einem Kredithai, zwanzig Prozent pro Tag? zurückzahlen mussten. Sie machten sich auf zum Gästehaus und knackten die ausgetauschten Sicherheitsschlösser. Dann öffneten sie die Wagentüre wie professionelle Gangster. Doch Toyotas Sicherheitstechnologie verhinderte das Starten des Motors.
Nachbarn kamen, um die unbekannten Eindringlinge zu grüssen. Sie riefen die Polizei. Als die Nachbarn fragten, was sie da machen, erklärten die Gauner, sie seien Spezialisten der Polizei. Einer der Herumstehenden sagte: „Die habe ich vor zwei Minuten angerufen.“
Sekunden später verschwanden die aufgeschreckten Banditen mit ihrem eigenen Fahrzeug. Während die Spezialisten, der Ladyboysoldat als Anführer, mit unserem Wagen beschäftigt waren, räumte der Rest der Bande die Küche aus. Der Kühlschrank wurde für den Transport bereits an den Eingang geschoben.

Bekannte erzählten den ermittelnden Beamten, die Liegenschaften seien von mir erworben worden, bevor ich Dick kannte. Zur Bestätigung der Aussagen spendierte ein besonders freundlicher Idiot, selbst Staatsdiener und aktiver Backschischempfänger, den Beamten Teegeld.

Während die Delinquentin ihre Freiheit genoss, bedrängte uns die Polizei. Die Beamten stützten sich auf deren Aussagen. Sie rochen Vermögen, Bargeld, das sie gerne teilen wollten.
Ab Dienstag wurde unsere Lage denkbar schlecht. Die Beamten erklärten Dick, sie würden ihren Besitz beschlagnahmen und Haftbefehle ausstellen lassen. Sogar mein Telefon klingelte mehrmals, ohne dass einer der mutigen Schutzmänner ein Wort sagte.
Wir organisierten Flüge. Nach Mitternacht erstellte ich eine Liste über den Erwerb der Grundstücke und deren vorherigen Eigentümer. Ich wusste, die Braunen wären durch Ermittlungen beim Grundstücksamt überfordert.

Dick beeindruckte in Hang Dong durch ihr kompromissloses Auftreten. Die Familienangehörigen als Drogenkonsumenten traten gemeinsam zur Ablieferung von Urin auf. Alle Befunde waren negativ. Protokolle über die Einvernahmen und über das Diebesgut erhielt sie nicht. Dagegen ein mündliches Angebot, man könnte die Aussagen der Delinquentin für 300‘000 Baht ändern. Unverständlich, warum? Wir könnten doch die bösartige Frau wegen Verleumdung verklagen. Leider nur, mit der Unterstützung der Braunen. Aber, da sind noch andere, mir bekannte höhere Mächte im Spiel. Wenn ich könnte, würde ich lieber verreisen.
Das Teegeld wurde unaufgefordert zurück bezahlt.

Am Tag nach dem vereinbarten, nicht wahrgenommenen Gerichtstermin, erschien die Delinquentin bei der Polizei und verlangte von Dick Geld, weil Dick ihren Wagen verkaufte. Die Delinquentin mit vernebeltem Gehirn leistete einst bloss eine Anzahlung von 18‘000 Baht. Danach benutzte sie den Wagen 10 Monate lang. In dieser Zeit legte das Fahrzeug 160‘000 Kilometer zurück. Warum wurde dieses Weib nicht wieder festgenommen? Sind hinterlegte Kautionen Freibriefe für Gauner?

Nun erwarte ich Ratschläge der Spezialisten. In Chiang Mai hatte ich im Oktober genau zwei Möglichkeiten. Sofort abhauen, ohne Rücksicht auf Verluste, oder langsam unter bestialischen Schmerzen verrecken. Ich hätte mich aufhängen können. Dann wäre weniger Spam im Netz. Aber lebend konnte ich wenige Leser für anspruchslose Selbstbefriedigung stimulieren, denn die Ereignisse sind für schadenfrohe Blog-Voyeure ein gefundenes Fressen.

11 Gedanken zu „Willkür

  1. Hi Low
    durch einen Zufall habe ich mich hier eingefunden und ein paar Stunden mittels lesen interessanter Geschichten verbracht. Wie geschrieben „ein paar Stunden“. Dementsprechend brauche ich wohl nicht zu schreiben ob es mir gefiel oder nicht.
    Noch bin ich nicht durch, aber die Zeit schreitet schneller als gewollt voran und es wird Zeit, sich in die Horizontale zu legen und eine entsprechende Info an das Sandmännchen zu senden.

    Oha, hätte beinahe den Grund vergessen, warum ich einen Kommentar abgebe:
    Könnte die Geschichte eventuell etwas mit dem Datum der Veröffentlichung zu tun haben?
    Noch eine gute und vor allem eine zufriedene Zeit

    Jack

    • Danke Jack
      Der Beitrag ist leider kein Aprilscherz. Ich muss meine Wortwahl der Situation anpassen. Man spricht besser gut über Ordnungshüter.
      Low

  2. Hallo Low

    Du verfügst über etliche bewundernswerte Eigenschaften. Dazu gehört auch Deine Art, beherzt und mutig Dein Leben (trotz vieler und schwerer Hindernisse) nach Möglichkeit gemäß Deinen Vorstellungen zu gestalten.

    Aber wäre es nicht langsam angeraten, an einen Wohnsitz mit gutem Service und besseren medizinischen Möglichkeiten zu denken?
    Z.B. an eine Residenz wie Lotuswell ( http://lotuswell.ch/ ) in Hua Hin?

    Zwar würde das den Charakter einiger Verwandter von Dick sicher nicht verbessern usw., aber während Dicks Abwesenheiten wäre Dein Leben um etliches besser und sicherer.

    Viele Grüße senden und alles Gute wünschen Dir und Dick
    Moon und Achim

    • Hallo Achim
      Danke. Du weisst offensichtlich nicht, dass Hua Hin in den Wintermonaten relativ kühl sein kann. Jedenfalls für meine Bedürfnisse.
      Liebe Grüsse
      Low, zur Zeit very low

  3. Lieber Rolf, Deine letzten Berichte sind fuer mich ein weiteres Indiz, dass in Nichttouristengebieten zwischen den Braunen im Sueden und Norden (auch Isan) grosse Unterschiede bestehen.
    Im Sueden sind sie offensichtlich nicht so versaut, wie in grossen Teilen von Restthailand.
    Vermutlich haengt das irgendwie mit der Negativeinstellung gegen den Thaksinclan zusammen, dessen braune Gehilfen hier nicht richtig Fuss fassen konnten.

    Gluecklicherweise dauerte der erzwungene Besuch von Dick in den Norden nur einige Tage, und nun hast die wieder die noetige Befuersorgung durch sie.
    Alles Gute weiterhin in Satun, auch von Hasnah (die heute schon wach ist)

    fr

    • Danke fürs Lesen und die Grüsse, die wir freundlich erwidern.
      Thaksin ist in diesem Fall unschuldig. Die Meisten wurden schon vor sechzig Jahren zu heiss gebadet.

  4. Ein Tip?
    Rennt weg solange ihr noch könnt !

    Um die Verwertung deines Hauses – oder was davon noch übrig ist – kann sich ein Makler kümmern. Und der Ärgern mit den MiB … ein thail. Anwalt kann ein guter Puffer sein, der euch Probleme vom Hals hält.

    • Beim Lesen Deiner Kommentare dachte ich:
      „Liest Ralf eigentlich, oder antwortetet er nur?“
      Hast Du eine Ahnung, wo ich bin? Sind die Berichte wirr und unverständlich?
      Ich erwähnte es mehrfach, ausser Klamotten, Kamera und PC habe ich kein Eigentum in Thailand und lebe darum sorgenfrei.

      • Wirr und unverständlich trifft schon manchmal zu und bin nicht der einzige, dem das so geht:

        >Bekannte erzählten den ermittelnden Beamten, die Liegenschaften seien von mir erworben worden, bevor ich Dick kannte.

        >Wir organisierten Flüge.

        Schwer daraus abzuleiten, wem was gehört und wo du gerade bist.

        Aber kein Problem – ich werde Zeit sparen und nicht mehr kommentieren.
        Dir noch eine gute Zeit in … wo auch immer du gerade bist, wahrscheinlich in Satun. ;-)

        • Da bitte ich um Verzeihung. Im Zweifelsfalle darf man fragen.
          Langjährige Leser erinnern sich, geduldete Ausländer wie ich, können in Thailand keine Grundstücke erwerben. Ich bezahlte, die Schriften wurden damals auf den Namen einer verheirateten Freundin ausgestellt. Heute gehört der ganze Krempel Dick. Sie könnte mich jederzeit rausschmeissen, auch in Satun. Aufmerksamkeit und Freundlichkeit sind gefordert.

  5. Ich bin einigermaßen entsetzt, was ich lesen muss. Hört sich zunehmend weniger nach einem beschaulichen Lebensabend eines Auslandsschweizers an. Deine Geschichten verlieren allmählich jegliche Komik. Rolf, wir sind lange genug hier, um das Land zu kennen. Triff deine eigene Entscheidung. Gottlob, bist du ein Kämpfertyp. Ich wäre es nicht. Der Gegenwind von den übergroßen Windmühlenflügeln würde mich nur zum Entschweben befügeln. Tolle Landeplätze böten sich in unserem südlichen Nachbarland. Das kennen wir beide und lieben es. Und heilklimatisch bleiben ebenfalls keinerlei Fragen offen.

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