Das Dorf im Norden ist ein Irrenhaus

Garten 2575
Irren ist menschlich. Das Dorf im Norden ist ein Irrenhaus. Niemand ist normal. Keinem kannst du trauen. Das war meine Aussage in Satun. Während fast drei Monaten wurde dies beinahe täglich bestätigt.
Die zubetonierten Nachbarn haben ein Problem mit unserem Garten. Wie kann man nur umgeben von vielen Bäumen und Gras leben? Das muss ja ungesund sein, all die Abluft von den duftenden, farbigen Blüten und unterschiedlich geformten, getönten grünen Blättern. Die Vitamine der Früchte und das Gezwitscher der Vögel erzeugen sicherlich Kopfschmerzen.
Moderne Menschen benötigen nicht Sauerstoff. Deren Lungen bevorzugen den Qualm von halbverbranntem Diesel, oder das abenteuerliche Aroma von feuchtem Hundefell. Die sexanbietende Pflegerin – oder die pflegende Sexanbieterin für die Herren von Welt, hält gegenwärtig auf ihrem betonierten, knappen Platz gleich neun herrlich heulende Köter. Zum bereits bestbekannten Herrn Kleptomanewitsch gesellen sich nun vier weitere Schwerenöter.
Da ist der Polizist, der die Grundstücksmauer zur Begrenzung seines Wohnzimmers umfunktionierte. Wir dürfen dort kein Löchlein bohren. Die Gefahr ist gross, dass wir den gefälschten van Gogh am Ohr verletzen würden! (1)

Als ich bauen liess, lautete die Vorschrift: Zwei Meter Abstand zur Mauer. Ich hielt mich als Einziger daran. Thais bauen so gedrängt, dass der Regen von ihren Dächern auf die Trenn-Mauern strömt. Mir machte das nichts aus. Unsere Rosenstöcke dagegen krepierten. Garten2573
Nachbarn reklamierten:
Ihre Bäume machen Schatten bei uns, bitte schneiden! Wir schnitten. Ihr eigener, halb abgerissener, dadurch äusserst dekorativer Tuchfetzen stört sie seit Jahren nicht.
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Den Höhepunkt der Forderungen erlebten wir vor wenigen Tagen. Da erschien ein wichtiger, ein höherer Funktionär und sagte zu Dick:
„Ich habe kein Licht im Haus. Fällen sie ihre Bäume!“
Der Mann liess ein Vordach bis zur Mauer errichten. Zwischen Mauer und Vordach schützt ein Maschendrahtzaun vor allfälligen Eindringlingen. (2) Dick besichtigte mit der Haushälterin des Beschwerdeführers das betreffende dunkle Zimmer und staunte. Vor den Fenstern stand ein hohes, fast fünf Meter langes, schrankähnliches Regal. Da kam kein Lichtstrahl durch. Gute Nacht.

(1) http://www.spiegel.de/einestages/van-goghs-ohr-verlor-der-maler-es-im-wahn-oder-im-streit-mit-gauguin-a-951336.html
(1) http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/ausstellung-im-vincent-van-gogh-museum-in-amsterdam-14352769.html
(2) https://www.youtube.com/watch?v=yxwXozLR2IA

5 Gedanken zu „Das Dorf im Norden ist ein Irrenhaus

  1. Wie hier, wobei tatsächlich ein Problem darin besteht, dass tropische Bäume sehr schnell sehr gross werden – und dann plötzlich umfallen. Enge Besiedlung mit Bäumen dazwischen funktioniert eigentlich nirgendwo auf der Welt. Deshalb sind die entsprechenden Öko-Ideen auch so naturfremd (wie z.B. von Hundertwasser).

    • Danke Tom.
      Die Nachbarn wären kaum von stürzenden Bäumen betroffen. Der Platz ist vorhanden. Es gibt Bananen, Kokospalmen, Mango, Pomelo, Rambutan, Rosenäpfel, Macadamia und anderes. Wir schlugen mit Unterstützung in den letzten Wochen einige Kubikmeter Holz.
      Es ist nicht Furcht. Es ist reiner Neid. Ihre kleinen Grundstücke von weniger als 100 m2 mit Haus, sind restlos betoniert. Da serbeln einige Topfpflanzen. In aufgehängten Käfigen krepieren seltene, geschützte Vögel. Hundekegel dekorieren den Zement. Ratten verspeisen Abfälle aus Geisterhäuschen. Teilweise überdachten die Anwohner die Strasse als Unterstände für ihre Vehikel. Auf dem vorgesehenen Platz fürs Fahrzeug, ungefähr 12 m2, errichteten sie zusätzlichen Wohnraum.
      Anders ist es im Süden. Jeder im Dorf pflegt sein kleines Gärtchen. Wir tauschen Samen, Pflanzen und Früchte. Unsere bebaubaren Flächen in Satun sind kaum ein zwanzigstel des Gartens im Norden.

      • In D prozessieren sie sogar, wenn Blätter des Nachbarn auf den eigenen Mercedes fallen, und ich könnte Dir hier gleich 2 Stellen zeigen, wo große Bäume in sehr leicht gebaute Häuser gestürzt sind. Aber Du hast schon recht: Es ist vor allem eine Mentalitäts-Frage, wie man mit Natur umgeht. Es hat mich erstaunt, daß die Menschen hier – im SEHR ländlichen Bereich – mehr oder weniger verwilderte Natur als feindlich empfinden und lieber durch Beton ersetzen. Auf Bali ist das – noch – anders. Da findet man oft alte Bäume mit Altar als Dorf-Mittelpunkt.

        • Das Problem mit Edelkarossen kenne ich aus der Schweiz. Das Blech von Mercedes scheint dünner zu sein, als die Haut von deren Besitzern.
          Im Dorf in Nordthailand haben nur zwei Eigentümer Bäume. Kleptomanewitsch als Bewohner des grössten Grundstücks mit Stahlwerk, Fischzucht, Drogenlabor, Hühner- und Schweine-Farm.
          Den Herrn mit dem riesigen Brett vor den Augen, stören übrigens unsere kleinwüchsigen Bananenstauden, das sind keine Bäume, in fünf Metern Entfernung.

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