Seit fast drei Monaten bin ich Gefangener ungünstiger Umstände. Dicks Mutter erfordert ständige Pflege und Überwachung. Alleine verlasse ich die Hütte aus Sicherheitsgründen nicht. Steine könnten mich fällen, Köter könnten attackieren und beissen. Ich habe weder Kraft noch Geschwindigkeit.
Dick kann selten weg. Zweimal in der Woche kaufen wir ein. Selten reicht die Zeit für den Ausgang zu zweit mit Abendessen. Dick ist oft übermüdet, weil es Nächte gibt, wo sie erst um vier Uhr zurückkommt.
Einmal nickte sie während des Essens der Patientin ein. Die Kranke nutzte die Gunst der Stunde und vertilgte rasch die ganze Hafersuppe, bis sie alles erbrach.
Dick sammelte im Garten Maracuja. Das sind Früchte der Passionsblumen, Passiflora edulis. (2) Sie wollte daraus Sirup gewinnen. Als Dick auf die Toilette musste, verschlang ihre Mutter gierig, was hineinging. Anschliessend beschmutzte sie Bett, Böden und Badezimmer während Tagen. Eine neue Erfahrung: Halbverdaute Passionsfrucht als Rutschbahn!
Mir bleibt nur der Blick aus doppelt vergitterten Fenstern. Das grobe Gitter aus rostfreiem Stahl schützt gegen Einbrüche. Das feinmaschige Zeug ist weit wichtiger. Es hält Stechmücken draussen. Verschlechtert durch teils getönte Fenster und Gitter taugen die Bilder nicht viel. Sie wurden persönlich mit Nikon und Smartphone eingezittert. Die Kamerafrau stand leider nicht zur Verfügung. Die Nikon fiel auf den Boden. Die Bilder im Speicher wurden geschüttelt, aber überlebten. Ob das Objektiv funktioniert, weiss ich noch nicht.
Die grünen Kugeln rechts sind Pomelo.
Liebkosungen Gefangener, Relief Badezimmer