Während Jahrzehnten verdünnte ich Süssgetränke zur Hälfte mit Sprudelwasser. Dann gab ich einen Schuss Wachholder, Rum, oder Whiskey dazu, um allfällige Ameisen zu verscheuchen. Spätestens nach drei Minuten, hätten die flinken Tierchen sonst mein Cogaaa-cola als Schwimmbad benutzt. Schon alte Schlager priesen Rum und Cogaaa-cola, Cuba Libre, als bekömmliches Mixgetränk an. Es war also nicht meine Erfindung.
Glücklicherweise sind die durstigen Ameisen sehr klein. Sie saufen in dreissig Minuten keine Flasche Schnaps. Sie sind schlecht zu entdecken, weil sie kürzer als einen Millimeter sind. Zusätzlich sind sie aussergewöhnlich schnell. In einer Sekunde bewältigen sie bis zu zehn Zentimetern. Zudem sind sie Fuzzy-Logik gesteuert. Fuzzylogik ist eine Theorie, welche vor ungefähr fünfzig Jahren, in der Mustererkennung zur präzisen Erfassung des Unpräzisen entwickelt wurde. Diese klugen Tierchen laufen nicht direkt von A nach B. Wie Hasen schlagen sie haken und entgehen so lebensbedrohenden Fingerkuppen. Die zurückgelegte Strecke ist folglich A-C-D-B!
In Thailand gibt es zur Ausbildung in praktischer Anwendung der Fuzzy Theorie ausreichend alkoholisierte Automobilisten. Sie fahren selten gerade aus, sondern schlagen Zickzackkurse ein. Zusätzlich variieren sie ihre Fahrgeschwindigkeit dauernd. Solche Kenntnisse helfen ihnen später, die kleinen Ameisen mit flinken Fingerkuppen erfolgreich auszumerzen.
Vor etwa drei Jahren entdeckte ich in Satun Ameisen, die Hong Thong Flaschen zwecks naschen bestiegen. Im Dorf verkauften die Läden keinen Sang Som oder andere Schnäpse. Hong Thong hat nur fünfunddreissig Prozent Alkohol und ist stark süss. Preislich ist Hong Thong günstiger.
Vor einigen Wochen enterten Ameisen in Chiang Mai erstmalig unseren Kokoswasser-Cocktail mit Barbados Rum. Experten dürfen sich streiten: Ist es das Kokoswasser – oder der Rum?
Dick klagte ihr Leid einer Nachbarin. Die Frau erzählte Dick, auch sie wurde beim Essen dauernd von Ameisen gestört. Abhilfe brachte angeblich eine Latex-Unterlage auf dem Tischblatt. Sie überreichte Dick einen entsprechenden Gummi-Schutz. Sie verwendet Latex-Matten ebenfalls erfolgreich im Bett. Lange benutzte ich im Bett die Tütenform, ohne zu wissen, dass ich damit lästige Ameisen abwehre.
Der erste Abend verlief erfolgversprechend. Einen Tag darauf waren die kleinen Säufer durstiger als je zuvor. Die Hälfte des Cocktails wimmelte innerhalb weniger Minuten derart von Ameisen, dass Dick ihn wegschüttete.
Es gibt Lösungen: keine Longdrink-Gläser, sondern kleine Sherry-Gläser, zusätzlich die Mixtur im Kühlschrank lagern. Ein jeglicher Verzicht auf seichte Unterhaltung fördert das schnelle Schlucken.
Einen kleinen Trost gibt es. An der Bar kann ich mir die kleinen Drinks ohne Attacken weiterhin problemlos mischen – spätestens, bis die gemeinen Viecher den Weg vom Tisch zur Bar erschlossen haben.
Ameisen leben da, wo es schmutzig ist. Oder etwas freundlicher ausgedrückt: Sie leben da, wo genügend Nahrung für sie selbst und ihre hungrige Brut zur Verfügung steht.
Diese kleinen Ameisen leben in kleinen, mobilen Kolonien. Ein paar winzige Zuckerkristalle reichen da schon für die Versorgung der Truppe. Von den üblichen Speiseresten in der Spüle und auf dem Boden ganz zu schweigen. Der Hang der Bevölkerung zu gesüßten Getränken und Speisen begünstigt die Versorgung der Ameisen.
Die Reproduktionsrate ist hoch, es bringt nichts, nur die hektisch herumrennenden Teile der Gemeinschaft zu eliminieren.
Unsere Besucher kommen aus dem Garten. Dick beging vor einiger Zeit den Fehler, zur Reinigung der Fliesen auf der Veranda, Säure zu verwenden. Die Glasierung verschwand und ermöglichte es dadurch, sogar körperlich behinderten Ameisen mit Krücken, Rollatoren und anderen Hilfsmitteln, schnell ins Haus zu gelangen. Dass diese ihre Schmerzen mit Schnaps linderten, verstehe ich als Rollstuhlfahrer bestens.
Nehmen wir an, unser Cocktail habe zwölf Prozent Alkohol. Nehmen wir an, eine Ameise sei mit zwei Promille sternenhagelvoll. Wieviel vom Cocktail benötigen sie, um bei einem Körper-Gewicht von einem Milligramm unter den Tisch zu fallen?
Von heute an ist Schluss mit diesen Wanderwegen. Dick behandelte den Boden mit einem Hochglanz- Lack. Die Viecher rutschen in Zukunft aus, brechen sich einige Knochen und mit etwas Glück den Schädel. Unser Trick mit den Sherry-Gläsern bewährte sich bereits.
glas mit der süssen plörre in ein mit wasser gefülltes untertellerchen/blumentellerchen stellen!
alternativ http://www.pflegebedarf24.de/images/product_images/popup_images/schnabelbecher-rillenbecher_0.jpg benutzen ;-))
Die Plörre ist nicht süss! Junges Kokoswasser ist isotonisch. Anstatt aus Schnabeltassen könnten wir das Zeug direkt aus Flaschen gulpen.
Wir haben wenig Kultur, aber leben sie. Diese westliche Errungenschaft wird frühestens im Nibbana abgeschafft.