Als Kind mochte ich Reisen in die Stadt Bern. Sie fanden statt, wenn wir drei Sprösslinge Schuhe benötigten. Für diese Exkursionen benutzten wir erst das legendäre blaue Bähnli (1), nach einigen Wohnungswechseln das Tram.
Schuhgeschäfte waren interessant. Da gab es Maschinen, mit welchen man die in neuen Schuhen steckenden Füsse, betrachten konnte. Wenn man genau hinsah, konnte man mit den wissenschaftlich als gefährlich klassierten Strahlenschleudern, auf kleinen Bildschirmen sogar Knöchelchen ausmachen. Diese Maschinen waren offenbar spottbillig, denn kein Geschäft verzichtete darauf.
Mein Grossvater besass eine unvergessliche Anleitung, wie man sich mit leeren Zigarrenkisten Röntgengeräte bauen konnte. (2) Erst holten sich unsere Vorfahren beim Rauchen Lungenkrebs. Anschliessend betrachteten sie ihre Leiden mit selbstgebauten Aggregaten.
Der krönende Abschluss der Stadtbesuche waren jedoch nicht die neuen Schuhe, sondern die Ballone, welche an uns Kinder verteilt wurden. Mancher Flugkörper verabschiedete sich schnell Richtung Himmel. Andere platzten beim unvorsichtigen Kraulen der empfindlichen Gummihaut.
Noch heute, fern der alten Heimat im exotischen Thailand, fühle ich gerne sanfte, ballonförmige Rundungen, besonders in der Nacht. Sie erkennen sofort, wie an sich harmlose Schuhkäufe im zarten Kindesalter, meinen Charakter verdarben.
(1) https://www.youtube.com/watch?v=Xqzlm4mr-uA
(2) http://cox-radiology.org/sites/cox-radiology.org/content/e1653/e1541/e2052/e2061/e2067/addon2068/roentgentechnik-studentenkurs_ger.pdf
Das ist ein sehr geistreicher und amüsanter Blogeintrag. Vielen Dank Rolf!
>
Danke Robert.
Der Artikel „Treibholz“ verlangte einen Kontrapunkt!
Bewundere Ich um all Deine Einfälle über was du schreiben könntest und es dann sogar trotz der Mühen tust. Super.
>
Lows Gehirn scheint vom Zerfall des restlichen Körpers (noch) nicht betroffen zu sein. Da können wir noch große Dinge erwarten, man denke nur an die Leistungen von Stephen Hawking.
Die grossen Erwartungen sind kaum gerechtfertigt. Es ist doch eher möglich, dass mir Mut und Rückgrat fehlten, einen realen Bericht zu verfassen!
Lesen sie: http://wp.me/p1ySbX-2xr
Aus dem Ausland lässt es sich da leichter schreiben:
https://t.co/7PC8j9PZ42