Angewandte Leichenschändung

Religiöse Funktionäre spenden nicht nur Segen, sondern auch Samen. In Bern gibt (gab?) es eine Firma. Sie verkaufte Samen in Tüten mit der Aufschrift: „Hundert Jahre Vatter und immer noch Samen!“ Derartige Spenden meinte ich nicht.
In den Rubriken Unfälle und Verbrechen der Zeitungen finden wir leider immer wieder Artikel, welche über Missbrauch  der Zöglinge  in Heimen und Pflegeheimen
 durch Angestellte berichten. Beinahe unglaublich ist es, dass sogar Greise, hilflose Kranke und lebende, teilweise bereits erkaltete Leichname unglaubliche Erfahrungen machen müssen.

Im Land des gequälten Lächelns ist es möglich, dass durch (buddhistische) Zauber-Mönche Leichen-Teile von Kindern zu teuren Amuletten verarbeitet werden. Je jünger das verstorbene Kind, desto wirksamer das Amulett. Diese Leichenfledderei ist in ganz Hinterindien verbreitet. Der Abt des Dorf-Tempels wurde wegen solcher Vergehen eingesperrt.  Bei Einsätzen im Süden des Landes  mussten die Truppen  als Schutz zusätzlich Amulette tragen.

Meine Arme, Hände und Finger sind unkontrollierbar und mehr als weniger gelähmt. Normale Temperatur- Empfindungen habe ich kaum mehr. Die Finger sind zeitweise fast gefühllos. Dafür bin ich auf Berührungen überempfindlich. Kleider, Seide und Tücher empfinde ich wie grobes Schmirgelpapier. Frottiertücher fühlen sich wie Marter-Werkzeuge an.
Dank sportlichen Tätigkeiten wie Rollstuhlfahren, Rudern, zusätzlich amerikanischem Hormon-Futter im mittleren Westen, entwickelten sich relativ große Brüste.
Mehrere Thaifrauen waren erfreut und sagten fast neidisch: „Du hast ja mehr als ich“.  Bei Zweifeln meinerseits bewiesen sie die Tatsachen  öfters gleich optisch anschaulich.

Eine verlustierte sich und zwickte mich fast schmerzhaft in die Brustwarzen. Danach gab sie ihre Nippel zwecks betasten frei. Das wäre eine gute Finger-Übung in der Physiotherapie gewesen. Leider musste ich dort Kunststoff-Klammern drücken und kleine Plastikkegel versetzen. Weil ich links nichts spürte, konnte ich auch nichts quetschen.
Flugs erfand die listig Lüsterne eine therapeutische Übung. Sie nahm meine Hand, legte sie aufs Bett und presste ihre Brust in meine Handfläche, dass ich schrie.
Ich wäre ein Heuchler, wenn ich nicht erklären würde, dass mir solche Spiele vor 2 bis 3 Jahren noch Spaß gemacht haben.

Der Wunder-Wunden Spray aus Deutschland

Meine Pflege Managerin holte im Spital einen Spray zur Wundpflege ab. Zwecks Verschreibung des Medikaments, traf sie die Chirurgin und zeigte ihr die neuesten Bilder meiner Wunden mit den Verletzungen, die mir im Spital und beim Transport zugefügt wurden. Die empörte Ärztin bedauerte die neuen Verletzungen. Sie zeigte die Bilder Kollegen und Personal. Offenbar grassiert die Angst, dass ich gegen die Klinik klagen würde.
Aber als verletzter Ausländer, der nicht im Gerichtssaal anwesend sein könnte, besteht keine Möglichkeit, ein Verfahren zu gewinnen. Denn welcher Arzt würde gegen eine mächtige Spitalgruppe klagen?
Erpressung wäre möglich, ist aber nicht meine Sache. Zudem dauert die Heilung dank eines neuen Medikamentes nicht mehr so lange. Monate werden zu Wochen reduziert.
Das Produkt wird für folgende Anwendungen empfohlen: Chronische sowie verzögert heilende Wunden, beispielsweise venöse Beingeschwüre, arterielle Beingeschwüre, diabetische Fußulzera, sekundär heilende Operationswunden und Dekubitus. Das Produkt ist ein Hämoglobin Spray und bewirkt durch bessere Sauerstoffversorgung eine beschleunigte Heilung. Das Medikament heißt Granulox.
Eine Spraydose zu 12ml kostet im Krankenhaus 12’600 THB und liegt damit in der Nähe des Goldpreises.
Das Gretchen aus Schweden würde sich äußern: „Solche Geschwüre sollte man aus Gründen des Klimaschutzes schnellstmöglichst im Krematorium entsorgen.“

Anstatt schimpfen einen Elefanten erwürgen

Ein unübersehbarer Fettfleck machte sich vor etwa einem Jahr unter dem Pomelo Baum bemerkbar. Das Fett bewegte sich. Es war eine 18-jährige Frau, die pro Lebensjahr etwa 10 Kilogramm zulegte. Ich neige zum Übertreiben, aber 99,9 Kilogramm waren es bestimmt, bei einer Körpergröße von etwa 160 Zentimetern. Vor Kurzem war sie noch schwerer. Doch sie brachte Zwillinge, ein Mädchen und einen Buben, zur Welt.
Der Samenspender war ein junger Mann mit mehr Pimmel-Masse als Hirn. Ich kannte ihn schon, als er im Hinterland von Nakhon Thai noch Treibstoff aus Autos klaute und in gestohlene Motorräder abfüllte. Der war so blöd, dass er sogar Diesel nicht verschmähte. Er und seine drei Brüder hatten mit vier verschiedenen Vätern kein einfaches Leben. Die Herren waren alle verheiratet, hatten Kinder und kümmerten sich nicht um ihre weiteren Söhne . Eines der neugeborenen Babys wurde von der Mutter im Spital einfach liegen gelassen, als sie weg rannte. So etwas Exotisches wie Mutterliebe kannten die Knaben nie. Die Schule war ihr Schlafzimmer.
Das triebhafte Verhalten der liebestollen Alten war der dauernden Suche nach neuen Lustgrottenkitzlern gwidmet. Unter Fachleuten war sie als „Zauberflöte Hinterindiens“ bekannt.
War es ein Wunder, dass der Tagedieb und Taugenichts eine hirnamputierte Mollige aus der hügeligen Umgebung von Phrae schwängerte?
Aus dem Liebestraum wurde ein Albtraum, als der Fettfleck vor einiger Zeit weg lief. Der Jüngling war mit zwei kleinen Kindern komplett überfordert. Er brachte den Knaben nach Phrae zu Großeltern.
Das Mädchen sollte zur Großmutter nach Chiang Mai. Die weinende Kleine landete schlussendlich verängstigt in PhonPhat, wo sie ihren Bruder vermisste. Sie war so hungrig, dass sie aus dem Hundenapf das Fleisch von den Knochen klaubte. Hündchen, kein Chihuahua, sonden ein ausgewachsener Schäfer, mochte das drollige Menschenkind.

Die guten Geister verließen die Urgroßmutter bereits Richtung Jenseits. Gedankenbefreit schlägt sie mit einem Stock auf die Unterschenkel des Mädchens ein, damit es schneller läuft, wenn sie ruft.
Der Großvater in Praeh nahm den jährigen Knaben aufs Moped und sie fuhren los. Nicht lange. Der Großvater starb bei einem Verkehrsunfall, das Bübchen überlebte. Demnächst wird es in Phon-Phat sein Schwesterchen wiedersehen.

Publiziert am 6. September. Happy End:
Bereits am 7. September traf das Büblein seine Schwester in Phon Phat.

Der lange Weg nach Satun

Unser Leben gleicht der Reise
eines Wandrers in der Nacht.
Jeder hat in seinem Gleise,
etwas das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
vor uns Nacht und Dunkelheit,
und der Schwerbedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Darum lasst uns weitergehen,
weichet nicht verzagt zurück!
Dort in jenen fernen Höhen
wartet unser noch ein Glück.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
gebt die bangen Sorgen auf:
morgen geht die Sonne wieder
freundlich an dem Himmel auf. (1)

Die Abreise verzögerte sich wegen Wasser. Erst wurde das Dorf überflutet. Dicks Hilfskraft war total überfordert. Das feuchte Ereignis blockierte den Rest ihres Denkvermögens für Wochen und verurteilte sie, ausser der pausenlosen Nutzung ihres Smartphones, zu absoluter Untätigkeit. Dick reinigte drei Häuser mehr oder weniger im Alleingang. Dafür möchte die Nichthelferin nun mehr Baht in Form von Lohn und Gehalt. Als zusätzliche Zeitverschwendung gab es Schaden-Sitzungen im Dorf und in der Gemeinde.
Eine Woche später litt der Süden unter schweren Niederschlägen. Die Provinzen Prachuap Kiri Khan, Nakhon Si Thammarat und Trang waren teilweise unter Wasser. Der Glückspilz-Verzehrer hatte dann einen trefflichen Riechkolben für den Reisetermin. Die schwierigste Strecke führte von Nakhon Pathom nach Phetchaburi mit kilometerlangen Staus und Umleitungen.
Für die 186 Kilometer von Prachuap Kiri Khan nach Chumphon benötigte Dick nur zwei Stunden und zehn Minuten. Als neuen Etappenort wählten wir anstelle von Surat Thani oder Nakhon Si Thammarat Thung Song. Von dort waren wir in weniger als drei Stunden in Klong Khut. Wir standen vor dem Garten-Tor und bestaunten sprachlos unseren Dschungel. Dick benötigte Messer und Sägen, bis sich das Tor öffnen liess. Spuren einer angeblichen Überschwemmung entdeckten wir keine.
Positiv fiel während der Reise auf, dass die Damenwelt wieder bunt gekleidet ist. Die jungen Frauen tragen gegenwärtig knappste Beinkleider. Ein erfreulicher Anblick für zahnlose, sappernde Liebhaber von Speck und Schinken.
Gibt es eine neue Verordnung, um zusätzliche Touristen anzulocken? In Nakhon Sawan als auch in Nakhon Pathom floss kein Warmwasser – in vier und fünf Sterne Unterkünften. Die chinesischen Gäste kennen offenbar heisses Wasser nicht. Die Frauen stecken dann ihre kalten Finger in sämtliche warmen Speisen am Frühstücksbuffet, anstatt die Krallen in ihrer Speckseitenfurche zu wärmen.
Negativ beurteile ich die Leistung des Hotels in Thung Song. Das im Internet angekündigte Speiselokal für schmackhafte Mahlzeiten und augenöffnendes Frühstück existierte nicht mehr. Dafür gab es in der nächsten Umgebung kundenfreundliche Verpflegungsbetriebe.

Der Zeitpunkt der Abreise war ein Glückstag. Am Abend erschienen fünf Personen mit Dicks Mutter im Schönheitssalon und verlangten Essen und Unterkünfte. Dicks Angestellte wies die Leute weg. Seit die (schwer kranke) Alte uns im Mai dieses Jahres unter Absingen von Drohungen und Verwünschungen verlassen wollte und wegzog, war sie dauernd unterwegs. Einmal versuche sie vergeblich, ihren Platz im Haus in PhonPhat zurück zu erobern. Einige Zeit danach wurde sie von einem Dorfobmann der Provinz Phitsanulok persönlich bei uns abgeliefert, weil sie unmöglich allein in ihrem Haus leben könne. Nach einigen Tagen übernahm Dicks Schwester die Fürsorge und entlastete uns. Diese Pflegerin brachte ihre Mutter auf ihr eindringliches gedankenloses Drängen zurück in die Provinz Phitsanulok. Wenige Wochen später stand sie mit Verwandtschaft als streitbare Begleiter wieder vor der Tür! (2)
Vor einem Jahr im Mai erhielten wir Anrufe aus dem Krankenhaus Hang-Dong, die Frau sei am Sterben und würde nur wenige Tage überleben. Seit dem treibt sie ihr Unwesen als Nicht-Tote, wie in den einschlägigen Horror-Filmen.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Beresinalied
(2) https://hinterindien.com/2017/06/04/das-wars-dann-wohl-misstritte/

Anmerkung: Die A4 bei Phetchaburi war heute, 23. Nov., wieder geflutet! Die Schnellstrasse in den Süden wurde unterbrochen.

Der verärgerte Wassergeist – oder die grenzenlose Phantasie eines pfuschenden Installateurs

Probleme mit der Wasserversorgung sind relativ selten. Zweimal wurde der Motor der Wasserpumpe Opfer von Gecko und Schlange. Sie suchten im Winter Wärme auf den Wicklungen und verbrannten beim Einschalten jämmerlich.
Dieses Jahr krachte bei der Fassadenreparatur am Gästehaus ein schweres Werkzeug auf einen Wasseranschluss. (1) In wenigen Tagen hatten wir bei uns am Haus mehrere Schäden.
Die Wasserpumpe ist von farbig blühenden Bougainvilleas umgeben. (2) Nach zwei Jahren erstickte dichtes Laubwerk sämtliche Geräusche. Dick bemerkte, sie möchte einige dürre Äste entfernen. Mit der Schere in der Hand, auch wenn es eine Baumschere war, liess die Haarkünstlerin ihrer Kreativität freien Lauf. Sie war nicht zu bremsen. Sie bemerkte nicht, dass die dürren Zweige immer grüner wurden. Das dichte Laubwerk in Bodennähe fehlte nach erfolgter Manipulation. Wir hören nun jeden Pumpvorgang.
Vor einigen Wochen erzählte ich ihr, wir hätten ein Leck in der Wasserversorgung. Die Pumpe schalte die ganze Nacht jede Minute kurz ein. Sie sah den Schaden schnell. Ein grosses Ventil von einem Zoll Durchmesser tropfte sichtbar. Die geniale Konstruktion erlaubte den Austausch in Minuten ohne zu sägen und Leim.
Dann hatten wir den Zwischenfall beim Baumschneiden, als ein dicker Ast beim ungezielten Fall einen wichtigen Anschluss zerschmetterte. (3) Vergeblich empfahl ich, den Fall grössere Stücke mit Seilen sauber zu dirigieren. Ein Nachteil der blauen PVC Leitungen ist deren Empfindlichkeit. Aber mit etwas Kleber und Ersatzteilen sind Schäden schnell behoben. Der Farang besitzt viele Ersatzteile. Wenn nicht, klingeln Baht in seiner Börse.
Wir hatten einige stille Nächte, bis die ruhelose Pumpe ein neues Leck meldete. Die Frauen gruben an die zwanzig Meter Leitungen aus, ohne ein Leck zu finden.
Anfänglich wollte ich jeden Zweig der Leitungen absperrbar machen. Der Leimspezialist hatte keine Ahnung von Sicherheitsdenken. Schadensbegrenzung war ein Fremdwort für den PVC-Rohrkleber.
Bei Erbeben könnten mit Schiebern versehene, beschädigte Zweige abgestellt werden. Chiang Mai ist Erdbebengebiet. Schwache Stösse werden täglich registriert. Bei starken Beben von 5 und 6 nach Richter rollen Buddhaköpfe, fallen Mauern – neue und antike. Menschen werden verletzt. Baumängel zeigen sich. (4)
Der Pfuscher verliess uns während der Installationen im Schönheitssalon, ohne sich zu verabschieden, als er einen selbstverursachten Schaden in mehreren Versuchen nicht beheben konnte. Damals verfügte ich noch über Saft und Kraft. Dick und ich lösten die Aufgabe problemlos.

Anstelle weiterer sinnloser Grabungen, installierten wir nun Ventile. Nach dem ersten Wasserhahn vor der Abzweigung zum Wohngebäude wussten wir, der Schaden musste irgendwo rund um das Wohnhaus sein. Der Schönheitssalon selbst war dicht. Das neue Ventil erlaubte zusätzlich die Haarpflege im Salon, während wir am Wohnhaus einen weiteren Hahn setzten. Danach war klar, das Leck war an der Küchenseite des Hauses.
Zuerst gruben meine Helfer an strategischen Punkten, wie geleimte Ecken und Abzweigungen vergeblich – alles trocken.
Vor vielen Jahren montierte ich aussen beim Küchenanschluss ein T-Stück und nach etwa fünf Metern einen weiteren Anschluss beim Teich an der Veranda. Ich bat Dick, diese Teile zu inspizieren. Meine Installation war fehlerfrei. Irgendwo musste das Leck sein. Dick grub tiefer und fand eine unbekannte Wasserleitung. Sie wollte graben. Ich war dagegen und sagte: „Bitte aufsägen und Verschlusskappe anleimen.“ Das war es. Die Wasserpumpe blieb still.

Die Frage war, wohin führte diese blaue Röhre? Ich bat Mowgli, den Wasserhahn beim Autounterstand zu öffnen. Nichts – kein Wasser. Dieser Anschluss ist maximal fünf Meter von der Badezimmer-Leitung entfernt.
Unser hochintelligenter Wasserversorgungsspezialist zog an die fünfundzwanzig Meter zusätzliche Leitung durch unbekanntes Gelände vor. Hätte er ein T-Stück am Küchenanschluss verwendet, wäre der Fall für mich klar gewesen. Er setzte sein T-Stück wenige Meter vor dem Küchenanschluss und legte das unnötige Rohr sehr tief. Ich wusste von nichts. Wir pflanzten Palmen, Bäume und Sträucher, ohne auf eine „nicht“ existierende Wasserleitung zu achten!
Einheimische Handwerker sind echte Handwerker. Sie benutzen ihre Hände, ohne das Gehirn zu belasten. Der Kopf dient, wie bei Wasserbüffeln, nur zum Fressen und Saufen. Der grosse Vorteil dieser Methode: Altersdemenz bleibt unerkannt.

(1) https://hinterindien.com/2017/06/12/blumen-gurken-einbrecher-und-spezial-ermittler/
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Bougainvillea
(3) https://hinterindien.com/2017/06/26/ich-wollt-ich-waer-ein-huhn/
(4) https://hinterindien.com/2014/05/08/schwere-erdbeben-erschutterten-lan-na-land/

Buddhistische Feiertage

Ohne viel zu denken, ergriff ich das Dhammapadam und zitierte in meinem letzten Beitrag eine Seite daraus. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn am Tag nach der Publikation wurde Asanha Bucha gefeiert. Die meisten Einheimischen opfern an solchen Tagen weniger Zeit und Geld im Wat, als in klimatisierten Einkaufstempeln.
Anfänglich verbrachten wir hohe Feiertage in reich geschmückten Tempeln neben Scharen von herausgeputzten, goldverzierten Ladies. Busladungen mit Touristen, Geldspendern des Tempels aus Bangkok, dekorierten das Gelände. Während der Gebete und der Ansprache des Abtes schliefen viele der Weitgereisten in den VIP-Bussen. Auf einen Schlag öffneten sich danach die Türen und die teilweise schlaftrunkenen, vielleicht angetrunkenen Gestalten übergaben dem Chef des Tempels Geschenke. Die meisten Gaben wurden von verschiedenen Spendern mehrmals dargereicht. Der Krempel wurde in den Tempel gebracht, von zahlreichen Mönchen herausgeschafft und von fröhlich lächelnden Gästen wieder zum Abt befördert. Ein köstliches Beispiel über den Kreislauf – Irrsinn – des Lebens. Das war wie eine ansteckende Krankheit. Selbst Dick ergriff einen herumstehenden Blumenstrauss und wanderte damit zum Abt.
Später einmal erzählte uns der schwer gezeichnete Abt, er schätze seine Gäste aus Bangkok wenig. Die meisten reichen Gaben seien aus anderen Tempeln unerlaubt entfernt worden. Einige Buddhas aus diesem Areal hätten, ohne sich abzumelden, den beschwerlichen Weg bis nach Amerika geschafft. Die scheinheiligen Pilger-Touristen würden während und nach der Fahrt reichlich Lao Khao schlucken und das Tempelgelände durch schamlosen Geschlechtsverkehr entweihen.
Die zeitgemässen Fahrzeuge verfügen über Toiletten. Selbst bescheidene Tempel haben solche Einrichtungen. Trotzdem wird das Gelände von feiernden Vandalen zusätzlich durch Tretminen, Fäkalien, verseucht.

Auf den Tag nach Asanha Bucha folgt Khao Pansa, Buddhist Lent. Das ist eigentlich der Beginn der Regenzeit. Früher blieben die Mönche während drei Monaten im Tempel – in Regenzeitklausur. Diese Zeit wird im Englischen buddhistische Fastenzeit genannt. Das ist unkorrekt, weil nicht gefastet wird.
Wie wir auf unseren ausgedehnten Reisen feststellten, erlauben sich nun die selbsternannten Halbgötter in Gelb, selbst während den drei Monaten jeden Luxus, inklusive Fernreisen mit Flugzeugen.

Wie leichtsinnig in Thailand mit Daten und Terminen umgegangen wird, zeigt (2). Das Datum für Khao Pansa ist schlicht falsch. 2017 – Tuesday, July 11. Übertroffen durch: “This holiday has been celebrated and observed over thousands of years”. Die Aussage ist knapp übertrieben. Wie alt ist der Buddhismus – in Thailand? Die Tempel sind bereits angekommen, während die Mehrzahl der Einheimischen immer noch gefürchteten zahllosen Geistern opfern.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Asalha_Puja
(2) https://www.calendardate.com/th_buddhist_lent_day.htm
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Khao_Phansa

Ich wollt ich wär ein Huhn

Am Ende des Tagewerks legte ich geschwind ein Ei. Danach wälzte ich mich ins Bett. Hüpfen kann ich als Paraplegiker nicht. Es war um Mitternacht, also Geisterstunde. Offenbar hatte ich Besuch von einem besonders bösartigen, unsichtbaren Gast. Ich versuchte, meine Beine so zu lagern, dass sich keine Knochen auf Knochen rieben. Denn das führt zu Dekubitus-Geschwüren, welche schlecht heilen. Beim Zurechtbiegen der Beine knallte es in meinem rechten Oberarm. Eine Riesendetonation mit Feuerwerk – Zerrung.
Diese war besonders schmerzhaft. Ich schrie, volle Lautstärke, geschätzt während einer halben Stunde. In Wirklichkeit waren es einige Sekunden. Meine Helferin räkelte sich bloss wenige Meter entfernt in der Badewanne. Sie hörte mich nicht. Ich hätte ihr Smartphone aktivieren müssen. Nur darauf sind die Sinne heutiger Generationen geschärft, – eine zeitgemässe Abart selektiver neurodegenerativer Krankheiten. Althergebrachte Kommunikationsfähigkeit ist bei jungen Menschen meist nicht mehr vorhanden. Sie verspeisen lauwarmes Zeugs, meist mit einem technischen Gerät, einem Mikrowellengenerator, in der Nähe ihres Nahrungseinwurfs. Diese Menschen könnten mit Infusionen überleben, beispielsweise mit Ovomaltine im Mastdarm.

Der nächste Morgen lächelte mir unfreundlich ins Gesicht. Mein rechter Arm war gelähmt, unbrauchbar. Dick half mir den extrem langen Weg, die wenigen Zentimeter, vom Bett in den Rollstuhl zu überwinden.
„Ich habe zwei Haltegriffe – am Kopf, die Ohren. Oder reiss mich am Sack! Aber bitte, berühre meinen Arm nicht, der ist wie ein Behälter voller stichbereiter Wespen.“
Dann fand ich heraus, dass ich einarmig weder Laptop noch Smartphone benutzen konnte. Irgendwie musste ich mich im Rollstuhl festhalten. Weitere Unfälle durfte ich mir nicht erlauben. Getränke mischen, Dosen öffnen – unmöglich. Dick mixte schmerzmildernde Maracuja-Cocktails.
Ich lernte schnell, einhändig im Haus zu rollen. Kalkulierte zickzack-Kurse wie ein Segelboot, leider ohne Wind, erlaubten beinahe beliebige Ortswechsel. Im Badezimmer bemerkte ich, einarmiges Händewaschen ist leider Illusion. Ich folgerte, die nächsten Tage wäre es wohl unmöglich, mich aufs WC zu setzen. Karge Mahlzeiten mussten entsprechend angepasst werden.
In der Schweiz gibt es problemlos Pflegemöglichkeiten für solche Patienten und Situationen. Meine Unfallversicherung hätte die hohen Kosten, ungefähr 1‘500 Fr. pro Pflegetag, diskussionslos vergütet. In Chiang Mai haben sogar private Krankenhäuser keine Spezialmatratzen für Paraplegiker. Ich hätte sie, die Matratze, mitbringen müssen. Meine angepasste, verpisste Unterlage wurde durch geistige Armleuchter, meist nicht eingeladene Besucher, zerstört.

Erlebten sie bereits die Annehmlichkeiten von Luxus-Wohlfühloasen? Da gibt es weder Wasserknappheit, noch Stromausfälle. Notstromgeneratoren und Ersatzpumpen sind genau so vorhanden, wie Heerscharen von Technikern, Köchen, Servicepersonal und freundlich assistierenden Managern, geschult und trainiert für sämtliche denkbaren Ereignisse wie Weltuntergang. Für diese Berufsgattung, wandelnde Kleiderständer von Armani, Boss, an solchen Orten kein Problem. „Madame, darf ich ihnen auf Kosten des Hauses ein Glas Champagne anbieten?“

Meine Oase hat Ersatzteile. Ganze Pumpen und Generatoren fehlen, weil es keine Service-Techniker gibt. Der beste Generator müsste regelmässig benutzt und gewartet werden. Ohne elektrischen Strom, fliesst kein Wasser, denn die Pumpe streikt.

Ich klärte meine irdischen Heerscharen, bestehend aus drei Personen, auf:
„Am späteren Nachmittag am Samstag muss ich unbedingt aufs WC. Der Kot steht bereits am Pegelmesser, dem Halszäpfchen. Da gibt es im Garten keine Wasserspiele oder Experimente mit Elektrizität. Wenn ihr euch unbedingt umbringen müsst, benutzt Seile. Nach mehreren überaus schmerzhaften Tagen, möchte ich mich in aller Ruhe reinigen und duschen.“

Die Sklaven waren mit dem Entfernen von Ästen im Garten beschäftigt, während ich langsam genüsslich meinen Darm entleerte. Ein halber Baum krachte gezielt auf einen Wasseranschluss ausserhalb des Hauses und entfernte durch einen einzigen Schlag eine ganze Batterie von weiteren Anschlüssen. Wasserspiele, Springbrunnen. Dick musste die Wasserpumpe ausschalten. Ich sass sauber eingeseift, die Haare lagerten in biologischem Aktiv-Schaum, auf dem WC und wartete gespannt auf einige Tropfen Wasser.
Irgend ein möchtegern Farb-Spezialist bekleckerte die Wasserleitung mit möglichst viel Anstrich. Andernfalls wäre das Anleimen eines provisorischen Verschlusses in Minuten erfolgt.
Wohlgeseift, Low, gackernd.

Systematischer Wahnsinn

Kennen sie Bacardi Gold? Ein besserer Rum der Firma, produziert auf einer der karibischen Zuckerrohrinseln, Puerto Rico. Diesen Gold-Schnaps gibt es in Thailand nicht. Dafür auf Langkawi, zu 360 Baht die Flasche. Der Inhalt eignet sich für „Cuba Libre“ oder zum Verdünnen von Kokoswasser. Im LOS stammen die masslos überteuerten Destillate von Bacardi aus Indien.
Umso besser kennt man hier: „… still going strong“! Johnnie Walker ist das Schmiermittel der Nation, wenigstens bei Angehörigen der gehobenen Institutionen. Meine erste Begleiterin im Dorf pflegte sämtliche Schwierigkeiten, oft vorbeugend, mit Black Label zu lösen. Sie verkaufte die Flaschen angeblich zollfrei zum Selbstkostenpreis. Sie erkennen die Sensibilität und Herzensgüte der Thais. Einfache Bürger begnügen sich mit preisgünstigerem Lao Khao als Torkelwasser.

Dicks Bruder trinkt als professioneller Fahrzeuglenker gar nicht. Trotzdem ist er ein Überlebenskünstler, denn wie gelangt ein geistig Invalider, ein Schwachsinniger, an einen Führerschein? Unsere Erlebnisse und Erfahrungen sind nicht besonders schmeichelhaft. Eventuell legte sein Erzeuger seine eigenen Gonaden in Spiritus ein.
Er war es, der seiner schwer kranken Mutter vor wenigen Tagen gegrillte Hühnerkrallen schenken wollte. Er war es, der die Patientin, sie konnte weder Nahrung noch Flüssigkeiten zu sich nehmen, nach einem Tag aus finanziellen Gründen aus dem Krankenhaus abholte! Er war es, der unsere Axt „verlor“ und gegen unbrauchbares Werkzeug austauschte.
Vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet, hat er eigentlich Recht. Warum nicht gleich die Axt, Glasscherben, Rattengift, Strychnin oder Zyankali anwenden?

Wir haben für die unzurechnungsfähige Kranke einen lückenlosen Pflege- und Überwachungs-Dienst organisiert. Am Montag war der Bruder zu spät, um seine Schicht pünktlich zu übernehmen. Er verpflegte sich am Sonntag mit Tintenfischen. Sie waren entweder nicht ganz frisch oder enthielten wie üblich, einen Spritzer Formalin. Einen Tag später verspürte er übles Bauchgrimmen und ging deshalb ins Krankenhaus, meldete er bei Dienstantritt. Dick war danach unterwegs, um dringende Geschäfte zu erledigen.
Ich tippte an meinen Geschichten und blickte zuweilen zeitweise in den grünen Garten. Da sah ich einen Geist zwischen den Baumstämmen. Es war Dicks Mutter. Ohne Gehhilfe oder Begleitung, schwebte sie rasch von Baum zu Baum. Schön, wie sie sich verabschiedete. Ich vergass meine Einbildung, bis ich sie wieder sah. Sie pflückte Blätter von Bäumen und Sträuchern. Sie steckte das Grünzeug in den Mund. Essen Geister Chlorophyll?

Ich telefonierte Dick, weil ich selbst nicht eingreifen konnte. Mit dem Rollstuhl im nassen Gras auf feucht-erdigem Grund kommt man etwa so rasch vorwärts, wie auf einer Eisbahn.
Dick kehrte notfallmässig zurück und sah, es war keine Aufsicht für Mutter anwesend. Der bedauernswerte Kranke mit den bösartigen kalamarischen Magenschmerzen verdrückte sich klammheimlich, ohne jemanden zu benachrichtigen. Kurz nach seinem Spitalbesuch musste er im Dorf unbedingt eine gesüsste Nudelsuppe verfuttern. Für Notfälle stehen in der Küche des Hauses, wo Dicks Mutter wohnt, Beutel mit MaMa und WaiWai Nudel-Suppen. Heisses Wasser genügt!

Der Mann weiss genau, dass die Mutter nur frisch zubereitete Speisen des Hauses essen sollte. Dennoch brachte er vom Markt fürs Abendessen einen Beutel mit undefinierbarem Zeug, das er selbst nicht schlucken wollte – für die geliebte Mutter. Wir benötigen dringend solide Fussballschuhe, um solche Intelligenzbestien in den Hintern zu treten.

Mütterchen futtert gedankenlos alles, was ihr angeboten wird. Wenn sie danach im Brechmodus rotiert, kann sie keine Medikamente schlucken. Für die benötigte Spritze bleibt nur die Fahrt mit Kotztüten ins Krankenhaus. Aber soweit denkt hier niemand.

https://de.wikipedia.org/wiki/Cuba_Libre

Geschichten aus mehr als 6‘000 Nächten in Hinterindien

1. Teil

Wer kennt sie nicht, die wunderbaren Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“. Arabische Träume wie „Aladins Wunderlampe“ oder „Ali Baba und die vierzig Räuber“. (1)

Als ich mit den Aufzeichnungen exotischen Lebens begann, schrieb ich Märchen, Schnurren, Schwänke und grinste selbst zufrieden darüber. Da bestand doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Reisberg, durch den man sich ins Schlaraffenland frisst.
Mittlerweile futterte ich genügend Reis samt Beilagen. Das Schlaraffenland ist immer noch unerreichbar fern. Ich stecke vollgefressen mitten in einem Berg von Betrug, Lügen und Skandalen fest. Ich habe eigentlich genug, bin übersättigt von all den Feen und Märchen. Davon laufen, flüchten kann ich nicht.

Als wir in der Schule in das klassische Griechenland und dessen Götterwelt eingeführt wurden, war ich vernarrt in „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“. Eine Sammlung antiker Mythen des deutschen Schriftstellers Gustav Schwab. (2)

„Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern, und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechtes, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgebornen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummre; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein.“

Ich verschlang die Bücher. Doch die Übersättigung mit den Göttern, es gibt zu viele im Olymp, danach war derart, dass ich die schlechteste Prüfungs-Arbeit meines jungen Lebens schrieb.

Gegenwärtig geht es mir ähnlich. In der Küche können wir von Reis auf Kartoffeln oder Teigwaren wechseln. Hinterindien ist nicht nur voller Geister und Götter. Die belasten mich nicht. Aber die Ausreden, Flunkereien und Lügen, täglich neu erfunden und aufgetischt, gehen mir allmählich auf den Wecker. Sie wiegen schwerer, als die gesamte Götterwelt aus dem Olymp.

Der Nachbarschaft blieb es nicht verborgen, dass wir ein weiteres Tischblatt suchen. Ausgerechnet ein Ordnungshüter sollte uns dazu verhelfen. Wir kennen sie aus Chiang Mai bestens, die auf Holz spezialisierten, uniformierten Wegelagerer.
Der unbekannte Kerl soll im Besitze eines grossformatigen Holzstückes mit dem mir unbekannten Namen Hlumpha sein. Der Preis scheint mit 15‘000 Baht angemessen. Aus Erfahrung möchte ich mir aber das edle Stück erst ansehen.
Das sei unmöglich, wurde mitgeteilt. Das Objekt befinde sich in neunzig Kilometern Entfernung im Dschungel. Es müsse erst mit einem Elefanten, (warum nicht zwei?) zur Strasse transportiert werden. Dann funktionierten meine vom Alkohol nur teilweise betäubten Gehirnwindungen. Ich fragte mich, wie sägten die Arbeiter dort ein einziges Blatt von annähernd zwei auf einen Metern Grösse. So ein Riesenbaum von mindestens hundert Jahren liefert weit mehr Holz. Wo blieb der bescheidene Rest?
Dick erhielt Bilder. Schlechter kann selbst ein preisgünstiges Smartphone nicht fotografieren. Das Holz, praktisch farblos, erdige Grautöne, wies grosse Risse auf und war mit Schmutz, Kieseln, Blättern und Aststücken bedeckt. Wieder fragte ich nach dem Namen. „Ist es Hua Li?“
„Ja, ja, Hlumpha ist Huali.“
Mit Hua Li, Rosenholz, englisch Brazilian Tulipwood, wird die Holzart Dalbergia decipularis aus der Gruppe der Palisanderhölzer bezeichnet. Dieses seltene Holz wird üblicherweise nach Gewicht gehandelt. Der Preis liegt gegenwärtig bei etwa dreihundert Dollar pro Kilogramm! Neunzig Prozent der alten Bäume sind hohl. So hohl wie die Lügen der Händler. Ausgerechnet der Polizist erzählte, aus Furcht vor den Ordnungshütern, wurde das Brett vor vier Jahren eingegraben.

Die Basler haben einen Spruch für unglaubwürdige Geschichten:
„Verzell du das em Fährimaa!“ Der Fährimann steuerte früher seine Fähre über den Rhein. (3)

Fortsetzung folgt

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Tausendundeine_Nacht
(2)
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_sch%C3%B6nsten_Sagen_des_klassischen_Altertums
(Hörbuch) https://www.youtube.com/watch?v=Sy0AJLt7ZQo
(Holzfällerteller nach Otto) https://wordpress.com/read/post/id/732973/36950
(3) http://www.srf.ch/sendungen/hoerspiel/verzell-du-das-em-faehrimaa-3

Abhängigkeiten

Wir sind ein ganzes Leben lang abgängig von irgend etwas oder irgend wem. Am Anfang saugen wir an den Brüsten der Mütter. Als Gegenleistungen säubern sie uns die Hintern. Nahrung, Kleidung, Bildung, Einbildung liefert teilweise das Elternhaus. Ausbildung nach Noten vermitteln Schulen und Lehrer. Von ihnen sind wir abhängig, denn wir benötigen Zeugnisse.
Zeugnisse sind lebenswichtig. So ein Papier bescheinigt in Thailand, der Inhaber beherrsche die englische Sprache mündlich und schriftlich, obwohl er keine Minute Unterricht genoss. Der Vater bezahlte mit dem Unterricht ebenfalls das Dokument, das der korrekte Farang Lehrer nicht ausstellen wollte.

Weitere Formulare, Abhängigkeitsdokumente, liefern Ämter und Verwaltungen. Da gibt es Scheine, wie beispielsweise zu meiner Zeit das Ehefähigkeitszeugnis. Dazu muss man weder geistige noch körperliche Beweise liefern, Banknoten genügen. Spätestens damit beginnt eine lebenslängliche Papiersammlung.
Vielleicht wird man nach erfolgter Ausbildung abhängig von Arbeitgebern, Vermietern und anderen Ausbeutern. Kirchenglocken locken. Der Weg zum ewigen Leben wird durch eifriges bitten, beten und opfern erworben. Mindestens ein Platz im Paradies wird geboten. Aber die sogenannten Gotteshäuser sind gottlose Prunkbauten für nutzloses Wirken von Bonzen und Priestern. Denken sie, Thailands Geisterhäuser werden von Geistern bewohnt?
Sogar bei der Nahrungsaufnahme werden Verpflichtungen geschaffen. Neben absurden religiösen Essensvorschriften existieren Fastfood-Fans, Makrobiotiker, Vegetarier und Veganer. Sie alle verkünden ihre Heilsbotschaften für unzerstörbare Gesundheit, garantieren wohltuende Darmentleerungen und fast ewiges Leben.
Charakterlose Wesen, geistige Weicheier und Neandertaler, Schwachköpfe, werden durch Laster aller Art, wie Alkohol, Drogen, Tabak und geschlechtliche Entgleisungen jederzeit verführt.

Ausser dem Lügen habe ich keine Laster. Aber es kann vorkommen, dass beim exzessiven ausserehelichen Beischlaf, ich bin nicht verheiratet, Glimmstengel und Schnapsglas zu Boden plumpsen und in der Hitze des tropisch exotischen Nahkampfes die Matratze flambieren.

Dennoch bin ich abhängig. Ein Leben lang kämpfte ich für Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Das Schicksal, nicht besänftigt durch Weihrauch und fromme Gesänge, rächte sich und schlug vor wenigen Jahren grausam zu. Seitdem benötige ich die Hilfe und Unterstützung von Dick. Ohne sie kann ich nichts mehr unternehmen.

Ich suche immer wieder nach neuen technischen Kniffen und Krücken. Diese Dinge erleichtern das Leben im Haus in Satun. Im unbekannten Dschungel und den Unterkünften der Grossstädte bin ich auf Hilfe angewiesen. Das ist hart.
Erst jetzt verstehe ich die Situation, in welcher sich meine, durch Kinderlähmung behinderten Freundinnen und Freunde im Krankenhaus befanden. Sogar ihre Lungenfunktion war beeinträchtigt. Sie konnten nicht dauernd selbst atmen. Freund Heini legte am Respirator (Beatmungsgerät) öfters eine Rauchpause mit Peter Stuyvesant ein. Diese Patienten lebten trotzdem glücklich und zufrieden.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Beatmungsger%C3%A4t
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Stuyvesant_(Zigarettenmarke)