Hunde sind ergebene Freunde. Eingeborene dagegen flattern wie Schmetterlinge.

Die weltweite Seuche grassiert weiter. Einschließen und meiden von Kontakten werden weiterhin empfohlen. Aber viele Menschen sind unzufrieden und wollen sich in Gruppen ballen. Deshalb werden Städte oft Ballungszentren genannt, wo in sportlichen Gruppen Balance-Sex betrieben wird. Einige meinen, Einsamkeit schade der Gesundheit. Man benötige lebenswichtige Kontakte wie  Vitamine. 

In Europa vernahm ich immer wieder, wie treu Hunde seien. Anders als in Hinterindien in den Reisdörfern, wo die unerzogenen, pelzigen Kläffer in Strassen-Mitte duftige  Kegel setzen und dir höchstens für Häppchen nachlaufen. Die oft schlitzohrige Damenwelt ist für Treue und Sesshaftigkeit weniger bekannt. Sie gleichen flatterhaften Schmetterlingen, welche in Eile von Blüte zu Blüten wechseln. Hier schweigt des Sängers Höflichkeit. . .

Dazu eine wahre, unglaubliche Geschichte eines guten Menschen aus unserem Dorf.  Echte Schriftsteller könnten ein mehrbändiges Epos darüber schreiben, ähnlich dem stillen Don.  Der stille Don, russisch Тихий Дон, ist das Hauptwerk des Schriftstellers Michail Alexandrowitsch Scholochow, * 24. Mai 1905 auf dem Gehöft Kruschilin, Station Wjoschenskaja, heute Oblast Rostow; † 21. Februar 1984 in Wjoschenskaja. Scholochow begann das gewaltige, vierbändige Werk 1928 und schloss es erst 1940 ab.

Mitten in den Reisfeldern, etwas abgelegen, in der Nähe eines munter plätschernden Baches, steht ein neueres, schmuckes Haus. Dort arbeitet ein fleissigiger Mann und lebt mit Sohn und Tochter zusammen. Nur selten ist die Mutter anzutreffen. Auf den ersten Blick eine intakte, alltägliche Familie. Nach seiner Ausbildung arbeitete der junge Mann als Postbeamter. Er hauste bescheiden mit seinen Eltern in einem Nachbardorf. Er teilte seinen Lohn mit der ganzen Familie. Die Leute vegetierten eher schlecht als recht. Doch seine drei Geschwister erhielten fundierte Ausbildungen.  Zwei davon arbeiteten als Staatsbeamte im Beamtenstaat. Ein Bruder studierte Medizin und praktizierte in Bangkok.

Auf der Post begegnete er vor fast dreissig Jahren einer bezaubernden Angestellten, die ihm flugs den Kopf verdrehte. Die Liebe seines Lebens. Er heiratete die schönste Frau, die er sich vorstellen konnte. Er war der glücklichste Postbeamte der ganzen Welt. Man wagt sich kaum vorzustellen, wie lustvoll er infolge dessen die Briefmarken befeuchtete! Hier im Dorf kauften sich die jungen Eheleute ein Häuschen und bissen sich mit ihren kargen Löhnen daran fast die Zähne aus. Sie quittierte den mager bezahlten Postdienst und bildete sich zur Friseuse weiter.

Er dagegen liess sich vom Chef skrupellos ausbeuten, verfasste bemerkenswerte Vorträge für dienstliche Kolloquien in ausgesuchten Nobelherbergen der Postoberen und verzichtete dabei regelmässig auf fünfzig Prozent seiner Gratifikationen zu Gunsten eines gnädigen Vorgesetzten, denn der hätte sich weit gewinnbringender bedienen können.

Seine Frau machte als Friseuse das grosse Geld. Aber sie war stets zu müde um sich um ihre Kinder und den Haushalt zu kümmern. Als gefragter Gast zahlreicher glanzvoller Parties gewann sie unzählige Trophäen, wie den vergoldeten Kochlöffel in einem Packet Instant Nudeln, ein Set gezinkter Spielkarten, das leere Schnapsglas mit speziellem Gruss an die Leber, die gläserne Som Tam Schüssel mit programmiertem Sprung, das silberne Karaoke Mikrophon mit falschen Diamanten, eine Ehrenurkunde mit Prädikat und Schleife als regionale Klatschtante von nationaler Bedeutung und als Zugabe die leidigen Fettpolster in der Hüftgegend. Diese bedeutungsvolle nächtliche Sozialarbeit forderte die dauernde Abwesenheit von der Familie.

Deshalb erledigte der Postbeamte vor und nach seinem Job während Jahren die Pflichten des Haushalts und sorgte für die Kinder und deren Ausbildung. Als seine betagten Eltern starben, fand er heraus, dass die einen riesigen Grundbesitz besassen, den niemand je erwähnte. Auf einem kleinen Teil dieses Grundstücks erstellte er danach sein neues Haus. Mehrere Rai seines Landes möchte der mittlerweile selbständig Erwerbende verkaufen und den Erlös daraus mit seinen Geschwistern teilen.

Mit den umfassenden häuslichen Pflichten, wie kochen, waschen, bügeln, reinemachen, Kindererziehung nebst beruflicher Tätigkeit im neuen Schönheitssalon, fühlte er sich schlicht ausgenutzt. Er war die eigentliche Frau im Hause, während die seine nur durch Abwesenheit mit Fremdenverkehr glänzte. Er litt unter dem Arbeitsdruck und einer spürbar wachsenden Vereinsamung.  Kläffenden Köter fehlten offenbar. Männerbeziehungen brachten ihm Abwechslung, Freundschaften und in wenigen Fällen eine lange nicht mehr verspürte Liebe.

Trotz allem liess er sich auf Wunsch der Kinder nicht scheiden. Die Mutter besucht die Familie einige Tage im Jahr.  Dann spielen sie zu viert die Seifen-Oper: „Intakte Familie.“ Die Mutter führte ihre  minderjährige Tochter in ihre hohe Gesellschaft des Karaoke singenden Proletarier-Adels ein. Wenige Monate darauf trat das Mädchen der nicht existierenden Vereinigung: „Schwangere Bräute ohne Väter“ bei.

Der alte Herr liess für das törichte Töchterchen einen Coffee-shop, Tea-Room oder wie sie es immer nennen möchten, errichten. Sie zeigte kein Interesse für das hübsche Werk. Die junge Frau, ihr Kind und ihr Bruder warten noch heute auf ihr Erbe. Dieser  Mann schenkte mir in seinem Garten den eindrücklichsten Gottesdienst meines Lebens. Er organisierte die Veranstaltung zu Ehren seiner verstorbenen Eltern. Als es mir vor 10 Jahren sehr schlecht ging, ich lag im Chiang Mai RAM Hospital, versprach er, als Künstler würde er bei meinem Ableben für die Blumengedecke besorgt sein. Deine Blumen sind eine Ehre für mich, aber ich möchte nun nicht mehr zu lange warten. Danke!

Der Meister beim Verschönern junger Damen

Ich begann mit diesen Aufzeichnungen im Januar 2010.  Die damaligen Kommentare waren alle auf Abwegen.  Bedaure, Scholochow produzierte in kürzerer Zeit mehr Literatur! Das Rinnsal im Reisfeld ist jedoch nicht mit dem Don zu vergleichen.

Quantenmechanik und Bodhisattva

Die Bodhisattva Geschichte war nicht einfach zum Schreiben. Bei schwer verständlichen Texten bat ich selten einen Freund um Sichtung des Materials. Seine berechtigte Frage darauf war: „Findest Du in diesem Denken wirklich endgültige Wahrheit?“ Meine Antwort: „Die bescheidene Erklärung ist bloss die Einführung für weitere Geschichten. Es schadet kaum, wenn ich im Hopfenacker pflüge und etwas Hintergrund vermittle. Ob die Kwan Yin ein oder eine Bodhisattva ist, oder gar eine Göttin, interessiert mich wenig. Solche Gedanken überlasse ich anderen. Ich bin nicht Missionar. Die Wahrheit liegt in der Schönheit.“  Überragende Werke finden wir auch in der Christlichen Kunst. Ob sie dem wirklichen Geschehen entsprechen, wissen wir nicht.

In der Schule durfte mein Jahrgang noch die griechischen Götter, die den Olymp bewohnten und vermüllten, auswendig lernen. Beeinflussten solche Faktoren lebenslänglich meine Transpiration?

Als ich jung war, las ich Arbeiten von Werner Heisenberg. Er war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts. Er formulierte bereits 1927 eine der fundamentalen Aussagen der Quantenmechanik als Unschärferelation. Ort und Impuls als Messgrößen eines Teilchens können gleichzeitig nicht beliebig genau bestimmt werden. Meine berufliche Tätigkeit war das Fechten gegen Ungenauigkeiten von Maschinen und Menschen.  Zum Schluss war ich ein Verlierer. Aufwand und Sorgfalt wurden nur von Wenigen verstanden.  Nur Unverzagte glaubten die Nummern, die in der Neuzeit schlussendlich ein Computer ausspuckte.

Vielleicht ist es vermessen, eine Unschärferelation auf Bodhisattvas anzuwenden. Mir gefällt die Idee. Zum Glauben gibt es von Heisenberg eine wunderschöne, beinahe unglaubliche Geschichte:

„In der Nähe unseres Ferienhauses in Tisvilde wohnt ein Mann, der hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen angebracht, das nach einem alten Volksglauben Glück bringen soll. Als ein Bekannter Niels Bohr fragte: «Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, daß das Hufeisen dir Glück bringt?», antwortete er: «Natürlich nicht; aber man sagt doch, daß es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.» “
Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg

http://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Bohr

Eine Göttin der Barmherzigkeit, Bodhisattva Kwan Yin

Im Februar 2010 arbeitete ich an Aufsätzen über Kuan Yin, weil eine chinesische Bronze  Anfang des Jahrhunderts per Schiff von China nach Australien reiste. Eigentlich war sie verkauft. Aus irgend einem unbekannten Grund lehnten die Beamten die Einfuhr ab. Nach langen Irrwegen landete die total verschmutzte und armselige Figur 2005 bei uns. Wir staunten, als wir nach tagelangem sorgfältigen und vorsichtigen Putzen auf die goldverzierte Bronze stießen. Sie ist echt. Ich testete. Sie hält eine kleine Flasche in einer Hand. Ich füllte die Flasche mit Reiswein. Die Reaktion: Typisch Frau. Noch während der Rückgabe goss Sie den Wein auf Ihre Füße. Kein LGBT!   Wäre es ein Mann, hätte er in Ausnahmefällen mit der Flüssigkeit seine Unterwäsche von Spermaflecken gereinigt. Meistens aber hätten Männer ihre Lebern befeuchtet. Was hält Kwan Yin in ihrer Hand? Es ist keine Teekanne. Betrachten Sie bitte die Abbildung.

Ganz links auf dem Tisch steht in einer Sake-Schale das Gefäß der Guan Im. Es ist eine schlichte, formschöne Vase. Das Risiko, das unersetzbare Kunstwerk mit dem gewölbten Boden auf dem Tisch zu stellen, wollte ich nicht eingehen. Der mittlere Behälter ist eine Flasche aus Japan mit 1,8 Litern gutem Reiswein, Sake. Ganz rechts steht eine handgefertigte Sake-Flasche. An buddhistischen Feiertagen in Thailand, müsste wegen der Ähnlichkeit der Gegenstände, die Göttin ihr formschönes Gefäß den Kulturbanausen von Ordnungskräften ausliefern.

Bodhisattva Kwan Yin, technische Daten :

  1. Bronze
  2. Leichter Lochfraß (Eine Ursache ist die Luftverschmutzung. Schwefeldioxid in der Menge von vier Millionen Tonnen in Deutschland. Spiegel 1972. China und Thailand haben größere Probleme.)
  3. Höhe 127 cm
  4. Sockel 8-eckig, nicht unbedingt regelmäßig 
  5. mittlere Diagonale 40 cm
  6. große Diagonale     43cm
  7. Die Zahl 8 (ba), bedeutet ebenfalls reich. Sie ist die wichtigste Glückszahl in China.

Am Rücken der Figur befindet sich eine Art Punze. Ich bin nicht in der Lage, die Schriftzeichen zu entziffern. Mein chinesisches Wörterbuch hilft mir nicht, weil ich nicht blättern kann. Würde mir bitte eine Leserin oder ein Leser helfen?

Meine Notizen von 2 0 1 0:

Tin Kuan Yin, tie guan yin, auch Te Kwan Yin, Tie Guanyin und Ti Kuan Yin bezeichnet eine Varietät der Teepflanze Camellia sinensis aus der Küstenprovinz Fujian. Die gewonnenen Teeblätter und das damit gebrühte Getränk könnten ebenfalls gemeint sein. Das war eine Erklärung auf Abwegen. Dennoch empfehle ich, ein Tässchen zu den folgenden, nicht immer leicht verständlichen Erklärungen zu geniessen. Das Getränk könnte zur Erleuchtung führen, wenn es die Worte nicht vermögen.

Guanyin, Kuan-yin ist im MahayanaBuddhismus ein Bodhisattva. Sie wird im Volksglauben als Göttin verehrt. Guānyīn ist die chinesische Variante des Bodhisattva Avalokiteshvara. In Japan ist sie unter dem Namen Kannon, in Vietnam als Quan Am oder Quan The Am Bo Tat bekannt. Ein älterer Name ist Guanzizai, japanisch Kanjizai. In Thailand wird sie als Guan Im hochverehrt.

Im Mahayana-Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen angesehen. Sie suchen auf dem Wege der Tugendvollkommenheit, Sanskrit: paramita, die Buddhaschaft. Der Kern der Bodhisattva-Philosophie ist der Gedanke, nicht selbstsüchtig für sich allein Erleuchtung zu erlangen und damit in das Nirwana einzugehen, sondern zuvor anderen Wesen zu helfen, sich aus dem endlosen Kreislauf der ReinkarnationenSamsara, zu befreien.

Es wird unterschieden zwischen irdischen und überirdischen Bodhisattvas. Die einen sind im Weltleben stehende Menschen, die durch ihre Güte, maitri, und ihr Mitgefühl, karuna, gefordert – ihre Verdienste zum Wohle aller Wesen, von Menschen und Tieren, einsetzen. Die anderen sind überirdische, transzendente Charaktere, die in gleicher Weise beistehen und auf den Pfad der Befreiung führen.

Avalokiteshvara, auch Lokeshvara, Guanyin, Kannon oder Guan Im ist ein transzendenter Bodhisattva. Die chinesische Tang-Dynastie618 bis 907, zeichnete sich durch Toleranz aus. Viele Religionen begegneten sich damals intensiv. In der Volksfrömmigkeit bestand ein grosses Bedürfnis nach einer Gottheit mit femininen Attributen

Das Lotos-Sutra aus dem MahayanaBuddhismus wurde mehrfach ins Chinesische übersetzt. Eine bedeutende Übersetzung von Kumarajiva stammt aus dem Jahr 406. Der Name des Bodhisattvas Avalokiteshvara wurde aus dem Sanskrit in den chinesischen Namen Guānshìyīn übersetzt. Durch die Vermischung dieser und anderer religiöser Ideen entstand im Laufe der Zeit die „Göttin“ Guanyin.

Im 9. und 10. Jahrhundert wurde Guanyin im Nordwesten Chinas häufiger als weibliches Wesen dargestellt. Ab dem 12. Jahrhundert wurden in den religiösen Zentren alte Geschichten von Göttinnen und Helden vermehrt mit Guanyin in Verbindung gebracht. Heute wird sie verehrt als die Göttin der Barmherzigkeit, der Frauen und Kinder, der Gnade und des Mitgefühls. Zu viele Worte ergeben vielfach wenig Sinn. Ich befragte öfters Menschen in Thailand zur Person von Guan Im. Sie erklärten mir kurz und bündig: „Guan Im ist ein Buddha.“

Besten dank für die Hilfe an die Herren Dei und Maen Ravekchom, sowie Ton. Die neuen Fotos lieferte Frau Duangrat Pongsungnern.

Jubiläumsklagen

Kwan Yin. Vergrößern sie das Bild. Dann sehen sie den wundervoll geschmückten Umhang.

In Jerusalem steht eine berühmte Klagemauer. Vor dem Jom-Kippur-Krieg hatte ich kurz Gelegenheit, betende und klagende Menschen an der Mauer zu beobachten. Einige dunkel gekleidete Menschen führten komische Bewegungen und Zuckungen aus. Klagten sie über Rheumatismus? Die Mauern im Haus in Chiang Mai sind mit bunten Bildern geschmückt und geben keinen Anlass zu Beschwerden. Höchstens, dass die Ecken nicht genau neunzig Grad sind und die Wände, wie der Turm in Pisa, schief stehen. In kalten Winternächten isolieren die Mäuerchen von bloss neun Zentimetern nicht gut genug. Üblicherweise benutze ich meinen Blog Hinterindien zu Beschwerden und Klagen. 


Menschen aus dem Dorf helfen uns bei der Bewältigung verschiedener Tätigkeiten. Diese  Gaukler und Komödianten kosten mich ohne Nebenkosten fast 3000 Baht  täglich. Über vierzehn Stunden im Tag verbringe ich auf drei Quadratmetern  Bett-Fläche. Diesen Platz teile ich am Morgen für zwei Stunden mit der Körperpflegerin. Nachmittags verbringe ich zwei  bis drei Stunden zu zweit für Fitness. Oft,  wenn Kühlung oder Heizung gefragt sind, besucht mich Dick in der Nacht. Mein Lebensbereich vergrößert sich im Sitzen während vier Stunden auf ganze zehn Quadratmeter. Die größte Distanz sind einige Besuche im Badezimmer. Der Weg ist immerhin etwa 15 Meter lang. Leider muss ich mich schieben lassen. Mir fehlt der Pfupf. Die Haut an Händen und Fingern erträgt die Belastung nicht. Einige Nerven sind abgestorben, andere liegen blank. Weil ich keine größere Abwechslungen habe, rege ich mich über Mitarbeiter auf. 
Eine Reizperson ist ausgerechnet Dicks Haushaltshilfe, zu welcher ich kaum Kontakt pflege. Sie liefert mir praktisch jede Woche ein Aha-Erlebnis. Einmal erwischte ich sie in der Küche, als sie mit Stahlwolle mühsam die Teflon Beschichtung aus einer Bratpfanne entfernte. 

Eine Woche darauf arbeitete sie mit dem Staubsauger im Badezimmer. Weil sie keine Brille trägt, obwohl sie kaum sehen kann, saugte sie eine Pfütze in die Maschine. Tags darauf stank es im Haus, weil Hitze, Dreck und Feuchtigkeit schlecht zusammen passen.  Die Frauen konnten das Gerät nicht retten. Nach einigen Tagen musste Dick einen neuen Sauger beschaffen. Weil die hübsche Putzfrau sehr vergesslich ist, muss ich sie wöchentlich darauf aufmerksam machen, den Staubsauger nicht im Bad zu benutzen. 

Eine Woche später polierte sie eine große Bronze, eine Guan Im, Kwan Yin, Göttin der Barmherzigkeit, mit speziell für Teakholz geeigneter Flüssigkeit.
Ende Oktober wurde das Dorf durch eine unfähige Amtsperson, wasserscheuer Schleusenwärter, überflutet. Die Räume der Haushaltshilfe standen im dreckigen Wasser. Unser Haus steht mindestens einen Meter über Straßenniveau. Wir hatten keine Pfützen in der Wohnung. Als ich einen Tag später vom Frühstück in mein Zimmer zurück wollte, stank es im Zimmer so stark, dass ich zu husten begann. Ich wollte wissen, warum. Es stellte sich heraus, dass die Raumpflegerin den Boden gründlich mit Bleichmittel reinigte. Es vernichtet Flecken und Bakterien auf Textilien. Die Spezialistin benutzte schon früher Säure, um auf Kacheln der Veranda die Glasur zu entfernen.

Sieben Tage danach, Dick wärmte für mich eine Hühnersuppe, schmiss die Raumpflegerin die warme Suppe diskussionslos weg. Es war mein Frühstück. Ihre zwei linken Hände werden durch ein unermüdliches Mundwerk ergänzt. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit besteht aus Konferenzen, Diskussionen,  Monologen, Neuigkeiten und alltäglichen Tratsch. Wenn sie spricht, kann Dick kein Brot herstellen oder es ist ungeniessbar.
Sie und die meisten Menschen in Thailand können sich nicht in Probleme anderer  Mitglieder der Gesellschaft oder sogar Behinderter versetzen. In der Schule wurden sie zu Kadavergehorsam  gedrillt, aber nie zum selbstständigen Denken und Handeln erzogen.

Ich versuchte der Frau zu erklären, dass sie meine Zahnbürste, Rasierer und Kamm in meiner Griffweite aufbewahren sollte. Diese Dinge stellt sie wöchentlich mehrmals auf der Ablage hinten an die Wand. Wegen Lähmungen in den Fingern kann ich Pinzette, Nagelfeile und Nagelschere  nicht gebrauchen. Diese Dinge liegen jedoch am vorderen Rand der Ablage. Das ist ihre Sicht der Dinge und nur die zählt.

Ich bin überzeugt, dass unsere Mitarbeiter nur das Beste für mich wollen. Ohne Mitgefühl,  Mitdenken und Nachempfinden ist dies schlecht möglich. Ich gestehe, dass ich die Nöte und Bedürfnisse Schwerbehinderter erst richtig kenne, seit dem ich selbst total Abhängig von Drittpersonen bin.

Intimes: In 15 Minuten von Säckingen zur Nasenhöhle

Was unternimmt man, wenn man nichts mehr tun kann? Man beschäftigt sich mit präziser wissenschaftlicher Erforschung unwesentlicher Dinge. Die morgendliche Körperpflege im Krankenhaus war ein interessantes Studien-Objekt.
Eine der ungelösten Fragen ist derzeit der Zeitaufwand. Pflegehelferin Ohhh schaffte das Waschen und Ölen in fünf Minuten im Alleingang. Danach zitterte und zuckte der malträtierte, erschöpfte Körper für drei Stunden.
Die Geschwindigkeit wurde nur von flinken Raumpflegerinnen unterboten. Sie reinigten das Zimmer mit viel Lärm und Geklapper in drei Minuten.
Dagegen diskutierten drei Frauen nach zwanzig Minuten Waschlappen-Applikation ernsthaft, ob sie den linken Unterschenkel bereits gewaschen hätten.
Ein wichtiger Körperteil, der immer übersehen wurde, war eigentlich zwei – die Ohren. Weil die Damen den Ohrenschmalz für längere Zeit gänzlich vergaßen, kristallisierte er und hätte zu Designer-Bijouterie verarbeitet werden können. Nachdem ich die teuren Kristalle entdeckte und ausgrub, wusch ich fortan mein Gesicht und die Ohren trotz gelähmten Fingern selbst.
Die delikatesten Geschäfte umfassten den Geschlechtsapparat mit zwei Teilen und das Ausscheidungsorgan für zweifelhafte Düfte und teils wurstförmige Feststoffe. Ihnen fiel nach ärztlicher Empfehlung besondere Aufmerksamkeit zu.
Deshalb sprachen die Pflegerinnen öfters über Beschaffenheit und Größe der Bananen. Sie verglichen und lobten mein Organ in höchsten Tönen, so dass sich in den Ohren wieder Kristalle bildeten. Was half mir die Lobhudelei? Ich konnte weder onanieren noch masturbieren. Erst mussten die Greifer lernen, ein Telefon zu halten. Danach könnte ich mit Croissants und Nuss-Gipfeln weiter üben.
Leider wurde ich nie richtig aufgeklärt. Meine bescheidene Frage: Wo liegt oder steht der Unterschied zwischen onanieren und masturbieren? Im Internet-Zeitalter schnellst verbreiteter Lügen fand ich heraus, onanieren ist für Solisten. Masturbieren dagegen ist wie mehrhändig Klavier spielen.
Manchmal erbarmten sich Pflegerinnen in buddhistischer Nächstenliebe – oder steil geile Zähne, sowie lüsterne Raubkatzen – und griffen hart oder zärtlich streichelnd – nach dem phallischen Objekt der Lüste.
Nur bei Ohhh empfand ich immer Angst, sie wolle das Unkraut samt Wurzel ausreißen. Im Nebenberuf war Ohhh alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Das Töchterchen wurde IMP genannt.
Ich fragte: “ Was bedeutet Imp? “
Sie antwortete: „Import“. Genauso sah das hübsche Kind aus.
Das verhält sich genau gleich bei den Appenzellern in der Schweiz. Die Kleinen sind Inzucht, die Grossen Fremdenverkehr.
Ohhh’s Kinder waren wie üblich, bei der Großmutter platziert.

Ich bemerkte, wenn die Pflegerinnen in Chiang Mai meine Fortpflanzungs-Organe ausgiebig reinigten und salbten, meine Nase fünfzehn Minuten später zu tropfen begann. Ich berechnete, dass die Distanz vom Hodensack bis zur Nasenhöhle (Cavum nasi, klingt fast wie Nasi Goreng = flied lice) unter Berücksichtigung sämtlicher Ecken und Kurven etwa einen Meter zwanzig betragen dürfte. Die unbekannte Substanz, eventuell Lipikar Balsam, hatte demnach eine Reisegeschwindigkeit von 1,333 Millimeter pro Sekunde. (Das sind 0,0048 km/h.) Vielleicht heißen diese Dinge aber Hodozyten oder Penizyme. Hoffentlich lesen Wissenschaftler und Mediziner in Schweden diese neue Studie aus Hinterindien. Für Frau G. Humbug sind Nasentropfen Umweltverschmutzung. IMG_20191224_222944_BURST001_COVER
Das T-Shirt hat mehr Falten als der Alte.

Der Irrtum eines Seefahrers verunsichert Schüler in Thailand

In in meiner Bibliothek in Herrenschwanden standen das Bordbuch des Entdeckers Kolumbus, Bücher über alle großen Seefahrer, neben einigen Bänden von Salvador de Madariaga. Mit meinen unkontrollierbaren Fingern könnte ich in keinen Büchern blättern. Wenn Sie also einige Ungereimtheiten entdecken, sind sie auf Mängel in meinem Gedächtnis zurück zuführen. 

Anno 1492 liess ein Genuese, Cristofero Colombo, in spanischen Diensten , also Cristobal Colon, in Palos de la Frontera – genau in La Rabida, die Anker seine Karavellen heben und segelte gegen Westen, nach Indien. In la Rapita, einige Tages-Märsche entfernt von Palos, in der Provinz Tarragona, entdeckte ich einen versteinerten Fußabdruck des Cristofero, genau so – wie es viele Fußabdrücke Buddhas in Thailand gibt.


Die Aussicht von den Karavellen war wochenlang dieselbe. Berge, nichts als Wellenberge. Der Kommandant lehnte sich oft an den Hauptmast, rauchte genüsslich kubanische Zigarren und bereitete sich auf diese Weise auf Diebstähle, Gaunereien, Eroberungen und Kämpfe vor.

Als die Flotte am 12.10. 1492 die westindische Insel Guanahani anlief, sahen sie nackte Eingeborene. Weil sich die Seeleute in Indien wähnten, nannten sie die Menschen Indianer. Diese Leute waren Taino, eine Gruppe der indigenen Arawak. Colon kümmerte sich nicht um Kleinigkeiten. Er nahm das Eiland in den Besitz der spanischen Krone und nannte es fortan San Salvador. Schätzungen zeigten, dass bei der Landung der Spanier etwa 300’000 bis eine Million Taino lebten. 1518 waren es nur noch 4000, – – – angewandter Umweltschutz? Blei- und Stahl-Vergiftungen durch Flinten, Hieb- und Stichwaffen, sowie eingeschleppte europäische Krankheiten wie Grippe und Masern, rafften die Einheimischen dahin.


Der achtjährige Goon baute einen Roboter. Im Gesicht waren Sensoren, in den Armen und Beinen Schrittmotoren montiert. Ein Bluetooth-Empfänger befand sich am Rücken neben der Batterie. Nun sollte man das Monster programmieren. Auf thailändisch ist das schwierig. Deshalb lernt der Knabe Englisch. In seinem Englisch-Buch existiert für jeden Buchstaben eine Abbildung. Beim I illustrierte kein Inder, Fakir, Hindu, Gandhi, Guru, Raja oder Sikh das Buch.  Es war ein Indianer, eine Rothaut – nicht etwa mit edlem Adlerfedern-Schmuck, sondern billig gefärbten Hühnerfedern. Kanada und USA benutzen zum Schutz der Minderheit der Indianer,  für die Inder den Begriff Asian Indian oder East Indian. Rothäute, American Indian gibt es nur noch wenige. Asian Indian dagegen bevölkern mit über 1,3 Milliarden die Erde.Obwohl ursprünglich die Religion der Thais aus Indien stammt, kennen sie den Begriff Indian kaum. Buddha war ein Indianer!
Würde man heute noch mit Karavellen von der Westküste Amerikas aus Indien bereisen, wäre Hinterindien Vorderindien.

Selbst schlechte Träume haben Preise

Die schlimmsten Ereignisse trafen schneller als erwartet ein. Am 18. Oktober riss mich ein Angestellter des Spitals derart brutal über die Matratze, dass er mich erneut am, durch Windeln und Verbände geschützten, Hintern verletzte. Ein ungeheurer Schmerz durchflutete mich. Meine spastischen Beine zuckten vielleicht zehn Mal in die Höhe. Am Tag danach sah die Chirurgin beim Pflasterwechsel die Bescherung. Sie nahm an, ich sei zu lange im Rollstuhl gesessen.
Wütend sagte ich, dass ich das Spital schnellstmöglich verlassen möchte. Drittklassige Pflege mit Schäden sind zu Hause preisgünstiger möglich. Noch vor einer Woche hätte ich das Dorf im Mitsubishi sitzend erreichen können. Nach dem Vorfall benötigte ich eine Ambulanz.
Der Abreise Termin war am Montag um 16 Uhr.Dazu wurde ich auf eine schlecht gepolsterte, fahrbare Bahre geschnallt. Dick schützte meine Füße zusätzlich mit Tüchern. Im Inneren des Fahrzeuges befanden sich medizinische Geräte wie Defibrilator, Blutdruck-Messgeräte und dergleichen. Der Fahrer startete das mangelhaft gefederte Fahrzeug. Ich wurde über den Schlaglöchern geschüttelt wie kein Cocktail von James Bond. Dazu raste der Gelegenheits-Pilot wie an einem klimaneutralen Grand Prix. Er verfehlte natürlich das angeschriebene Dorf Phon Phat und wendete erst am Sportplatz.
Zum Entladen des Fahrzeugs legte Dick Hand an. Sie entdeckte, dass die schützenden Tücher um die Füße fehlten. Dafür wies die grosse Zehe links einen neuen Klack auf. Die schlimmste Feststellung erfolgte beim Verbandwechsel. Der Schaden am Hintern wurde durch die unfähige Besatzung des Lieferwagens zusätzlich vergrößert. Ich hätte diese Sendung nicht angenommen, sondern als Muster ohne Wert, franko zurückgesandt.
Aber welch ein Luxus erwartete mich! Die Geräuschkulisse war
messbar um zwanzig Dezibel geringer als im Krankenhaus. Das Bett war grösser und weicher. Die flüsterleise Klimaanlage, ohne grau-schwarzen Pilzbefall, blies nicht in Orkanstärke. Behutsam wie selten, wurde ich aus dem Rollstuhl ins Bett gehoben.

Die Hebe-Mannschaft wechselte in 3 Tagen dreimal. Einmal versuchte Dick die Herren auszutricksen. Mit der Hilfe eine zarten Dame, sollte ich in den Rollstuhl gesetzt werden. Als Dick mein Gewicht praktisch alleine in den Armen trug, sank sie schreiend aufs Bett zurück. Ich vermutete, der Schmerz sei durch den Ischiasnerv ausgelöst worden und befahl, die sinnlose Übung abzubrechen.
Am Nachmittag durfte Dick zur Immigration, um die 90 Tage Erlaubnis für mich zu erlangen. Dort konnte sie nicht mehr aufstehen. Sie ließ sich zum Chiang Mai RAM Hospital fahren. Die Herren Ärzte sahen auf den Röntgenbildern, dass ein Lendenwirbel angerissen war. Ich war verzweifelt, weil Dick einem Dasein im Rollstuhl ausgeliefert sein könnte. Sie hatte einen guten Arzt. Er gab ihr Medikamente und eine Spritze, die sie wieder gehen liess.
Ein erleichterter Atheist dankte sämtlichen Göttern, Jesus Christus, Re, Buddha, Allah, Vishnu, Manitou, Zeus und wie sie alle heißen mögen.

Unerwartete Besucher bereiten doppelte Freuden

Eines Morgens um 8 Uhr dreißig, sagte Dick: „Ich gehe mal kurz nach unten. Jemand besucht mich.“
Weil meine Morgenstunden ziemlich ausgebucht sind mit Arztbesuch, Frühstück und Physiotherapie, wollte ich genaueres wissen.
„Wohin gehst du denn ?“
„Zur Busstation, es dauert nur 30 Minuten.“
Einige Kilometer entfernt vom Krankenhaus liegt eine Busstation mit Verbindungen nach Chiang Rai, Pizza new look, so versteht mich mein Smartphone, Phitsanulok, Nakhon Sawan und Bangkok. Städtische Buslinien verkehren hier nicht. Fünf Viertelstunden später, das sind dreissig Lanna-Minuten, kam Dick zurück. Sie erzählte:
„Freunde sandten mir per Line eine Mitteilung. Sie fuhren letzte Nacht von Nakhon Sawan nach Chiang Mai. Sie wollten mich als Reiseführerin in Chiang Ma und mit mir Frühstücken. Sie dachten, ich könne sie verpflegen und ihnen Unterkunft bieten. Ich habe diese Leute 10 Jahre lang nicht mehr gesehen.“
Auf diese günstige Art, last minute booking ohne Kreditkarten, reist man in Thailand, möglichst ohne Voranmeldung.

Aber auch im Krankenzimmer haben wir öfters unerwünschten Besuch. Noch vor wenigen Wochen lagerten Heftpflaster und Verbände in einem Körbchen in Griffweite des Bettes. Dick bemerkte, dass Heftpflaster verschwanden. Seitdem bewahren wir die teuren Medikamente, etwa 25 € das Stück, in meiner Reisetasche auf.
Sofern Dick einkaufte und ich in die Physiotherapie rollte, liessen wir das Zimmer von einer Pflegerin abschließen. Vor einigen Tagen bemerkte Dick, dass eine ganze Packung mit vier Pflastern verschwand. Selbst nach buddhistischer Logik, wirft der Zugriff auf eine Packung einen höheren Brutto- oder Netto-Ertrag ab, als ein Einzelstück. Wenn wir sparen wollen, muss also immer jemand im Zimmer sein.

Einen Höhepunkt thailändischer Schlaumeierei erlebte ich, als eine Bekannte von Dick anrief und erklärte, sie würde uns im Spital besuchen. Sie schleppte einen Kerl mit Hemd im China Look mit sich. Er erzählte uns, er habe als Architekt gearbeitet. Im Ruhestand baue er nun biologisches Obst an. Sein Bruder liege mit Wasser in der Lunge im Spital. Er würde mich gerne wiedersehen und verschwand.
Zwei Wochen später erschien er alleine und sagte:
„Gegenüber meinem Haus ist ein Krematorium. Das Dach leckt. Die Sanitär-installationen sind in einem desolaten Zustand.“
Der Besucher zeigte mir farbige Illustrationen. Es waren nicht technische Grund- oder Seiten-Risse, sondern Bilder, wie man sie in Büchern für Kinder findet. Seine Ideen waren nicht besonders behindertenfreundlich. WC und Lavabo waren auf Sockeln montiert, 15 cm erhöht über dem Boden vorgesehen, für einen Rollstuhlfahrer unerreichbar.
Er wollte von mir 50’000 Baht, um die WCs instand zu stellen. ∆
Leck mich doch am Alzheimer!

Seltener, aber oft genug erlebe ich live TV soap operas. Es klopfte an der Türe, aber nicht wie Vogel Specht oder ein übermütiger Holzwurm, nein , das tönt nach Schauspielerinnen. Dann erscheinen sie, meist zu zweit und flöten:
„Savas di kaaaa.“
Sie sagen im Chor: „Du siehst besser aus als letztes mal“.
Als freundlicher Mensch biete ich den Damen Platz an. Synchron setzen sie sich. Dann nesteln sie in ihren Handtaschen. Beide ziehen gleichzeitig ein Smartphone aus ihrem Ballast-Beutel. Danach fingern sie eine halbe Stunde auf ihren Bildschirmen herum, versorgen ihre Handys und verabschieden sich mit besten Wünschen für gute Besserung.

Weitere Besuche sind Lebensmittel-Inspektoren und Inspektorinnen. An Küchenschränken sind sie kaum interessiert. Sie sind versessen auf Kühlschränke. Dort locken Aufschnitt, Parmaschinken und Schokolade. Das Verspeisen meiner Vorräte gibt ihnen genügend Kraft, um mir gute Besserung zu wünschen und möglichst schnell zu verschwinden.

Unkontrollierbaren Einflüssen ausgeliefert

Grimmigerweise wusste ich genau, was mir bevorstand. Die längste Etappe der Reise, weil es unterwegs keine empfehlenswerten Unterkünfte gab.
Die beiden Betonklötze in Tak, sprich Daag, hatten ihre beste Zeit vor zwanzig Jahren.

Danach folgte Lampang mit abgewirtschafteter Gastronomie.
Ich sass am Ende meiner Kräfte im Auto im gepflegten Garten, lauschte den Vögeln, während Dick mit dem Empfang verhandelte. Für Dick waren die Backstein-Wege vom Parkplatz zum Bungalow und von dort zum Restaurant zu schwierig für einen durch Dengue Fieber und Beinbruch erschöpften Rollstuhlfahrer. Ob die Beschaffenheit der Wege von unkontrollierten, betrunkenen Arbeitern oder durch Natureinflüsse geschaffen wurde, weiss keiner. Dick liess sich eine untaugliche Karte mit einem anderen Hotel ohne GPS Nummer aufdrängen. Aus Zufall fanden wir ganz in der Nähe eine behindertenfreundliche Unterkunft mit Rampen, leider ohne Verpflegung. Ich war glücklich, dass die Folter des Fahrens für heute zu Ende war.
Die Zukunft in PhonPhat versprach wenig Gutes. Die Alte, die uns vor einem Jahr unter Flüchen und Verwünschungen verliess, verpestete allein durch ihr erneutes Dasein den Frieden des Ortes. Dicks Tochter schrieb damals auf Facebook wenig Erfreuliches über ihre eigene Mutter. Die beiden bösartigen Weiber hatten die Absicht, uns beide des Landes verweisen zu lassen. Die junge Frau schlug Goons Schäferhund einen Zahn aus und beschuldigte Dicks Haushälterin der Tierquälerei. Die Entlassung der unschuldigen Frau war gaunermässig geplant, denn ihr fehlen war die Grundlage des Einbruchs in unser Haus danach. Mit aufmerksamer Haushälterin wäre ein primitiver Einbruch schlecht möglich gewesen.
Die junge Moslem-Familie bot viel Unterhaltung für unser geklautes Geld. Goon verlor seinen Platz in der Schule. Seine Spielsachen, Geschenke von mir, wurde verkauft. Goon verspürte den Segen und die Kraft Allahs, als ihm sein neuer Vater, Berater in Glaubens- und Ernährungs-fragen, in Phitsanoluk mit Hilfe eines eisernen Bettgestells mehrere neue Zähne ausschlug.
Goon lebt jetzt mit Bruder, Hund, weniger Zähnen bei seinen Grosseltern. Seine Mutter bezahlte die Schulgelder bereits in PhonPhat nicht mehr. Wer bezahlt denn jetzt? Grossmutter Dick. Wenn aber dereinst die missratene Tochter, die Lügnerin, Diebin, Einbrecherin auf ihre ausgebeutete Mutter zugehen wird, ist alles vergessen, denn – sie ist ja meine Tochter — während der pseudoarabische Prinz ohne mit Anstand zu Fragen, im grössten Sessel Platz nimmt und sich eine Ejakulation über die Dummheit der Weiber in seine Genitalien lacht. Mahlzeiten und Taschengeld scheinen für die Zukunft gesichert.

Das Delikt Hausfriedensbruch existiert in Thailand nicht. Ohne Ankündigung wie Telefon, Postkarte an Dick, reiste der Dorfobmann mit Mutter und weiteren neun Begleitpersonen nach Phonphat und wollte die Alte abliefern. Zugleich verlangte er Unterkunft und Verpflegung für seine Begleitung. Die Haushälterin nahm Dicks Mutter entgegen. Mit der Bemerkung: „Für Unterkunft und Verpflegung gibt es spezialisierte Betriebe in HangDong,“ sandte sie die Reisegruppe weg.
Dicks Mutter mochte die Haushälterin nicht und verreiste bald darauf zurück in ihr Haus. Da konnte sie schalten und walten wie es ihr gefiel. Der Vorsteher musste Verweise erteilen, wenn die Alte Nachbarn belästigte. Dieser Obmann reiste nur zu gerne nach Chiang Mai. Er sammelte erneut ein Begleitteam und als er einen Grund fand, brachte er die ungehorsame Seniorin in den Norden. Diesmal, ohne resolute Haushälterin, flegelten sich die unerwünschten Besucher in die Küche und richteten sich, wie landesüblich, in den Zimmern ein. Mowgli, gab lieber sein Kopfkissen her, als seine oder gar unsere Interessen zu verteidigen. Man darf sich fragen, wie viel Beteiligung beim Einbruch seiner Halbschwester vorhanden war. Der sonst absolut Interesselose stieg wegen PC-Spielen bereits vor sechs Jahren in unser Haus ein, weil sein eigener Computer krank war. Er verseuchte Dicks und meine Maschine gedankenlos mit heruntergeladenen Viren. Mein Vertrauen liegt knapp unter dem Nullpunkt. Wir erreichten unser Domizil mit der speziellen Nachbarschaft gegen Mittag. Ich musste mich auf reduzierte Pflegeleistungen und ausfallende Mahlzeiten einstellen. Mae diktierte das Geschehen sogleich und unmissverständlich!

Reliquien in Europa und Hinterindien

Einst konnte ich nicht genug Tempel erkunden. Vor einigen Jahren noch wurde detailliert angegeben, welche Reichtümer und Reliquien in den heiligen Stätten versteckt sind. Weil Tempel-Diebstähle unglaublich zunahmen, herrscht nun das grosse Schweigen.
Wat Phrathat Hariphunchai Woramahaviharn in Lamphun ist der Tempel der heiligen Reliquie von Hariphunchai. Der König Aditya Ratcha fand in seinem Garten ein Haar des Buddha. Um die verstorbene Königin Chamadevi zu ehren, liess er einen Tempel bauen. Als ich dort war, wischten uniformierte Schülerinnen während einer Pause Dreck weg.
Auf einem eindrucksvollen Hügel gab es einen Fussabdruck Buddhas. Volltrottel versuchten mit Löffeln, den Abdruck auszukratzen und zu stehlen. Der Abt selbst bewachte danach den heiligen Ort. Währenddessen verkauften geldgierige Weiber unten am Berg, im Tempel-Areal, Bier und Lao Khao. Fussabdrücke Buddhas gibt es in ganz Asien. Niemand stört sich daran, dass die Grössen sehr variabel sind. Ebenso verlor der Erleuchtete Knochen und vor allem Zähne. Heilige Zahntempel gibt es mehr, als ein nicht erleuchteter Mensch Zähne hat.

E.T.A. Hoffman, 1776–1822, beschrieb im Buch: „Die Elixiere des Teufels“ eine Szene in einem Kloster:
„Sollten denn, lieber Bruder Cyrillus“, sagte ich, „alle diese Dinge gewiß und wahrhaftig das sein, wofür man sie ausgibt? – Sollte auch hier nicht die betrügerische Habsucht manches untergeschoben haben, was nun als wahre Reliquie dieses oder jenes Heiligen gilt? So z. B. besitzt irgendein Kloster das ganze Kreuz unsers Erlösers, und doch zeigt man überall wieder so viel Späne davon, daß, wie jemand von uns selbst, freilich in freveligem Spott, behauptete, unser Kloster ein ganzes Jahr hindurch damit geheizt werden könnte.“ – „Es geziemt uns wohl eigentlich nicht“, erwiderte der Bruder Cyrillus, „diese Dinge einer solchen Untersuchung zu unterziehen, allein, offenherzig gestanden, bin ich der Meinung, daß, der darüber sprechenden Dokumente unerachtet, wohl wenige dieser Dinge das sein dürften, wofür man sie ausgibt. Allein es scheint mir auch gar nicht darauf anzukommen. Merke wohl auf, lieber Bruder Medardus! wie ich und unser Prior darüber denken, und du wirst unsere Religion in neuer Glorie erblicken. Ist es nicht herrlich, lieber Bruder Medardus, daß unsere Kirche darnach trachtet, jene geheimnisvollen Fäden zu erfassen, die das Sinnliche mit dem Übersinnlichen verknüpfen, ja unseren zum irdischen Leben und Sein gediehenen Organism so anzuregen, daß sein Ursprung aus dem höhern geistigen Prinzip, ja seine innige Verwandtschaft mit dem wunderbaren Wesen, dessen Kraft wie ein glühender Hauch die ganze Natur durchdringt, klar hervortritt und uns die Ahndung eines höheren Lebens, dessen Keim wir in uns tragen, wie mit Seraphsfittichen umweht. – Was ist jenes Stückchen Holz jenes Knöchlein, jenes Läppchen – man sagt, aus dem Kreuz Christi sei es gehauen, dem Körper – dem Gewände eines Heiligen entnommen; aber den Gläubigen, der, ohne zu grübeln, sein ganzes Gemüt darauf richtet, erfüllt bald jene überirdische Begeisterung, die ihm das Reich der Seligkeit erschließt, das er hienieden nur geahnet; und so wird der geistige Einfluß des Heiligen, dessen auch nur angebliche Reliquie den Impuls gab, erweckt, und der Mensch vermag Stärke und Kraft im Glauben von dem höheren Geiste zu empfangen, den er im Innersten des Gemüts um Trost und Beistand anrief. Ja, diese in ihm erweckte höhere geistige Kraft wird selbst Leiden des Körpers zu überwinden vermögen, und daher kommt es, daß diese Reliquien jene Mirakel bewirken, die, da sie so oft vor den Augen des versammelten Volks geschehen, wohl nicht geleugnet werden können.“ – Ich erinnerte mich augenblicklich gewisser Andeutungen des Priors, die ganz mit den Worten des Bruders Cyrillus übereinstimmten, und betrachtete nun die Reliquien, die mir sonst nur als religiöse Spielerei erschienen, mit wahrer innerer Ehrfurcht und Andacht.

Dir ist das Leben des heiligen Antonius zur G’nüge bekannt, du weißt, daß er, um sich von allem Irdischen zu entfernen, um seine Seele ganz dem Göttlichen zuzuwenden, in die Wüste zog und da sein Leben den strengsten Buß- und Andachtsübungen weihte. Der Widersacher verfolgte ihn und trat ihm oft sichtlich in den Weg, um ihn in seinen frommen Betrachtungen zu stören. So kam es denn, daß der heilige Antonius einmal in der Abenddämmerung eine finstere Gestalt wahrnahm, die auf ihn zuschritt. In der Nähe erblickte er zu seinem Erstaunen, daß aus den Löchern des zerrissenen Mantels, den die Gestalt trug, Flaschenhälse hervorguckten. Es war der Widersacher, der in diesem seltsamen Aufzuge ihn höhnisch anlächelte und frug, ob er nicht von den Elixieren, die er in den Flaschen bei sich trüge, zu kosten begehre. Der heilige Antonius, den diese Zumutung nicht einmal verdrießen konnte, weil der Widersacher, ohnmächtig und kraftlos geworden, nicht mehr imstande war, sich auf irgendeinen Kampf einzulassen und sich daher auf höhnende Reden beschränken mußte, frug ihn, warum er denn so viele Flaschen und auf solche besondere Weise bei sich trüge. Da antwortete der Widersacher: >Siehe, wenn mir ein Mensch begegnet, so schaut er mich verwundert an und kann es nicht lassen, nach meinen Getränken zu fragen und zu kosten aus Lüsternheit. Unter so vielen Elixieren findet er ja wohl eins, was ihm recht mundet, und er säuft die ganze Flasche aus und wird trunken und ergibt sich mir und meinem Reiche.
Danke Herr Hoffmann.
In Thailand ist es Tradition, zu Songkran in den Tempeln Stupas, Chedis, aus Sand zu bauen. Der Sand soll den Staub wieder an den Ursprungsort zurückbringen, den die Gläubigen im Laufe des Jahres an ihren Schuhen haftend von dort weggetragen haben.

http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-elixiere-des-teufels-3112/6