Geschichten aus mehr als 6‘000 Nächten in Hinterindien

1. Teil

Wer kennt sie nicht, die wunderbaren Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“. Arabische Träume wie „Aladins Wunderlampe“ oder „Ali Baba und die vierzig Räuber“. (1)

Als ich mit den Aufzeichnungen exotischen Lebens begann, schrieb ich Märchen, Schnurren, Schwänke und grinste selbst zufrieden darüber. Da bestand doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Reisberg, durch den man sich ins Schlaraffenland frisst.
Mittlerweile futterte ich genügend Reis samt Beilagen. Das Schlaraffenland ist immer noch unerreichbar fern. Ich stecke vollgefressen mitten in einem Berg von Betrug, Lügen und Skandalen fest. Ich habe eigentlich genug, bin übersättigt von all den Feen und Märchen. Davon laufen, flüchten kann ich nicht.

Als wir in der Schule in das klassische Griechenland und dessen Götterwelt eingeführt wurden, war ich vernarrt in „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“. Eine Sammlung antiker Mythen des deutschen Schriftstellers Gustav Schwab. (2)

„Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern, und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechtes, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgebornen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummre; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein.“

Ich verschlang die Bücher. Doch die Übersättigung mit den Göttern, es gibt zu viele im Olymp, danach war derart, dass ich die schlechteste Prüfungs-Arbeit meines jungen Lebens schrieb.

Gegenwärtig geht es mir ähnlich. In der Küche können wir von Reis auf Kartoffeln oder Teigwaren wechseln. Hinterindien ist nicht nur voller Geister und Götter. Die belasten mich nicht. Aber die Ausreden, Flunkereien und Lügen, täglich neu erfunden und aufgetischt, gehen mir allmählich auf den Wecker. Sie wiegen schwerer, als die gesamte Götterwelt aus dem Olymp.

Der Nachbarschaft blieb es nicht verborgen, dass wir ein weiteres Tischblatt suchen. Ausgerechnet ein Ordnungshüter sollte uns dazu verhelfen. Wir kennen sie aus Chiang Mai bestens, die auf Holz spezialisierten, uniformierten Wegelagerer.
Der unbekannte Kerl soll im Besitze eines grossformatigen Holzstückes mit dem mir unbekannten Namen Hlumpha sein. Der Preis scheint mit 15‘000 Baht angemessen. Aus Erfahrung möchte ich mir aber das edle Stück erst ansehen.
Das sei unmöglich, wurde mitgeteilt. Das Objekt befinde sich in neunzig Kilometern Entfernung im Dschungel. Es müsse erst mit einem Elefanten, (warum nicht zwei?) zur Strasse transportiert werden. Dann funktionierten meine vom Alkohol nur teilweise betäubten Gehirnwindungen. Ich fragte mich, wie sägten die Arbeiter dort ein einziges Blatt von annähernd zwei auf einen Metern Grösse. So ein Riesenbaum von mindestens hundert Jahren liefert weit mehr Holz. Wo blieb der bescheidene Rest?
Dick erhielt Bilder. Schlechter kann selbst ein preisgünstiges Smartphone nicht fotografieren. Das Holz, praktisch farblos, erdige Grautöne, wies grosse Risse auf und war mit Schmutz, Kieseln, Blättern und Aststücken bedeckt. Wieder fragte ich nach dem Namen. „Ist es Hua Li?“
„Ja, ja, Hlumpha ist Huali.“
Mit Hua Li, Rosenholz, englisch Brazilian Tulipwood, wird die Holzart Dalbergia decipularis aus der Gruppe der Palisanderhölzer bezeichnet. Dieses seltene Holz wird üblicherweise nach Gewicht gehandelt. Der Preis liegt gegenwärtig bei etwa dreihundert Dollar pro Kilogramm! Neunzig Prozent der alten Bäume sind hohl. So hohl wie die Lügen der Händler. Ausgerechnet der Polizist erzählte, aus Furcht vor den Ordnungshütern, wurde das Brett vor vier Jahren eingegraben.

Die Basler haben einen Spruch für unglaubwürdige Geschichten:
„Verzell du das em Fährimaa!“ Der Fährimann steuerte früher seine Fähre über den Rhein. (3)

Fortsetzung folgt

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Tausendundeine_Nacht
(2)
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_sch%C3%B6nsten_Sagen_des_klassischen_Altertums
(Hörbuch) https://www.youtube.com/watch?v=Sy0AJLt7ZQo
(Holzfällerteller nach Otto) https://wordpress.com/read/post/id/732973/36950
(3) http://www.srf.ch/sendungen/hoerspiel/verzell-du-das-em-faehrimaa-3

Visionen aus Singapur

Ein lieber Freund sandte mir eine interessante Seite der Straits Times. Der Dekan der LKY, Lee Kuan Yew Schule, einem Institut der NUS, National University of Singapore, Kishore Mahbubani, verfasste einen Artikel über: The road to a car-less Singapore. „Der Weg zum automobillosen Singapur“.

Leider ist bereits der Titel irreführend. Der Autor meinte, im Jahre 2050 werden Singapurs Einwohner keine privaten Wagen mehr besitzen.
Er schreibt: Trotzdem werden Fahrzeuge die Strassen beleben. Aber diese Fahrzeuge sind vollautomatische Einheiten, welche wir mit Smartphones abrufen. Im MIT, Massachusetts Institute of Technology, USA, wurde berechnet, auf diese Weise würden von unseren 900‘000 Fahrzeugen 600‘000 unnötig.
Das gäbe Platz für Parks, Jogger und Radfahrer und sogar klimatisierte Spazierwege. Die erste Hürde ist, wir müssen die grenzenlose Verehrung eigener Verkehrsmittel beenden. In der Theorie sind Wagen Instrumente wie Kühlschränke oder Waschmaschinen. Wir beten weder unsere Haartrockner noch Waschmaschinen an. Aber viele Einwohner stehen am Sonntag früh auf, um ihre Wagen zu verhätscheln und zu polieren.
Der Traum Wageneigentümer zu sein, ist ein amerikanischer Traum. Da ist mehr als genügend Land vorhanden für Zweit- und Dritt-Wagen. Singapur dagegen ist klein und eng.

Ein weiterer Schritt zu einer wagenlosen Gesellschaft ist die Errichtung einer Amtsstelle, welche das ganze Transportsystem organisiert und überwacht. Singapur hat Erfahrungen. Private Grundstücke wurden durch das HDB, Housing & Development Board, enteignet. HDB errichtete in Singapur die sichersten und saubersten Eigentumswohnungen mit dem höchsten Grad von Wohneigentum der Welt. (1)
Wir fördern mit dem EDB, Economic Developmemt Board, die ökonomische Entwicklung der Stadt. EDB ermöglichte einer kleinen Stadt mit fünf Millionen Einwohnern mehr Fremdkapital und grössere Investitionen, als Indonesien mit 250 Millionen Menschen. …

Die Vorzüge der Entwicklung des besten Systems öffentlicher Transporte der Welt sind klar. Damit erreichen wir die höchste Mobilitätsrate. Staus würden ausgeschlossen. Wir werden nie mehr irgendwo verspätet ankommen. Die ökonomische Effizienz wird noch stärker.
Aber diese materiellen Gewinne sind vernachlässigbar im Vergleich mit spirituellen Werten. Die Verehrung materieller Dinge wie Automobile macht uns unglücklich, denn irgendwer wird immer einen grösseren oder schnelleren Wagen besitzen.

Wenn das PTB, Public Transport Board, so erfolgreich wie HDB und EDB arbeitet, haben wir eine sauberere und grünere Stadt. Wir würden die meist bewunderte Stadt der Welt!
Wenn das kleine Singapur der gesamten Menschheit damit den Weg in die Zukunft ebnet, werden wir die glücklichsten Leute der Welt.

Der Herr Dekan vergass, weniger Fahrzeuge bedeuten nicht nur weniger Lärm und Abgase. Weniger Fahrzeuge bedeuten auch weniger Arbeitsplätze in Produktion und Unterhalt. In Zukunft werden die meisten Arbeitsplätze, nicht nur im Fahrzeugbau, durch Roboter wegrationalisiert. Die effektive landwirtschaftliche Produktion, in Singapur kein Thema, wird durch Nahrungsmittelgiganten wie Monsanto, Nestlé und andere, zum Nischenprodukt für Liebhaber und Wohlhabende. Lebensmittel für die breite Bevölkerung werden zukünftig in Chemie-Fabriken aus Bakterien und Mikro-Pilzen erzeugt. Nestlé übt bereits mit Astronautennahrung. Der Umweg über die Agro-Chemie entfällt in Zukunft.

Der Fahrzeugpark in Singapur brachte dem Land reiche Fiskalabgaben. Diese Einnahmen müssen irgendwie kompensiert werden. Tausende Bus- und Taxifahrer werden arbeitslos und zahlen dann keine Steuern mehr. Diese kleinen Probleme können Generalstabsmässig gelöst werden. Die Administration der Löwenstadt verfügt über einschlägige Erfahrungen.

Die ungesunde Entwicklung, Ball-Spieler, sei es Fussball oder Tennis, Schauspieler in Film und Fernsehen, Musiker und Sänger, sind finanziell meist weit besser gestellt als Arbeiter, Bauern, Intellektuelle – Architekten, Ärzte und Ingenieure – wird sich nicht verändern.
Die sportlichen Kapazitäten, oft Analphabeten aus wirtschaftlichen Randgebieten, werden auf ihre Träume, wie Frauen, Ferraris, Lamborghinis, Maseratis und Porsches kaum verzichten. Die Herren Staatspräsidenten auf ihre Nobelkarossen aus Deutschland ebenfalls nicht. Die Superreichen lassen ihre Spielzeuge im Ausland registrieren.

In meinen zwei Wohnorten in Thailand leben sämtliche Nachbarn, meist Staatsangestellte in Verwaltungen oder bei den Ordnungsdiensten – Armee und Polizei – wie reiche Film-, Fussball-, oder Tennis-Grössen, jedoch in unbezahlten Häusern, mit unbezahlten Zweit- und Dritt-Wagen und Frauen, Mia Noi. Die unbezahlten Mopeds unerzogener Kinder zählen nicht. Hauptsache: Der (Baht)Schein strahlt!

In dreissig Jahren werden Menschen in Singapur vermutlich Dämme gegen steigende Meerespegel bauen oder die Orchard Road wird zum Khlong umfunktioniert – mit dem PTB als staatlicher Bootvermittler.

(t) http://www.straitstimes.com/opinion/the-road-to-a-car-less-singapore
(1) https://en.wikipedia.org/wiki/Housing_and_Development_Board

Von Rauchsignalen zur digitalen Datenübermittlung

Die Reduzierung des dezimalen Rechenwesens, 0 bis 9, auf bloss zwei Werte ermöglichte revolutionäre Entwicklungen.

Das Dualsystem (lat. Dualis = zwei enthaltend), auch Zweiersystem oder Binärsystem genannt, ist ein Zahlensystem, das zur Darstellung von Zahlen mit nur zwei verschiedene Ziffern benutzt.
Im üblichen Dezimalsystem werden die Ziffern 0 bis 9 verwendet. Im Dualsystem hingegen werden sämtliche Zahlen mit den Ziffern des Wertes null und eins dargestellt. Oft werden für diese Ziffern die Symbole 0 und 1 – oder 0 und L verwendet. (0)

Eine Serie von acht Trigrammen und 64 Hexagrammen sind aus dem alt-chinesischen und taoistischen Text I Ching, I Ging, bekannt. (1) Der chinesische Gelehrte und Philosoph Shao Yong entwickelte im 11. Jahrhundert daraus eine systematische Anordnung von Hexagrammen, die die Folge von 1 bis 64 darstellt. Er erfand eine Methode, um dieselben zu erzeugen. Es gibt keine Hinweise, dass Shao es verstand, Berechnungen im Dualsystem vorzunehmen. Er erkannte das Konzept des Stellenwertes nicht.

Leibniz, *1. Juli 1646 in Leipzig; † 14. November 1716 in Hannover, entwickelte im 17. Jahrhunderts die Dyadik, die Darstellung von Zahlen im Dualsystem. Er sah darin ein überzeugendes Sinnbild des christlichen Glaubens. Dazu schrieb er dem französischen Jesuitenpater Bouvet:
„Zu Beginn des ersten Tages war die 1, das heißt Gott. Zu Beginn des zweiten Tages die 2, denn Himmel und Erde wurden während des ersten geschaffen. Schließlich zu Beginn des siebenten Tages war schon alles da; deshalb ist der letzte Tag der vollkommenste und der Sabbat, denn an ihm ist alles geschaffen und erfüllt, und deshalb schreibt sich die 7 111, also ohne Null. Und nur wenn man die Zahlen bloß mit 0 und 1 schreibt, erkennt man die Vollkommenheit des siebenten Tages, der als heilig gilt, und von dem noch bemerkenswert ist, dass seine Charaktere einen Bezug zur Dreifaltigkeit haben.“ Leibniz
Erst das Dualsystem in Verbindung mit boolescher Algebra ermöglichten neue Technologien.
Die boolesche Algebra ist nach George Boole benannt. Sie basiert auf dessen Logikkalkül von 1847. Er wandte erstmals algebraische Methoden in der Klassenlogik und Aussagenlogik an. Ihre heutige Form verdankt sie der Weiterentwicklung durch Mathematiker wie John Venn, William Stanley Jevons, Charles Peirce, Ernst Schröder und Giuseppe Peano. In Booles originaler Algebra entspricht die Multiplikation dem UND, die Addition dagegen weder dem exklusiven ENTWEDER-ODER noch dem inklusiven ODER. Mindestens eine Aussage von beiden ist wahr.

Booles logisches System ermöglichte die Realisierung elektronischer Schaltkreise, wie wir sie heute in PC, Kameras und Smartphones finden.
Eine stürmische Entwicklung setzte ein:

Im November 1937 vollendete George Stibitz, er arbeitete später bei den Bell Labs, seinen Relais-gestützten Rechner „Modell K“ – nach „K“ für Küche, wo er ihn zusammenbaute. Die Anordnung beherrschte die Addition im Dualsystem.

1937 baute Konrad Zuse eine auf dem Dualsystem basierende Rechenmaschine. Die mechanische Zuse Z1 arbeitete wegen mechanischen Problemen unzuverlässig.

1937 fertigte Claude Shannon seine Master-Abschlussarbeit am Massachusetts Institute of Technology – MIT – an. Shannon realisierte erstmals Boolesche Algebra und Arithmetik im Dualsystem mit elektrischen Relais als Schalter. Unter dem Titel „A Symbolic Analysis of Relay and Switching Circuits“ hat Shannons Arbeit die Konstruktion digitaler Schaltkreise begründet.

1937 bis 1941 bauten John Atanasoff und Clifford Berry den ersten elektronischen Digitalrechner, den auf Elektronenröhren basierenden Atanasoff-Berry-Computer.

Am 12. Mai 1941 führte Konrad Zuse einem kleinen Kreis in Berlin den ersten universell programmierbaren binären Digitalrechner vor. Die elektromechanische Zuse Z3 wurde im Weltkrieg komplett zerstört.

Am 19. März 1955 stellten die Bell-Forschungslaboratorien den ersten ausschließlich mit Halbleiter-Elementen realisierten binären Digitalrechner, den TRansistorized Airborne Digital Computer, vor.

Anfangs 1960 realisierte Low im Tiefenauspital der Stadt Bern einen ein Byte Zähler – acht Bit – aus Dioden und Transistoren auf einer Fläche von ungefähr 40 mal 60 Zentimetern! Mein Ziel war die inkrementale Datenspeicherung auf Magnetband – REVOX! (2) Die Pläne waren offenbar nicht schlecht. Während meiner Abwesenheit wurden sie mit Minox fotografiert, denn jeder hatte Zugang zum Kranken-Zimmer. (3) Kopierer von Xerox waren noch nicht weit verbreitet. (4)

Trotz Smartphones, die Cretin, die Einheimischen, nutzen sie als Spiegel, für Fotos und Pornos, weitere hilfreiche Funktionen wie GPS sind weitgehend unbekannt – und digital TV, sind stinkende abendliche Rauchzeichen in Hinterindien weit verbreitet. (5)

(0) https://de.wikipedia.org/wiki/Dualsystem
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Revox
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Minox
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Xerox
(5) https://en.wiktionary.org/wiki/cretin

Die Schieblehre

Das ist nicht die Lehre vom Verschieben von Kapital und Edelmetallen – oder eine leichtverständliche Einführung in die angewandte Korruption. Eine Schieblehre ist ein Messschieber, ein beinahe unverzichtbares Arbeits-Instrument für präzise Handwerker. (1) Unser Chromstahlverarbeiter besass vier Stück davon. Als ich mich nach dem Durchmesser einer Stahlstange erkundigte, ich wollte einen entsprechenden Bohrer kaufen, fand er keine einzige. Seine Angestellten verlegten die Geräte, denn Sorgfalt bei der Arbeit, inbegriffen der Umgang mit Werkzeugen, kennt niemand. Schon Schulhefte und Schulbücher sehen in der so Regel aus, wie wenn Kühe, hierzulande wären es Wasserbüffel, die anspruchsvolle Literatur aus einer Futterkrippe gerettet hätten.
Schieblehren werden nur selten zum Messen verwendet, weil keiner der Spezialisten einen Nonius zum Bestimmen von Zehntelsmillimetern ablesen kann. Dagegen werden die Präzisionsinstrumente in Hinterindien zum Festziehen von Muttern, nicht zum Erziehen von Müttern, verwendet. Danach sind sie für genaue Messzwecke unbrauchbar, die Schieblehren.

Am 26.Dezember war in der Stadt ein Drittel der Weihnachtsbeleuchtung installiert. Danach schlossen viele Betriebe in Satun. Jede und jeder wollte sich an der allgemeinen landesüblichen Alkoholvernichtungskampagne beteiligen. Als Konstrukteur wurde es mir unmöglich, eine Schieblehre zu erwerben. Einzig in einem Grossmarkt fand ich so ein Messgerät. Es war zu gut verpackt, um zu sehen und zu prüfen, ob die Zangen für die Aussenmasse parallel zu einander stehen.
Zu Hause herrschte gedämpfte Freude. Die Zangen waren anti-parallel ausgerichtet. Null war nicht Null auf den Skalen. Der Schieber lief nicht richtig. Ich schmierte mit Vaseline. Die Anzeige wurde weniger ungenau. Dann sah ich, dass die ganze Länge des Instruments, ebenfalls unter dem Schieber, mit Plastik verklebt war.
Nach einer halben Stunde emsiger Bemühungen, gelangen erste Messungen annähernd.
Den Durchmesser der Chromstahlstange ermittelte ich mit sieben Millimetern. Aber auf der Zollskala las ich einen viertel Zoll ab. Die ganze Misere offenbart sich, wenn sie wissen, ein viertel Zoll entspricht 6.35 Millimetern. Der Messfehler beträgt 0.65 Millimeter, annähernd zehn Prozent. Weil die Prozentrechnung noch gänzlich unbekannt ist, spielt das auch im neuen Jahr absolut keine Rolle. Zum Erwerb des benötigten Bohrers sind sieben Millimeter ungenau genug, weil hier die Hartmetallbohrer für Mauerwerk auf dem metrischen System basieren. Metallbohrer gibt es nur im Zollformat!

Auf der Verpackung des 6“ CALIPER, Steel Body, wurde kurz über den Gebrauch informiert. Die komplett unbrauchbaren Nonius Prägungen wurden vorsichtigerweise vergessen. Eine Warnung erwähne ich an dieser Stelle:
„Work safely by wearing safety googgles!”
“Im Umgang mit dem Werkzeug werden Sicherheits-Brillen empfohlen.“
Bisher wusste ich nicht, dass diese Werkzeuge explodieren. Höchstens beim Anziehen von Muttern an Gasleitungen besteht ein gewisses Risiko!

Als ich anfangs des neuen Jahrtausends im Dorf an den Reisfeldern ankam, investierte ich viel Zeit, Geduld und Wîssen, um jungen Menschen Grundinformationen zu vermitteln, ihrem Land den Weg in eine fortschrittliche Zukunft zu ebnen. Wissen war leider nicht gefragt. Gefragt waren bloss Mobiltelefone und Computerspiele. Filme, je Porno desto mehr! Grundlagen wie Betriebssysteme, Warnungen vor Gefahren wie Viren, stiessen ebenfalls bei selbsternannten Fachleuten, auf unübertroffene Interesselosigkeit.
Anstatt meine Zeit sinnlos zu vergeuden, ich war zur falschen Zeit am falschen Ort, begann ich die Geisteshaltung dieser einmaligen exotischen Menschengattung zu studieren. Aus dieser, zugegeben einseitigen Betrachtungsweise, entstanden teilweise meine Geschichten. Die Schlussfolgerung ist, wir Westler machen seit Jahrhunderten verschiedenes falsch. Über die speziell aufgeklärten Weissen im wilden Westen, besonders im Bible Belt, schweigt des Sängers Höflichkeit. (2) Die Erschliessung von Märkten war immer oberstes Ziel. Die Engländer demonstrierten dies spätestens unvergleichlich im sogenannten Opium Krieg!

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Messschieber
(2) https://en.wikipedia.org/wiki/Bible_Belt

Üble Tricks zwecks Bereicherung

Frühmorgens plärrten die Lautsprecher des Dorfes und luden die Bürger zu einer dringlichen Sitzung ab neunzehn Uhr ein.
Vier Stunden lang diskutierten die Anwesenden ergebnislos ein Traktandum, welches in der Regel in der Schweiz in zwanzig Minuten erledigt wird. Nicht so in Thailand, denn grundsätzlich gilt die Verschleierungspolitik. Während einer Stunde erklärte der Vorsitzende das Problem:
„Die Dorfbeleuchtung kostet die Gemeinde gegenwärtig im Monat 8000 Baht. Es sind zweiundsiebzig Häuser betroffen. Folglich müssen pro Haus mindestens 100 Baht einkassiert werden. Seid ihr alle einverstanden?“
Die meisten Anwesenden dachten, sie würden ein gutes Geschäft machen und waren mit dem Vorschlag ohne weitere Überlegung sofort einverstanden. Auf den ersten Blick sah es aus, als würde die Gemeinde Kosten von 800 Baht stillschweigend übernehmen. Eine auserkorene Gebührenabtreiberin sollte sich mit bescheidenen 30 Baht oder möglichst mehr, pro Haus selbstverständlich, am Handel beteiligen.
Dick war dagegen. Sie erklärte:
„Wir haben in Haus und Garten ungefähr dreissig Beleuchtungskörper mit unterschiedlicher Leistung. Sie sind nie alle gleichzeitig eingeschaltet. Die Umgebung des Hauses wird im Garten mit fünf Lampen des Nachts dauernd beleuchtet. Zusätzlich steht in der Küche ein Kühlschrank. Ein Zimmer hat eine neuere Kühlanlage mit enegriesparender Inverter-Technologie. Ich benutze Geräte wie Computer, Fernseher, drei Musikanlagen, Haartrockner und Staubsauger. Alle diese Stromfresser kosten je nach Jahreszeit maximal 1100 Baht im Monat.“
Beim Wörtchen Baht zuckten einige der Dösenden zusammen, danach schnarchten sie munter weiter. Andere sahen das Verbrauchsproblem. Zapfte jemand die Leitung an, brauchte die Energie klammheimlich selbst und die dummen Nachbarn bezahlten? Diesen Trick führte Nachbar Kleptomanewitsch vor Jahren erfolgreich ein. Das war Gesprächsstoff.

Dick sagte, Mowgli beschäftige sich in der Schule mit Elektrizität. Ein Farang kenne zudem die Leistungsaufnahme elektrischer Geräte. Sobald sie wüsste, wie viele Leuchten montiert seien, könnten diese Experten den Leistungs-Bedarf und die entstehende Kosten annähernd berechnen.
Einige unzufriedene Schlaumeier murrten: „Typisch Geizhals, คนขี้เหนียว!“

Am Tag darauf zählte Dick zwanzig Lampen. Die Rechnung war schnell gemacht.
1 übliche Leuchtstofflampe                               36 Watt
1 Nacht zu 12 Stunden, Verbrauch 12 x 36 = 432 W
1 Monat, 30 Nächte, 432 x 30 ungefähr            13 kWh
kWh Preis ungefähr, je nach Schlüssel,              3 Baht
kWh x Preis (Monat)                                           39 B
20 Lampen                                                        780 B
Preis / 72 Häuser / Monat / je Haus                 11 B

Es blieb die unangenehme Frage nach der Differenz von 8000 – 780 = 7220 Baht?
Klaut jemand Strom? Nein, das ist die Wasserpumpe. Ich bezweifle die Antwort, weil der Pumpenmotor sechstausend Watt verbraten müsste. Zusätzlich wird den Wasserbezügern der Strombedarf durch den Tarif bereits verrechnet. Sofern die Leitungen dicht wären, würde der Stromverbrauch um dreissig Prozent reduziert. Aber Prozente sind nicht interessant. Es geht nur um Baht!

Ein spendabler Nachbar sagte:
„Ich schaffe Klarheit. Wir installieren einen eigenen Energiezähler für die Beleuchtung. Die Kosten übernehme ich.“ Solche Geräte werden im Handel für einige hundert Baht angeboten.
Er bat Dick um Abklärung der Kosten bei der Provincial Electricity Authority, PEA.
Der Beamte litt offenbar unter einem mentalen Kurzschluss oder einem geistigem Spannungsabfall. Er verlangte 40‘000 Baht für einen PEA autorisierten Energiezähler kleiner Leistung.Beschädigte Leuchtstofflampe
Dick schlug vor, jeder organisiert mit einem Dämmerungsschalter die eigene Beleuchtung. Zwei oder drei Nachbarn könnten gemeinsam eine Leuchte betreiben. In unserer Soi gibt es gegenwärtig für sieben Häuser zwei Leuchten, eine davon ist seit fast zwei Jahren defekt. Preisgünstigere Lösungen gibt es kaum. Mit LED Energiesparlampen von etwa fünf Watt sinkt der Leistungsbedarf bei gleicher Lichtausbeute auf ein Sechstel. Das ergibt weit weniger als 10 Baht pro Lampe im Monat.

Sollte PEA wegen all den LED-Lampen weniger elektrische Energie verkaufen, müssten gemäss Thai Logik wahrscheinlich die Strompreise erhöht werden.

Veraltet: https://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtstofflampe

Zwanzig Jahre leben im Überfluss oder überflüssiges Leben

Die Latexproduktion sollte unbedingt erhöht werden. Der Grund ist, es gibt zu wenig Gummi im LOS, im Land Ohne (amtlich zugelassene) Sexarbeiterinnen. (Prostitution verboten! So einfach löste mann Probleme). Das ist Thainess.
Die Störche üben dauernd Tiefflug. Vom Teenager an sind Frauen dauernd schwanger. Ist es wegen der zelebrierten Penisverehrung in einschlägigen Andachtsstätten oder anderswo, vielleicht in Schulhäusern oder Karaokeschuppen.
Mowglis Schulklassen wurden von Ärzten und durch Pflegepersonal öffentlicher Krankenhäuser über Sexualität, Fortpflanzung, Lust und Seuchen (Lustseuche) aufgeklärt. Alle die instruierten Jugendlichen erhielten wohlverpackten Latex zwecks Verhütung ansteckender Krankheiten und unerwünschter Schwangerschaften. Kein Sex ohne Latex! Aber lehren sie eigensinnige, störrische Esel Fahrrad fahren.
Diese extremen Schwachköpfe mögen Gummigeruch nur an Motorfahrzeugen. Sie händigten alle ihre Franzosen an Mowgli aus. Er ist nun familieninterner Lümmeltütenverwalter.
Kaufen würden Thais Kondome nur in Ausnahmefällen: zu teuer! Kinder sind nicht unbedingt preisgünstiger, selbst wenn sie nur an Nahrungsmittel, Kleider und üppige Schulgebühren denken.
Was hier im Suff oder Drogenrausch mit wollüstigen Triebwerkzeugen hormongesteuert auf die Welt gestellt wird, entspricht eher Quantität als Qualität. Kinder werden im Dorf wie Hunde erzogen, nämlich gar nicht. Allfällige Erziehung überlässt man grosszügig den Lehrern.
Diese Gedanken hatte ich, als ich mich mit dem Schicksal eines zwanzigjährigen Individuums auseinander setzte. Ich kannte den Knaben fast zehn Jahre lang. Sein Vater war ein sympathischer Mensch, der hart arbeitete und keine Zeit für seine drei Söhne hatte, weil er als Lastwagenfahrer dauernd unterwegs war. Die Mutter, Lügnerin, Schwatzbase im Quadrat, zudem professionelle Zockerin, verspielte das karge Einkommen. Die Knäblein wurden grösser. Keiner kümmerte sich um sie. Futter, Kleider, das war die gesammelte Zuneigung.
Die Büblein spielten dauernd üble Streiche und verübten Gaunereien. Sie wurden aus sämtlichen Schulen geschmissen. Danach lebten sie einige Zeit auf Dicks Farm. Sie bestahlen Nachbarn, überall Fahrzeuge und Treibstoffe. Sie quälten die Tiere auf bestialische Weise, schlachteten zwecks Selbstversorgung Enten, Fische und Hühner ab. Arbeiten wollten sie nicht. Die Polizei war dauernd beschäftigt.

Jetzt lebt ein junger Mann im Dorf. Er habe sich gebessert. Unter hundertzwanzig Bewerbern fand er Arbeit auf einem benachbarten Golfplatz.
Er war kurz verheiratet. Vor sechs Monaten fand die Frau einen potenteren Liebhaber. Sie verliess den Vater ihres Kindes eines Nachts. Als Morgengabe liess sie den zwei Monate alten Säugling zurück. Nun schläft der Kerl im Dorf, in der Wohnung eines Onkels und teilt sein Zimmer mit seinem acht Monate alten Sohn. Welch eine Vergangenheit? Welch eine Zukunft?

Herz- und thailändische Geistes-Krankheiten

Bevor wir an und über den Mekong reisten, erlebten wir weitere wundersame Ereignisse im Dorf. Dicks Tochter gab ihre Bank-Karriere auf Drängen ihrer Mutter auf. Sie sah die überarbeitete, offenbar schwer kranke Frau mit einem Pillenvorrat von über einem Pfund. Dick kämpfte vor allem für den kleinen Sohn. Er litt an Mangel von Zuneigung und Liebe.

Wenige Tage nach der Auflösung des Arbeitsverhältnisses kollabierte die junge Frau, glücklicherweise am Telefon. Man hörte den Aufschlag, als das Smartphone auf den Boden krachte. Deshalb war schnelle Hilfe gewährleistet. Ohne sofortige Hilfeleistung des Nachbarn, wäre ich unfreiwillig Sponsor von Besäufnis und Kremation geworden.

Kurz nach der Aufgabe der Banktätigkeit, besuchte die reiselustige junge Frau, welche mich vergeblich um ein Darlehen von 150‘000 Baht ersuchte, Dicks Tochter. (1) Sie wollte bei ihr eine Kreditkarte beantragen.
Sie konnte nicht verstehen, dass die Frau ihre anscheinend lukrative Bankentätigkeit aufgegeben hatte und sie deshalb als Kundin für das Ausstellen eines Kartenantrages zu spät kam. Zornig und sichtbar verdrossen verliess die verhinderte Abenteuerin das Haus. Sie fühlte, diese bösartige Familie wollte ihr offensichtlich das ersehnte Australienreislein mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vermiesen.

Die Herzpatientin kehrte an einem späten Nachmittag nach Hause zurück. Niemand wusste vom Krankenhausaufenthalt der Frau, denn wir wollten nicht, dass sich Goon Sorgen um seine Mutter machte. Der Kleine hasste aus eigener Erfahrung Spitäler und besonders Spritzen.
Kurze Zeit darauf stand die Polizei von HangDong vor der Tür und verlangte einen Drogentest von der knapp zuvor entlassenen Patientin. Jemand aus dem Dorfe habe die Beamten angerufen, von unerklärlichen Abwesenheiten und von Drogenkonsum gefaselt. Wer telefoniert hatte, durften die Ordnungshüter nicht verraten. Wäre die erste Fahndung erfolgreich gewesen, hätte frau bestimmt wieder die Spezialeinheit aus Chiang Mai aufgeboten.

Wie Thais ticken, zeigt eine weitere Episode.
Der britische Akademiker Wyn Ellis, der in einer Landwirtschaftsabteilung für die Vereinten Nationen arbeitet, wurde vor mehreren Tagen auf dem Flughafen Suvarnabhumi festgenommen. Der Grund ist: Er sei eine Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Es geht um einen Fall aus dem Jahre 2008. Ellis entdeckte in einer thailändischen Doktorarbeit über organische Landwirtschaftsprodukte Aussagen, die ihm bekannt vorkamen. Er merkte rasch, die Dissertation war eine Kopie einer Studie, die Ellis selbst zwei Jahre zuvor angefertigt hatte. Er beschäftigte sich mit dem Sachverhalt und bemerkte, fast die gesamte Arbeit wurde abgekupfert. Nur 14 der 161 Seiten waren plagiatfrei.
Ellis beschwerte sich offiziell über den Urheber, weil dieser geistiges Eigentum stahl. Er forderte die Chulalongkorn Universität auf, diese Dissertation nicht anzuerkennen.

Der NIA-Direktor als Verfasser der Dissertation, überzog Ellis mit Klagen und Strafanzeigen. Ellis erhielt Morddrohungen. Steine wurden durch seine Autofenster geworfen. Sein Haus stand unter Beobachtung.
Die amerikanische Journalistin Erika Fry, berichtete über den Fall in der „Bangkok Post“. Sie musste deshalb im Juli 2010 aus Thailand fliehen.(4)
Der Fall ist ein Parade-Beispiel dafür, welche Probleme Thailand damit hat, geistiges Eigentum zu schützen. Es ist lebensgefährlich, in Thailand gegen gut vernetzte Beamte vorzugehen.
Diese Doktorarbeit wurde ausgerechnet vom Direktor des thailändischen Instituts für Innovation (NIA) eingereicht. Diese Organisation setzte sich zum Ziel, geistiges Eigentum zu fördern und zu schützen.

Nachtrag vom 8. Sep. 2015, 13 00: Nach fünf Tagen Haft wurde Ellis erlaubt, nach Thailand einzureisen.

(1) https://hinterindien.com/2015/08/24/heisse-eiszeit-in-phonphat/
(2) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/67481
(3) http://www.bbc.com/news/uk-34169104?SThisFB
(4) http://www.cjr.org/behind_the_news/fry_in_thailand.php?page=all

Unaufrichtige Menschen und falsche Ansichten

Zwei heisse Themen beschäftigen mich seit mehreren Wochen. Sie verlangen entsprechende Vorsicht. Darum benötige ich mehr Zeit als üblich.
In alten Geschichten wühlend, wählte ich eine der Erstbesten aus. Es ist nicht lange her – März 2012. Ich korrigierte wenig, vor allem den Titel.
Was veränderte sich in den dreieinhalb Jahren? Wurde die Welt oder Hinterindien besser? Nein, meine Arm- und Hand-Gelenke alterten, wurden schmerzhaft und zeitweise fast unbenutzbar.

Es gelang mir mathematisch und im realen Leben schlecht, die Sanukfaktoren -Triebhaftigkeit, Gier, Unfälle, Verbrechen – der einheimischem Bevölkerung und der lustbetont Zugereisten mit meinen primitiven Vorstellungen eines geruhsamen Lebensabends zu verknüpfen.
Warum stolpere nur ich immer wieder über nichtlineare Ereignisse? Ich hatte Bekannte, deren Leben war mit Skat, Golf, Kegeln, Kino und Bierabenden dermassen angereichert, dass sie weder buddhistische Feiertage kannten, noch bemerkten, wie ihre angetrauten Peinlichkeiten sich täglich anderweitig begatten liessen und sie die Schmarotzer gar mitfinanzierten.
Sie hatten scharenweise erfolgreiche Freunde, mit Villen für zig Millionen und zwanzig Badezimmern. Keine Bibliotheken. Die palmengesäumten Wege zu den Palästen waren mit Nobelkarossen aus Deutschland und England überstellt. Die studierenden Sprösslinge bevorzugten italienische Sportschlitten mit absolut unaussprechbaren Namen, wie Alko Romeo oder Bucatini alla matriciana. Wir brüskierten diese Menschen, wenn wir Einladungen zu Glamour-Parties und Fress-Orgien per Drahtesel, immerhin Tesco De Luxe, folge leisteten.
Ich lebe in einem bescheidenen Haus mit bloss zwei Türen in einem Armenviertel ohne uniformierte Bewacher. Draussen vor der Tür stehen ein alter Toyota und ein rost-roter Flitzer von Yamaha. Trotzdem wurden bei dringenden Verbindlichkeiten, das heisst tieffliegendem Pleitegeier über nähere Zu- und Unterkunft, nicht die Multimilliardäre, sondern ich angepumpt.

Andere Langnasen pedalten in frischer Morgenluft und sahen überall fröhliche Kinder. Fromme Mönche sammelten indessen reihenweise Essen und Geschenke. Die Radler fuhren auf sauberen, frisch geteerten Wegen. Wenn ich dieselben Strassen benutzte, wich ich Schlaglöchern aus. Abfälle garnierten Fahrbahn und Ränder. Fäkalien in verschiedenen Formen und Reifestadien zählte ich nicht. Für mich verblieben in frisch gebügelten Uniformen übermüdete, schläfrige, gähnende, auf einen Schulbus wartenden Knirpse.
Mönchen und Nonnen begegnete ich im Makro, wie sie sich anstelle stiller Meditation an den Regalen selbst bedienten. Die Novizen dagegen studierten an Ständen Hehlerware für ihre Bildschirme. Sie suchten kaum nach heiligen Pali Tripitaka Texten und verliessen dann die Händler höchst zufrieden mit mir unbekannten religiösen Titeln wie: Assassins creed, Final Fantasy, Inglourious Basterds und ‚The Cabin in the Woods‘.

Eine werdende Mutter ist knapp 14. Es bestehen keine bürokratische Verfahren, noch irgendwelche Meldepflichten. (1) Als Regel gilt lediglich, sobald die Schwangerschaft einer Schülerin erkennbar ist, sollte sie den Unterricht nicht mehr besuchen. Es könnte ja etwas hängenbleiben. Schlimmer: Kolleginnen zum Nachahmen animieren. Teilweise dürfte die Unterscheidung junger Schwergewichte Rätsel aufgeben. Ich verwechselte in meiner Naivität fettleibige Schnellimbissposturen mit Fertilität!
Ausländische Tagträumer und Nachtbuben werden streng bestraft, wenn sie ahnungslos eine 16 jährige mehrfache Mutter als Minderjährige verführen!
Der feine Unterschied für Gäste besteht also nicht nur bei Eintrittspreisen in Museen und Nationalparks.

(1) http://www.taeglicher-wahnsinn-thailand.de/2015/08/gefahrdete-bestrafen.html

Spielsachen

Wiederholt hatte ich die angenehme Aufgabe, Spielsachen für Kinder im Vorschulalter zu finden. Das ist nicht ganz einfach in Hinterindien, wenn man sich mit Puppen oder anderem Kunststoff-Schrott aus China nicht zufrieden gibt. Mit Plastik-Kriegsspielzeug, beginnend mit Samurai-Schwertern, Faustfeuerwaffen, Gewehren, über Panzer bis zu Atomraketen, könnte man ganze Kindergarten-Armeen ausrüsten. Uniformen stellt die Militär-Regierung, wir sahen es vor einem Jahr, gratis und franko zur Verfügung. Die Beschaffung wird schwieriger, sofern man Gegenstände sucht, welche kreatives Denken, des Zusammenspiels von Händen und Hirn, fördern. Bei batteriebetriebenen Fahrzeugen mit Fernsteuerungen scheint das Thema erschöpft. Kästen mit einfachen Holzbausteinen haben Seltenheitswert. Hochtechnisierte Bausätze, mit Motoren und komplizierten Steuerungen in bunten Plastikteilen findet man leichter. Diese Sachen sind besser für technikbegabte Väter, als für Kleinkinder geeignet.
Rar sind grosse Zusammensetzspiele, im Fachjargon Puzzle genannt. Die Thai-Kinder des Dorfes sind damit überfordert. Sie versuchen, die Teile vielmehr mit Muskel-Kraft als mit Hirn, zusammen zu fügen. Ein dreijähriges Mädchen aus der Schweiz schafft spielend, was für sechsjährige Thai-Kinder unmöglich ist. Sie übten nie, Menschen, Speisen, Gegenstände oder Landschaften genau zu betrachten und auf diesen Grundlagen Entscheidungen zu treffen.
Mowgli stolpert noch heute wiederholt über Pflanzen und Eimer, ohne dass er sie sieht, denkt – und aus dem Weg räumt. Während Jahren ging er täglich mehrmals achtlos an einem Transformator in Kleiderschrankgrösse vorüber und bemerkte ihn nicht.
Fehlt ein Gen oder benötigen diese Leute Sehprothesen? Keines von beiden. Sie sind für einfachste Wahrnehmungen, zum Gebrauch ihrer Sinnesorgane, wie fühlen, hören, sehen, riechen, denken, zu faul. Die einzigen bewussten Empfindungen erfolgen von Bildschirmen, Lautsprechern und Smartphones. Nahrungsmittel können von den Ureinwohnern nur bei gleichzeitiger Ablenkung durch Mattscheiben und Karaoke eingeworfen werden.

Als ich noch durch Windeln geschützt auf dem Boden herumrutschte, war ich Landwirt. Ich hatte eine Herde handgeschnitzter Holz-Kühe. Manche Tiere waren einfache kleine Holzstücke mit rotbraunen Flecken, die Fell signalisierten.
Als ich grösser wurde, holte ich mit Grossvater eine Ladung Sand von der Aare. Der gütige Schneidermeister spendierte ein defektes Bügeleisen als Dampfwalze für den Strassenbau. Autobahnen gab es in der Schweiz noch nicht. Mein Bruder und ich erstellten sie mit dem Bügeleisen für unsere Blechautos. Oft waren unsere Fahrzeuge schön gefärbte, gut geformte Steine oder Schneckenhäuser.
Wenn es regnete, bauten wir in der Wohnung Türme und Dörfer mit Klötzchen aus dem Holzbaukasten und geeigneten Scheiten vom Feuerholz.

Fortsetzung folgt….

Selbstverwirklichung im Freudenhaus

Nach der Rückkehr aus dem klimatisch und menschlich gemässigteren Klima von Satun nach Nordthailand, prasselten negative Ereignisse und Nachrichten wie tropische Gewitterstürme auf Dick ein. Absolut gedankenlos attackierte die faule, liebe Verwandtschaft, eingeschlossen verschiedene Dorfbewohner mit üblicher mentaler Retardierung* Dicks geistiges Wohlbefinden.

Eigentlich wollte ich nur eine kurze Mitteilung aus Dicks Smartphone wiedergeben. Aber die Leser im Abendland und der neuen Welt benötigen die exotisch erotischen Hintergrundinformationen zum Verstehen des Beitrages.
Als ich vor elf Jahren das neue Haus bezog, störten mich die bellenden Flohträger des Nachts, wenn sie den Mond oder ihr trauriges Schicksal besangen. Den Kegeln auf den Strassen konnte man ausweichen. Dem Anblick krepierender Hunde vor dem Nachbarhaus nicht.
Dort lebten viele Personen: Eltern, Kinder, Tanten und die anderen Verwandten. Tagsüber war meist niemand anwesend. Nachts erhellten selten Lampen Flure und Zimmer. Keiner kümmerte sich um die Tiere: Hunde, Katzen, Vögel und einen buntschillernden Kampfhahn.
Der krähte verzweifelt so intensiv, dass die Kokosnüsse von den Palmen krachten.
Sobald die Tiere ihre letzten Zuckungen zelebrierten und die Vögel in den Käfigen von den Stangen fielen, erstand man Nachfolgeobjekte.
Als die Kinder grösser wurden und zum Praktizieren der Pubertät eigene Zimmer benötigten, zog die ältere Verwandtschaft aus. Während eines Dorffestes stellte sich die Nachbarin, mit Flasche – von Chang, rülpsend vor:
„Ich bin diplomierte Krankenpflegerin. Sofern Du ein Anliegen, ein Bedürfnis hast, ruf mich bitte. Ich kann mich jederzeit frei machen.“
Das Bedürfnis war nicht riesig, denn da war eine liebeshungrige, alkoholfreie Masseuse. Ich war ihr einziger Kunde. Sie fühlte sich dauernd heiss und trainierte deshalb meine Augen vor den eigentlichen Leibesübungen mit Entkleidungsritualen. Wenn diese Frau gelegentlich verhindert war, gab es andere Honiglieferantinnen.

Eines Abends zu später Stunde hatte die Pflegefach-Frau ein Anliegen an mich – als Farang und Christ. Ihre Tochter wurde von einer Elite-Schule verwiesen. Sie vernaschte die Burschen reihenweise und betrieb schamlos regen Geschlechtsverkehr in den Schulgebäuden.
Davon erzählte die Dame nichts. Sie erwähnte nur, dass sie ihre hübsche Tochter in einer christlichen Schule anmelden möchte. Leider sei ihre Kasse leer, ob ich als Christ und Nachbar mit schönem, teurem Haus mit einigen Baht helfen könne – und so…
Ich wusste, das Schulmädchen machte in den Hotelzimmern der Stadt Chiang Mai Hausbesuche, um als eifrige Phallusverehrerin die Tiefenwirkung penetrierender Christen zu erforschen. Die rastlose Ejakulations-Assistentin konnte die Summe in einigen Tagen locker selbst beschaffen. Ich verzichtete auf das eindeutig zweideutige Angebot der Mutter und empfahl naiv und unbefangen andere Finanzierungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung.

Es war nicht überraschend für mich, als Dick mir vor einigen Wochen ganz diskret und leise sagte:
„Unsere Nachbarin, die Krankenschwester hat zwei Berufe. In der Freizeit verkauft sie Sex.“

Später erhielt Dick von der Pflegerin eine Nachricht auf ihrem Zenfone:
„Liebe Dick,
du bist eine sehr attraktive Frau. Dein Mann ist alt, gebrechlich und schwer krank. Du erlebst sicher mühsame, vor allem langweilige Abende zu Hause.
Ich verbringe meine Freizeit in einem eleganten Klubhaus für distinguierte Herren. Romantische Kerzenbeleuchtung, ansprechende Musik, teure Getränke, gepflegte Frauen und wohlhabende Männer versüssen nicht nur mein Leben, sondern bieten zudem finanziell äusserst interessante Anreize.
Gerne lade ich Dich zu einem Besuch im Super-Klub der Klasse und der fröhlich klingelnden Kasse ein. Mit Deinen Kenntnissen vieler Länder in Asien und in Europa gewinnst Du leicht neue Freunde. Dein strahlendes Lächeln und Dein schöner Körper, wären eine echte Bereicherung unseres Hauses…..“

Anhang:
Erklärungen und Links

*Medizinisch orientierte Definitionen sprechen von einer Minderung oder Herabsetzung der maximal erreichbaren Intelligenz.
Sind die Ursachen des Schwachsinns Alkohol, Drogen, Inzucht oder Syphilis?

(1) https://hinterindien.com/2015/06/16/grenzenlose-selbstverwirklichung/
(2) https://hinterindien.com/2015/05/20/langes-warten-auf-millionen/
(3) http://www.duden.de/rechtschreibung/distinguiert