Dhammapadam Malavagga


Dhammapadam ist ein viersprachiges Buch mit 913 Seiten. Es wurde verfasst vom hochverehrten Abt Tasso Bhahavato Arahato Sammasamabuddhassa.
Ich benutzte seine weisen Worte in der Vergangenheit. (1,2,3)
Heute wählte ich aus dem Kapitel Verunreinigungen – oder Unreinheiten – die Verse 241, der Seiten 502, 503.

Nicht-Lesen ist der Fluch der heiligen Schriften
Nicht-Reparatur ist der Fluch der Häuser
Faulheit ist der Fluch der Schönheit
Unaufmerksamkeit ist der Fluch eines Beobachters

(1) https://hinterindien.com/2015/08/15/dhammapadam/
(2) https://hinterindien.com/2016/06/10/panditavagga-der-weise/
(3) https://hinterindien.com/2012/09/03/dhamma-weisheit/

Die Axt im Haus erspart den Zimmerbrand

Die Redensart stammt aus dem Drama „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller. Wilhelm Tell persönlich arbeitet am Tor seines Hauses. Dann spricht er: „Jetzt, mein ich, hält das Tor auf Jahr und Tag. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“ Besonnene Worte eines Uhr-Schweizers. Herr Schiller musste nur noch notieren. Der Uhrenkönig Hayek spricht weniger Bühnenreif. Dafür raucht er wie ein Fabrikschornstein.

Als wir in Chiang Mai den Wagen abstellten, waren wir vom reichen Grün des Gartens umgeben. Die Unordnung entsprach einem Gesamtkunstwerk – lauter Banausen am Werk. Der Rambutan war von Trockenheit und Hitze gezeichnet, das Laubwerk teilweise verdorrt. Drei Meter vom Baum entfernt, waren ein Wasserhahn mit Schlauch am Haus montiert! Im Gras, versteckt wie Ostereier, lagen verrostende Werkzeuge. Sämtliche Wasser-Pflanzen in der hinteren Pfütze waren tot. Die Welse lebten noch, weil die Angler zu faul zum Fangen waren. Sie holten sich bequemerweise schlechteren Fisch für teures Geld vom Markt.

Holzschlag war angesagt. Wo war unsere Axt? Im Werkzeugschrank war sie nicht. Dick fand im Gebüsch eine rostige Axt. Offenbar wurde sie gegen unser Qualitäts-Werkzeug eingetauscht. Die Schneide war mindestens 4 mm dick. Schleifen würde ich den lebensgefährliche Rosthaufen bestimmt nicht, denn der Stiel war von Dilettanten stümperhaft und unsicher in den Stahl genagelt. Da würden im schönen, rot goldenen Tempel nicht einmal 144 Weihrauchstäbchen, ein Abt und hundert Liter geweihtes Wasser einen segnenden Zauber auf den Stahl ausüben.
Genauso, wie diese Axt repariert wurde, werden dem Anschein nach Bremssysteme von Reisebussen gewartet. In Thailand gibt es fast wöchentlich schwere Unfälle – durch Bremsversagen!
Elektroinstallationen werden ebenso unsachgemäss erledigt. Dies führt regelmässig zu Bränden. (1) Die Ohmschen Gesetze gelten in Hinterindien weniger, als Buddhas Lehren – gar nichts.(2) axt

(1) http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/17-Schulmaedchen-sterben-bei-Feuer-im-Schlafsaal/story/14675551
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Ohmsches_Gesetz

Wie kommt der Blödmann von einem Schreiberling dazu, Schillers geflügeltes Wort abzuändern?
Die Mädchen im Schlafraum in Chiang Rai waren eingeschlossen. Ein primitives Werkzeug wie unsere Axt, hätte vielleicht helfen können.

Die Unfähigkeit zu denken

FRANZISKA KRAH schrieb in Jungle World Nr. 24, 11. Juni 2015 über den Philosophen Constantin Brunner, 27. August, 1862, Hamburg – August 27, 1937, Den Haag, Holland:

Als junger Mann, der in einer Hamburger jüdisch-orthodoxen Familie groß geworden war, begann er das Studium der vergleichenden Religionswissenschaften mit dem Ziel, die beste aller Religionen auszumachen. Er sollte dabei allerdings nicht zur selben Einsicht wie Lessings Nathan kommen. Brunner brach das Studium mit der Überzeugung ab, jegliche Glaubensrichtung sei grundsätzlich abzulehnen. Die Religion ordnete er schließlich – ebenso wie den Glauben an Gespenster, die Rassentheorie und den Antisemitismus – dem Bereich des Aberglaubens zu.

Constantin Brunner war das Pseudonym von Arjeh Yehuda Wertheimer, genannt Leo. Er verzehrte Hamburger Speisen lange bevor es McDonald‘s gab.

Einig bin ich mit Brunner betreffend Religionen. Was und wie in Hinterindien praktiziert wird, entbehrt jeglicher Vernunft.
Der Mönchsorden, degradierte sich zum pöbelnden Haufen, als wütende Gelbberockte die Ordnungskräfte tätlich angriffen.
Die senilen Greise der Sangha, des obersten Mönchsrates, wählten Somdet Phra Maha Ratchamangalacharn, genannt Somdet Chuang, zum neuen Vorsitzenden. Die Regierung und einige Oppositionelle lehnten dessen Bestätigung ab.

Der Buddhismus lehrt Verzicht und Bescheidenheit. Das Eigentum der Mönche ist in den Ordensregeln festgelegt. Es sind zwei Roben, die Bettelschale und Rasierzeug. Deutsche Automobile sind im Katalog nicht aufgeführt.
Genau das wurde Phra Somdet Chuang zum Verhängnis. Er beschaffte sich einen alten Benz, von dem angeblich nur hundert Stück gefertigt wurden. Die Karosserie wurde aus den USA importiert. Einige Tage später wurde der Motor geliefert. Firmen erhielten einige Millionen Baht, um die Teile zu montieren. Eine der Firmen besass weder Lizenzen, noch verfügte sie über die Fachleute, Mechaniker, Techniker und Ingenieure, um Fahrzeuge zu fertigen.
Es gibt Mengen von Dokumenten, teilweise echt, teilweise geschummelt.
Einige Papiere trugen die Unterschrift des Abtes. Steuern und Abgaben wurden vergessen. Es ist möglich, dass sich der neunzig Jährige nicht mehr an diese Kleinigkeiten erinnern kann. Er weiss vielleicht nicht mehr, dass er einen alten Benz besitzt.

Ich staunte immer wieder über die Wagensammlungen einiger Herren Äbte. Der Dreisteste missbrauchte eine klimatisierte Andachtshalle als Garage für seine luxuriösen Vehikel. Die dunkellackierten, hochglanzpolierten Fahrzeuge bildeten einen merkwürdigen Kontrast zu den vergoldeten Buddharupa, Buddhastatuen. Als ich zur Kamera griff, schickte mich der gelbe Vorbeter, er hielt sich an einem Glimmstengel fest, zum Teufel, wahrscheinlich um seinem Verwandten freundliche Grüsse zu übermitteln.

http://jungle-world.com/artikel/2015/24/52132.html
https://en.wikipedia.org/wiki/Constantin_Brunner
https://en.wikipedia.org/wiki/McDonald%27s

Selbstverwirklichung in buddhistischen Tempeln

Seit Jahren sind Eskapaden von Gelbröcken heisse Themen heimischer Gazetten. Mönche mit Frauen, Kindern, Villen, Fahrzeugen der Oberklasse, Vergewaltigungen beider Geschlechter, Drogen, Alkohol und Glücksspiele sind üblich und beinahe selbstverständlich.
Ende April veröffentlichte ein Reformkommittee der nicht gewählten Militär-Regierung Ideen, Tempel und Mönche mit Einkommen über 20‘000.00 Baht pro Monat zu besteuern. Die Amtszeit der Äbte sollte auf fünf Jahre beschränkt werden, um Missbrauch zu verhindern. Manche der älteren Äbte verwalteten die Andachtsstätten wie persönliches Eigentum.

Bei einem Minimaleinkommen von 300 Baht pro Tag verdient ein Arbeiter knapp 10‘000 Baht im Monat und muss damit üblicherweise eine Familie ernähren und Schulgelder eventuell mit Krediten finanzieren.
Mönche ohne Anhang, könnten bei freier Unterkunft und Verpflegung im Tempel, bei höheren Einkünften problemlos Abgaben für Gemeinwohl und Armee entrichten. Aber ein gellender Aufschrei aus fast 300‘ 000 Kehlen von Gelbröcken erscholl im Lande des gequälten Lächelns.

Nach den Regeln des Tripitakas sollten Mönche weder Frauen noch Geld berühren. Ich beobachtete in Chiang Mai jüngere Ordensangehörige mit hunderttausenden von Baht im Aktenköfferchen. Möglicherweise spekulierten sie mit Drogen. Kreditkarten waren in den massgebenden Regeln nicht erwähnt. Deshalb sind sie nach zeitgemässer, grosszügiger Auslegung des Tripitaka erlaubt.
Es ist ganz klar, weder Äbte noch Mönche dürfen oder wollen Abgaben auf ihren teils horrenden Einnahmen entrichten. Buddha der Ohnmächtige, richtete bei der Konkurrenz, den Banken des Vatikans, Konten ein. (Mit dieser Bemerkung vermied ich listig, erneut auf gebeutelten helvetischen Finanzinstituten herum zu trampeln.)

Der Herr Vorsitzende Mönch von Khon Kaen, seine erhabene Gelbrockigkeit Phra Rajapariyat Sophon, behauptete das Verbot, Mönche dürften kein Geld berühren, sei nicht mehr relevant. (Als Spezialist für Glaubensfragen trank ich vor einigen Tagen in Khon Kaen im Untergeschoss des Hotels Pullman ein hausgebrautes Bier!)

Der Bahtist Rajapariyat Sophon hat eine Menge Reformvorschläge für den Premier Minister:
Der Buddhismus ist alleinige Staatsreligion.
Offizielle und Staatsangestellte müssen Gebete rezitieren.
Novizen und Mönche sollen die Stimmberechtigung erhalten.
(Nach Tripitaka dürfen sie sich zu politischen Fragen nicht äussern.)
Freie Elektrizität und Wasser für alle Tempel.
Gratis Mahlzeiten für Mönche innerhalb und ausserhalb der Tempel,
Gratis Transporte innerhalb und ausserhalb des Landes.
Kostenfreie medizinische Versorgung.
Gratis Telekommunikation. (Vor allem Internet für Smartphones. Der Zugang für Sangha Mitglieder zum Nibbana muss jederzeit gewährleistet sein.)
Freier Zugang zu Universitäten.
Genügend finanzielle Mittel zum Bau von Tempeln und für Mönche zur Unterweisung des Volkes.
Fünf Jahre Gefängnis oder hohe Geldstrafen für Kritiker von Mönchen.
KaeoKu d
Thai Tempel darben nicht. Nach Erhebungen des ”National Institute of Development Administration”, sammeln sie pro Jahr 100 Milliarden Baht. Das ergibt bei 300‘000 Gelbröcken pro Nase über 300‘000 Baht. Diese Riechkolben oder Rotznasen werden nach buddhistischer Tradition zum Nichtbesitz, zum absoluten Verzicht aufgefordert, aber sie verlangen mehr. Sie bemerken nicht, dass ihr Unwesen bereits seit Jahren bis ins Nibbana stinkt.

Dennoch gibt es sie noch, die echten Jünger Buddhas. In unserer Nähe steht ein bescheidener Tempel. Der gütige ältere Abt erzählte, ihm fehlen die Finanzen zum Erwerb von Särgen für mittellose Verstorbene. Das Publikum aus dem Dorf meidet die Stätte. Sie bevorzugen reich geschmückte, mit viel Gold verzierte Tempel. Sie bewundern, sie verehren die Luxuskarossen habgieriger Äbte der Oberklasse.

http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/594920/monks-need-to-break-from-feudal-ways

Streben und Sterben

Im letzten Beitrag erwähnte ich, in Thailand gibt es mehr als dreissigtausend Tempel und über dreihunderttausend Mönche. Die Verteilung der Robenträger ist sehr unterschiedlich. In städtischen Gebieten ist die Anzahl der Mönche grösser, als in einsamen, abgelegenen Wat auf dem Lande.CandlesSala
Städtische Anlagen sind meist komfortabler eingerichtet. Unzählige Besucher aus allen Ländern der Erde bestaunen und beklicken exotische Glaubenswelten.
Die Almosengänge sind kürzer. Die Strassen sind geteert. Kuhfladen sind seltene Hindernisse. Unterhaltungsmöglichkeiten wie Computergeschäfte und Eisdielen sind leicht erreichbar. (1) Für junge Mönche sind solche Kriterien wichtiger, als das Studium der klassischen Literatur.

In einigen Software Verkaufsstellen traf ich mehr Mönche als in den benachbarten Tempeln. Den amerikanischen Fensterlieferanten Winzigweich* kennen sie besser als die Schriften des Tripitaka. (2)
Viele Europäer, die wenige Bücher über den Buddhismus lasen, verfügen über bessere Kenntnisse, als die meisten Safran tragenden Kurzzeitaufenthalter. In Tempeln zählen Äusserlichkeiten, wie das Einhalten genormter Abläufe und die Gewänder der verkleideten Schauspieler weit mehr, als jegliches erlernte Wissen. Ein alter Abt darf tonnenweise Güte und grenzenlose Toleranz walten lassen, ohne jegliche Gefahr für Leib und Leben Untergebener.
Dagegen explodiere ich trotz des Ruhestands fast, wenn ein Schüler wegen chronischer Gedankenlosigkeit in Lebensgefahr gerät. Nach spontanem Urschrei zeige ich auf die Steckdosen an der Wand und erkläre gefasst:
“Was da herauskommt ist nicht giftig. Trotzdem kannst du daran sterben.“
Die schlitzäugigen Schelme lächeln und nicken eifrig, ohne je zu begreifen, denn ich zelebriere das Herzkammerflimmern nicht.

In unserer Nähe steht ein rot-goldener Tempel. Ich zählte an die vierzig Unterkünfte für Mönche und Besucher. Der Abt hatte seit zehn Jahren selten mehr als ein halbes Dutzend Gelbröcke. Er war ein gebildeter Herr der traditionellen Schule und verlangte als Vorbild striktes Einhalten der Regeln.
Er erkrankte schwer und bildete keine Novizen mehr aus. Wegen Ungehorsams, Drogenkonsums, Weibergeschichten und Alkoholismus entliess er die restlichen Mönche.
Er hatte ein offenes Ohr für unsere Anliegen und war uns wohlgesinnt. Wir wurden Zeugen, als er einen Mönch wegen unerlaubten Verlassens der Anlage verwarnte.
Unterhaltsarbeiten und das tägliche Reinigen wurde seit Jahren von Freiwilligen und bezahlten Arbeitskräften ausgeführt.
Wenige Tage vor seinem Ableben erkundigte er sich nach uns. Als Abt starb er einsam, nachdem er für den Tod und seine Hinterlassenschaft alles schriftlich anordnete. Er war der einzige buddhistische Abt, der die Regeln einhielt und dem ich vertraute.

Der alte Abt von Wat Sala ist für mich unglaubwürdig, weil in seinem Prunksaal ein Lotterie-Nummernautomat steht. Gegen ein paar Baht, spuckt die magische Maschine mit flimmernden, farbigen Dioden, gesegnete Glückszahlen aus. Der Erlös, mehrere tausend Baht, wird monatlich von einem Spital für bedürftige Patienten eingesammelt.

Unser Dorftempelvorsitzender reiste trotz Khao Pansa, Fastenzeit, nach Malaysia. Reisen wären eigentlich untersagt. Er reiste ja nicht, er benutzte das Flugzeug.

Ein anderer, hochverehrter Ordensmann, bestellte bei mir Farang-Essen. Damit verstösst er gegen die Regeln, denn er müsste verzehren, was ihm gewährt wird und wäre es ein lepröser Finger, der in seine Almosenschale fällt.

*Microsoft Windows

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Eisdiele
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhistischer_Kanon

Teures Nibbana

Zwei Wochen Vorbereitungen für sechs Tage fragwürdiges Mönchstum empfand ich als krass. Gäste reisten zusammen gezählt zehntausende von Kilometern mit Bahn und vorwiegend Automobilen. Das bedeutet nicht Stickoxyde und Luftverschmutzung, sondern Karma! 

Der Wunsch einer verstorbenen alten Frau wurde mit immensem Aufwand erfüllt. Die geglückte Inszenierung mit all den Spenden, Geschenken, Kleidern, Haartrachten und sonstigen Kleinigkeiten dürfte einige Hunderttausend Baht gekostet haben.
Dabei hatten lebende Mumien wie ich, eindeutig das Nachsehen. Das Theater ist nicht vorbei.
Anstatt sich mit kalten, frühmorgens eingesammelten Nahrungsmitteln zu begnügen, lud sich der Abt zum frisch zubereiteten Mittagessen bei seinem ehemaligen Mönch ein.
Die Safrangewandeten kriegten in den letzten Wochen mehr warme Mahlzeiten als ich. Aus reiner Notwehr griff ich zu Kochtöpfen.

Vielbeschäftigte Mönche segnen Häuser, Banken, Einkaufszentren, Neugeborene, Schüler, Verstorbene, Fahrzeuge, Flugzeuge, Panzer, Schiffe und Kanonen. Da ist jeweils ein opulentes Mahl verbunden mit grosszügiger Geldspende vor Mittag inbegriffen.
Während die geistlichen Herren nach der Ausübung ihrer heiligen Riten tafeln, wartet das gewöhnliche Publikum, um sich anschliessend gierig auf reichlich Reste zu stürzen.

“Weck mich bitte um sechs“, sagte Dick am Sonntagabend: “Ich muss früh auf den Markt.“  Während Wochen wurden Einkäufe fürs Haus vergessen und vernachlässigt. Aber für Hochwürden mit Anhang ist ausgiebig Zeit, Musse und Geld vorhanden. Da gelten für verwirrte Farang plötzlich neue, unbekannte Massstäbe.

Fünfzehn fettleibige Schwätzer(innen) meldeten sich nach eingehender Befragung als Mitesser an, als sie den einstigen Mönch beim erneuten Frühjahrsputz innerhalb von zwei Wochen beobachteten. So sorgt tiefer Glaube für intensive Reinlichkeit, hochgradige Hygiene und überflüssige Kalorien.

Im Land des ohne Socken Lächelns stehen über dreissig Tausend Tempel. Dreihunderttausend Mönche beten darin. Die für Touristen attraktivsten Wat wurden durch zahlungskräftige Monarchen errichtet. Zahlreiche Bauten entstanden durch Spenden der Bevölkerung. Es gab und gibt immer wieder Personen, welche in kürzester Zeit immense materielle Werte anhäuften. Wenn plötzlich die selbsterschaffene Glitzerwelt durch Leid, Krankheiten und unvermeidlichen Tod getrübt wurde, flossen und fliessen riesige Summen für Tempelerweiterungen oder Neubauten. Irgendwo im Kleinhirn versteckt lauert das Wort Karma!

In der Umgebung zerfallen leider ältere, durchaus sehenswerte Anlagen mit erlesenem Handwerk lokaler Künstler. Dagegen schiessen neue Wat industrieller Fertigung, wie in Europa einst Banken und Tankstellen, wie Pilze aus dem Boden. Niemand kann sich erlauben, gegen (profane) sakrale Bauten Einspruch zu erheben. Das Kasikorn Research Center ermittelte, dass allein in der Mönch-Versorgungs Branche pro Jahr ungefähr 10 Milliarden Baht umgesetzt werden.

Die Firmenpolitik entzieht sich diesen Einflüssen nicht. Es gibt keine Einkaufszentren und Fabriken ohne Geisterhäuser. Ein Teil des Profits tröpfelt in die Tempel. In meiner Sammlung fehlen nur noch Bilder christlicher Kirchen oder Moscheen mit gepflegten Geisterhäusern.

Der Lebensstandard Angestellter staatlicher Betriebe im Dorf übertrifft deren Lohnsummen bei weitem. Die Direktoren solcher Unternehmen scheffeln ganz nebenbei Millionen. Um günstiges, leicht zerbrechliches Karma zu fördern und zu schmieren, fliessen gewaltige Summen der Vorgesetzten und der Belegschaften in die Tempel.
Kein distinguierter Herr Direktor würde einem ehrwürdigen Abt einen Scheck zustellen lassen. Spenden will zelebriert sein. Diskretion und Bescheidenheit wären Todsünden.

Geldstaude

Geldstaude

Spezialisten verwandeln Bananenstauden in Geldbäume. Eine präparierte Staude könnte locker eine Million tragen. Aber es ist eindrücklicher, mehrere Geldbäume in langen Prozessionen zu den Tempeln zu bewegen.
Eine Brigade kräftiger Schlagzeuger sorgt mit durchdringendem Lärm für Aufmerksamkeit. Auf Schwerhörige wirken Fahnen, Banner und buntgekleidete Tänzerinnen. Ausserhalb der Wahlkämpfe sind Laster mit Lausprecherwänden und Popmusik preiswert. Sie provozieren, selbst in krankhaft wirkenden Fetthaufen unter den Zusehern, rhythmisches Muskelzucken. Danach folgen auffällig dekorierte Kleinlaster mit den Geldbäumen.
Dahinter fahren all die Angestellten samt Familien in sauber gewaschenen, auf Hochglanz polierten Fahrzeugen. Verschämt versteckt surrt eine Luxuskarosse. Neben einer unter schwerem Goldschmuck unsäglich leidenden Schönheit, sitzt selbstbewusst der erfolgreiche Buchhalter des Unternehmens am Steuer. Karma. Ich war dabei, mit gebügeltem Anzug, Krawatte und leerem Geldbeutel.

Gebeutelt
Low

http://de.wikipedia.org/wiki/Stickoxide

Verdienste und Erinnerungen

WatSala14Der Abt von Wat Sala ist achtzig Jahre alt. Frühmorgens um vier weckt er seine Untergebenen nicht mit lauten Gongschlägen oder hecktischem Glockengebimmel.
Er wischt mit einem Besen gleichmässig ruhig in der Tempelanlage. Von vielen Bäumen fallen täglich Blätter. Totes Geäst kracht zu Boden. Nach kurzer Zeit finden sich alle Mönche zur gemeinsamen Arbeit unter den Bäumen.

Nach dem Duschen wandern die Mönche in die Dörfer und holen sich die Tagesrationen von den Gläubigen. Unser Mönch war täglich etwa neunzig Minuten barfuss unterwegs. Mein bescheidener Beitrag an die Ernährung waren italienische Nudeln (Eliche) mit Wurstsalat. Irgendwann vor acht teilen sich die Männer das Frühstück.
Der Vorsteher gestattet seinen Mönchen keine zeitgemässen elektronischen Kommunikationsmittel. Wer unbedingt Rauchzeichen von sich geben will, erledigt das ausserhalb der Mauern.

Etwa achtzig Teilnehmer, bedeutend weniger als die Dreihundert beim Zechen mit Karaoke, fanden Zeit und Weg zur Ordination. Ich umrundete den heiligen Bau dreimal im Uhrzeigersinn und schleppte als Vaterersatz die Opferschale des zukünftigen Mönches.
Der leibliche Vater wurde aus mehreren Gründen nicht eingeladen. Er behauptet von sich, er sei ein gläubiger Christ. Auch als Christ hätte er gegenüber seinen Kindern Pflichten gehabt. Er kümmerte sich nie um seinen Nachwuchs. Er bezahlt keinen Baht Unterhaltbeiträge oder Schulgelder. Dafür zeugte er als provinzweit bekannter Gratis-Samenspender mehrere aussereheliche Kinder, für die er ebenfalls nichts übrig hat. Anlässlich der Scheidung vor einigen Jahren quetschte er das Möglichste aus seiner einstigen Gattin. Der absolute Hammer war, als er vor etwa einem Jahr Söhnchen und dessen Partnerin jammernd um hunderttausend Baht erpresste, weil er sterbenskrank sei. (1) Er hatte jedoch bloss akutes, nicht auszuschliessen durch Viagra ausgelöstes Stengelfieber. Dagegen ehelichte er als bekennender Christ inoffiziell, nur mit Saufgelage, eine sechzehnjährige Laotin. Trotzdem besuchte er unser Festmahl, in seinem Falle das freie Gruppensaufen. Seine junge Schönheit liess er wohlweislich im Hotel zurück.

Mönch und Abt

Mönch und Abt

Am Freitag wurde unser Mönch nach nur sechs Nächten vom Abt in einer würdigen Zeremonie aus dem Tempelleben verabschiedet. Der Vorsteher öffnete, anders als am Samstag, für vier Personen seinen Prunksaal und unterhielt sich mit dem komischen Farang. Eine strenggläubig fette Kakerlake fühlte sich durch das plötzlich flutende Sonnenlicht und die unerwünschten Eindringlinge in ihrem Reich gestört.

Zivilist und Abt mit Halo

Zivilist und Abt mit Halo


Anschliessend an die schlichte Feier wurden wir Zeugen einer Prozession zwecks Kerzensegnung. Einige Unentwegte schleppten sogar Leuchtstofflampen in den Tempel. (2)

Nach zwei Wochen harter Vorbereitungen wurde unserem Publikum eine mehrtägige tolle Show geboten. Der Einritt in den Tempel wäre mit einem Elefanten oder gar auf einem Krokodil weit spektakulärer gewesen. Über die erworbenen Verdienste der Teilnehmer im Nibbana bin ich allerdings ahnungslos.

(1) http://wp.me/s2ljyL-ipenis

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtstofflampe

Bullshit-Index :0.14  Ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf ‚Bullshit‘-Deutsch.

Programmiertes Chaos

Das Echo der Bevölkerung auf das bevorstehende Tempelfest war überwältigend. Zwei Köchinnen meldeten sich spontan. Als sie nach zwei Tagen bemerkten, dass es sich nicht um eine Feier im engsten Familienkreis und die nähere Dorfgemeinschaft handelte, warfen sie freiwillig verzichtend ihre Küchenschürzen, ähnlich wie beim Boxen Handtücher fliegen.
Von den Marktfrauen in Hangdong wurden Fische, Hühner, Fleisch und Früchte geschenkt. Speiseanstalten, wie ‘Die Sexy Puppe mit der Nudelsuppe‘, machten Gratislieferungen. Die Gemeinde stellte Festzelte, Tische und Stühle zur Verfügung. Khun Puh offerierte die Karaokeanlage und sechs Kisten Bier gegen heisere Stimmen. Die Schneiderin will Erfrischungen in den Tempel liefern. Die Obrigkeit soll den Umzug auf der Strasse sichern. Der Abt des Dorftempels Goh Ha entsendet sein Orchester für den Weg zum Gasttempel. Der Gatte meiner Masseuse ist Leiter einer eigenen Truppe. Er bot die Dienste seiner PhonPhat Vielharmoniker gratis an. Einen Tag später präzisierte er, er würde gratis spielen, aber seine Solisten benötigten zweieinhalbtausend Baht.
Trotz Hilfsmitteln wie Personalcomputer, Smartphone, oder schlicht Papier und Bleistift, gab es für den Anlass weder Gästelisten noch Drehbuch.
Der offizielle Partybeginn war für Freitag um siebzehn Uhr festgelegt. Die ersten Teilnehmer erschienen kurz nach Mittag und heizten die Stimmung emsig mit Schnaps an. Gegen sieben Uhr abends mussten zusätzliche Tische und Stühle angefordert werden. Die erwartete Besucherzahl verdreifachte sich. Das ist bei freier Bewirtung mit Karaoke üblich.

Kurz begrüsste ich einige der Gäste und zog mich dann aus Sicherheitsgründen mit dem Klumpfuss in mein LPLR – Low-Percent-Level-Refugium zurück.
Dick kam nach anstrengender Karaoke Party um ein Uhr ins Haus, schlief eine Stunde, rannte ins Badezimmer, schlief eine weitere Stunde, rannte wieder. Das wiederholte sich bis zur Tagwache um fünf Uhr.
Um sechs Uhr wollten die Musiker den Haarschnitt des Anwärters mit Trommelwirbeln und Schalmeien begleiten. Die Musiker erschienen nicht. Der Mönch mit dem heiligen Rasierzeug war ebenfalls nicht zur Stelle. Das nennt sich LanNa Koordination.

Wir hatten vor, eine Strecke von ungefähr siebenhundert Metern zwischen zwei Tempeln zu marschieren. Erst verlangte der Abt, wir müssten um zehn Uhr morgens im Tempel eintreffen. Ich berechnete die Zeit unter Berücksichtigung lokaler Beinlängen, enger Miniröcke, gerissener Schnürsenkel und phantasiereichem, schmerzhaftem Schuhwerk. Mein Vorschlag lautete, die Teilnehmer sollten sich um neun Uhr im Wat Khon Khao versammeln. Pünktlich um neun Uhr dreissig sollte die Parade starten.

Als alles, inklusive Sicherheitskräfte, organisiert war, verschob der gewitzte Abt unsere Ankunftszeit auf neun Uhr.wat Sala2

Der Beamte für Begleitschutz von Prozessionen war telefonisch nicht erreichbar. Seine gestresste Frau duldete trotz Mandelaugen keine dienstlichen Anrufe. Dick durfte zwecks Terminänderung wieder nach Ban Tawai reisen.

Um sieben Uhr dreissig kam Dicks Sohn mit voller Haarpracht. Er bat für seine Untaten um Verzeihung und empfing meinen Segen mit geweihtem Wasser. Ohne diese Vergebung hätte es keinen Einlass im Tempel gegeben. Danach schlurfte er den Haarschnitt sehnsüchtig erwartend, zurück in sein Haus.

Um acht Uhr erhielt ich die Mitteilung, die Musiker seien irgendwo unterwegs. Ich beschwor Dick, nicht auf das Orchester zu warten. Wir sollten uns alle sofort im Tempel treffen.

Wir hätten bereits eine Viertelstunde marschieren müssen, als wir im Auto endlich zum ersten Tempel aufbrachen. Viele Gäste verpflegten sich immer noch unbekümmert in den Festzelten. Der Abt liess telefonieren, wir sollen auf den Marsch verzichten und uns am Tempeleingang des Wat Sala zu einer Kurzprozession treffen.
Es war eine organisatorische Meisterleistung, als etwa um halb zehn die Trommeln vor Wat Sala dröhnten, um die letzten Meter zum Tempel in lockerer, teilweise tanzender Formation zurück zu legen. Die unmotiviertesten Teilnehmer erschienen zwei Stunden später im Wat, rechtzeitig zum Som Tam.

Als nach drei Stunden im Dorf die Bässe der Karaokemaschine wieder hämmerten, verspätete sich kein einziger Teilnehmer. Es war ein gelungenes Fest. Auf die Zeitverschwendung im Tempel hätte man verzichten können.

Fortsetzung folgt

http://de.wikipedia.org/wiki/Som_Tam

Goon meistert Geister

San Phra PhumGoons Mutter zog um. Vor der neuen Unterkunft im Dorf stehen zwei Geisterhäuser. Die einstige Besitzerin wurde vom Glück gepeinigt. Sie gewann zweimal innerhalb zweier Jahre vier Millionen in der Lotterie. Mit dem ersten Geldsegen bezahlte sie vernünftigerweise sämtliche Schulden und kaufte Land zwecks Gemüseanbau. Das Gemüse verkaufte sich gut. Bangkok war Grossabnehmer.
Zum ersten Geisterhaus gesellte sich aus Dankbarkeit ein zweites San Phra Phum. Dann flossen wieder Millionen. Die Überglückliche erkrankte unheilbar an Habgier. Sie benötigte dringend mehr Zaster. Wozu? Sie verlor in kürzester Zeit alles, inklusive Familie.

Goon betrachtete sich zumindest als Mitinhaber der San Phra Phum. Er rannte zur Mutter und erzählte glücklich:
„Ich habe zwei neue Freunde. Ein Mädchen und ein Knabe.“
Die Nachbarn wunderten sich, als das Büblein mit unsichtbaren Wesen, Geistern, spielte. Dazu murmelte er dauernd Zahlen. Im Tanzgarten lernte das Kind zählen, nicht nur in Thai, sondern auch auf Englisch – leicht unverständlich – aus neunzehn wurde nol ten.

Die Mutter versuchte aus der scheinbaren Beziehung Goons Profit zu schlagen und fragte ihren Sohn scheinheilig:
„Kennen deine neuen Freunde die Lottozahlen?“
„Ja, aber die wollen dafür Si Daeng, Blut.“ (Waren es schmerzhafte Erinnerungen des Kindes an Krankenhäuser, oder garstige Erlebnisse zu Hause?) (1)

Die leicht beschränkte Frau erschrak ob der Aussage und machte sich ernsthafte Sorgen. Die Nachbarn hatten ausser des Fernsehens keine Unterhaltung. Sie tuschelten dauernd über Phi, Geister, die das Kind verwirrten. Der aufmerksame Kleine hörte einiges und gaukelte den verrückten alten Weibern alles Gewünschte vor. Er erzählte den neugierigen Tratsch Tanten auf Anfrage gerne, wo genau er Geister geortet hatte. Mit viel kindlicher Phantasie begeisterte er die unmittelbare Umgebung.
Seine Aussagen fuhren den Weibern in die betagten Knochen, in die Milz und andere Körperteile, aber kaum in die geistlosen Gehirne. Sie suchten fluchtartig gemeinsam gleich mehrere Tempel auf, verbrannten ganze Packungen voller Weihrauch und liessen sich von geduldigen Äbten mit Weihwasser berieseln.

Als Grossmutter – Dick – beim gemeinsamen Radfahren Goon fragte, wo all die Geister seien, sagte er grinsend:
„Mai Mee, – es gibt keine!“
Lottozahlen vermittelte er nie, auch nicht gegen Süssigkeiten und Kaugummi.

Nachtrag:
Goon ist ja bekannter Bankunmae Tanz- und Fernsehstar und benötigt keine Almosen.
Für die Schule waren Dicks Filmchen beste Reklame. Sämtliche Plätze sind verkauft!

(1) https://hinterindien.com/2012/04/06/die-leiden-des-jungen-guun/
Das Büblein auf dem Eise
http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/gue_f01.html

(Un-) Vernunft und Glaube

Das Wesen der Religionen sollte darin bestehen, zeitliche Formen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu transzendieren. (1) Das materialistische Umfeld, grenzenlose Gedankenlosigkeit verbunden mit fragwürdiger Pflichterfüllung des Klerus  ersticken das zarte Pflänzchen Glaube nicht nur, sie fördern den Unglauben. Die Vorbildfunktion der Heilsverkünder kann kaum in die Hose gehen, weil diese Kerle mehrheitlich Roben und Röcke tragen. Ihre schöngeistige Rhetorik entpuppt sich bei genauer Analyse als haltloses Geschwätz. Ist die kultische Vergangenheit unantastbar? Sie scheint gefestigter als Saurierfussabdrücke in Gesteinsschichten.
Die Götter benötigen neues Personal, glaubwürdige und starke Repräsentanten auf Erden. Buddha ist kein Gott. Die Problematik ist ähnlich.

Meist weiß ich, wovon ich schreibe. Auch diesmal. Mein Foto ist von der Qualität her mangelhaft. In einem Mittelding zwischen Andachtsraum und Garage für Sankt Benz, mußte ich mich sputen. Der ehrwürdige Bhikkhu (Abt) schmiß mich aus der heiligen Halle, als ich ihn offensichtlich mit meiner Kamera beim Rauchen und Kaffeetrinken störte, inmitten von sakralem Benzinduft, gemischt mit edlem Hauch von Autopolitur. Die Absicht Hochwürden zu portraitieren hatte ich nie. Nie zuvor erlebte ich in einem Tempel solche Aggression. Ich führte sie auf die vorhandenen Reizgase zurück.

Unvermittelt fragte ich mich, warum meditierende Menschen auf dem tugendhaften Weg zur Erleuchtung unzufriedene Gesichter und unfreundliches Benehmen zeigen. Ist Freundlichkeit auf dem Weg zur immerwährenden Glückseligkeit ein Vergehen? Zweifeln die Suchenden an ihren Fähigkeiten? Darben und leiden sie gar am Verzicht auf weltliche Freuden? Dann sind sie Heuchler in Mönchsroben. Hart schuftende Bauarbeiter strahlen mehr Lebenslust aus, als jene im Grunde egoistische, um nicht zu sagen, schmarotzerhafte Lebenshaltung, die sich doch lediglich um das eigene Seelenheil kümmert. Einige Äbte pflegen einen so ausgedehnten Personenkult mit Bildern, Schriften, Biographien, daß sie heller strahlen, als der Erleuchtete selbst.

Anfänglich glaubte ich Sätzen wie: Der buddhistische Mönch lebt sehr einfach. Er verbringt die meiste Zeit mit Meditation. Er ernährt sich nur durch Betteln. Sein Eigentum beschränkt sich auf zwei Gewänder, eine Schüssel für die zu erbettelnde Nahrung, eine Nadel, eine Schnur. Auf ihr sind 108 Kugeln, ähnlich einem Rosenkranz, aufgezogen. Er hat ein Rasiermesser zum Scheren der Kopfhaare und einen Filter, mit dem er Lebewesen aus seinem Trinkwasser siebt, um ihnen kein Leid zuzufügen.  Der Umgang mit Geld war tabu. Heute sehe ich Mönche mit Kreditkarten Geldautomaten benutzen. Das Meditieren findet abartig vor lärmenden elektronischen Bildschirmen statt, anstelle an Orten des Friedens vor einem streng schweigenden Buddha.

Gewiß, es gibt sie, Mönche und ihre Vorgesetzten, welche die traditionellen Regeln einhalten.  In den Zeitungen finden sich bedauerlicherweise andere Nachrichten wie, die Polizei hielt einen großen Wagen an. Der Fahrer war ein betrunkener Abt ohne Fahrausweis. Er war auf dem Rückweg in den Tempel. Im Wagen befanden sich kaum bekleidete Personen weiblichen Geschlechts.
Es geschieht immer wieder, daß Mönche Frauen vergewaltigen und in Tötungsdelikte, sogar von Mitbrüdern, verwickelt sind. Einige schmuggelten in ihren Roben Drogen. Einer entwendete vom Tempel 300 000 Baht, um an den Spielen der Fußballweltmeisterschaft zu wetten. Ein Autonarr unter den besitzlosen Jüngern Buddhas sammelte 60 Mercedes-Benz Fahrzeuge. Grosse Sänger unter ihnen besuchten in Zivilkleidung Karaoke-Veranstaltungen und Schönheitswettbewerbe reizender junger Frauen in knappen Badeanzügen.

Äbte und Mönche produzieren entgegen sämtlichen Vorschriften Amulette gegen Gefahren an Leib und Seele. Mit dem Verkauf werden Millionen gescheffelt. Ein illustrer Abnehmer ist die Armee. Sie will ihren Kämpfern im Süden zusätzlichen Schutz vor Attacken der Moslems bieten.
Den Gipfel der Dummheit, sich um schlechtes Karma bemühend, zeigte ein junger Mönch, als er vor einigen Monaten in einem 7-11 für wenige hundert Baht PC Zubehör mitlaufen ließ und dabei erwischt wurde.

In Hat Yai, beim Wat Putthikaram stank es im Mai 2011 fürchterlich aus einem parkierten, zugedeckten Wagen der gehobenen Preisklasse. Die Polizei entdeckte darin den verwesenden Körper eines 62 jährigen Mönches. Er war der Besitzer des Fahrzeuges mit Nummernschildern aus Phuket. Der Tote soll kurz vor seinem Ableben in einer Lotterie in Malaysia etwa 5 Millionen Baht gewonnen haben. Da stinkt nicht nur der Verwesungsgeruch gewaltig.

Schnelle, fast unmoralische Bereicherung wächst weltweit ungebremst. Verrückt, das Bangster Virus schlägt nicht nur bei Buddhisten, sondern ebenso bei christlich geimpften Klerikern zu. (3)
Jene verbreiten die Heilslehre des Sohnes eines armen Zimmermanns aus Nazareth. Er, dieser Sohn, bezeichnete Gott als seinen Vater. Das hindert sie nicht, selbst einen opulentem Lebensstil zu pflegen. Diese Ordensmänner spielen in einer anderen Liga und müssen sich als Hirten gezwungenermassen von den Schafen abheben.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. trägt eine Schweizer Uhr. (4) Das muß er wohl, geht es doch bei ihm um den präzisen Zeitabgleich mit der Ewigkeit. Zum edlen Zweck wählt man kein preisgünstiges Angebot von Tissot oder Certina. Nur ein Modell der Edelmarke Breguet im Wert von 55’000 Franken, erfüllt solche Anforderungen. Das bestätigt Patriarch Kyrill. Er betonte in einem Interview, er trage die Uhr nicht mit seiner offiziellen Kleidung. Doch da gab es ein Foto. (5)
Es zeigte den Patriarchen im Ornat – ohne Uhr. Russische Blogger entdeckten: Im Lack des Tischblattes spiegelte sich die Uhr. Das Wunder läßt sich einfach erklären: Eine unsorgfältige Retouche des Ärmels mit Photoshop.

Wladimir Gundjajew, so heißt Kyrill I. mit weltlichem Namen, befaßte sich seit Jahren mit „Tabakgeschäften“. (Moskauer Zeitung). Als Vorsitzender der Abteilung für Außenbeziehungen der russisch-orthodoxen Kirche soll der damalige Metropolit von Smolensk und Kaliningrad ab 1993 einträgliche Händel mit Zigaretten gemacht haben. Sie wurden aus dem Ausland importiert und als „humanitäre Hilfe“ steuerfrei weiterverkauft.
Laut „Nowaja Gaseta“ war das nicht das einzige Geschäft des Kirchenmannes. Er exportierte Öl, war in Bankgeschäfte involviert und handelte mit Meeresfrüchten. All dies unter dem schützenden Mantel der Kirche und deshalb von Steuern befreit.
Beim Amtsantritt als Nachfolger des Patriarchen Alexius II., soll sich Kyrills Vermögen auf vier Milliarden US-Dollar belaufen haben. Nach Angaben von „The New Times“ besitzt er ein eigenes Flugzeug, eine Villa in der Schweiz, eine Luxusdatscha und, und, und.
Den seinen gibt’s der Herr im Schlafe. Ps 127,2.

Welche Schlüsse ziehe ich aus den Gegebenheiten? Ich wechsle vom Buddhisten zum Nudisten. Da benötige ich kein Gewand. Die Schüssel zum Betteln erübrigt sich ebenfalls. Zwecks Verehrung weiblicher Gottheiten genügen die mitgelieferten Utensilien. Nur Nudisten sind besitzloser als Buddhisten.

(1)http://de.wikipedia.org/wiki/Transzendenz

(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Klerus

(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrill_I.

(5) http://www.aktuell.ru/russland/panorama/peinliches_uhrenwunder_am_arm_des_patriarchen_3501.html

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