Halbgebildete Halbschlaue und Halbblinde

Fragen sie sich, was sind Entwicklungsländer! Nachdenklich betrachtet sind es Orte, wo Kraft und Muskeln Vorrang vor bescheidenem Intellekt haben. Deshalb verbieten kräftige Muskeln die Äusserung absurder Gedanken. Starke Muskeln, deren Potential – vervielfacht durch Waffen, werden von Generälen kontrolliert. Im schönen Thailand gibt es davon viel zu wenige, nur etwa fünfhundert. Daher steckt das Land seit der Machtübernahme der Armee in Krisen. Aber die Uniformierten nisteten sich in fast sämtlichen Betrieben und Verwaltungen ein. Sie kontrollieren Airlines, Banken, Fernsehen, Schnapshersteller sowie Zeitungen. Sie versuchen krampfhaft, selbst das Internet zu zensurieren.

In Satun ist die Kontrolle, abgesehen vom gesetzlosen Strassenverkehr und Drogenhandel, rigoros. Als schwer behinderter Medikamenten–Bezüger leide ich unter dem überwachten, äusserst bescheidenen Angebot der Apotheken. Da sind dank übergeordneter Amtsstellen sogar Stuhlzäpfchen und Heftpflaster öfters nicht erhältlich.

In Chiang Mai ist der gesamte Holzhandel in den Händen uniformierter Abzocker. Sie schreiben den Unternehmern vor, was sie produzieren dürfen und in welchen Mengen. Dicks Sohn, der Kunsthandwerker, berühmt für seine ausserordentlichen Schnitzereien, war gezwungen, von edler Holzbearbeitung auf billiges Aluminium umzustellen, oder er wäre arbeitslos geworden.
Das interessiert die militanten Staatsretter nicht im Geringsten. Die schliessen Hotels, Restaurants und Vergnügungsbetriebe, ohne sich um entlassene Angestellte zu kümmern.

Der Sohn, nun erfolgreicher Aluminiumveredler, wollte sein neuntes Werk aus Leichtmetall seiner Mutter schenken. Er sandte eine Aufnahme davon und teilte mit, das gerahmte Bild sei bereits unterwegs nach Hat Yai. Er war ahnungslos betreffend der Spedition. Die Firma lieferte gleichzeitig eine grössere Sendung in den Süden. Nach Dicks Erzählungen nahm ich an, die sandten einen eigenen Lastkraftwagen. Wozu gibt es spezialisierte Firmen, welche Transporte schnell und preisgünstig erledigen? Dick erhielt einen Anruf, das Fahrzeug hätte eine Panne. Die Ankunft des Pakets würde sich um zwei Tage verzögern. snake-alu
Wir waren unterwegs zu Makro, als Dick einen Anruf erhielt, ihre Sendung sei im Büro der Firma in Satun angekommen. Der Firmen-Name blieb ungenannt. Der Ort wurde mit – in der Nähe der Lichtsignalanlage nach Makro – auf dem Weg nach Hat Yai, angegeben.
Da war nichts. Wir hatten weder Hausnummer noch einen Namen.
„Ruf an“, sagte ich.
Sie telefonierte. Der Firmenname blieb nach wie vor streng geheim. Nächste Ampel. Erneuter Suchvorgang. Hundert Meter nach der Lichtsignalanlage fand Dick den Laden, dank der speziellen Angabe „orangefarbener Lastwagen“ am Strassenrand.
Da prangte ein orangefarbenes Schild am Haus. Sämtliche Angestellte trugen orangefarbene T-Shirts mit dem Aufdruck: Kerry Express. Keiner der Idioten, die das Telefon bedienten, wusste, bei welcher Firma sie angestellt waren! Die T-Shirts waren bloss Kleidungsstücke, Verzierungen ihres fehlenden Intellekts.

Das Grösste: Beim Auspacken entdeckte Dick, der Rahmen war stark beschädigt. Juristenfutter für Monate? TIT.

Beschwerden aus der Backstube

Aus unseren Teigmischungen mit 500 Gramm Mehl entstanden jeweilen annähernd 800 Gramm Brot, warm und feucht gemessen. Wir experimentierten und mischten Bananenbrot ohne Zucker, Rosinenbrot und Speckbrot. Alles gelang vorzüglich. Jetzt sind wir am Ende. Der Grund ist, es gibt gegenwärtig kein Mehl in Satun!

Trotzdem sitzen wir nicht gelangweilt in der Hitze. Wir reparieren weiter am Haus. Der Eingang zur Küche liess sich nicht sichern. Von zwei Riegeln funktionierte nur einer, weil die Schweisser zu faul waren, ihr Werk zu kontrollieren.
Eine Stahl-Bride war viel zu knapp bemessen, glücklicherweise mit bloss zwei Tropfen Lot befestigt. Meine guten Werkzeuge sind in Chiang Mai. In Satun wird nichts Vernünftiges angeboten. Wir hatten eine Bohrmaschine oder eine grosse Metallbügelsäge.
Mit der Bohrmaschine gelang es uns zu zweit, einen Lottropfen zu entfernen. Die Bride öffnete sich um zwei Millimeter. Der Riegel funktioniert nun. Unser Chromstahlschweisser wird mir eine Massbride herstellen, die ich später mit der Stahltüre verschrauben werde.
Stahltüre
Ich liess ein mängelloses Haus in ähnlicher Grösse errichten. Es kostete mich weniger als 500‘000 Baht. Zahlreiche Steckdosen mit Unterputz-Leitungen und FI-Sicherheitsschaltern inbegriffen.
Für die, auf den ersten Blick nette Behausung in Satun, verlangten die Erbauer vor drei Jahren 2,8 Millionen. Die Dame bezahlte, ohne die schräge hängenden, teilweise zu kurzen Türen zu bemerken. Dass sich die Küchentüre nicht verriegeln liess, bekümmerte sie nicht. Die Gauner verkauften preisgünstige thailändische Vinyl Türen und Fenster als teure australische Aluminium-Produkte. Rahmen dichten
Der grosszügige Eingang zur Veranda mit defekter Silikon Versiegelung liess Insekten freien Zugang in die Wohnräume. Dick entfernte das schleimige Zeug, das nicht dichten konnte, weil die hirnamputierten Monteure seinerzeit vergassen, die Schutzfolien am Vinyl-Rahmen zu entfernen.
Als Rechenkünstler und bauleitender Ingenieur ermittelte ich, dass auf 60 Zentimeter Länge ungefähr 125 Kubikzentimeter Dichtungsmasse erforderlich wären. Das ergibt für 240 Zentimeter einen halben Liter. Mittlerweile verbaute Dick fünf Kilogramm, weil der Tür- und Fensterrahmen offenbar gänzlich in der Luft hing. Dichtungsmasse aus dem Wohnzimmer floss unter dem Rahmen auf die Veranda. Anhand der Menge Dichtungsmittel müssen wir annehmen, dass nicht nur der Kunststoffrahmen, sondern auch die Fliesen des Wohnzimmers teilweise luftgefedert installiert wurden.

Gegenwärtig sind wir unterwegs, um in Chiang Mai Mehl zu kaufen. Nein, der Grund ist ein anderer. Aber es wird wohl kaum Hamme und Zopf angeboten werden.
In zwei Tagen schafften wir die Hälfte des Weges. Am Samstag kamen wir von Chumphon in Phetchaburi an. Am Sonntag geht die Reise über Bangkok nach Nakhon Sawan. Wenn der Koch die Stelle nicht wechselte, werden wir dort fantastisch essen. Am Montag sollten wir in Chiang Mai ankommen. Vorher muss ich unbedingt meine Nervenfasern durch rostfreie Stahlseile ersetzen lassen.

Um Details zu sehen, können sie die Bilder zwecks Vergrösserung anklicken.

Schenkt mir die Zukunft ein Denkmal

Ein kurzer, zu früher Kälteeinbruch Ende September lähmte mich in Chiang Mai. Im Oktober brachen wir Richtung Süden in eine ungewisse Zukunft auf. Wir wussten bloss, wir würden kaum weiter im gemieteten Haus verweilen. Die gesundheitlichen Bedenken überwogen.
Auf Anhieb fand Dick ein angenehmes Haus. Erstmals seit fast zwei Jahren wurden meine Handgelenke schmerzfrei. Ich konnte wieder, ohne Hilfe und ohne den Hintern aufzureissen, das WC benutzen und duschen.. Die Freude währte nicht lange. Eines Nachts verlor ich Empfindungen und Kontrolle der Hände, nicht komplett, aber beängstigend. Ich erhole mich langsam oder gewöhne mich daran.
Die nächtlichen Temperaturen sanken im Januar in HangDong auf 12 °C. In Satun dagegen hatten wir heisses Wetter, denn angesagter Regen blieb oft aus. Strenge Nordwinde bliesen die Wolken aus der Andamanensee nach Süden.

Die Tastaturen von PCs und Laptops spielten mit mir. Schreiben und lesen waren an mehreren Tagen unmöglich. Die unkontrollierbaren Finger wechselten mühsam geöffnete Seiten nach Belieben. Meine eigenen Hände verschaukelten und vergaukelten mich. Ich wusste:
„Erkläre den Lesern, das Ende der Geschichten aus Hinterindien ist möglicherweise nahe.“

Ich weiss, es gibt Spracheingabe.
Der PC versteht meine feuchte Aussprache nicht besonders gut. Ich müsste das Gerät dauernd trocknen oder mit Windeln schützen. Es ist lärmig. Hunde bellen. Hühner gackern. Hähne krähen. Mopeds röhren. Waschmaschinen der Nachbarn dudeln vierundzwanzig Stunden am Tag. Die Lautsprecher arbeiten noch, wenn der Wassertank bereits lange leer ist. Die Warnsignale finden keine Beachtung. Lautsprecherwagen werben fahrend. Akustische Umweltverschmutzung ist gestattet. Dicks Smartphone produziert Geräusche.
Das schlimmste, ich fluche laut. Ich verfluche die Schmerzen, meine Ungeschicklichkeit. Der PC versteht meine Sätze nicht, nur Flüche, dafür in fast sämtlichen Sprachen.

Dank eines Fernsehers mit Zugang zum Internet, wird es mir nicht langweilig, wenn die PCs unbenutzt herumstehen. Wir sehen uns Filme an und hören Musik über YouTube. image

Das Haus fordert uns täglich. Ich entwickelte Moskitogitter für die ausstellbaren Fenster. Eine kleine Firma in der Nähe baut die gesuchten Einheiten mit Magnetschliessern. Die jungen Leute haben einen zusätzlichen Lebenserwerb. BrückeWZ

Am Eingang von der Veranda her bauten wir eine Brücke als Schutz vor Rollstuhl-Rädern für die Profile der gleitenden Kunststoff-Türen. Die sogenannten Aluminium-Fenster – schlecht imitiertes, nicht deutsches, nicht patentiertes Qualitätsprodukt – entpuppten sich als Kunststoff-Attrappen.
Zum Blockieren der Schiebefenster musste ich bohren. Im Geschäft verkaufte man uns nicht die ausgesuchten billig Bohrer aus China. Der Chef erklärte der Verkäuferin:
„Siehst du den Farang im Auto? Der will bessere Qualität, wenn er Stahl bohrt.“
Ich grinste, denn die Bohrer waren für die Aluminium-Fenster bestimmt. Man verkaufte uns Ware aus USA. Zu Hause bohrte ich dann in reinen Kunststoff. Die Arbeit war leichter als das Schneiden von Import-Butter. In die Löcher setzte ich Stahlpfropfen als Fensterstopper. Sie sollen bei Abwesenheiten einige Fenster gesichert offen halten.

Dick stach die zahlreichen Farbbeulen am Haus auf und entfernte die Farbschichten sorgfältig. Danach grundierte sie die Flächen mehrmals mit einem Pinsel.
Der grösste Brocken steht uns noch bevor. Das zweite einbetonierte WC müsste ersetzt werden. Ausgerechnet im Esszimmer stinkt es zeitweise appetitkillend nach Pisse. Ich könnte mir damit ein Denkmal setzen und den Stinker einfach stehen lassen. Thais bemerken solche Düfte nicht. Sie speisen landesweit unbeeindruckt an Abwasserkanälen und neben Abfallhaufen. Gerümpel und Abfälle gehören oft zum unentbehrlichen Hausrat.

Unser Glastisch ist klein und zudem eine unwillkommene Lärmquelle. Demnächst soll er durch ein Holztischblatt mit Chromstahlsäulen ersetzt werden. Noch kontrollieren die Uniformierten den Holzhandel in Satun nur beschränkt.
Mit meinen Händen kann ich nur wenig zum Gelingen beitragen. Die Frage ist, ob mir die Zeit geschenkt wird, die Vollendung zu erleben.
Keiner kennt die Dauer seiner Zukunft. Sind es drei Minuten oder drei Monate? Nur die Wahrsager in den Tempeln wissen alles.

Grassierende Unsicherheiten

Die netten Dorfbewohner und Nachbarn in Klong Khut sind verunsichert. Die Arbeitsplätze sind kaum garantiert, wie die Räumaktion bei den Ordnungshütern zeigte. Der unkontrollierte Straßenverkehr verläuft trotz Regeln chaotisch. Die Verwaltung ist wie üblich undurchschaubar.

Andauernd ist man Betrügern und Dieben ausgesetzt. In Einkaufszentren werden von Geräten Kleinteile wie Schrauben und Dichtungen entfernt. Zerbrochene Gläser ergänzen Schurken aus Original-Packungen und hinterlassen ihre Scherben. Grosspackungen werden angeschnitten. Einzelne Beutel mit Kaffeepulver finden Wege neben den Kassen. Bessere Kaffeesorten haben wie Spirituosen Diebstahlschutz. Süssigkeiten werden vor dem Bezahlen durch Schnellfrass eliminiert und können kaum als Diebesgut nachgewiesen werden. Nur äusserst selten bricht ein Gauner mit einem in der Luftröhre steckengebliebenen Hotdog vor einer Kasse zusammen. Dämmerung
Diese allgemeinen Verunsicherungen führen dazu, dass in Häusern und Wohnungen die ganze Nacht Licht brennt. Wenn es hell wird, vergisst man dann, die Schalter zu betätigen. Sämtliche Häuser sind von Mauern und Zäunen umgeben. Die Fenster sind von innen oder aussen vergittert, obwohl kaum wertvolle Gegenstände in den Wohnräumen zu finden wären. Der teuerste Besitz steht meist vor oder neben den Gebäuden – es sind die Fahrzeuge. Deren Motoren laufen während Stunden. Die Schlüssel stecken natürlich.

Keine Angst zeigen die Einwohner dagegen vor Insekten. Dengue-Fieber und Malaria kennt man nicht. Elvis Presley wird noch immer verehrt. Mückengitter gibt es kaum. Schmeiss-Fliegen würzen frisch gekauften Fisch und Fleisch mit Eiern. Glückliche, fette Maden krabbeln später in den Kühlschränken herum.
Die Häuser sind vermeintlich mit dekorierten Gittern gegen Diebe gesichert. Ich werde keine Schutzgitter montieren. Unser Hintereingang ist wie bei acht weiteren Häusern, eine grössere Stahltüre. Bei Sonnen-Einstrahlung erhitzt sich die dunkelbraune Fläche auf siebzig Grad. Wir spritzten das Eisen mit Aluminiumbronze um. Die Temperatur in der Küche sank danach um zwei Grad Celsius. Stahlrahmen auf Holz
TermitenspurenDer Stahlrahmen wurde mit 12 Schräubchen in morsche, von Termiten angefressene hölzerne Türrahmen geschraubt. Die Schrauben könnten von unwillkommenen Besuchern in wenigen Minuten geräuschlos entfernt werden.

Die Baumängel sind grenzenlos, der Pfusch unbeschreiblich. Als wir das Lavabo entfernten, fielen die Haltebügel beinahe aus der Wand. (1) Die Arbeiter machten sich ein Vergnügen daraus, anstatt der mitgelieferten Kunststoffdübel, handgeschnitzte Holzdübel – möglichst aus Bananenstauden, zu verwenden.
Für sechs Schrauben wurden 12 Löcher gebohrt. Wir kauften ein etwas schmäleres Waschbecken vom selben Hersteller. Die Aufhängung sollte kompatibel sein, war es aber nicht. Wir konnten das Gerät nicht mittig anbringen. Ich hätte neue Löcher bohren müssen, wagte es jedoch nicht, denn die Wand glich bereits einem Emmentaler-Käse. Wir befreiten das ursprüngliche Gerät vom Silikon, benutzten neue Kunststoffdübel, sägten die Rohrstücke auf gemessene und berechnete Werte. Ohne Tricks, Leim, Silikonband oder Silikonpaste war die Abwasserleitung dicht und gerettet.Waschbecken

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Waschbecken
Bild zur originalen Montage:
https://hinterindien.com/2015/11/14/facharbeiten-im-los-land-ohne-sachverstand/

Für Fern-Flüge: Flieger von Short Brothers

Gibt es Literatur, Romane oder Berichte über Reisen nach Singapur und Australien mit Imperial Airways? Warum schrieb Agatha Christie “Mord im Orientexpress“, wenn Flugapparate bloss hundert Kilometer entfernt von ihrer einstigen Haustüre in Torquay Richtung Indien starteten? Herkules Weichbirne hätte, um aus dreizehn redlichen Fluggästen den potentiellen Killer zu ermitteln, fast eine Woche Zeit gehabt. Oder war der heimtückische Mörder doch ein Mitglied der Besatzung?
Aber die Grande Dame krimineller Eitelkeiten, die Souffleuse des Giftmordes, zog profanen Schienenverkehr modernem Fluggerät vor.

Die fünfzehn Flugpassagiere lernten sich vielleicht schon in der Bahn zwischen London und Southampton kennen. Unter Umständen beim standesgemässen Dinieren im South Western Hotel, spätestens im Kahn, der die Reisenden nach vier Uhr morgens zum Flugboot brachte.
Sie bestiegen eine dreimotorige Maschine des Typs Calcutta, Short S. 8. Es war das erste Flugboot mit einer Metallhülle. Die zwei Piloten sassen in einem offenen Cockpit. Nur der Radio-Operator – der Funker, er benutzte kommerzielle Radiostationen als Navigationsinstrumente, sass in der Kabine bei den Passagieren.
Sie waren eine Schicksalsgemeinschaft für Stunden und Tage. Während die Damen mit klammen Fingern zu stricken oder häkeln versuchten, widmeten sich die Herren rauchend dem Kartenspiel. Als Zeitvertreib dienten möglicherweise Bücher, unter Umständen einer der zehn Kriminalromane von Christie, die bis 1930 erschienen. Insgesamt schrieb Agatha 66 Kriminalromane. Schätzungsweise wurden von Christie über zwei Milliarden Bücher verkauft. Damit ist sie erfolgreicher als Lows ‘Hinterindien‘.

Short Calcutta

Short Calcutta

Die fliegende Unterkunft war 20 Meter lang und sieben Meter hoch. Die Spannweite der Flügel betrug 28 Meter. Die beiden Tragflächen umfassten 170 Quadratmeter. Das Leergewicht betrug knapp 6‘300 Kilogramm. Die maximale Zuladung wie Personen, Gepäck, Treibstoff, Stricknadeln, Zigaretten und Zigarren, waren 4‘000 Kilogramm.
Jeder der drei Bristol Jupiter Motoren entwickelte 540 PS, 403 kW. (5) Sie erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Kilometern pro Stunde. Die Reisegeschwindigkeit erreichte ohne Gegenwind 156 km/h. Die Reichweite betrug bei gutem Wetter 1‘000 Kilometer.

Ab 1931 flog die etwas grössere, viermotorige Short S. 17 Kent. (4)
Der Rumpf bestand aus Duraluminium und rostfreiem Stahl. Die Tragflächen waren mit Stoff bespannte Metallkonstruktionen. Die Kabine verfügte über Toilette, Waschraum und Küche. Die Piloten arbeiteten in einem geschlossenen Cockpit. Hinter ihnen war der Platz des Funkers.
Die Besatzung vergrösserte sich mit 15 Passagieren auf 4 Mann. Die Maschine war 5 Meter länger. Die Spannweite erreichte 34 Meter, bei Tragflächen von 245 Quadratmetern. Das Leergewicht betrug 9‘290 Kilogramm. 5‘200 Kilogramm Ladung waren zulässig.

Bequemer und schneller wurden die Flüge ab 1938 mit den Eindecker-Flugbooten der Empire Klasse, Short S. 23. Die Motorleistung erhöhte sich mit Bristol Pegasus Triebwerken auf 4 x 910 PS, 680 kW. Das Leergewicht der Maschinen betrug 11‘121 Kilogramm. Die Zuladung lag bei über 7’000 Kilogramm, inklusive 5 Mann Besatzung mit 17 Passagieren. Die Kabine hatte zwei Toiletten!
Der Aktionsradius war bei gutem Wetter 1‘300 Kilometer. Die Reisegeschwindigkeit steigerte sich auf 264 km/h. (6)

Warum haben heutige sogenannte Grossraumflugzeuge weniger Beinfreiheit, als seinerzeit die Brummer der Short Brothers? Ach ja, ich vergass den Preis.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Agatha_Christie
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Werke_von_Agatha_Christie
(3) http://en.wikipedia.org/wiki/Short_S.8_ Calcutta
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Short_S.17
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Bristol_Jupiter
(6) http://www.airwaysmuseum.com/Shorts%20S23%20G-AETX%20@%20Rose%20Bay.htm
FILM:
(6) http://www.britishpathe.com/video/flying-boat-sydney-aka-new-empire-flying-boat-leav

Metallbügelsägen

Zu Songkran keine fünf Baht Geschichte,    März 2012 

Mit einem Automobil könnte man üblicherweise leicht von A nach B fahren. Wenn ein Nachbar Schulden nicht zurückzahlen will, oder missliebig auffällt, könnte man ihn mit einem Fahrzeug schuldlos umbringen, –  besonders dann, wenn man ihm vorher einige Flaschen Lao Khao kredenzte. Wer beherrscht letztendlich die Technik? Sind es Geister oder unsere kranken Gedanken?                                                                      Die allgemeine Auseinandersetzung mit Technik fängt nicht bei komplexen Gebilden wie Fahrzeugen, Computern oder Mobiltelefonen an.  Sie beginnt bereits bei trivialen, unbeherrschbaren Gegenständen wie Messern, Schraubenziehern, Zahnstochern und

Metallbügelsägen.

Diese Sägen sind preisgünstig und universell einsetzbar. Damit säge ich alles: Aluminium, Buntmetalle, Stahl, Backstein, Bambus, Bäume, Kerzen, Knochen und Sträucher. Im Notfall das Bein einer Elfe: Elfenbein. Ein stumpfes Sägeblatt kann leicht ausgetauscht werden. Beim Kauf von einzelnen Teilen kostet ein Ersatzblatt von fünf Baht an aufwärts. Im Dutzend sind sie billiger! 

A.    Zum Austausch wird die Verschlußschraube gelöst.
B.    Das alte Blatt kann über zwei Haltedorne weggezogen werden.
C.    Das neue Blatt über die Dorne legen.
D.    Der Wirkungsgrad der Säge ist wesentlich höher, sofern die Zähne des Blattes nach außen gerichtet sind.
E.    Danach die Spannschraube mir den Fingern leicht angeziehen.
Lokalmatadore benutzen dazu eine fünfzehn Zoll Klempnerzange. Als Zugkraft dienen zusätzlich zwei Wasserbüffel. Theoretisch könnte danach weiter gearbeitet werden.

Meine Werkzeuge werden nicht mehr verliehen, nur noch verschenkt oder verkauft. Die Eingeborenen haben die Fähigkeit, jedes Werkzeug zu zerstören, zu stehlen oder zu verlieren. Meine kleinkarierte, ki niaoh Haltung wurde durch eine ausgeliehene Metallbügelsäge erneut bestätigt.                                                                                        Ein freundlicher Geist sprach für Dritte unhörbar zu mir: “Gib das Ding. Fünf Baht für ein neues Sägeblatt fallen in deinem Budget bei den Weiber- und Weinpreisen nicht auf.“ Ich befolgte den weisen Ratschlag aus dem Jenseits und sah die Säge erst nach längerer Zeit wieder. Genau so war es. Ich erhielt sich nicht zurück. Sie gelangte, von Engeln oder Fledermäusen der Sorte Vampir getragen, auf die Veranda. Schlimmste Befürchtungen bestätigten sich. Die Säge diente eventuell zum Anlegen eines kleinen Kartoffelackers im Karstgebirge und wies entsprechende Benutzungsspuren auf. Mit dem verdorbenen Sägeblatt, es wies mehr Lücken als Zähne auf, ließ sich nicht einmal ein Fischlein schuppen. 

Darauf kaufte ich zwei Blätter. Eines zu fünf Baht, ein besseres für dreißig Baht. Eine junge Frau tippte rund zehn Minuten am Keyboard. Ein Drucker beschmutzte geräuschvoll grünes Papier. Dann verlangte sie fünfunddreißig Baht. Ich hielt eine fünfziger Note bereit. Sie nahm einen Taschenrechner im A5 Format und versuchte sich mit Eingaben, fünfunddreißig minus fünfzig. Sie wollte mir zusätzlich zur Ware 15 Baht überreichen. Bereits beim zweiten Anlauf klappte die knifflige Berechnung. Wählte ich die hübscheste Kassiererin mit dem tiefsten Intelligenzquotienten aus? Ihre Anmut hielt sich in Grenzen. Etwa zehn junge uniformierte Frauen saßen gelangweilt untätig vor ihren Bildschirmen und warteten auf Kundschaft: “Herr, erlöse mich aus diesem Business!“

Zu Hause nahm ich die malträtierte Metallbügelsäge, ölte die verrostete Verschlußschraube und löste die Flügelmutter, nicht die Schwiegernutte, um das Sägeblatt auszutauschen. Kein Austausch! Der einfallsreiche Benutzer schlug die Haltedorne fürs Sägeblatt mit einem großen Hammer flach, weil er den Sinn der Spannschraube nicht begriff. 

Schlußfolgerungen:                                                                                                            Bevor lokale Benutzer gefahrlos mit einer Metallbügelsäge arbeiten können, brauchen sie ein Diplom einer technischen Hochschule. Ausweise als Mopedfahrer oder Automobilbenutzer genügen den hohen Anforderungen dieser Sägen nicht. Beachte besonders den Hinweis D, wie Dubel oder Depp.                                                         Amen.

Warum ist das keine 5 Baht Geschichte?  Der Metallbügel wurde ebenfalls ersetzt.