Einkaufen im globalen Dorf

In Satun, ebenso im Bezirk Hang Dong in der Nähe von Chiang Mai, bestehen weltweite Warenangebote. Freilich müssten Käufer die Verpackungen genau lesen, um zu wissen, was erworben wird.
Dick ist wenig kritisch. Sie liest den ersten Buchstaben, dann rät sie. Auf diese Weise kaufte sie französischen Pulver-Kaffee, hergestellt in Korea. Ich konnte die Brühe nicht schlucken. Ohne jegliche Hirnaktivitäten packte sie zwei Fläschchen Kokoswasser, Inhalt hundertsechzig Milliliter, zu zwanzig Baht ein. Ob das abgefüllte Wasser Chemie zwecks Haltbarkeit enthielt oder pasteurisiert wurde, bedachte sie nicht. In Satun erhielten wir für zehn Baht Kokosnüsse, die gut einen halben Liter Wasser lieferten.

Besonders beim Junk Food gilt es die Augen offen zu halten. Die angebotenen Kartoffel-Chips enthalten fast alles, ausser Kartoffeln. Da wird mit Reis-, Mais- und Tapioka-Mehl gestreckt. Zucker darf auf keinen Fall fehlen. Das verwendete Öl ist günstigste „Qualität“. In solchen Fällen sollte man auf dieses Wort verzichten.
Es gibt importierte Chips, welche fantastisch schmecken – welche ohne Zusätze wie Farbstoffe, Glutamat und Chemie hergestellt werden.

Ein leidiges Thema ist der Käse. Weisse Alkoholiker oder Raucher mit defekten Geschmackssensoren haben wenig Probleme im Umgang mit fermentierten Milchprodukten. Ihre Urteilsfähigkeit ist bereits im Nibbana.
Emmentaler Käse gibt es aus globaler Produktion. Nur Emmentaler aus dem bernischen Emmental gibt es selten. Es sind nicht die schweren, runden Käselaibe, die Stückweise angeboten werden, sondern Erzeugnisse in herstellungsgünstiger Stangenform. Die Platzanforderungen sind weniger verschwenderisch. Die Produktion erfolgt vollautomatisch. Von der Menge her ist Dänemark führend, ebenso mit der Vielfalt der Sorten. Daneben gibt es Emmentaler aus Frankreich, Australien und Ozeanien. Aus diesem Kontinent entdeckte ich importierten Emmentaler mit den angepriesenen Eigenschaften: Nussig und süss! Eventuell stammen vorhandene Löcher von Black & Decker. (1)

Parmesan fand ich mit den Herkunftsländern USA, Dänemark und Belgien. Nur aus Parma fehlte die körnige Delikatesse. Ich kaufte ein Stück vermeintlich holländischen Edamer mit der typisch roten Ummantelung – aus Belgien, wie ich eine Woche später bemerkte.

Ich bin dankbar dafür, dass es im Norden überhaupt ein breites Käseangebot gibt. In Satun fand ich bloss billigst Käse der Grossindustrie. Vorwürfe an die einheimischen Angestellten der Abteilungen sind unbesonnen, denn Thais essen keinen Käse. Er ist zu teuer und stinkt meistens.
Eine Ausnahme sind Pizzen. Sie enthalten meist keinen echten Käse, sondern eine synthetische Mischung, ganz ohne Milch. (2) Solche Produkte werden aus preisgünstigen pflanzlichen Ölen und Fetten, wie Palmöl, hergestellt. Der Eiweißanteil stammt nicht von Kühen, sondern von Sojabohnen oder Bakterien. Um dem Imitat dennoch Geschmack und die Konsistenz von echtem Käse zu verleihen, werden Substanzen wie Stärken, Salze, Emulgatoren, Aromastoffe, Geschmacksverstärker und Farbstoffe beigefügt. Die Vorteile für hinterindische Pizzafabrikanten sind, der Käseersatz zieht lange, kaugummiartige Fäden und erträgt Temperaturen bis zu vierhundert Grad, ohne zu verbrennen.
Die teuerste Pizza im Kad Farang heisst Pizza Phamaham. Vielleicht ist der Schinken echt. Buon appetito!

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Stanley_Black_%26_Decker
(2) http://www.geo.de/natur/oekologie/3330-rtkl-lebensmittelproduktion-lebensmittel-taeuschung-von-analogkaese-und

Herz- und thailändische Geistes-Krankheiten

Bevor wir an und über den Mekong reisten, erlebten wir weitere wundersame Ereignisse im Dorf. Dicks Tochter gab ihre Bank-Karriere auf Drängen ihrer Mutter auf. Sie sah die überarbeitete, offenbar schwer kranke Frau mit einem Pillenvorrat von über einem Pfund. Dick kämpfte vor allem für den kleinen Sohn. Er litt an Mangel von Zuneigung und Liebe.

Wenige Tage nach der Auflösung des Arbeitsverhältnisses kollabierte die junge Frau, glücklicherweise am Telefon. Man hörte den Aufschlag, als das Smartphone auf den Boden krachte. Deshalb war schnelle Hilfe gewährleistet. Ohne sofortige Hilfeleistung des Nachbarn, wäre ich unfreiwillig Sponsor von Besäufnis und Kremation geworden.

Kurz nach der Aufgabe der Banktätigkeit, besuchte die reiselustige junge Frau, welche mich vergeblich um ein Darlehen von 150‘000 Baht ersuchte, Dicks Tochter. (1) Sie wollte bei ihr eine Kreditkarte beantragen.
Sie konnte nicht verstehen, dass die Frau ihre anscheinend lukrative Bankentätigkeit aufgegeben hatte und sie deshalb als Kundin für das Ausstellen eines Kartenantrages zu spät kam. Zornig und sichtbar verdrossen verliess die verhinderte Abenteuerin das Haus. Sie fühlte, diese bösartige Familie wollte ihr offensichtlich das ersehnte Australienreislein mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vermiesen.

Die Herzpatientin kehrte an einem späten Nachmittag nach Hause zurück. Niemand wusste vom Krankenhausaufenthalt der Frau, denn wir wollten nicht, dass sich Goon Sorgen um seine Mutter machte. Der Kleine hasste aus eigener Erfahrung Spitäler und besonders Spritzen.
Kurze Zeit darauf stand die Polizei von HangDong vor der Tür und verlangte einen Drogentest von der knapp zuvor entlassenen Patientin. Jemand aus dem Dorfe habe die Beamten angerufen, von unerklärlichen Abwesenheiten und von Drogenkonsum gefaselt. Wer telefoniert hatte, durften die Ordnungshüter nicht verraten. Wäre die erste Fahndung erfolgreich gewesen, hätte frau bestimmt wieder die Spezialeinheit aus Chiang Mai aufgeboten.

Wie Thais ticken, zeigt eine weitere Episode.
Der britische Akademiker Wyn Ellis, der in einer Landwirtschaftsabteilung für die Vereinten Nationen arbeitet, wurde vor mehreren Tagen auf dem Flughafen Suvarnabhumi festgenommen. Der Grund ist: Er sei eine Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Es geht um einen Fall aus dem Jahre 2008. Ellis entdeckte in einer thailändischen Doktorarbeit über organische Landwirtschaftsprodukte Aussagen, die ihm bekannt vorkamen. Er merkte rasch, die Dissertation war eine Kopie einer Studie, die Ellis selbst zwei Jahre zuvor angefertigt hatte. Er beschäftigte sich mit dem Sachverhalt und bemerkte, fast die gesamte Arbeit wurde abgekupfert. Nur 14 der 161 Seiten waren plagiatfrei.
Ellis beschwerte sich offiziell über den Urheber, weil dieser geistiges Eigentum stahl. Er forderte die Chulalongkorn Universität auf, diese Dissertation nicht anzuerkennen.

Der NIA-Direktor als Verfasser der Dissertation, überzog Ellis mit Klagen und Strafanzeigen. Ellis erhielt Morddrohungen. Steine wurden durch seine Autofenster geworfen. Sein Haus stand unter Beobachtung.
Die amerikanische Journalistin Erika Fry, berichtete über den Fall in der „Bangkok Post“. Sie musste deshalb im Juli 2010 aus Thailand fliehen.(4)
Der Fall ist ein Parade-Beispiel dafür, welche Probleme Thailand damit hat, geistiges Eigentum zu schützen. Es ist lebensgefährlich, in Thailand gegen gut vernetzte Beamte vorzugehen.
Diese Doktorarbeit wurde ausgerechnet vom Direktor des thailändischen Instituts für Innovation (NIA) eingereicht. Diese Organisation setzte sich zum Ziel, geistiges Eigentum zu fördern und zu schützen.

Nachtrag vom 8. Sep. 2015, 13 00: Nach fünf Tagen Haft wurde Ellis erlaubt, nach Thailand einzureisen.

(1) https://hinterindien.com/2015/08/24/heisse-eiszeit-in-phonphat/
(2) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/67481
(3) http://www.bbc.com/news/uk-34169104?SThisFB
(4) http://www.cjr.org/behind_the_news/fry_in_thailand.php?page=all

Schulden

Die Abkürzung LOS kann gleich mehrfach gedeutet werden:
Land of smile(s),
Land ohne Socken,
Loss of signal,
Linux Operating System,
Land ohne Schulden.

Schuldenfrei ist der Grossteil der Bevölkerung nicht. Jede Berufsgruppe stellt in ihrer Sparte jedes Jahr neue Rekorde auf. Leichtsinnig wird Bargeld verjubelt. Am liebsten geliehenes. Das wird nicht nur in unbedienbare Smartphones und hochprozentigen Schnaps, sondern ebenfalls in hochheiligen Tempeln investiert. Da gibt es die seelenlosen, buddhistischen Geldverleiher. Sie fordern bescheidene vierzig Prozent Zinsen pro Tag! (1)

Der für die Region zuständige Polizeigeneral Boonlert Jaipradit erklärte: Rund 13.000 Polizeibeamte im Nordosten schulden der Government Savings Bank (GSB) neun Milliarden Baht. GSB ist nur eine Bank von vielen. (2)

Premierminister General Prayuth Chan-ocha zeigte sich darüber alarmiert, dass mehr als 1,6 Millionen Farmer 400 Milliarden Baht Schulden haben. (3)

Im Dorf, sind die Menschen ebenfalls schwer verschuldet. Sie protzen mit mehrfachem Hausbesitz, heissen Nebenfrauen, potenten Liebhabern und mehreren Fahrzeugen. Das gesamte Blendwerk, ausgenommen Poussierstängel und Hofdamen, gehört Kreditinstituten.

Als ich vor einem Jahr überraschend das Dorf verliess, belästigte ein verheirateter staatlicher, uniformierter Beamter, – drei Personen, drei Häuser, fünf Fahrzeuge – mit nächtlichen Telefonanrufen Dick solange, bis sie ihm zehntausend Baht lieh.

Vor zwei Wochen hatte ich unvorbereitet abendlichen Damenbesuch. Die beiden aufgetakelten Fregatten – Gold und Schminke – brachten Wein, Schnaps und geschmortes Fleisch. Die hoch angesehene Familie prahlt mit vier Häusern und 6 Fahrzeugen.
Ihr Anliegen: Keine krepierende Herde von Wasserbüffeln, keine todkranken Familienmitglieder – der Gatte, beeindruckend gewichtiger Alkoholiker, wird nach dem Ableben dank seiner Schnapsimprägnierung nicht verwesen, eher explodieren. Hundertfünfzigtausend Baht für ein Reislein des Töchterchens nach Australien!
Genau diese Leute machten sich im Mai wichtig mit den Bemerkungen, wir hätten einen unterklassigen Wagen erworben. Das Fahrzeug ist bezahlt! Deshalb sind sämtliche Subventionen für Bildungsreisen ausgeschlossen, auch wenn dadurch der IQ der restlichen Bevölkerung ansteigen würde.

(1) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/66475
(2) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/66526
(3) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/66328

Kleber für Milchfett

Der hohe goldgelbe Butterberg am idyllisch weissen Rahmsee in der Schweiz war einst ein teures, schwerwiegendes Politikum. In Thailand gibt es vergleichsweise nur Hügel. Butterhügel gibt es gar nicht. Trotzdem wird mit Butter gemauschelt.

Bei Einkäufen in Thailand entdeckte ich: Importwaren weisen Kleber mit Produktebeschrieb in Thai auf, manchmal sogar, wenn die Verpackung korrekte Hinweise in der Landessprache gibt.
Die spezialisierten Kleberbefestigerinnen haben den Auftrag, diese Hinweise dort anzubringen, wo sie für interessierte Konsumenten grösstmögliche Schäden anrichten, zum Beispiel an Kochzeiten oder wichtigen Informationen für Allergiker.
Beim Schreiben des Beitrages bemerkte ich: die Vorschriften betreffend Kleber wurden gelockert. Importe mit korrekter Produktebeschreibung in Thai werden gegenwärtig nicht zusätzlich beklebt. In Thailand produzierte oder abgefüllte Waren benötigten keine Kleber.McCorm Importierte reine Butter in Originalverpackung aus Frankreich, Dänemark, Australien oder Neuseeland haben Kleber. Sofern die importierte Butter in Bangkok abgepackt und veredelt wird, ist es ein thailändisches Erzeugnis und braucht keine Kleber.

Ich kaufte Orchideenbutter, Blüten als Blickfang, verpackt in Bangkok. Auf der Alufolie stand: Butter: 80 %, Milchpulver 2 %. Die restlichen 18 % wurden nicht erwähnt. Luft konnte es nicht sein. Das Gewicht stimmte.
Der Testesser bestrich liebevoll ein Stücklein Brot. Das Brot wurde hier gebacken und benötigt deshalb keinen Kleber.
Auch wenn das Brot nur aussieht wie Brot, aber effektiv kein Brot ist, braucht es keinen Kleber. Der Testesser erkrankte mehrmals nach dem Verzehr von Gebäck. Vielleicht wurden den Mehlwürmern und anderen Schmarotzern mit Chemiekeulen der Garaus gemacht.

Dann biss ich in mein Orchideenbutterbrot – ohne Beigabe von Marmeladen oder westfälischen Schinkens. Geschmack pur. Das Brot roch etwa so, wie wenn es im Abfall-Behälter eines Staubsaugers aufbewahrt wurde, verstaubt. Den Fremd-Geschmack der Butter erkannte ich gleich.
Meistens trinken wir am Vorabend als Longdrink Kokoswasser verdünnt mit etwas Rum. Die fehlenden 18 Prozent mussten Kokosbutter, Kokosfett sein.

Es gibt verschiedene Buttersorten. Teilweise bestehen sie nur zu 60 % aus Milchfett. Der Rest kann Palmöl, Kokosfett oder Margarine sein. Feinschmecker finden auf Wunsch reines Milchfett in Form von Butter.shan In der tropischen Hitze schmeckt Eis. Ich flambierte biologische Bananen aus unseren Gärten mit Sang Som oder Mekong. Dazu gab es Vanille Eis – erste Wahl. Es musste ein bekannter Markenartikel sein.
Mir verging die Lust auf das Produkt, als ich herausfand, der Nahrungsmittelgigant mit Sitz in Vevey, Schweiz, verwendet in Thailand zur Erzeugung von Vanille-Eis kein Milchfett, sondern Palmöl. Dass der Aromastoff synthetisch ist, versteht sich von selbst.

Hinweise auf Ernährung:
(b) http://wp.me/p2ljyL-1k8
(b) http://wp.me/p2ljyL-FS
(b) https://wahnsinnausdemwok.wordpress.com/2014/03/05/vom-kleinstadtleben-angeodet-besuchen-sie-thailand/
Luck und Manfred:
(b) http://thailand-pimpaka.blogspot.com/2014/05/thailand-sonne.html

Für Fern-Flüge: Flieger von Short Brothers

Gibt es Literatur, Romane oder Berichte über Reisen nach Singapur und Australien mit Imperial Airways? Warum schrieb Agatha Christie “Mord im Orientexpress“, wenn Flugapparate bloss hundert Kilometer entfernt von ihrer einstigen Haustüre in Torquay Richtung Indien starteten? Herkules Weichbirne hätte, um aus dreizehn redlichen Fluggästen den potentiellen Killer zu ermitteln, fast eine Woche Zeit gehabt. Oder war der heimtückische Mörder doch ein Mitglied der Besatzung?
Aber die Grande Dame krimineller Eitelkeiten, die Souffleuse des Giftmordes, zog profanen Schienenverkehr modernem Fluggerät vor.

Die fünfzehn Flugpassagiere lernten sich vielleicht schon in der Bahn zwischen London und Southampton kennen. Unter Umständen beim standesgemässen Dinieren im South Western Hotel, spätestens im Kahn, der die Reisenden nach vier Uhr morgens zum Flugboot brachte.
Sie bestiegen eine dreimotorige Maschine des Typs Calcutta, Short S. 8. Es war das erste Flugboot mit einer Metallhülle. Die zwei Piloten sassen in einem offenen Cockpit. Nur der Radio-Operator – der Funker, er benutzte kommerzielle Radiostationen als Navigationsinstrumente, sass in der Kabine bei den Passagieren.
Sie waren eine Schicksalsgemeinschaft für Stunden und Tage. Während die Damen mit klammen Fingern zu stricken oder häkeln versuchten, widmeten sich die Herren rauchend dem Kartenspiel. Als Zeitvertreib dienten möglicherweise Bücher, unter Umständen einer der zehn Kriminalromane von Christie, die bis 1930 erschienen. Insgesamt schrieb Agatha 66 Kriminalromane. Schätzungsweise wurden von Christie über zwei Milliarden Bücher verkauft. Damit ist sie erfolgreicher als Lows ‘Hinterindien‘.

Short Calcutta

Short Calcutta

Die fliegende Unterkunft war 20 Meter lang und sieben Meter hoch. Die Spannweite der Flügel betrug 28 Meter. Die beiden Tragflächen umfassten 170 Quadratmeter. Das Leergewicht betrug knapp 6‘300 Kilogramm. Die maximale Zuladung wie Personen, Gepäck, Treibstoff, Stricknadeln, Zigaretten und Zigarren, waren 4‘000 Kilogramm.
Jeder der drei Bristol Jupiter Motoren entwickelte 540 PS, 403 kW. (5) Sie erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Kilometern pro Stunde. Die Reisegeschwindigkeit erreichte ohne Gegenwind 156 km/h. Die Reichweite betrug bei gutem Wetter 1‘000 Kilometer.

Ab 1931 flog die etwas grössere, viermotorige Short S. 17 Kent. (4)
Der Rumpf bestand aus Duraluminium und rostfreiem Stahl. Die Tragflächen waren mit Stoff bespannte Metallkonstruktionen. Die Kabine verfügte über Toilette, Waschraum und Küche. Die Piloten arbeiteten in einem geschlossenen Cockpit. Hinter ihnen war der Platz des Funkers.
Die Besatzung vergrösserte sich mit 15 Passagieren auf 4 Mann. Die Maschine war 5 Meter länger. Die Spannweite erreichte 34 Meter, bei Tragflächen von 245 Quadratmetern. Das Leergewicht betrug 9‘290 Kilogramm. 5‘200 Kilogramm Ladung waren zulässig.

Bequemer und schneller wurden die Flüge ab 1938 mit den Eindecker-Flugbooten der Empire Klasse, Short S. 23. Die Motorleistung erhöhte sich mit Bristol Pegasus Triebwerken auf 4 x 910 PS, 680 kW. Das Leergewicht der Maschinen betrug 11‘121 Kilogramm. Die Zuladung lag bei über 7’000 Kilogramm, inklusive 5 Mann Besatzung mit 17 Passagieren. Die Kabine hatte zwei Toiletten!
Der Aktionsradius war bei gutem Wetter 1‘300 Kilometer. Die Reisegeschwindigkeit steigerte sich auf 264 km/h. (6)

Warum haben heutige sogenannte Grossraumflugzeuge weniger Beinfreiheit, als seinerzeit die Brummer der Short Brothers? Ach ja, ich vergass den Preis.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Agatha_Christie
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Werke_von_Agatha_Christie
(3) http://en.wikipedia.org/wiki/Short_S.8_ Calcutta
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Short_S.17
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Bristol_Jupiter
(6) http://www.airwaysmuseum.com/Shorts%20S23%20G-AETX%20@%20Rose%20Bay.htm
FILM:
(6) http://www.britishpathe.com/video/flying-boat-sydney-aka-new-empire-flying-boat-leav

Gedenktafeln auf Labuan, Malaysia

Der Beitrag ‚Die Biergarteninsel‘ war weder überheblich, noch respektlos, bloss ein erster, oberflächlicher Eindruck. Bier gibt es, Biergärten trotz des durst-fördernden Wetters nicht. Wir erkundeten Labuan besser.

Im Schatten vier riesiger Bäume vor dem Museum, eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes  Labuans, sass ein Fremder. Die Bäume wurden 1953 anlässlich des Besuches der englischen Königin gepflanzt. Stechmücken belästigten den Gast. Er las mehrere, in Stein gemeisselte und in Bronze gegossene Inschriften. Sie widersprachen sich teilweise in den Aussagen. Grossmachtpolitik vergangener Jahrhunderte machten den Neugierigen nachdenklich.
Dieser kleine Platz verdeutlichte Einflüsse gewinnorientierten Machtstrebens. Tausende von Menschen verloren für diesen Flecken und die nähere Umgebung ihr Leben. Allein Labuans Soldatenfriedhof des Krieges (1945), hat über 3900 gepflegte, bedrückend beeindruckende Gräber.

Zitat Wikipedia:
“Am 24. Dezember 1846 trat der Sultan von Brunei, Sultan Omar Ali Saiffudin II, auf Betreiben von James Brooke, die ehemalige Pirateninsel an die Briten ab.“ (3)
Auf dem Gedenkstein vor dem Museum liest sich die Geschichte weit trockener:
This Island was taken possession on December 24. 1846 in the name of her Majesty Victoria, Queen of Great Britain and Ireland
under the direction of his Excellency rear admiral Sir Thomas Cochrane CB, Commander in chief, by Captain G.R. Mundy, commanding.

Diese Insel wurde am 24. Dezember 1846 im Namen ihrer Majestät VICTORIA, Königin von Gross Britannien und Irland, in Besitz genommen.
Die Leitung hatten seine Exzellenz, Gross Admiral Sir Thomas Cochrane CB, Oberbefehlshaber und Kapitän G.R. Mundy, Ausführender.

Das tönt nicht sehr nach Büro und Verhandlungen, sondern eher nach Militär und Kanonen. Wenn man weiss, wie unzimperlich die Marine damals die Mehrzahl ihrer Seeleute anheuerte, kann man sich vorstellen, dass diese Seereisen für schlecht bezahlte Mannschaften alles andere als Abenteuer und Vergnügen waren. Viele von ihnen sahen ihre Heimat nie wieder.
Heutige Söldner in Labuan werden bestens honoriert. Sie benutzen weder Degen, Flinten, Kartätschen, noch Vorderlader. (1) Sie fliegen Business-Klasse und tragen bunte Overalls mit Aufschriften wie Petronas, Schlumberger und Halliburton. (2) Letztere salbungs- und öltechnischen Missionare waren und sind auch im Irak tätig. Einer der Hohepriester und Kassierer der umtriebigen Gesellschaft war Dick Cheney, Sekretär im Verteidigungsministerium von Präsident Bush.Highness22

Auf einem mit Flechten überwachsenen, sargähnlichen Monument stand eine Bronzetafel:
“This Memorial commemorates
General Maida
Commander in Chief of the wartime Japanese forces in British Borneo
who was killed in an aircrash at Bintulu
on 5th of September 1942
when en route to Labuan
to open the airfield here. …”

Diese Stätte erinnert an General Maida, Oberbefehlshaber der japanischen Streitkräfte in Britisch Borneo. Er starb bei einem Flugunfall in Bintulu am 5. September 1942, auf dem Weg nach Labuan, um hier die Fliegerbasis zu eröffnen. Weiter war zu lesen:
“Am 9. Dezember 1942 wurde Labuan auf Verordnung der japanischen Regierung in Insel Maida umbenannt.
Dieses Denkmal wurde auf Befehl des Generals Tojo, (damals Ministerpräsident Japans) errichtet. Er reiste im July 1943 durch Labuan.“

Dann folgte ein SMS in Bronze und Stein der Australischen Armee:

This memorial commemorates
the landing of units of the 9th division Australian imperial forces
on the 10th June 1945, which led to the liberation of
Labuan and British Borneo from the Japanese.

Wikipedia sagt dazu: (3)
Die Befreiung von Borneo begann am 10. Juni 1945 mit der Landung von 100 Schiffen der alliierten Streitkräfte unter General Douglas MacArthur auf Labuan und Brunei. Der Angriff der 9. Australischen Division wurde durch massive Bombardierungen aus der Luft und von See unterstützt und endete mit der Kapitulation der Japanischen 37. Armee am 9. September 1945

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kart%C3%A4tschgesch%C3%BCtz
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Halliburton
http://www.halliburton.com/
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Labuan

Ein Film (2009, 47 Minuten) zeigt eine umstrittene Kriegsepisode auf Borneo:
Kopfjäger im Zweiten Weltkrieg