Verborgene Schönheiten, peinliche Wahrheiten


Meine Muskelkneterin musste selbst ins Krankenhaus. Als sie nach drei Wochen wieder nach Hause durfte, war sie freundlich genug, mir eine Ersatzkraft zu präsentieren. Die leicht jüngere Dame war überdurchschnittlich gut, erreichte aber ihre Vorgängerin nicht. Ihr schönes Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor. Vor 16 Jahren arbeitete sie als Hilfskraft einer Gärtnerei – in Lumpen gewickelt – in meinem Garten. Im Vergleich zu den anderen  Arbeiterinnen wirkte sie ziemlich zivilisiert. Ich suchte damals eine Haushälterin und sprach sie darauf an. Sie sagte, sie sei mit einem Gärtner verheiratet und suche keine andere Tätigkeit.

Ich fand eine Frau aus dem Dorf, welche die Hausarbeiten erledigen wollte. Einige Tage später kam eine junge Frau in einem duftigem Kleidchen und wollte die Stelle im Haushalt. Es war die Frau des Gärtners, die ihre Meinung änderte. „Die Stelle ist leider besetzt“, erwiderte ich. Vielleicht war es gut so.

Als ich sie kürzlich wieder sah, hatten einige Schönheits-Künstler in ihrem Gesicht herum gepfuscht. Das thailändische Näschen war zu einem europäischen Rüssel umgeformt. Die Augenbrauen waren operiert. Vielleicht wurde einige  Gesichts-Stellen mit Botox lahmgelegt. Ihre Massagen war waren gut. Meine Beine bewegen konnte sie nicht.
Die Vorgängerin erholte sich zusehends. Eines Tages fragte sie Dick per Smartphone, ob sie mich wieder massieren dürfte. Hocherfreut sagte ich ja und war mehr als zufrieden. Mich störte das unzimperliche Vorgehen der Schönheitsbesessenen, die ihrer Kollegin die Tätigkeit auf 2 Tage pro Woche reduzieren wollte. Einerseits begriff ich die junge Frau, welche die Existenz der Familie sichern wollte. Die Rezession in Chiang Mai forderte viele Arbeitslose. Gärtner konnten in der Regenzeit nicht einmal gießen, waren praktisch chancenlos, da viele vermögende Ausländer das Land verließen. In den Tropen kann es vorkommen, dass die Nachkommen zu früh kommen. Davon könnten eventuell arbeitslose Gärtner betroffen sein, wenn ein voller Samen-Sack den angelutschten Setz-Knebel reizt und die erregte Gießkanne eine spermatöse Erektion aushustet.

Andererseits war ihr Verhalten gegenüber der älteren Dame nicht gerade freundlich, weil die Frau ebenfalls für jeden Baht kämpfen muss. Weil ich nur noch auf einem Auge sehen kann, fiel mir die Entscheidung leicht.
Vor zwanzig Jahren begann ich, in Thailand zu malen. Erst kopierte ich Tänzerinnen im traditionellen Stil. Später sassen Frauen aus dem Dorf Modell. Nach zwei Porträts hatte ich genug von lackierten Gesichtern mit viel Wimperntusche. Darum gab ich danach natürlichen Rückenansichten ohne jegliche Schminke den Vorzug.

Oben: Gemalt von Tempel-Maler gemäss meiner Skizze.

Unten: Die Schönheit war über 2000 Wochen alt.

Psycho-Terror

Die weltweite Covid-19 Seuche beeinflusst die deutsche Sprache. Englische Floskeln, Neu-Deutsch, verharmlosen behördliche Beschlüsse und kaschieren sie. Während der Einschliessungs-Phase litten verschiedene Menschen in der Schweiz an psychologischen Störungen im Zeitraum von bloss zwei Monaten. Die Leute hatten es schwer, trotz Unmengen zuverlässiger elektronischer Kommunikationsgeräte auf Anlässe jeglicher Art, Konzerte, Theater, Kino, Bar- und Restaurant-Besuche zu verzichten.

Ich müsste eigentlich total verrückt sein, denn seit drei Jahren konnte ich in keiner Form in den Ausgang, oder man stuft die zehn Monate Hospitalisierung im vergangenen Jahr bereits als Vergnügen ein.
Im Januar hatte ich zwei angenehme Besucher aus der Schweiz. Im Februar besuchte mich ein Ehepaar aus dem Dorf. Diese Leute belogen mich, dass das Eis im Tiefkühler krachte. Auf solche Visiten verzichte ich gerne.
Im Vergleich zum mehrjährigen Spitalaufenthalt ab 1957 gibt es heutzutage Internet. Bedingt durch meine praktisch gelähmten Arme und Finger kann ich leider E-Mail kaum nutzen. Filme auf YouTube kann ich schlecht auswählen, denn mein kleiner Finger tippt manchmal einen Film an, den ich freiwillig kaum aussuchen würde. Über Internet empfange ich Schweizer Radio – heimatliche Klänge, Jodel-Gesang mit einem Hauch alpiner eidgenössicher Kuhfladen-Kultur – und weitere geschriebene oder gesprochene Nachrichten aus aller Welt. Den Blog Hinterindien, an welchem ich seit Jahren arbeite, kann ich kaum weiterführen.

Im Tiefenauspital hatte ich vergleichsweise viel Besuch, Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde. Mein Vater klassifizierte junge Männer in engen Beinkleidern, mit langen Haaren und saloppen Lederjacken als Halbstarke. Als mich solche Typen besuchten und sahen, was was mir als Abendessen beschert wurde, sassen einige junge Herren auf ihre Motorräder, lärmten in die Stadt Bern und kamen Minuten später mit einem heißen Hähnchen in einem Alubeutel zurück.
Ein Privat-Lehrer weihte mich in die damaligen Geheimnisse der Elektrotechnik ein. Halbleiter und Digital-Technik eroberten die Welt.
Manche Pflegerinnen ärgerten sich über meine Freundin, die sich aufs Bett setzte um zu flirten und zu küssen. Eine Krankenschwester sagte ihr wenig freundlich:
„Es ist minderjährigen Besucherinnen verboten, sich auf das Bett der Patienten zu setzen!“
Bärbeli setzte darauf einen Griff des Rollstuhls unter die Türfalle. Eintritt unmöglich!
Später besuchte ich Schulen, Konzerte und Kinos. Brenzlig wurde die Situation mit dem Personal, als ich meinen eigenen Wagen vor dem Eingang 4 parkierte und einen Schlüssel fürs Haus verlangte. Den erhielt ich problemlos, weil ich nicht nur in den Ausgang ging, sondern arbeitete und gutes Geld verdiente.
1964 fand ich endlich eine Wohnung, die mir erlaubte, den Spitalaufenthalt zu beenden. Der Lift war so klein, dass ich in der Garage die Fußstützen vom Rollstuhl entfernen musste. Das WC und die Badewanne konnte ich nur über einen Hocker erreichen. Dafür war die Aussicht auf die Altstadt phänomenal. Image42
Die teure neue Wohnung am Liebeggweg wurde dennoch für wenige Jahre zum Hauptquartier für Reisen in die Welt, inbegriffen Europa, Afrika, Amerika und Asien. Der Horizont des Krankenhauses genügte mir nicht mehr. Einige Ausflüge waren Arbeitsaufenthalte: Amerika, Israel, Malaysia und weiterer Nervenkitzel.

Gegenwärtig liege ich am Rande eines selbst verursachten Müllberges und blicke in ein  tropisches Tal des Grauens; umgeben von Lügnern, Dieben, Betrügern, und geistig behinderten Analphabeten. Übliche Konversation ist unmöglich. Die Frauen plappern den ganzen Tag unermüdlich bloß Dorftratsch. Meine Wenigkeit ist eine wichtige Erscheinung in diesen Nachrichten. Die außergewöhnliche hübsche und sanfte Masseurin fiel auf das dumme Geschwätz herein. Sie fragte vor wenigen Tagen, ob ich wirklich nach Abheilung der Geschwüre sogleich in die Schweiz reisen würde.
Die Englisch-Lehrerin versteht kein Englisch. Dick ist beschäftigt mit ihrer Mutter, den Geschwistern, dem kleinen Mädchen Phuy und dem 10 jährigen Goon, Schüler und Sohn ihrer Tochter. Morgens nach 7 Uhr reist sie mit den Kindern zur Schule. Abends sammelt sie die Kinder ein. Wenn ich Glück habe, ist sie um 19 Uhr zurück und kocht.
So ein Tag kostet mich im Mittel 10.000 Thai Baht. Ich habe genügend Zeit um Probleme zu finden und nach Lösungen zu suchen.
Covid19 behindert den Luftverkehr und damit den Nachschub für medizinisch- technisches Material. Es gibt gegenwärtig keine sterilen Katheter mit einfacher und sicherer Anwendung. Ich bat die schweizerische Vertretung in Bangkok erfolglos um Hilfe. Mit einem annähernd brauchbaren Finger und 4 unbeherrschbaren, schmerzhaften Dingern schrieb ich Mails. Denn es geht schlicht um mein Leben. Ich möchte nicht fiebrig schmerzhaft verrecken.
Ich checkte den ganzen asiatischen Raum nach Vertretungen des Herstellers ab. Die Händler in den Ländern wie Hongkong, Thailand, Malaysia änderten. Alle Lagerbestände waren Null. Ich schrieb an die regionale Hauptvertretung in Singapur und erklärte, ich sei Kunde seit über 10 Jahren und möchte den Artikel Nummer XXY kaufen.
Singapur verwies mich an einen Vertreter in Bangkok. Er schrieb mir, ohne mein Mail zu verstehen:
( I am Nam, marketing manager…
I would like to inform you to place online purchasing order from oversea in a maximum of 4 retail boxes and send to you personally by registered mail.
Thai customs is allowed for this quantity for personal used.
I am not sure how long you will stay in Thailand but it may be easier for you to go to see the urologist at hospital nearby and get the product recommendation that suit for your lifestyle.)
Als ich sein Schreiben las, dachte ich der Herr Manager wolle mich veräppeln, denn offenbar benutzte er ein i-Phone. Aber nach einigem Nachdenken fand ich heraus, dass er keine Ahnung von seinem Business hat. Denn er schrieb mir:
„Ich bin Nam, Vertriebsmanager. Bestellen sie ihre Ware in Übersee und lassen sie 4 Pakete eingeschrieben an ihre Adresse senden. Die thailändische Zollverwaltung erlaubt 4 Pakete zum persönlichen Gebrauch. Ich weiß nicht wie lange sie in Thailand bleiben möchten, aber es wäre einfacher für sie, im nächstgelegenen Krankenhaus einen Urologen aufzusuchen und das Produkt auszuwählen, das ihrem Lebensstil entspricht.“
1. Wenn sie mehrere Tage nicht urinieren können, sind ihre Nieren tot oder mindestens beschädigt.
2. Kliniken, inbegriffen Privatspitäler im Land des Lächelns, kennen zeitgemäße Produkte nicht.
3. Sie brauchen immer noch uralte Latex-Katheter mit Gleitmittel. Das funktioniert in meinem Falle überhaupt nicht.
4. Die 4 erlaubten Pakete reichen nur für 33, oder maximal 50 Tage.

Die Kosten spielen natürlich eine wesentliche Rolle. Ich benutzte Katheter zu 80 Baht das Stück. In Malaysia kostete mich das selbe Produkt nur 40 Baht. Der neue Agent in Thailand wollte 90 Baht. 300 Stück zu 90 Baht kosten demnach 27’000 Baht und reichen maximal 150 Tage. Lagerbestand: Null!
Dick fand eine Firma, welche ein japanisches Produkt verkauft. Ich ermittelte, dass japanische Katheter 10 cm kürzer sind. In meinem Falle ist das sehr knapp. Der stolze Preis für die Luxusware war 600 Baht pro Stück. Pro Tag würde mich das Pinkeln nahezu 40 bis 60 Franken kosten. Für 300 Stück müsste ich 180’000 Baht hinlegen. Ein Flug nach Europa und zurück mit der kostbaren Fracht wäre günstiger.
Ob meine neue Problemlösung funktioniert, werde ich demnächst herausfinden. Das nenne ich angewandten Psycho-Terror.

Ein ungeheurer Verdacht

Die jungen Eltern der Zwillinge und ihre Großmutter sind dauernd beschäftigt. Mit nichts tun, sich am Smartphone vergnügen, faulenzen, fernsehen oder sie rennen hirnlos virtuellen Baht-Scheinen nach. Wenn immer sie keine Zeit hatten für ihre Kinder, deponierten sie ihre Ware im oder am Beauty-Salon. Als Kindernahrung dienten ihnen Milchpulver mit heissem Wasser, Klebreis mit Fleisch von Garküchen. Gemüse kannten die Kinder nicht.
Bei Sonnenaufgang spazierten diese Personen zum Haus und setzten die Kinder ohne Voranmeldung aus. Oft ging der Vater voraus, Smartphone im Gesicht. Die Kinder strampelten ihm nach. Diese selbstverliebten Leute kümmerten sich weiter um gar nichts als ihre ureigendsten Interessen, in ihrer grenzenlosen Gier nach Geld, Sex und drahtloser Kommunikation. Die ganze Menschheit ersäuft in einem strahlenden Ozean von unkontrolliert zunehmenden Mikrowellen-Geräten. Keiner bemerkt den Dummfug! Die durch Hochfrequenz-Einflüsse geschädigten Eltern nahmen an: Irgendjemand, Urgroßmutter, unsere Angestellten, würden schon im Hause sein, um die Kinder zu betreuen.

In der Morgenfrühe des 30. Dezember schmiss der Fettfleck, die Mutter, grusslos Ihre Kinder ins Haus. Mowgli war hier auf Urlaub von der Armee. Einer der Transport-Arbeiter war ebenfalls im Haus. Nach 14 Uhr verließen die jungen Herren den Ort, um selbst zu essen, nachdem sie die Kinder verpflegt und mich ins Bett transportiert hatten.
Eine ältere Frau war für mein körperliches Wohlbefinden zuständig, turnte und massierte. Ich hörte währenddessen die Urgroßmutter und die Zwillinge im Garten. Nachher vernahm ich nur noch die Urgroßmutter und erbärmliche Schreie des Mädchens. Danach wurde es ganz still. Der Hund bellte aufgeregt. Er führte das Knäblein zum Teich. Es sah seine Schwester im Wasser und holte Urgroßmutter. Die Alte, von momentaner Blindheit geschlagen, sah nichts – oder wollte nichts sehen. Sie verließ noch am selben Nachmittag, sehr wahrscheinlich von Ängsten geplagt, abschiedslos freiwillig das Haus.

Glücklicherweise kamen die jungen Herren von ihrer Mahleit zurück. Mowgli, unser Pflegesohn, hob das Mädchen an Land und versuchte möglichst viel Wasser aus dem Körper zu schütteln. Der Angestellte zog die nassen Kleider aus und versuchte Herzmassage. Nur die Pampers, vollgesogen mit Wasser von Teich, vergaßen die Männer. Die Telefone liefen heiß. Dick war in Hang Dong beschäftigt mit dem Besorgen von Medikamenten und Medizinal-Technik. Sie rief den Vorsteher des Dorfes und das Spital zwecks Rettungswagen an. Ein Fahrzeug brachte das Mädchen zum Dorfeingang. Dort, an der Hauptstrasse 108, wartete die Ambulanz des Krankenhauses.
Die Ärzte in HangDong überwiesen die Patientin in das Nakornping Hospital in Mae Rim. Der Arzt konnte uns nur wenig Hoffnung machen. Er erklärte, dass nur etwa ein Prozent der Kinder wieder erwachen. Nach 3 Tagen Intensivstation wurde das Mädchen, als es wieder selbst atmen konnte, in ein übliches Kinderzimmer verlegt.
Die Zwillinge hatten zum Spielen nur minderwertigen Plastik-Schrott. Die Zweijährige hatte keine Puppe. Ich bat Dick, sie solle unbedingt eine Puppe kaufen.
Am nächsten Tag, welch ein Wunder, stand das Mädchen im Bett auf und tanzte mit ihrer Puppe. Von 6 Kindern im Zimmer überlebte es als einziges.

Video von Dick(Smartphone): 4. Januar 2020, Puppentanz mit Puppe im Arm

 

Geschenke und Überraschungen

Mit mir, als Spezialist und Sammler schwerer Unfälle und Gebrechen, zog Dick kaum das große Los. Dafür ist sie im Glücksspiel unschlagbar. Es sind nicht Millionen, die sie in Lotterien gewinnt.
Während ich im Sommer im Krankenbett lag, zockte sie bei Firmen ab. Innerhalb eines Monats gewann sie eine Menge. Sie schleppte einen Computer, alle Einheiten waren im Bildschirm untergebracht, heran. Dann kam sie mit bluetooth Lautsprechern an. Zwei von drei waren ungenügend, gaben aber aber immerhin Töne, vor allem Bässe, von sich. Dann erspielte sie sich ein Milchstrassen Tablett eines koreanischen Herstellers.
Sie zeigte dem kleinen Goon, wie Frau gewinnt. Goon kam prompt mit einem chinesischen Smartphone stolz ins Spital zurück.
Bei einem mathematischen Problem durfte ich mitspielen. Es galt ein Dutzend höchstens zweistellige Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades wurde die Aufgabe in einer Schlangenlinie dargestellt. Für thailändische Rechenkünstler wurde das Problem durch eine Auswahl von drei Lösungen vereinfacht.
Nach einigen Tagen erhielt Dick einen Anruf, sie hätte einen goldenen Halsschmuck, etwa zehn Gramm, gewonnen. Während Wochen besuchte sie die Firma, zwecks Abholung ihres großen Preises vergeblich.
Dann stellte sich heraus, dass die Sekretärin das Gold an sich genommen und die Firma ohne weitere Kündigung verlassen hatte.
Dick war nicht kleinlich. Sie erklärte, sie würde anstatt Baht in Gold – auch Baht in Scheinen annehmen.
Frohe Weihnacht!

6 Dorf Schicksale in Thailand

Zumindest aus dem Fernsehen kennt ihr diese schwimmenden Konservendosen, mit 4’000 Passagieren und 2’000 Angestellten als Besatzung, die fröhlich finanziell vereint, gemeinsam unsere Weltmeere belasten.
Eine der ehemaligen Dorfschönheiten in PhonPhat wäre gerne Miss Thailand oder Flugbegleiterin geworden. Aber sie futterte hemmungslos drauflos, schoss nicht in die Höhe, sondern eher in die Breite.
Dank ihrem Übergewicht fand sie keine Fluggesellschaft, welche sie angestellt hätte. Auf einem Kreuzfahrtschiff dagegen spielen ein paar zusätzliche Pfunde keine große Rolle. Standfestigkeit war eher gefragt. Sie fand eine Anstellung auf einem dieser Riesen-Pötte.
Was tut man in der Freizeit,wenn man kein Musik-Instrument beherrscht und nicht jodeln kann? Ein Besatzungsmitglied aus Indonesien stand vor dem selben Problem. Zum Masturbieren war er zu faul, denn er hatte bereits einen schmerzenden Tennisellbogen. Deshalb geigten die beiden zusammen den fruchtbaren Reigen. Sie trieben es auf einem Schiff, das auf dem Meer trieb, angetrieben durch riesige Schweröl-Motoren.

Im Sommer wurden wir zu einer Hochzeit nach Bali eingeladen. Genauso, wie im Schlager die rote Flotte vor Capri* versinkt, wurde Bali zur Müllablage. Ich brauchte keine Ausreden, ich war ja im Spital. Zur Förderung der indonesischen-thailändischen Freundschaften konnte ich nichts beitragen.

Die werdende Großmutter verlangte von ihrer hoffnungstraechtigen Tochter eine Geburt mit Kaiserschnitt, denn sie wollte nicht zu jeder Tageszeit aufstehen und in ein Spital eilen.
Wenige Wochen nach der Heirat lieferte der Frauenarzt in Chiang Mai der tonangebenden Familie einen gesunden Knaben ab.
Der Vater, bereits wieder auf hoher See, sandte dem Schwiegervater einige bitter benötigte Baht aufs Konto.
Bereits drei Monate nach der Geburt, war die junge, herzlose Mutter auf dem Weg nach Neuseeland, auf der Suche nach einer neuen Stelle. An Kreuzfahrtschiffen war sie nicht mehr interessiert.
Der Säugling blieb in Obhut der Großeltern. Sie hatten nichts besseres zu tun, als mit dem Kleinkind im Automobil in das 700 Kilometer entfernte Bangkok, an eine Beerdigung zu reisen.
In KrungThep angekommen, bemerkten sie, dass ihnen 30 Kilogramm Lebendgewicht fehlte. Sie riefen Dick an und befahlen, sie solle ihren Hund füttern und mit ihm Gassi gehen.
Diese Vollpfosten wissen genau, dass ich gegenwärtig mehr Aufmerksamkeit brauche, als als ihr vergessener Köter. Dick lehnte ihr Ersuchen relativ unfreundlich ab.

Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die möchtegern Flugbegleiterin in einigen Monaten einen Halbbruder oder eine Halbschwester aus Neuseeland nach Thailand zurückbringt. Vorausblickende Eltern geben ihren Kindern ABB Pillen** oder Lümmeltüten mit auf Reisen.

Ich kenne diese Frau, seit sie mit 6 Jahren auf dem Moped das Dorf unsicher machte. Als hoffnungslosen Fall abgestempelt habe ich sie, als sie mich vor wenigen Jahren besuchte und 180.000 Baht wollte, um Australien zu erkunden.
Als KiNiao blieb ich auf meiner Kohle sitzen. Ihre Eltern verkauften darauf ein Häuschen. Anfänglich versuchte sie, ihre Schulden zu bezahlen. Schlussendlich trugen die Eltern den Schuldenberg allein. Mussten sie diesmal wieder ein Haus verkaufen?

* Capri Fischer, Rudi Schuricke (1943)
**ABB Pillen: Im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat waren das Wunsch-
Kindpillen.
Bild: Aare-Faehre bei Muri, Bern – Schweiz

Bauernfängerei oder schlicht Betrug

Eine Angestellte des Spitals rief am 21. November an und erklärte, ich werde am 22. November um 10 Uhr für die Untersuchung meiner Wunden erwartet. Weil mir im Ambulanz-Fahrzeug am 21. Oktober Hämatome und offene Blutungen zugefügt wurden, verzichtete ich großzügigerweise auf weitere Transporte.
Ich sandte dann Dick, um allfällige Medikamente abzuholen. Als Dick die Rechnung bezahlen wollte, erzählte der Kassierer, sie müsste nur unterschreiben, die Rechnung sei an die Versicherung gesandt worden.
Sie kam mit einer Tube Wundgel zurück. Ich schaute mir die Rechnung an. Auf Position zwei war „general medical equipment“ für 500 Baht aufgeführt.
Da ich aber in der Tragtasche nur die Tube mit dem Gel fand, fragte ich Dick, ob sie nichts weiteres wie Tupfer, Pinzetten oder ähnliches erhalten hätte.
Ich erklärte, da seien für 500 Baht Waren aufgeführt. Am nächsten Morgen telefonierte sie mit dem Kassierer. Nach langem hin und her Geplänkel, rief mich der Herr zurück. Er erklärte mir, auf Rechnungen würden durch den Computer automatisch „general medical equipment“ 1.1.7 – 500 Baht aufgeführt.
Ich entdeckte eine weitere Computer Spielerei.
Position 3 „other medical service charges“ 1.1.14 – für 200 Baht. Ich erhielt keine Leistung durch Arzt oder Pflegerin. Die Chirurgin stellte ein Rezept für das Gel aus. Dies wurde korrekt ausgewiesen.
Meine Berechnungen ergaben: Für Position 2 bezahlten wir 26.16 Prozent.
Beide Lieferungen für warme Luft betrugen 36.63 Prozent des Rechnungsbetrages.

Die Erkenntnisse der alten Griechen, Hippokrates, Pythagoras und Thales – oder des Reeders Onassis, fanden kaum den Weg nach Thailand. An einem Dienstag vor 2400 Jahren dachte der Arzt Hippokrates von Kos über seine Berufs-Ethik nach. Er schrieb unter anderem:

| {{lang|grc|Διαιτήμασί τε χρήσομαι ἐπ‘ ὠφελείῃ καμνόντων κατὰ δύναμιν καὶ κρίσιν ἐμὴν, ἐπὶ δηλήσει δὲ καὶ ἀδικίῃ εἴρξειν.}}
| Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.

Der Nachwuchs an Bar-Girls, -Krallen und -Schnallen ist gesichert

Aus dem Spital geflüchtet, bin ich nahe beim täglichen Geschehen. Ich kann bescheiden recherchieren. Ich sah das kleine Mädchen der Zwillinge mit dem Hund im Garten. Es ist nun zutraulich und besucht mich hie und da. Ihre Mutter werkelt bei Robinson, Chiang Mai. Sie hat weder Zeit, noch Liebe für ihre Kinder, Früchte unbändiger Lust.
Die Großmutter väterlicherseits arbeitet als Taxifahrerin für Fremde und hat ebenfalls keine Zeit für das Mädchen. Sie beschäftigte sich nie mit ihren Söhnen.
Die Kleine ist nicht im Hort, weil die meisten Kinder gegenwärtig wegen der Kälte krank sind. Deshalb wurde sie bei der Urgroßmutter deponiert. Dieses verrückte Weib prügelt sie mit Stöcken, wenn keine vorhanden sind, mit Fliegenklatschen. Die Kleine flüchtet dann weinend in den Garten.
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Ihr Bruder wurde von der Großmutter mütterlicherseits mit ihrem neuem Partner ? erneut aus dem Kinderhort entführt. Diese Großmutter will das Mädchen nicht, weil ihre Tochter bereits drei Mädchen geboren hat, die sie mit Essen und Kleidern versorgen muss.

Der hirnlose Junge, Hoden anstelle von Hirn, fand nichts Gescheiteres zu tun, als eine wüste 16, vielleicht 17-Jährige mit drei kleinen Kindern erneut zu schwängern und erfolgreich Zwillinge zu erzeugen, zu denen gegenwärtig niemand sorgen will. Der Vollidiot war auch nicht in der Lage, 1000 Baht im Monat für den Kinderhort aufzubringen. Der Tunichtgut verließ seine gut bezahlte Stelle, ohne seinen Arbeitgeber, einen Nachbarn, zu informieren, er sei zu faul zum Arbeiten.
Als er eines Tages bekifft oder besoffen, ohne die ehelichen Pflichten erfüllen zu können, nach Hause kam, lag sein angetrauter Fettfleck schwer atmend auf dem Rücken am Boden, die Schenkel breit gespreizt. Ein potenter brünstiger Einheimischer bohrte emsig auf ihr nach Fett oder Öl. In etwa 10 bis 12 cm Tiefe fand er offenbar den gesuchten Triebstoff und ejakulierte unter Abgabe von lauten Fürzen. ( Ein Psychoanalytiker würde erklären: der junge Mann wollte möglicherweise ausdrücken: Friede, Freude, Eierkuchen! ) Betonung auf EIER, Anmerkung des Verfassers.

Wir können und dürfen das Kleinkind nicht aufnehmen. Der Nichtsnutz hat nämlich noch drei Brüder, ohne jegliche Erziehung oder Schulbildung, welche wahrscheinlich im ganzen Land, trotz Gummi Produktions- Überschüssen, bei jungen Frauen ungeschützt Samen ablegen. Die Früchte daraus, würden nach Vorbild, bei uns abgegeben. Ich habe nicht vor, demnächst eine Mädchen-Blaskapelle zu gründen. Kapelle hat nichts mit einem Tempel, Wat, zu tun.

Bild Dick: Das Kind versucht sich vor der Ur-Ur-Unruhe zu verstecken.

Unbefriedigendes Treiben und Wirken im LOS – land of smiles

Gemäss einem Artikel im Blick, der Bild-Zeitung der Schweiz, gehören die Pflegeberufe zu den undankbarsten Tätigkeiten im Spektrum des Erwerbslebens.
Ganz so böse scheint die Situation nicht zu sein. Im Jahresbericht 2018 einer schweizerischen Pflegeeinrichtung werden verdiente Mitarbeiter erwähnt. Da wurden drei Menschen mit je 30 Dienstjahren geehrt. Vier weitere brachten es auf 25 Jahre. 5 Mitarbeiter arbeiteten bereits 20 Jahre an derselben Stelle. 15 Dienstjahre hatten sieben Angestellte hinter sich. Auf stolze 10 Jahre durften 9 Mitarbeiter zurückblicken. Zusätzliche neun wertvolle Arbeiter wechselten ihre Stelle seit fünf Jahren nicht. Daraus könnte man an dieser Stelle auf sehr angenehme Betriebsverhältnisse schließen, sofern die Leute nicht unter Drogen ihre Pflichten erfüllt haben.
Weniger erfreuliche Zustände traf ich während fast zehn Monaten in einer Klinik in Chiang Mai an. Ich kannte keine Mitarbeiter mit 5 Dienstjahren, weil das Krankenhaus erst vor knapp fünf Jahren eröffnet wurde.
Es gab zwei Typen von Pflegerinnen. Die practical Nurses, teilweise schlecht ausgebildete Pflegehelferinnen, meist unmotiviert und ohne jeglichen Schulsack, dafür geöltes Mundwerk. Diese hirnlosen Weiber kamen ins Zimmer, stülpten sterile Latexhandschuhe über und tratschten dann für eine Viertelstunde mit Kolleginnen. Sie schmissen die nicht benötigten Handschuhe in den Müll und verließen danach das Zimmer.
Besser gestellt, zumindest in der Bezahlung, waren die ausgebildeten, registered Nurses, welche teilweise Pillen, sowie Augen-Tropfen verwechselten und Injektionen vergaßen. Ein kleiner Unterschied war, sie alle trugen Make-up und weiße Uniformen. Die Ausgebildeten aber trugen zusätzlich ein Häubchen als Schmuck im gefärbten Haar.

Beim Spital Eintritt verlangte Dick eine spezielle Matratze für dekubitusgefährdete Paraplegiker. Ich kriegte ein Bett mit einer koreanischen Luftmatratze. Die Hilfs-Pflegerinnen setzten den Regler der Luftpumpe auf Volllast. Die Matratze wurde härter als Granit. Meine operierten Wunden heilten nicht. Nach einigen Wochen fragte ich Dick nach der Einstellung der Luftpumpe. Die Anzeige war am Anschlag: 400. Volllast. Wir reduzierten den Druck auf 300. Die Matratze wurde weicher. Die Wunden heilten.
Aber wir rechneten nicht mit den Pflegerinnen. Sie stellten den Regler regelmäßig zurück auf 400. Weil die Matratze überbläht war, gab es ein Leck. Sofern ich links lag, rechte Körperseite auf der Matratze, stopfte ich mit meinem Körper das Leck. Drehte ich auf die linke Seite, entwich die Luft. Der Körper geriet danach auf der schiefen Unterlage langsam ins Rutschen. Die Wanderung stoppte, wenn ich mit der Nase das Bett-Geländer berührte. Freundlich formulierte Beschwerden bewirkten nichts. Es dauerte Tage, bis Dick das Leck fand.

Volle Leistung gaben die Pflegerinnen auch im Kühlschrank. Für das Frühstück lagerten wir Aufschnitt, Schinken und ähnliches  Gemüse. Das speziell nicht ausgebildete Personal setze die Kälte-Regelung im Kühlschrank auf volle Leistung. Das Resultat war: tief gekühlter Aufschnitt – knackig im Biss, ohne Aroma. Diese Übung wurde mindestens monatlich wiederholt.
Dazwischen stahlen die Damen teures Verbandsmaterial.
Durchschnittlich einmal jeden Monat vergassen die Pflegerinnen, mir die Alarmklingel zu geben. Dann benutzte ich das Handy, rief das Krankenhaus an und bat die Dame in der Zentrale freundlich, doch eine Nurse zu Low in Zimmer A521 zu senden.

Aller guten Dinge sind drei, wie ein altes Sprichwort sagt. Pro Tag waren nur zweimal zwei Verbände zu wechseln. Warum nicht drei, fragten sich hinterlistige Hilfs-Pflegerinnen. Sie zogen meinen empfindlichen, gelähmten Körper über die Bettlaken – oder war es Schmirgeltuch, bis die Haut auf Schulterhöhe riss. Diese Behandlungen kosteten Nerven und Schmerz und pro Woche über hunderttausend Baht.

Von den Ärzten vermisste ich eine kleine neurologische Sensibilitätsprüfung am Oberkörper. Ich machte das mit Dick. Das ging ganz leidlich, bis Dick das Eis zur Kälte-Prüfung auffraß.

Am 18. Oktober wurde mein Rückflug ins Land glaubwürdiger Medizin, in die Alpen – oder  wenigstens in die Nähe der Alpen, durch einen dummen, unbedachten Ruck eines Spital-Angestellten verunmöglicht.Der nächste Beitrag könnte heissen: Erlebnisse im Lan Na Krematorium, – oder: Filterlos ins Nirvana.

Ersatzteile

Ersatzteile, für was auch immer im Haushalt, sucht man in Satun vergeblich. Es fing mit einer schief hängenden Glasablage im Badezimmer an. Es fehlte nur ein Schräubchen. Wir verschwendeten Tage mit der Suche. Von einer Verkaufsstelle wurden wir an die nächste verwiesen, mit dem Hinweis:
„Die haben die Schraube bestimmt im Lager.“ Möglicherweise war das Schräubchen vorrätig. Die Angestellten waren bloss zu faul zum Durchstöbern. Wozu sollten sie Augen, Finger und Hirn für einen einzigen Baht anstrengen?
In Chiang Mai gibt es Herren mit Drehbänken. Die können zwar keine Zeichnungen lesen, aber kopieren geht meistens. Das Problem: Chiang Mai ist nur 1700 Kilometer entfernt. Wir kauften dann eine neue Ablage aus Kunststoff in Satun. Die Belastung durch ein Schnapsglas mit zwei Zahnbürsten und einer mittleren Tube Paste lässt sie bereits durchhängen. Hätte ich zusätzlich ein künstliches Gebiss, würde das Tablar splittern und krachen.

Wir haben eine Zimmerantenne, Made in Europe, mit eingebautem Verstärker. Der Verstärker benötigt zwölf Volt Gleichstrom. Wir benutzten in Satun Netzgeräte aus China, Garantie zwei Wochen. Nach einem Jahr gaben die billigen Geräte den Geist auf. Es waren keine Geister eingebaut, sondern ein saftender Elektrolytkondensator, wie mein Verstand bewaffnet mit Multimeter eruierte. In Chiang Mai gibt es Elektronenkonditoren, ich meinte das Schimpfwort Elektrolytkondensator, bei Amorn. In Satun werden solche Bauteile aus strategischen Gründen im Handel nicht angeboten. Was tut der unkluge Elektronikexperte? Er kauft ein neues Speise-Gerät, operiert den gesunden Elektronenkonditor hinaus und lötet ihn in die defekte Platine. Ich wählte den Thai Weg – weg, schmiss die defekte Einheit in Nachbars Garten und verkabelte das neue Gerät erfolgreich mit der alten Antenne.

Unser neuer Umkehr-Osmose Wasserfilter war nicht perfekt. Eine Verbindungsmutter war beschädigt. Die Verbindung tropfte leicht. Der Schaden liess sich mit einigen Zentimetern Teflonband beheben. Der Lieferant war kulant. Er schrieb, senden sie das Gerät portofrei zurück. Sie erhalten ein Neues. Sollten wir wegen einer Kunststoff-Mutter von drei Gramm vierzehn Kilogramm Material verpacken und nach Bangkok senden? Diese Muttern erhalte ich in Chiang Mai ohne grossen Aufwand.

Den neuesten Ersatzteil suche ich bestimmt vergeblich. Wir haben ein Digitalthermometer aus der Schweiz. Es misst Innen- und Aussentemperaturen. Bei der Aussenanzeige fehlen bei der zweiten Ziffer zwei horizontale Balken, der Mittlere und der Oberste. Kennen sie einen Lieferanten für horizontale LED Anzeigebalken? Wenn ja, wie montiere ich sie?
Die fehlenden LED Balken blockierten meine Augen nicht. Wir besuchten an trockenen Abenden das GoHo Restaurant. Ergänzende Dekorationen in der Nähe waren für Neu-Jahrs-Feste angebracht. Der benachbarte Tempel ist für das kommende Frühlingsfest vorbereitet
Im GoHo speisen wir zu unschlagbaren Preisen. Für zwei Platten, fein geschnittene Ente, weder Schnabel noch Flossen, an würziger Sauce, zusätzlich knackige Nudeln mit Fleisch und Gemüse, begleitet von einer Flasche Bier, verlangte die Chefin zweihundert zwanzig Baht. Letztes Mal verspiesen wir einen Dreigänger: Suppe mit Hackfleischbällchen, Gemüse und Tofu. Dick musste danach unbedingt Tintenfisch essen – der Drucker funktionierte nicht mehr. Gegen den penetranten Geruch bestellte ich süss-saures Schwein. Zusammen mit dem Bier lag die Rechnung unter dreihundert Baht. Ersatz war auf meinem Konto wohlfeil am Lager.

Der Landvermesser

Betrügerische Beamte bereicherten seit Jahren meine Erfahrungen im Gastland. Mehrere Bekannte verloren durch einfältige Gutgläubigkeit gepaart mit chronischer Bierseeligkeit – Besitz und Leben. Bereits 2009 musste Dick fluchtartig verreisen, um Teile ihres Besitzes zu retten. Sie erhielt eine gesalzene Rechnung für eine Neuvermessung. Sie sah gleich, dass die Grössenangabe des Grundstücks nicht stimmte. Nach zähen Nachforschungen unter Beihilfe eines befreundeten Staatsanwalts, ergab sich folgende Situation:

Ein Landvermesser, verheiratetet, Kinder, mehrere Mia Noi in verschiedenen Ortschaften, logierte zwecks Vermessung einige Nächte im Dorf und fand dort sofort eine feurige Geliebte, die offensichtlich arm wie eine Kirchenmaus war. Das ist in der betreffenden Region der übliche Standard. Der Unterschied besteht darin, dass es weit und breit keine Kirchen gibt.
Dieser Staatsdiener und Landvermesser hatte offenbar Zugang zu offiziellen Siegeln und Dokumenten. Er verschrieb Teile von Dicks Land sofort an acht verschiedene Familienmitglieder seiner neuesten Eroberung. Von den wollüstig erregenden und stimulierenden Fähigkeiten solch einer ausserordentlich begabten Virtuosin vaginaler Sonderleistungen können wir nur träumen. Oder war der Mann bloss ein einfältig unerfahrener, hinterindischer Liebeskasper, der bis dato an vorzeitiger Ejakulation litt?

Für mich war alles Unverständlich. Ein Grundstücksamt ist doch ursprünglich eine vereidigte Amtsstelle und kein Selbstbedienungsladen. Offenbar nicht in Korruptistan. Auf alle Fälle gab es ein paar Trittbrettfahrer, die sich für genügend Tea Money jeder Partei erkenntlich zeigen wollten. Einige nach Besitz strebende Mitglieder buckliger Verwandtschaft warteten ebenfalls auf ein grosses Stück des Kuchens und hielten sogar vor Morddrohungen mit bezahlten Killern nicht zurück. Ein freundlicher, schlecht bezahlter Profi rief mich an und erklärte, dass er für 10 000 Baht keine Kugel riskieren würde. Er dachte sich, vielleicht würde ich ein Mehrfaches für die Eliminierung der Auftraggeber bezahlen. Zu Beginn des Jahres hätte es meine Gesundheit noch erlaubt, das Gastland problemlos zu verlassen.
Dick entschied sich, ihren Besitz von 150 ha, einem armen, aber fleissigen, verheirateten Onkel mit drei Kindern zu schenken. Vielleicht überleben wir es. Weitere Recherchen gab es aus gesundheitlichen Gründen, wie akute Bleivergiftung, Schädelbruch und Verkehrsunfälle, damals nicht.
In den nächsten Tagen empfahl es sich für uns, sogar im Grossraum Chiang Mai besondere Vorsicht walten zu lassen. Lieber an einer Schweinegrippe sterben, als an angewandter Missgunst oder an einem angedrohten Gewaltverbrechen. Ich bereitete mich darauf vor, wenig willkommene Besucher mit Cocktails willkommen zu heissen. Die mussten ja nicht aus dem Hause Raffles in Singapur stammen. Feurige Flaschenabfüllungen von Tankstellen hätten ebenfalls Überraschungsmomente auslösen können.

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vom 2. Juli 2009 entnommen, um F. Kafka gekürzt und neu bearbeitet.