Längere Zeit berichtete ich nichts über Goon. Das Knäblein ist jetzt sechs Jahre alt und sorgt allerorts für Aufsehen. Er wurde tonangebender Lego Experte und gewann in Chiang Mai viele Wettbewerbe. Er besiegte selbstverständlich zahlreiche ältere Teilnehmer.
Der Kleine musste zum Zahnarzt. Der Arzt hatte einen jungen Hund in der Praxis. Goon vergnügte sich während des Wartens wiederholt mit dem Welpen. Der Doktor freute sich, wie die beiden zusammen spielten. Nach der dritten, endgültigen Sitzung schenkte der Zahnarzt Goon den teuren Rassehund, weil der noch drei weitere Geschwister zu Hause hatte.
Goon schaute gut zum neuen Gefährten und brachte das kaum drei Monate alte Tier bei uns im Garten unter.
Im Dorf gibt es eine neue, besonders geldgierige, rein bahtistisch orientierte Familie: Mutter, Vater, elfjährige Tochter und ein Köter, eventuell mit Stammbaum. Er bepisst jedenfalls sämtliche Stämme, Bäume und Zäune.
Eines heissen Abends erschienen Mutter und Tochter bei Goons Mutter und verlangten Geld. Scheine, verziert mit Bildern des verehrten Monarchen, Baht.
„Wofür?“ fragte Goons Mutter.
„Goons minderwertiges Tier paarte sich mit unserem kostbaren Rassenhund“, behaupteten die Weiber laut keifend. „Das kostet!“
Goons Hündchen ist noch nicht aufgeklärt, lernte aber einige Tricks. Bei nicht angemeldeten Eindringlingen zerreisst es ohne langes Bellen Kleidungsstücke. Nur fliegen kann der treue Wächter nicht. Deshalb konnte das Tier das Grundstück nie verlassen. Ausgang gibt es nur in Begleitung seines Meisters. Darum wurde die freche Forderung abgewiesen. Die unbefriedigten Weiber wollten nun ihre finanziellen Ansprüche der angeblich stinkreichen Grossmutter in Satun übermitteln.
Wenige Tage später standen die zwei Weiber an der Tür zum Schönheitssalon. Mowgli, das Hirn war wie üblich ausgeschaltet, liess die zwei Frauen eintreten, ohne sich nach dem Grund des geschätzten Besuches zu erkundigen. Die beiden Damen kamen schnell zur Sache.
„Wir wollen Geld. Goons Hund fiel meine Tochter an und verletzte sie“, klagte die bescheuerte Alte.
Unterdessen fand die unverletzte, mit einem Prügel bewaffnete Tochter, das Hündchen. Sie schlug wuchtig mit dem Stock auf das kleine Tier ein. Der Hund jaulte und winselte vor Schmerz. Goon sah, wie sein Hündchen unbarmherzig misshandelt wurde.
„Unmöglich“, sagte Goon. „Mein Hund kann ohne mich den Garten nicht verlassen. Das muss ein anderer Köter gewesen sein.“
Ungerührt griff das Mädchen wieder zu ihrem Prügel und wollte erneut zuschlagen. Goon trainiert seit längerer Zeit Tae-Kwon-Do. (1) Mit einem gezielten Fussstoss nach einer rasanten Drehung, fällte der Kleine die fünf Jahre ältere, hirnlose Bohnenstange. Mowgli wurde aus seinen Tagträumen gerissen und bemerkte nur: „Goon ist noch schneller als Bruce Lee und Jackie Chan zusammen“. (2)
Die Welpenprüglerin verletzte sich beim Sturz am Kinn. Jetzt schrie sie erst recht erfolglos nach Geld. Das Duo besuchte dramatisch blutend den Dorfvorsteher. Sie wollten den bösartigen Buben verklagen. Er verursachte eine lebensgefährliche Wunde, denn im Hals sitzen ja die Schläuche für Blut, Luft, Nahrungsmittel und Stimme.
Der Mann kannte den kleinen Goon und glaubte die Geschichte nicht. Im Spital wurde die Verletzung unter dem Kinn mit vier Stichen genäht. Wir warten auf die nächsten Forderungen.
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Taekwondo
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Bruce_Lee