Lüfte und Düfte

Ludwig Uhland:
26.4. 1787 Tübingen – 13.11. 1862 Tübingen
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Nach Satun mit viel frischem Wind, erzeugt durch mächtige Adlerschwingen, ist die Luft in Chiang Mai schwer. In Satun gibt es mehr Adler als Sperlinge in Chiang Mai. Die Verschmutzung ist auch ohne das Abfackeln von Feldern und Hügeln hoch. In Spitzenmonaten können die Schadstoffkonzentrationen dreihundert Mikrogramm erreichen. Fünfzig Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft sind üblich. In der Schweiz gilt dieser Wert länger als fünfunddreissig Tage pro Jahr als unzulässig und extrem gesundheitsschädigend. (1) Thais vertragen offenbar mehr. Gelbe Gardenie
Es gibt erfreulichere Düfte, wenn die goldgelben Gardenien oder der Jasmin blühen. Die Aromen sind süss und schwer. Bei hoher Luftfeuchtigkeit wirken diese Blüten noch intensiver. Ich mag die erdigen Gerüche, wenn im Lan Na Dorf die ersten Regen einsetzen. Wir riechen den Regen, bevor er fällt. Frisch geschnittenes Gras gibt ein besonderes Bukett ab.
Ich erinnere mich an die Wohlgerüche von besonntem Heu in den Voralpen. Als Kind roch ich die eisenhaltige Luft in Bahnhöfen. Besonders eindrücklich war der abgestandene kalte Rauch in den Wartsälen der dritten Klasse. In den Wintermonaten mischten Heizungen den Mief feuchter Mäntel und Kleider dazu. Ein echter Höhepunkt war der Geruch nach Mottenkugeln im Gewimmel. Motten sind sehr genügsame und umweltfreundliche Tiere, denn sie fressen nur Löcher.

Den Grund dieses Beitrages lieferte unser Nachbar Kleptomanewitsch. Er besitzt eine neue Grasschneidemaschine. Ob er sie kaufte oder bloss mietete, ist uns nicht bekannt. Vielleicht fand er sie verlassen und einsam, ganz ohne Besitzer an einem Strassenrand.
Jeden Sonntag frühmorgens schnallt er sich Benzinkanister und Motor auf den Rücken. Dann hören wir den ganzen Tag die Symphonie für zweitaktgetriebene Propellermesser, vom scheppernden Leerlauf bis zum röhrenden Vollgas. Synkopen setzen geschleuderte Steine. Als Kesselpauken dienen getroffene Fensterscheiben. Die Duftentfaltung ist kolossal. Die solide Grundlage liefert der katalysatorfreie Auspuff. Dazu kommen Schwaden von unverbranntem Benzin. Das geschnittene Gras riecht fantastisch. Neuerdings benutzt der Gärtner sein Werkzeug zum Entlauben von Bäumen und Sträuchern mit mir unbekannten Duftnoten, wie Bambus und Mango. Aber – ohne Rizinusöl schafft der Kerl die Olympia-Qualifikation nie.
Gegen den Gestank des Treibstoffes setze ich im Haus erfolgreich Surya ein. Das sind indonesische Zigaretten des Hauses Gudang Garam, verfeinert mit Zucker und Gewürznelken. Wenn es nicht zu feucht ist, knattern und prasseln die Glimm-Stengel (Batang rokok) mit dezentem Feuerwerk.

Ebenfalls des Nachts im Bett, ohne Freundin Jasmin oder andere Blüten im Garten, werden wir von exotischen Düften überrascht. Die Nachbarin röstet jederzeit Knoblauch in Palmöl. Je später die Stunde, desto verbrannter der Knoblauch. In der abendlichen Stille hören wir die fliegenden Fische, wenn sie aus den Pfannen an die Decke knallen.
Letzte Nacht gegen drei Uhr dachte Dick, Mowgli verkohle seine Pasta und damit das ganze Haus. Ich konnte sie beruhigen, das sei nicht Pasta mit Pesto, die ich abends lieferte. Das müsse der hustende Koch von Sizzler sein, der seine Nudeln à l’américaine flambiere. Vom Strässchen her wehen, gefiltert durch das Badezimmer, zahlreiche stinkende Grüsse ungewarteter Dieselmotoren.

Zwei Stunden später wachte ich beduselt auf. Ein unbekannter Anrainer verwandelt Hustensaft mit Pseudoephedrin in Methamphemine. (2) Es stank, wie zur Zeit fast jede Nacht, nach Ethanol. Die durchschnittliche Geruchsschwelle liegt bei Konzentrationen von 93 ppm, das sind Teile pro Million. Explosionsgefahr besteht erst ab 35‘000 ppm, das sind 3.5 Prozent.(3) Ab welchem Grenzwert Leber und Lunge geschädigt werden, weiss ich nicht. Wir desensibilisieren vorsichtigerweise unsere Körper mit Destillaten aus der Karibik, gemischt mit veganem Kokoswasser.
Nun muß sich alles, alles wenden.
Kaum. – An den Frühling glauben ohnehin nur einige Heimweh-Europäer. Hustensaft feiert im LOS ungebrochen Hochkonjunktur!

(1) http://www.bafu.admin.ch/luft/00575/00578/index.html?lang=de
(2) https://hinterindien.com/2015/07/11/gefahren-in-schlafzimmern-2/
(3) http://www.swisseduc.ch/chemie/schwerpunkte/ethanol/docs/ethanol.pdf

Der Oelscheich

Als Dank für die grenzenlose Zurückhaltung bei der Umfrage „Benötigen Bilder Untertitel?“ zeige ich als Beispiel:
Bild mit Beschreibung

Bein mit Olivenöl

Bein – mit Olivenöl in Glasflasche


Oel: Olivenoel – Virgen Extra, von SABROSO, Rafael Salgado, Spanien (O)
Scheich: Berndeutsch = Bein
(Foto: Unterschenkel mit Fuss. Für die ganzen Scheiche würde ich wegen der Grössenverhältnisse eine grössere Flasche benötigen.)
Scheiche, mehrzahl = Beine

(Kritik: Die Abbildung taugt rein gar nichts. Zum Ölscheich passt Sand besser als Bambus. Der Fotograf litt unter Einwirkungen von Alkohol oder Drogen, denn der Ölbehälter steht nicht senkrecht.)

Ds Stifeli (Gedicht, Berndeutsch)

(Sofern sie Berndeutsch noch nicht fliessend lesen und verstehen,
finden sie im Anhang den gesprochenen Text, eine neue Dienstleistung, als Hörbuch.)

Ds Stifeli mues stärbe, s’isch ja no so jung, jung, jung,
ds Stifeli mues stärbe, s’isch ja no so jung.
Wenn das dr Absatz wüsst, dass ds Stifeli stärbe mues,
wenn das dr Absatz wüsst, dass ds Stifeli stirbt.
(Zwischenrede)
Manne vo Guettanne
Froue vo Guetloue
Heit Scheiche wie Eiche
u Haar drann wie Velospeiche
roschtig vom Drüberabeseiche
Mit Ohre wiä Töffsättu u Füess wie Ledischiff.
Mit Bruschthaar wiä dr Amazonasdschungel
u Brustwarze wie Centurionpanzerschmiernipple
Wenn dir am Eidgenössische Sing-Sang u Jodlerfescht
dr erscht Priis [oder: goudig Lorbeerichranz] weit gwinne
müesst dir das Lied no viu viu meh piano / liiser / lüüter singe
mues das no viu viu liiser / lüter / truuriger klinge
u das Wörtli “wenn” no viu viu meh betone.
Schluss: “…mues das genau eso klinge.”

Hörbuch: Ds Stifeli

Quellen:
(*) http://berndeutsch.ch/tempsite/words/view/17634
(1) http://www.leichtathletik.tvfraubrunnen.ch/drnaebe2.htm
(2) https://andreaseitz.wordpress.com/category/oh-du-schone-schweiz/
(3) http://www.pwp.ch/music/mundart/m_s4.html
(O) http://de.wikipedia.org/wiki/Oliven%C3%B6l

Skandal – Kleptomanewitsch frisst Feuerfuchs

Als wir vor einigen Tagen bemerkten, wir würden keine Tiere verscheuchen, schnitt Dick mit Sohn Dei zusammen den Bambus. Ich empfahl ihr, zuvor die Gemeinde oder Polizei zu informieren, weil ich mit einer Klage von Kleptomanewitsch rechnete.
Sie vergass das Telefon, entfernte einige Stangen und schmiss die Zweige auf unseren Misthaufen. Es gab keine Reklamation.
Aber in der Nacht verfasste Herr Kleptomanewitsch eine mehrseitige Klageschrift, wie diese Frau frevelhaft den Weg und sein heiliges Land erneut mit Bambusabfällen verschmutzte. Er verlangte Schadenersatz und sofortige Wiederherstellung ordentlicher Verhältnisse. In aller Morgenfrühe, vor der ersten Flasche Lao Khao oder Chang, brachte er das wichtige Dokument zur Polizei.
Die Ordnungsmacht reiste zum dringlichen Tagesgeschäft mit Vertretern der Gemeinde an. Beim genauen Nachprüfen fand man im dunkelgrünen Gras einige hellgrüne Zweiglein. Es war Bambus.
„Frau Dick, das Zeug bitte entfernen! Sie beleidigten und verärgerten damit ihren Nachbarn.“

Dumm war nur, als Dick beim Suchen nach weiterem Bambus unter hohem Gras sorgfältig versteckten Bauschutt entdeckte und ihren Fund lauthals vermeldete.
Die Wut liess Kleptomanewitsch tätlich werden. Er attackierte Dick sogleich mit einem langen Messer. Es war zu lang zum Kartoffeln schälen, oder für einen gezielten Stich ins Herz. Er fuchtelte mit der Waffe herum, es hätte eine dramatische Inszenierung des Säbeltanzes von Khatchaturian sein können. (2)
Die Polizisten sahen dem Kampf interessiert zu. Es war besser als Fernsehen.
Da waren viele Gaffer. Jeder hatte sein Smartphone bei sich. Der Gemeindefotograf reiste mit einer riesigen Kamera an. Keiner schoss ein Bild. Die sind offenbar nur an Leichen interessiert.
Dick bog und wand sich und blutete bereits aus zwei Kratzern am Arm, als ihr Sohn Kleptomanewitsch endlich mit einer Bambusstange in die Flucht schlug. Er machte den Fehler, dass er den Übeltäter auf dessen Grundstück bis zum Haus verfolgte.

Wieder klagte Kleptomanewitsch schriftlich. Er fühle sich bedroht an Leib und Leben. Er verlangte Genugtuung in Form von Geld, zusätzlich Gefängnis für den tollwütigen Kriminellen, der ihn auf eigenem Grund und Boden kaltblütig umbringen wollte.
Dicks Sohn wurde nicht gleich eingebuchtet, weil keiner der Anwesenden die Tat gesehen hatte. Aber die Damen und Herren wurden später zu einer dringlichen Sitzung in das Hauptquartier der Polizei auf acht Uhr abends aufgeboten.

Eine Viertelstunde verspätet erschien der Kläger in Siegerpose. Der Dorfobmann nahm ihm allen Wind aus den Segeln, als er ihm ein Bild zeigte, wie er mit einem Messer Dick angriff.
„Kathod khrap, Entschuldigung“, sagte Kleptomanewitsch, „das war doch bloss Spass. Ich habe noch nie im Leben etwas Schlechtes getan, kathod khrap.“
Für den erwähnten Angriff mit der Bambusstange gab es weder Zeugen noch Bilder.
Die Klage wurde abgewiesen. Andererseits musste der Nachbar eine Verfügung unterzeichnen, die uns jederzeit gestattet, die noch nicht gebaute Strasse zu betreten und zu nutzen.Garten

Danach leerte Kleptomanewitsch seinen Kropf:
„Dieses Strässchen bewirtschafte ich seit über zehn Jahren. Ich baute dort, unmittelbar an der Mauer, Bambushütten für bedürftige Menschen. Dies tat ich Jahre bevor ich mein Grundstück erwerben konnte.“ (Dass er dabei Marksteine versetzte, erwähnte er nicht.)
„Ich möchte diese Strasse gerne besitzen, denn meine Nachbarn sind absolut rücksichtslos. Dauernd bläst der Wind dürre Ästchen, vertrocknete Blüten und welke Blätter auf mein fachmännisch gepflegtes Grundstück.
Wenn diese Banausen leichtsinnig und fahrlässig Bäume, Hecken und Sträucher schneiden, ist jeweils mein gesamter Besitz gefährdet. Achtlos lassen sie danach ihren Mist liegen. Meine teuren Kleinlaster würden im Morast versinken, wenn ich mich dagegen nicht regelmässig zur Wehr setzen würde.
Diese unverschämten Leute halten zudem gefährliche Tiere in ihrem Garten. Kürzlich überfielen blitzartig aus ihrem Bambus kleine, orange bis braun-farbige Bären mein Land. Ich verteidigte mein Grundstück und erschlug die gefährlichen Bestien. Ich kochte das Fleisch. Es war köstlich,“
und er leckte sich die Lippen.
Die Beamten waren ahnungslos, welche Raritäten der Herr genüsslich verspeiste!

Säbeltanz:
(2) http://www.youtube.com/watch?v=WtWN6h0C-eI
(2) http://www.youtube.com/watch?v=RZ89nC7xCUA
Dance of the Kurds and Sabre Dance from the ballet Gayaneh
(2) (http://www.youtube.com/watch?v=rDnJ8JlPieU)
Erste Hinweise auf die Tiere in:
Wildtiere am Rande des Großstadtdschungels
(A) http://wp.me/p2ljyL-15s
Gartenzauber, Zaubergarten
(B) http://wp.me/p2ljyL-171

Bären, Bäume und Kleptomanewitsch

Quelle: Wikipedia, Brunswyk, GNU Free Documentation License

Quelle: Wikipedia, Brunswyk, GNU Free Documentation License

Zoologen nennen ihn ‘Ailurus fulgens‘. Er ist auch als roter Bambus-Bär, Kleiner Panda, Katzenbär, Bärenkatze, Feuerfuchs oder Goldhund bekannt. Er ist eines der hübschesten Säugetiere. Bambus-Bären werden bis hundertzwanzig Zentimeter lang. Die Hälfte davon ist ein orangeroter, quergeringelter Schwanz. Die Tiere leben etwa zehn Jahre und werden bis sechs Kilogramm schwer.
Die Gesichter weisen ähnliche Zeichnungen wie Waschbären auf. Der Nasenspiegel ist schwarz. Die Augen sind dunkel.

Seit 2008 ist der Kleine Panda auf einer Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion. Nach Schätzungen leben weniger als 10‘000 Tiere in Nepal, Sikkim (Indien), im Norden von Bhutan, Myanmar bis nach China und Tibet. Sie bewohnen üblicherweise die Hänge des Himalaya, auf einer Höhe zwischen 1‘500 bis 4‘000 Metern. (1)

Dick und Dei sahen wiederholt zwei wenig scheue Tiere in der Nähe des Bambus. Dessen Sprösslinge waren angefressen. Zusätzlich wachsen im Garten reichlich Nüsse und Früchte als Futter. Entweder schwänzten unsere Bärchen den Geographie-Unterricht oder sie entfernten sich unerlaubterweise aus einem Tierpark, zum Beispiel aus Chiang Mai Night Safari. Die verloren sogar ein Nashornbaby und vermissten es während einer Woche nicht. Danach fanden ‘Pfleger‘ den Kadaver. Er roch nicht nach Veilchen.

Kleptomanewitsch nenne ich einen diebischen Nachbarn. Er lieferte längere Zeit skurrile Geschichten. Weil ich dem widerlichen Kerl keine Plattform für seine grundüble Gesinnung bieten wollte, ignorierte ich ihn.
Seine Bekanntschaft machte ich anfangs des Jahrtausends. Er kassierte vierhundert Baht, um acht Quadratmeter Gras zu schneiden. Der Preis war mehr als angemessen. Um die Rendite zu verbessern, kleptomanisierte der Gauner zusätzlich zwei Rosenstöcke.

Unsere Grundstücke grenzen fast aneinander. Dazwischen liegt eine vorgesehene Strasse. Sie existiert nur auf Plänen und wurde nie gebaut. Kleptomanewitsch erhebt Anspruch auf das Gebiet. In der Frühzeit baute er dort Bambushütten und siedelte papierlose Flüchtlinge aus Birma an, welche er finanziell und sexuell beliebig bedrängte. Die Leute arbeiteten und er kassierte.
Ein grausamer Höhepunkt war, als er auf dem nichtexistierenden Weg neben dem Beauty Salon eine Wurmfabrik für seine Geflügelzucht errichten wollte.

Wir haben einige Bäume und Sträucher, welche regelmässig Pflege erfordern. Es kam vor, dass wir den geplanten Weg für den Transport grösserer Äste benutzten. Dies passte dem Nachbarn nicht. Regelmässig rief er Ortsvorsteher und Polizei, wir hätten mit unserem Abfall sein Grundstück beschädigt.
Da liege noch ein welkes Blatt vom Mangobaum. Er verlange die gründliche Entfernung sämtlicher Blätter aus der Nähe seines wertvollen Besitzes.

Während wir in Borneo weilten, sah Kleptomanewitsch eine Methode, wie er Dick ärgern und sich zugleich bereichern konnte. Pro Lastwagenladung Bauschutt erhielt er zweitausend Baht. Dieser Abfall wurde auf den zukünftigen Weg geschüttet.
Die Dorfbewohner hassten die schweren Laster, die das schmale Zubringer-Strässchen zusätzlich beschädigten.
Sie wandten sich an Dick. Dick sah sich die Bescherung an und informierte die Gemeindeverwaltung. Darauf erschienen ein halbes Dutzend Beamte inklusive Polizei.
Kleptomanewitsch erhielt eine Busse wegen verbotener Schuttablagerung und den Befehl zur Räumung des Geländes.
Laut maulend fügte sich der Klausüchtige den Behörden. Gleichzeitig potenzierte sich der grenzenlose Hass auf die Nachbarin.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Panda
(1) http://www.natur-lexikon.com/Texte/sr/001/00003-panda/sr00003-panda.html

Fortsetzung folgt

Wurzelterror

Endloses Trauerspiel!

Am 23. Mai 2013 erhielt Dick einen Telefonanruf aus Phitsanulok. Die Polizei meldete sich:
„Ihr Sohn wurde festgenommen.  Unerlaubter Holzschlag auf einem fremden Grundstück!“
Dick klärte auf:
„Es ist mein Land. Er grub Wurzeln aus. Die sind seit Jahrzehnten, teilweise seit hundert Jahren im Boden. Dazu braucht er keine Bewilligung, denn das ist kein Holzschlag.
Im Zweifelsfall lässt sich das Alter der Wurzeln und das Jahr des Fällens der Stämme dank einer Wissenschaft namens Dendrochronologie eindeutig feststellen.“ (1)Officer

Die Polizei hatte trotz Anwalt und exakten Wissenschaften kein Einsehen. Die wollen keine Aufklärung in Dendrochronologie, sondern Papier, Scheine, Bargeld.
Der Sohn blieb über das Wochenende in der Kiste!
Er war nicht alleine. Er teilt die Zelle mit fünfzehn anderen, meist biologisch-kriminellen  Holzfrevlern. Ein alter Mann sass bereits seit zwei Wochen, weil er auf eigenem Boden Bambus schlug! Bambus ist keine Baumart. Bambus gehört zur Familie der Süssgräser. Aber – was Holz ist, bestimmen allwissende, uniformierte Beamte. (2)

Am Montag, anlässlich der Anhörung, sollte der Gefangene eigentlich die Zelle verlassen können. Vorsicht war geboten.
Die Uniformierten besuchten den Sohn vor etwa einem Monat am Arbeitsort und verlangten fünftausend Baht, – pro Monat, als polizeiliche Ordnungsgebühr für Holzbearbeitung.

Dick reiste nach Phitsanulok, – im Gepäck sämtliche einschlägigen Dokumente, während ich zu Hause meinen Klumpfuss pflegte. Tagelang wurde um Gesicht oder einige Baht gefeilscht. Dick hatte weder Geld noch Gesicht zu verlieren.
Nach einem Lokaltermin auf Dicks Besitz, 120 Kilometer von der Stadt entfernt, sollte der gefangene Sohn am 30. Mai um 18 00 Uhr angeblich aus der Haft entlassen werden?!

Dick ist erschöpft, am Ende ihrer Kräfte. Depressionen zeichnen sich ab. Warum nur flogen wir aus dem angenehmen Sabah in die Hitze und den moralischen Mief des Nordens, zu den braunen Ordnungshütern, einer eigenständigen, gesetzlosen Macht im Staat, zurück?

Anmerkungen:
Die Polizei als Ordnungsmacht ist verpflichtet, gegen illegalen Holzschlag einzuschreiten. In Hanglagen darf aus verständlichen Gründen Wurzelwerk nicht bearbeitet werden. Bei  Regengüssen würde sonst das ganze Erdreich talwärts rutschen.
Diese eigentlich vernünftigen Vorschriften wurden gewinnbringend optimiert und interpretiert.

Dicks Wurzel-Land liegt in einer Ebene. Auch schwere Niederschläge könnten nach dem Entfernen der Stöcke weder Gebäude noch Strassen gefährden.

Der ganze Holzhandel in Ban Tawai, HangDong, Chiang Mai ist durch gerissene Geschäftspolitik im Besitz von Polizeibeamten. Betriebe, welche Damen mit und ohne Holz vor der Hütte vorwiegend liegend beschäftigen, ebenfalls.
Bei der kargen Entschädigung und den hohen Ansprüchen der Beamten  sind Nebenerwerbe überlebenswichtig.* Andernfalls könnte man die Herren in braunen Uniformen samt Lametta und – auf Hochglanz polierten Stiefeln –  in Casinos antreffen.

Die Farbe sagt alles: Braun. Wie in Sabah, im Kota Kinabalu Sunset, stinkt sie zum Himmel! (3) Die meist verbreiteten Religionen sind Arroganz und Dummheit.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Dendrochronologie
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Bambus
(3) http://wp.me/p2ljyL-UN

31. Mai 2013, 11 00 Uhr:
Söhnchen schmort immer noch in der Zelle. Die Ordnungsmacht verlangt für jede einzelne Wurzel einen Erlaubnisschein – gegen Scheine.

*http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=13743.msg1077417#msg1077417

KNOPPIX

Die Fortsetzung der Rauchzeichen enthält für sie als Internet Nutzer überdenkenswerte Technik. Wenn Sie überlegen, nein danke – ich bin Nichtraucher, und die Seite übergehen, bin ich ihnen nicht böse.

Ich fragte meine Schülerin, ob jemand in ihrem Bekanntenkreis das gleiche Gerät wie sie verwende. Manchmal kaufen sich ja Freundinnen aus reiner Sympathie ähnlichen Krempel. Sie hatte keine Ahnung. Ich erklärte ihr, zur schnellen Fehlersuche ohne Prüfgeräte, wäre es am einfachsten, die Platte in eine baugleiche Maschine zu stecken. Da wüsste man sofort, ist es die Platte, oder die Mutter-Platine.
„Nein, Mutter hat keinen Platin Ring! Aber hie und da einen Platten am Motorrad.“

Ich sandte die Frau vorzeitig nach Hause, um mich in Ruhe dem anderen Problem zu widmen. Dann öffnete ich meinen PC. Erleichtert entdeckte ich freie SATA Kabel. Die passten perfekt in das Mini-Plättchen. Ich startete den PC und erkannte im BIOS die zusätzliche Hardware. Nachdem ich die Einheit auf Viren untersuchte, kopierte ich mit dem Total Commander von Ghisler zwei Partitionen des Laufwerkes auf die neue 500 GB Reserve-Festplatte. (1) Die Daten waren gerettet.

Als ich mich mit verwanzten Computern meiner Nachbarn herumschlug, benutzte ich auf CD und DVD gebrannte Betriebssysteme, weil bösartige Viren keinen Zugriff auf optische Speicher haben. Es war ein auf LINUX basierendes System: KNOPPIX.
Linux wird vielfältig eingesetzt. Wir finden es auf Servern, in Mobiltelefonen, Routern, Multimedia-Endgeräten und in Supercomputern. LINUX ist im Server-Bereich und auch in Smartphones als Android, weit verbreitet. In Heimgeräten spielte es bisher nur eine untergeordnete Rolle.

Ich nahm meine alten KNOPPIX CD und DVD aus einer Schublade und steckte sie mit wenig Erfolg in den Laptop: Lesefehler! Ich entfernte erfolglos sichtbaren Staub aus dem DVD Laufwerk.
Mein PC konnte die Datenträger ebenfalls nicht lesen, Versionen 3.1 und 5, aus den Jahren 2003, 2006. So kurzlebig sind optische Datenspeicher im tropischen Klima! Dagegen waren über hundert jährige Schallplatten von Pathé Frères mit Tiefenschrift  bei mir zu Hause  noch spielbar.

Klaus Knopper entwickelte mittlerweile die Version 7.05. Es dauerte Stunden, um die 4 Gigabyte ISO Daten mit BitTorrent herunterzuladen. Danach waren die Wandlung und das Brennen in Image Dateien erforderlich. Für Nachahmer: Es ist nutzlos, die ISO Daten auf DVD zu brennen.Knoppix

Die Arbeit lohnte sich. KNOPPIX 7 ist sensationell. Zusätzlich zum Betriebssystem enthält es alles, was (frau und) man am PC braucht. Es gibt verschiedene Browser und ein Office mit mehr als nur Textverarbeitung und Tabellenkalkulation. Sogar *.docx Files werden interpretiert. Nichts muss geklaut werden. Alles ist gratis inbegriffen und noch mehr.
Durch Erfahrungen mit seiner blinden Ehefrau entwickelte Knopper die nach ihr benannte, in Knoppix integrierte Lösung, ADRIANE. Sie vereinfacht die Nutzung von Computern durch Blinde. Der Bildschirminhalt wird in gesprochene Sprache umgesetzt.

Bespielte DVD können nachträglich nicht von Viren verseucht werden. Beschädigungen durch Schimmel, Dreck und Kratzer sind häufig. Im Lande des Klebreises empfehle ich DVD Benutzern, die Finger nicht an den glänzenden Silberscheiben zu reinigen. Fussböden, ob Holz, Bambus, Zement oder Keramik, sind keine idealen Aufbewahrungsorte.
Im alten Laptop wurde mit der DVD neues Leben installiert, ohne jegliche Lizenzverletzungen oder teuren Neuanschaffungen. Nur eine Kleinigkeit entging mir: Wir können die Tastatur nicht auf Thaischrift umschalten.

Aus Neugier speicherte ich KNOPPIX 7 auf SSD. Der Start erfolgte locker in zehn Sekunden. Mit DVD gäbe es zusätzliche Kaffeepausen. Ich trinke keinen (kalten) Kaffee.
Für meine fleissige Schülerin installierte ich KNOPPIX auf einem USB Speicher, um lange Wartezeiten zu umgehen. Sie hat neben dem Laptop nur wenig Zeit für die Betreuung ihrer Kinder, des Mannes und der Gäste in Resort und Restaurant.

Herzlichen Dank für ihre Entwicklungs-Hilfe, Herr Ingenieur Klaus Knopper und ebenso allen ideenreichen LINUX Enthusiasten!
Vor vielen Jahren schrieb ich einige kleine Programme für den PDP-8 von DEC, später für die ersten IBM PC. Ich kann mir den enormen Aufwand ausmalen.

http://www.knoppix.org/
http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Knopper
(1) http://www.ghisler.com/deutsch.htm

Metallbügelsägen

Zu Songkran keine fünf Baht Geschichte,    März 2012 

Mit einem Automobil könnte man üblicherweise leicht von A nach B fahren. Wenn ein Nachbar Schulden nicht zurückzahlen will, oder missliebig auffällt, könnte man ihn mit einem Fahrzeug schuldlos umbringen, –  besonders dann, wenn man ihm vorher einige Flaschen Lao Khao kredenzte. Wer beherrscht letztendlich die Technik? Sind es Geister oder unsere kranken Gedanken?                                                                      Die allgemeine Auseinandersetzung mit Technik fängt nicht bei komplexen Gebilden wie Fahrzeugen, Computern oder Mobiltelefonen an.  Sie beginnt bereits bei trivialen, unbeherrschbaren Gegenständen wie Messern, Schraubenziehern, Zahnstochern und

Metallbügelsägen.

Diese Sägen sind preisgünstig und universell einsetzbar. Damit säge ich alles: Aluminium, Buntmetalle, Stahl, Backstein, Bambus, Bäume, Kerzen, Knochen und Sträucher. Im Notfall das Bein einer Elfe: Elfenbein. Ein stumpfes Sägeblatt kann leicht ausgetauscht werden. Beim Kauf von einzelnen Teilen kostet ein Ersatzblatt von fünf Baht an aufwärts. Im Dutzend sind sie billiger! 

A.    Zum Austausch wird die Verschlußschraube gelöst.
B.    Das alte Blatt kann über zwei Haltedorne weggezogen werden.
C.    Das neue Blatt über die Dorne legen.
D.    Der Wirkungsgrad der Säge ist wesentlich höher, sofern die Zähne des Blattes nach außen gerichtet sind.
E.    Danach die Spannschraube mir den Fingern leicht angeziehen.
Lokalmatadore benutzen dazu eine fünfzehn Zoll Klempnerzange. Als Zugkraft dienen zusätzlich zwei Wasserbüffel. Theoretisch könnte danach weiter gearbeitet werden.

Meine Werkzeuge werden nicht mehr verliehen, nur noch verschenkt oder verkauft. Die Eingeborenen haben die Fähigkeit, jedes Werkzeug zu zerstören, zu stehlen oder zu verlieren. Meine kleinkarierte, ki niaoh Haltung wurde durch eine ausgeliehene Metallbügelsäge erneut bestätigt.                                                                                        Ein freundlicher Geist sprach für Dritte unhörbar zu mir: “Gib das Ding. Fünf Baht für ein neues Sägeblatt fallen in deinem Budget bei den Weiber- und Weinpreisen nicht auf.“ Ich befolgte den weisen Ratschlag aus dem Jenseits und sah die Säge erst nach längerer Zeit wieder. Genau so war es. Ich erhielt sich nicht zurück. Sie gelangte, von Engeln oder Fledermäusen der Sorte Vampir getragen, auf die Veranda. Schlimmste Befürchtungen bestätigten sich. Die Säge diente eventuell zum Anlegen eines kleinen Kartoffelackers im Karstgebirge und wies entsprechende Benutzungsspuren auf. Mit dem verdorbenen Sägeblatt, es wies mehr Lücken als Zähne auf, ließ sich nicht einmal ein Fischlein schuppen. 

Darauf kaufte ich zwei Blätter. Eines zu fünf Baht, ein besseres für dreißig Baht. Eine junge Frau tippte rund zehn Minuten am Keyboard. Ein Drucker beschmutzte geräuschvoll grünes Papier. Dann verlangte sie fünfunddreißig Baht. Ich hielt eine fünfziger Note bereit. Sie nahm einen Taschenrechner im A5 Format und versuchte sich mit Eingaben, fünfunddreißig minus fünfzig. Sie wollte mir zusätzlich zur Ware 15 Baht überreichen. Bereits beim zweiten Anlauf klappte die knifflige Berechnung. Wählte ich die hübscheste Kassiererin mit dem tiefsten Intelligenzquotienten aus? Ihre Anmut hielt sich in Grenzen. Etwa zehn junge uniformierte Frauen saßen gelangweilt untätig vor ihren Bildschirmen und warteten auf Kundschaft: “Herr, erlöse mich aus diesem Business!“

Zu Hause nahm ich die malträtierte Metallbügelsäge, ölte die verrostete Verschlußschraube und löste die Flügelmutter, nicht die Schwiegernutte, um das Sägeblatt auszutauschen. Kein Austausch! Der einfallsreiche Benutzer schlug die Haltedorne fürs Sägeblatt mit einem großen Hammer flach, weil er den Sinn der Spannschraube nicht begriff. 

Schlußfolgerungen:                                                                                                            Bevor lokale Benutzer gefahrlos mit einer Metallbügelsäge arbeiten können, brauchen sie ein Diplom einer technischen Hochschule. Ausweise als Mopedfahrer oder Automobilbenutzer genügen den hohen Anforderungen dieser Sägen nicht. Beachte besonders den Hinweis D, wie Dubel oder Depp.                                                         Amen.

Warum ist das keine 5 Baht Geschichte?  Der Metallbügel wurde ebenfalls ersetzt.