Bevor wir nach Borneo verreisten, vernahm ich, die Schule gewähre Goons Mutter einen Rabatt auf das künftige Schulgeld und bot zusätzlich grosszügige Zahlungskonditionen an. (1) Goons nähere Zukunft schien gesichert.
Bei unserer Ankunft neulich im Dorf wehte keine, höchstens von Seeadler- und Orang-Utan-Fürzen angereicherte Brise, sondern der gewohnte LanNa Mief, durchzogen mit Spuren von Jasmin aus dem Garten.
Eine Nacht später zeigten gerötete Augen wie üblich erste Entzündungserscheinungen.
Trotzdem erspähte ich Goon. Er war nicht wie angesagt in der Kindergartenbetreuungstanzschule in Bankunmae. Er hing mit seiner Mutter bereits früh am Morgen in Küche und den Hallen des Frauenverschönerungspalastes herum.
Klar, das Gas ist günstiger als zu Hause. Die Kühl- und Vorratsschränke sind noch nicht leergefressen. Gegen die unerträgliche Hitze gibt es im Salon eine Klimaanlage. Deren Stromverbrauch belastet das eigene Budget nicht.
Die junge Frau, die angeblich jahrelang als Bankangestellte im Monat bis zu 60 000 Baht scheffelte, nur nicht hortete, ist arbeitslos. Deshalb musste das Bankunmae Programm gestrichen werden. Auch deshalb, weil ich der Dame, die uns während Jahren belog, nach all den schlechten Erfahrungen, nicht zusätzlich Schulgelder für ihr Söhnchen nachschmeissen wollte.
Auf Dicks Druck fand Goon wieder ein Plätzchen, wo er betreut wird, damit Mama einem allfälligen Erwerb nachgehen könnte. Über die Qualität der Betreuung werden wir Erfahrungen sammeln. Zu viel erwarte ich nicht, denn das Schulgeld liegt bei einem Zehntel des Betrages der Konkurrenz in Bankunmae. Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen. Es ist nicht auszuschliessen, dass wir, vor allem Dick, rabenschwarz angeschmiert werden.
Bereits am 10. April erhielt ich ein besorgtes Mail:
Gibt es wirklich keinen rettenden Ausweg für Goon?
Es kann doch nicht wahr sein, dass auch die hellsten
Köpfe letztlich in der „die sind so – Klassifizierung“
enden.
So dick kann doch gar kein Farang-Fell sein, dass man
auf Dauer an so einer Gesellschaft nicht verzweifelt,
wenn man so ein Kind wirklich liebt.
Es gibt schwachsinnige Eltern und Kriminelle, die Kleinkinder absichtlich verstümmeln, um mit ihnen erfolgreich zu betteln. Missgeburten werden im Gewerbe richtiggehend vermietet.
Meine Überprüfungen zeigten, Goons älterer Bruder wurde an ein kinderloses Pärchen verscherbelt. Der Spanier mit krebskranker Thaifrau, kriegte kalte Füsse und wollte, oder konnte das Kind nicht nach Europa exportieren. Der Kleine lebt jetzt bei den Eltern des Vaters, eines notorischen Drogen-Delinquenten, Alkoholikers und Bösewichts. Kürzlich brach der Wüterich im Zorn einen Arm des Grossvaters.
In solch familiären Verhältnissen wachsen ohne jegliche Erziehung Nachkommen auf! Als der Schurke endlich dort versorgt war, wo er hingehörte, nämlich im Gefängnis, holte ihn sein liebevolles, ortsüblich debiles Mütterlein wiederholt gegen Kaution hinaus. (3) Beruhen die Ursachen der verbreiteten Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit auf Faulheit, Inzucht oder Drogen aller Art?
Gegen direkte Erpressungsversuche bin ich immun. Meine Gutmütigkeit und Dummheit wurde anfänglich durch gewitzte Schlitzohren der Familie und Verwandtschaft ausgebeutet. Wer würde schon Hilfe für ein leidendes Kind verweigern, einen dringenden Kleinkredit für verbesserte, vor allem weniger gefährliche Stromversorgung, oder eine verfrühte Morgengabe zur (fingierten) Hochzeit?
Dick versorgte ihre faulen und verlogenen Angehörigen während Jahren mit Futter, Mopeds und Autos. Wohl darum hängt jetzt ein Teil der Bande im Dorf herum.
Goon meistert Geister
(2)
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