Der Kuss

Der Kuss. Nur der ist Titel gestohlen. Es handelt sich um ein berühmtes Gemälde von  Gustav Klimt. Eine schlechte Kopie hängt im Schlafzimmer. ln der Dunkelheit der Nacht ist sie erträglich, denn der wertvolle Rahmen glänzt im Mondschein. Nicht einmal im Vollrausch hätte Klimt so ein Verbrechen begangen.
Mein Körper ist schwer verstümmelt. Von den Brustwarzen an aufwärts, inbegriffen der Kopf, bin ich extrem überempfindlich. Arme und Finger sind wegen Lähmung und  Schüttel-krämpfen unbenutzbar. Essen ist Schmerzhaft. Trinken bereitet wenig Freude. Berührungen, Krach und Lärm stören mich sehr. Liebkosungen sind unmöglich. Letzte Nacht küsste ich eine kurvige Liebesgöttin und genoss es. Dann erwachte ich aus dem Traum und spürte meine schmerzenden Lippen. — 

 Klimts Kuss sehen Sie auf Belvedere Museum.

Der Oelscheich

Als Dank für die grenzenlose Zurückhaltung bei der Umfrage „Benötigen Bilder Untertitel?“ zeige ich als Beispiel:
Bild mit Beschreibung

Bein mit Olivenöl

Bein – mit Olivenöl in Glasflasche


Oel: Olivenoel – Virgen Extra, von SABROSO, Rafael Salgado, Spanien (O)
Scheich: Berndeutsch = Bein
(Foto: Unterschenkel mit Fuss. Für die ganzen Scheiche würde ich wegen der Grössenverhältnisse eine grössere Flasche benötigen.)
Scheiche, mehrzahl = Beine

(Kritik: Die Abbildung taugt rein gar nichts. Zum Ölscheich passt Sand besser als Bambus. Der Fotograf litt unter Einwirkungen von Alkohol oder Drogen, denn der Ölbehälter steht nicht senkrecht.)

Ds Stifeli (Gedicht, Berndeutsch)

(Sofern sie Berndeutsch noch nicht fliessend lesen und verstehen,
finden sie im Anhang den gesprochenen Text, eine neue Dienstleistung, als Hörbuch.)

Ds Stifeli mues stärbe, s’isch ja no so jung, jung, jung,
ds Stifeli mues stärbe, s’isch ja no so jung.
Wenn das dr Absatz wüsst, dass ds Stifeli stärbe mues,
wenn das dr Absatz wüsst, dass ds Stifeli stirbt.
(Zwischenrede)
Manne vo Guettanne
Froue vo Guetloue
Heit Scheiche wie Eiche
u Haar drann wie Velospeiche
roschtig vom Drüberabeseiche
Mit Ohre wiä Töffsättu u Füess wie Ledischiff.
Mit Bruschthaar wiä dr Amazonasdschungel
u Brustwarze wie Centurionpanzerschmiernipple
Wenn dir am Eidgenössische Sing-Sang u Jodlerfescht
dr erscht Priis [oder: goudig Lorbeerichranz] weit gwinne
müesst dir das Lied no viu viu meh piano / liiser / lüüter singe
mues das no viu viu liiser / lüter / truuriger klinge
u das Wörtli “wenn” no viu viu meh betone.
Schluss: “…mues das genau eso klinge.”

Hörbuch: Ds Stifeli

Quellen:
(*) http://berndeutsch.ch/tempsite/words/view/17634
(1) http://www.leichtathletik.tvfraubrunnen.ch/drnaebe2.htm
(2) https://andreaseitz.wordpress.com/category/oh-du-schone-schweiz/
(3) http://www.pwp.ch/music/mundart/m_s4.html
(O) http://de.wikipedia.org/wiki/Oliven%C3%B6l

Dies Bildnis ist bezaubernd schön

Hemmungslos und wenig einfallsreich klaute ich den Titel einer Arie des Tamino aus Mozarts Flötenzauber. (*) Im Norden Thailands kann ich wieder Musik geniessen. Gute Verstärker und Lautsprecher sind vorhanden. Im Süden befürchtete ich, Feuchtigkeit und Fungus beschädigen die Membranen relativ schnell. Deshalb zeichnet sich die Wiedergabe des preisgünstigen Gerätes durch vernehmbaren Klirrfaktor und geringfügigen Brumm aus. Der Klirrfaktor von Gläsern stört mich dagegen nicht.

Ein treuer Leser lobte meine Beiträge und machte Vorschläge:
„Doch stelle ich fest, dass die in die Berichte eingefügten Bilder weder einen Kommentar enthalten noch eigentlich mit dem Text viel zu tun haben. Letzteres würde mich nicht all zusehr stören. Schöne Bildchen lockern den Text auf. Doch meinst du es wäre möglich, sie mit einer zarten Bildunterschrift zu versehen?
Es wäre eine geniale Transparenzmaßnahme für deine neugierigen Leser.“

Danke für die Anregung. Einige wenige Bilder hatten Legenden.
Aber wenn Du mit der Maus übers heutige Bild fährst, sollte der PC melden: ….. handyarbeiter.jpg.
(Ein Mann arbeitete mit Smartphone und Verlängerung an einem Selfie. Meine Frage ist: Was erkennt er in der grellen Sonne am Bildschirmchen?)
Der entsprechende Beitrag: https://hinterindien.com/2015/01/29/erklarungen-zu-sinnlosigkeiten/
Die Antwort:
„Ja, das hab ich dann später auch gefunden. Deine Frage hätte doch einen prima Kommentar abgegeben:
„Was erkennt der Handyarbeiter in der grellen Sonne am Bildschirmchen?“
Oder kürzer:
„Selfieman: So viel (Ver)Blendung“

Die Fotos haben Namen. Sie erklären einiges. Die ausgewählten Illustrationen sind fast alle textbezogen. Selten gab es Ausnahmen, beispielsweise in „Südliche Aufenthalte“. Da waren drei Aufnahmen zerfallender Bauruinen. Am Schluss war ein Vermerk: „Abbildungen: Nicht gewählte Mietobjekte“.
https://hinterindien.com/2015/01/05/sudliche-aufenthalte/

Die Illustrationen sollten eigentlich für sich selbst sprechen. Sie erzählen alle Geschichten. Im Artikel: https://hinterindien.com/2015/01/26/regionale-nadelstiche/
sieht man beim genauen Hinsehen Einschusslöcher auf dem Warnschild. Schnelles Überfliegen hilft wenig. Überlegung ist gefordert.

Auf dem PC könnte man die Abbildungen per Mausklick vergrössern.
Was ist eure Meinung? Benötigen die Bilder Untertitel?
Deren Qualität ist nicht optimal. Die Fotos werden von fünf Megabyte auf rund 150 Kilobyte reduziert. Die EXIF Dateien gehen verloren. Die Original-Dateien sind jedoch gespeichert. Auf Anfrage sende ich gerne grössere Dateien – unter einem Megabyte. Für die Beiträge verzichte ich auf hohe Qualität, weil die Ladezeiten in Hinterindien dadurch zu lang würden.

* https://www.youtube.com/watch?v=3pnPjgYyNoU
* http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zauberfl%C3%B6te

Garten: Farben, Formen, Fantasien

Raupen1 Für Schnappschüsse von Tieren in unserem tropischen Garten in Chiang Mai sind wir meist zu langsam, wenn es nicht Schnecken sind. Als wir endlich die roten Pandas fotografieren wollten, hatte sie der Nachbar längst aufgefressen.
Blüten und Früchte zeigen ihre Pracht nur kurze Zeit. Am Schlimmsten sind menschliche Gewohnheiten – kombiniert mit Faulheit. Sie wirken abstumpfend. Wie oft betrachteten wir gedankenlos Blüten und Früchte. Nur bei der Ernte wird emsig zugegriffen.
Wir reisten stundenlang zu Ausstellungen, die Kamera stets bereit. Die seltenen Schönheiten vor der eigenen Haustüre blieben oft unerkannt und unbeachtet.
Einige gelungene Bilder von blühendem Ginkgo, Palme, Fächerpalme mit Früchten und reifenden Rambutan, Ngo, zeigen uns eher unbekannte Formen.
Ginkgo1
ginkgo2
Ginkgo3Palme1
Palme3
Palme4
FächerpalmeBlüten1Rambutan Banane
(blog) http://wp.me/p2ljyL-171

Von Schreibmaschinen und vom Schreiben

Mein WC am 3. Nov. 2002.

Mein WC am 3. Nov. 2002.

Die oft peinlichen Episoden sind nicht von einem kranken Geist erfundene Hirngespinste, sondern entsprechen täglicher Realität. Der Link: ‚Ein nasses Handy retten‘, fand jedenfalls einige Interessenten.
Nasse Elektronik kann gerettet werden. Mit Urin oder Kot verschmutztes Wasser hat eine wesentlich höhere Leitfähigkeit und birgt damit grössere Risiken. Je schneller der rettende Zugriff erfolgt, desto besser ist die Überlebenschance. Eventuell hilft aussaugen und beatmen!
Ich erlebte mehrere Überschwemmungen im Dorf. Die altehrwürdigen, mit Vakuum-Bildröhren bestückten Fernseher, schwammen in der braunen Brühe. Heutige Flachbildschirme würden ohne Schwimmhilfen absaufen. Wir wuschen die Apparate sorgfältig mit einem sanften, sauberen Wasserstrahl und trockneten sie einige Tage. Die meisten Geräte funktionierten danach. Sogar einer meiner Staubsauger überlebte dank rettender Reinigung das Bad im Schlamm.
Dazu gibt es die berühmte Ballade von F. Schiller: Der Taucher (1) – und andere schillernde Versionen, nicht von Friedrich, dafür mit Uhr. Wann folgt eine Handy Ballade?MaeSai

Fortsetzung

Gelegentlich denke ich beim Schreiben. Die Fingerarbeit verbunden mit mangelnder Virtuosität gewährt mir Zeit. So viel Zeit, dass ich einen Satz bereits nach dem mühseligen Tippen verbessern kann. Dann beklopfte ich, wie ein Steinhauer seinen Granit, während geraumer Zeit einen Satz. Wenn dann der Geist nachliess, holte ich Nachschub aus einer importierten Flasche, beobachtete die Natur, die nächste Umgebung – und die Menschen in ihren eingeübten, unerträglich sturen Rollenspielen. Aus reiner Verzweiflung hieb ich danach wieder auf geplagte Tastaturen ein.
Etwas vom Wichtigsten beim Schreiben sind für mich das Nichts, die Leere und die Abstände. Damit entstehen Bilder und wie in der Musik ein Rhythmus. Dies bremst den Lesefluss und gibt Zeit zum Denken, für Reflexionen. In der Mathematik war die Einführung der Null wesentlich. Abschnitte, Gliederung und Leere in Texten sind zentral.

Der Setzer verzichtete im Buch “Geschichten aus Hinterindien“ teilweise grosszügig auf meine eingefügten Leerräume, um mehr Buchstaben zwischen zwei Deckel zu pressen, denn Qualitätspapier ist teuer. (2)
Dan Brown, kein Autor wie Goethe oder Gotthelf, aber finanziell wesentlich erfolgreicher, benutzt viel Leere. Da waren Seiten, fünf Sechstel davon beeindruckend unbedruckt. (3) (Beispiele: Inferno Seiten 120, 180, Doubleday)

Anfänglich hielt ich Bilder aus meinen Texten fern. Gotthelf illustrierte seine Werke nicht. Dürrenmatt war ein grossartiger Zeichner. In seinen Büchern sucht man seine Skizzen vergeblich.
Als Kind missfielen mir in bejahrten Büchern Abbildungen durch Holzschnitte oder Kupferstiche. Keiner erklärte mir, die alten Drucker kannten keine anderen Verfahren. Später bereicherten Antiquitäten meine ‚verlorene‘ Bibliothek und ich bewunderte Stiche und Gravuren. Es war ein langer und beschwerlicher Weg, von den frühen Höhlenmalereien bis zur digitalen Bild- und Texterfassung und Reproduktion.

Der Verleger wollte Fotos in die Texte einfügen. Ich war dagegen. Er druckte trotz meinen Einwänden unbedeutende Bilder in Briefmarkengrösse. Ich war beleidigt. Wenn Bilder verwendet werden, dann in guter Auflösung und anständiger Grösse, damit Leser mit Sehschwächen, nicht nach Lupen suchen müssen.
Seit dieser Zeit benutzte ich, zuerst zaghaft, eigene Fotografien. Sie ergänzen, sie veredeln im Idealfall Texte und öffnen den Menschen mit Eindrücken und Bildern neue Fenster in fremde Welten. Gleichzeitig sind die Illustrationen je nach Anordnung Leerräume. Sie vermitteln, sofern vorhanden, Zeit zum Betrachten und Überlegen.

Wie schreibst Du? Papier und Bleistift haben vorzügliche Speichereigenschaften. Sie sind preisgünstiger als Smartphones, Tablets und wuchtige Elektronik auf polierten Schreibtischen. Sie benötigen keinen elektrischen Strom. Einzig beim Versenden zeigen handschriftliche Informationen und gedruckte Mitteilungen bedeutende Schwächen.

Leser denken unter Umständen: „Dieser grässliche Low bringt doch immer wieder unappetitliche, durch Fäkalien verunstaltete Geschichten.“ Vergessen sie bitte nicht: jedes Jahr stehen irgendwo in Thailand zehntausende Menschen bis zum Hals in brauner Brühe. 2013 – mindestens 80 Tote!

(1) http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/sch_fv06.html
Andere Werke feuchter Tiefstapler könnten auf Wunsch publiziert werden.
(2) Low, Geschichten aus Hinterindien. Zenos Verlag, Segnitz bei Würzburg, 2011, 416 Seiten, 29.80 Euro, ISBN 978-3-931018-22-1.
(3) Dan Brown:
The Da Vinci Code
Inferno
Digital Fortress