Mögen Eure Gedanken so aufgeräumt bleiben, wie dieses Schuhgestell. Ort: Royal Regalia Museum, Bandar Seri Begawan 26.12.2013
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Zipfelmütze über Kopftuch
Heiliger Abend in Bandar Seri Begawan.
Die Hotels und Warenhäuser auf Borneo sind seit Wochen mit Tannenbäumen, Baumschmuck und roten Sankt Nikolaus Utensilien verunziert. Weihnachtslieder belästigen strapazierte Ohren. Weil die Weihnachtssoundberieselung nur etwa zehn Wochen dauert, spielt in Warenhäusern jede Abteilung ihr eigenes Programm. Das bietet den Vorteil, dass Liebhaber in drei Minuten zwanzig Lieder hören können, ganz ohne Forderungen von GEMA und SUISA. Dies im mehrheitlich von Muslimen bewohnten Malaysia und ebenso in Brunei Darussalam.
Das Weihnachtsgeschäft wurde zum marktbeherrschenden Faktor. In Kota Kinabalu waren die Staatsangestellten am Wochenende ab Freitag mit Einkäufen für die Feiertage beschäftigt und ausgelastet.
Im Hotel wurde zum Heilig-Abend Büffet geladen. Sämtliche Angestellte trugen rote Zipfelmützen, teilweise über weissem Kopftuch. Zusätzlich zu den üblichen Musikkonserven, bearbeitete ein Pianist mit roter Zipfelmütze einen schwarz lackierten Flügel.
Wir wurden verwöhnt und noch luxuriöser verköstigt als üblich. Den Gaumen befeuchtete ich sorgfältig mit einem Kürbis-Creme-Süppchen. Zur Vorspeise gab es zartes Roastbeef, rohes Gemüse in allen Farben und eine leckere Terrine. Als Hauptgang wählte ich Truthahn mit Cranberry-Sauce und Biryani-Reis. Die wohlgesinnte Bedienung schnitt ein Stücklein Geflügel, das für Familie samt Kindeskind gereicht hätte.
Als weihnächtliche Getränke gab es Château la pompe à discrétion. Feinschmecker bevorzugten Château robinet – kaltes Wasser. Damit war mein Fassungsvermögen erschöpft.
Dick schlug sich danach zusätzlich in Teig gebackenen Salm mit Sauce Hollandaise in den Magen. Das Angebot umfasste jedoch weit mehr – mit Schnitzeln und Yorkshire Pudding, Meeresfrüchte-Lasagne mit Kräutercreme, gebratenem Lamm, Geflügel und Gemüsen, Meeresfrüchte – als Salate, gesotten und gebraten. Ausser einigen Quadratmetern Vorspeisen waren etwa ein Dutzend Verpflegungsstationen aufgebaut.
Ein allumfassendes Dessertbuffet rundete das überbordende Angebot ab. Zu den üblichen Süssigkeiten und Früchten gab es irregulär Panettone und Dresdner Christstollen. Das war nur die Hauptprobe für das wesentlich umfangreichere Weihnachtsbuffet. Die schwerwiegenden Auswirkungen der Schlemmereien sind unübersehbar. Jüngere Automobilisten mit Kleinwagen signalisieren Hilflosigkeit.
An Sylvester werden wir uns in Kota Kinabalu vorwiegend aus Flaschen verpflegen.
Sultane und Schlitzohren II
Die Geschichte zeigt, nicht nur der Sultan von Sulu, vor allem der Sultan von Brunei war der North Borneo Chartered Company wohlgesinnt. Die Kolonialnachbarn auf Borneo, die Holländer, protestierten gegen die neue Konkurrenz auf diplomatischer Ebene vergeblich. Die Spanier auf den Philippinen und die Regierung von Sarawak, die britischen weissen Rajahs der Brooke Familie, erhoben erfolglos Einsprüche. Der Sultan von Brunei trat 1884 weitere Gebiete ab, bis zum Grenzfluss Puputan nahe Bandar Seri Begawan und den Distrikt Padas. 1885 erwarb die North Borneo Chartered Company das Kawang-Tal und die Mantanani Inseln.
Der Süden der Philippinen liess sich durch verschiedene Regierungen kaum oder nur schlecht regieren. Das Gebiet wurde von den Spaniern nie ganz unterworfen. 1904 gründeten die Amerikaner die Moro Province und kontrollierten sie militärisch. In Mindanao schwelte ab 1970 jahrzehntelang ein Bürgerkrieg. Er forderte 120‘000 Opfer.
Am 7. Dezember 2012 stellte der philippinische Präsident Benigno Aquino III den Entwurf eines Friedensvertrags ‘Framework Agreement on the Bangsamoro‘ mit der Moro Islamic Liberation Front, MILF, vor.
Das von der MILF beanspruchte Gebiet ist Bangsamoro und umfasst mit Mindanao, dem Sulu-Archipel, Palawan, Basilan und Nachbarinseln rund einen Drittel der gesamten Philippinen. Die Muslime stellen unter der Gesamtbevölkerung von 93 Millionen einen Anteil von fünf Prozent.
Die militanten Muslime möchten zusätzlich die ehemaligen Sultanate von Cebu, Jolo einschließlich der Besitzungen des Sultanats Brunei, (einem der reichsten Männer der Welt), samt den Gebieten von Sarawak und Sabah in einem neu zu schaffenden islamischen Staat zusammenzufassen.
Der ärmste Sultan der Welt, wie er sagt, lebt in einer muslimischen Gemeinde im Stadtteil Maharlik der Hauptstadt Manila. Er ist nierenkrank. Sein Herz ist schwach. Jährlich bezahlt die Malaysische Botschaft 5.000 Ringgit, laut anderen Quellen 5’300 MYR, zur Aufrechterhaltung des Vertrags von 1878.
Im Erbfolgestreit um das Sultanat von Sulu, beanspruchten verschiedene Abkömmlinge der Familie den Titel, rechtmäßige Thronfolger zu sein. Die Sultane der Philippinen verloren ihre Pfründe und Rechte spätestens 1936 unter dem Einfluss der Amerikaner. Der letzte souveräne Sultan von Sulu, Jamal ul-Kiram I, starb 1899. Darauf wurde Sulu ein Teil der Philippinen
Jamalul Kiram III wurde am 16. Julï 1938 geboren. Er unterlag in den Senatswahlen in den Philippinen 2007. Die Kiram Familie entschied im November 2012, nach Lage der Dinge sei Jamalul Kiram III zusammen mit Ismael Kiram II Sultan. Zur Stärkung der familiären Einheit ernannte Kiram III, Rajah Mudah Agbimuddin Kiram zum Kronprinzen.
Trotz der Armut, der Krankheiten und des Alters wurde der Sultan durch den Friedensvertrag des Präsidenten zum Handeln gezwungen. Die Erben des Sultans von Sulu sahen sich um ihre Rolle in der Zukunft von Sulu übergangen und geprellt.
Sultan Jamalul Kiram III forderte, ein Kontingent aus zivilen und militärischen Kräften solle unter Führung seines Bruders Raja Muda Agbimuddin Kiram seinem Anspruch auf Nordborneo Geltung verschaffen.
Unter Raja Muda Agbimuddin Kiram erreichte am 11. Februar 2013 eine Gruppe von 235 uniformierten und bewaffneten Filipinos, die Ortschaft Tanduo, etwa 135 Kilometer nordöstlich von Lahad Datu.
Die Gruppe nannte sich ‘Royal Security Forces of the Sultanate of Sulu and North Borneo‘. Ihr oberster Chef war Jamalul Kiram III, Sultan von Sulu.
Die malaysischen Behörden unterschätzten die Situation und entsandten eine Einheit Polizisten in das Gebiet.
Die Regierung Malaysias forderte die Besatzer mehrmals erfolglos auf, Sabah unverzüglich zu verlassen. Am 1. März knallten Schüsse zwischen den „Royal Security Forces of the Sultanate of Sulu and North Borneo“ und der malaysischen Polizei. Zehn bewaffnete Angehörige des Sultans wurden getötet und vier weitere verletzt. Die malaysischen Polizeikräfte verloren zwei Mann.
Erst am 2. März begannen die Malaysier mit der Verstärkung der Polizei- und Armee-Einheiten. Zusätzlich verlegte man Angehörige des Royal Malay Regiment nach Sabah.
Am 3. März 2013, geriet eine Polizeieinheit in einen Hinterhalt im Kampung Sri Jaya Siminul. Die Eindringlinge vom Sulu Archipel töteten den Leiter der Polizeistation von Bukit Aman und vier Polizisten.
Am 5. März 2013 endlich, griffen Kampfflugzeuge der Royal Malaysian Air Force Kirams Stellungen in Tanduo an. Kräfte der Armee und der Polizei trafen auf gegnerisches Gewehrfeuer.
Anlässlich der Säuberung des Geländes stellten die Malaysier fest, dass der Rebellenführer Raja Muda Agbimuddin Kiram mit einigen seiner Kämpfer aus dem Belagerungsring um Kampung Tanduo entkommen konnte.
Wer Geld und Waffen lieferte, wie die Angreifer entkamen und warum es der Marine nicht gelang, Nachschub- und Fluchtwege zu sperren, werden wir kaum erfahren. Das sind Geschichten aus Hinterindien.
(1) http://en.wikipedia.org/wiki/Jamalul_Kiram_III
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Sultanat_von_Sulu
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Lahad_Datu_Standoff
(4) http://pcij.org/blog/2013/02/19/history-catches-up-with-sabah
Rebellion der Moro National Liberation Front MNLF, 3. Okt. 2013:
(5) http://www.handelsblatt.com/politik/international/nach-wochenlangen-kaempfen-geiselnahme-in-den-philippinen-beendet/8861444.html
Sultane und Schlitzohren I
Am Mittwoch, den 06.03.2013, meldeten verschiedene Zeitungen:
Seit drei Wochen besetzen philippinische Rebellen Gebiete im malayischen Teil Borneos. Die Besetzer und das malaysische Militär liefern sich Kämpfe. Die Besetzer sind Anhänger des Sultans von Sulu in den benachbarten Philippinen. Teile von Sabah gehörten einst dem Sultan von Sulu. Er verpachtete das Land 1878 an eine britische Kolonialfirma. Die Briten überliessen dieses Gebiet später dem neuen Staat Malaysia. Indonesien, das den Süden der Insel Kalimantan beherrscht, versuchte gleich, sein Gebiet zu erweitern.
Dieses Wissen genügte für meinen Entscheid, im April den Südosten von Sabah nicht zu bereisen. Durch Schwermetalle belastete Luft ist allgemein ungesund.
Der Informationsgehalt war bescheiden und ungenau. Der Ursprung des Konflikts liegt im Jahr 1878. Der Sultan von Sulu, Jamal-ul Azam, trat damals teilweise Land, das aus der Hand des Sultans von Brunei stammte, an die North Borneo Chartered Company ab.
Das erfolgreiche Vorbild dieser Gesellschaft war die British East India Company. (1) Die Geschäftsleute: Baron von Overbeck aus Österreich, Alfred und Edward Dent, Leiter einer britischen Handelsgesellschaft mit Niederlassungen in Hongkong, Schanghai und London, trafen sich mit den Herrschern von Nord-Borneo. Sie forderten Konzessionen, um ihre kolonialen Interessen zu verwirklichen.
Der Gouverneur von Labuan, (2,3) einer britisch besetzten Insel vor Brunei, begleitete die Verhandlungen. Am 29. Dezember 1877 wurde er von Sultan Abdul Mumin in Brunei empfangen und erhielt eine Konzession für 15.000 Straits Dollar. Es zeigte sich leider, der Sultan von Brunei trat einige Gebiete bereits an den Sultan von Sulu ab. Neue Verhandlungen wurden nötig.
Unter Mitwirkung des schottischen Ingenieurs William Clarke Cowie, (4) einem Freund und Waffenlieferanten des Sultans von Sulu, unterzeichnete dann Sri Paduka Maulana al Sultan Mahomet Al Alam Bin Al Morham Sri Paduka Al Sultan Mahomet Fathlom,* Sultan of Sulu, am 22. Januar 1878 die Konzession für 5.000 Straits Dollar pro Jahr. Damit wurden die Herren Overbeck und Dent Herrscher eines Teils von Nord-Borneo. Overbeck wurde zum Datu Bendahara, Maharaja von Sabah und Raja von Gaya und Sandakan ernannt.(5) Der Freiherr von Overbeck gab sich wirklich frei und über-zeugend. In Hongkong hatte er vier Kinder mit Lam Tsat-Tam: Lily Overbeck, Oi Mond Overbeck, Annie Overbeck und Victoria Overbeck. 1870 heiratete Baron Gustav von Overbeck die Amerikanerin Romaine Madeleine Goddard unter Anwesenheit des Präsidenten Ulysses S. Grant. Das Paar hatte drei Söhne: Gustav Convers, Oscar Karl Maria und Alfred von Overbeck.

Im Territorialstreit um Nordborneo machen die Philippinen Ansprüche auf das Gebiet des malaysischen Bundesstaats Sabah geltend. Die Basis der Ansprüche ist dabei der historische Einflussbereich des Sultanats von Sulu. Es erstreckte sich vom Sulu-Archipel bis in die nördlichen Teile von Borneo.
Die tropischen Palmen-Inseln mit ihrer teils seenomadischen Bevölkerung, Bajau, sind das islamische Zentrum mit der Bezeichnung Bangsamoro. Die Inseln Jolo und Basilan wurden als Stützpunkte der 1991 gegründeten terroristischen Islamistengruppe Abu Sayyaf bekannt.
Die Philippinen wurden 1521 vom Portugiesen Fernão de Magalhães entdeckt. Die Bevölkerung ist vorwiegend katholisch. Ein Verdienst der spanischen Eroberer der einst muslimischen Sultanate.
* Diese Namenskette wurde auf der Konzession vermerkt
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/East_India_Company
Labuan
(2) http://wp.me/p2ljyL-SI
(3) http://wp.me/p2ljyL-TL
Api Api, Jesselton, Kota Kinabulu, Bajau
http://wp.me/p2ljyL-SU
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/William_Clarke_Cowie
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Overbeck_(Diplomat)
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Sulu-Archipel
Fortsetzung folgt
http://hinterindien.com
Nachrichten über das eigentliche Borneo, 1826
Neue
Allgemeine Geographische
und Statistische
EPHEMERIDEN
Redigirt
von
dem Prof. Dr. G. Hassel
Weimar, im Verlage des Landes- Industrie Comptoirs
XXII. Bandes viertes Stück 1827
(Nouvelles Annales des Voyages. Fevrier 1826.)
Derjenige Theil von Borneo, welcher der ganzen Insel den Namen, den sie bei den Europäern führt, gegeben hat, ist von den Eingeborenen Brunai genannt, welches ohne Zweifel eine ursprüngliche und einheimische Benennung ist.
Wenn der Flächenraum eines Landes dessen Macht alleine ausmachte, so könnte das eigentliche Borneo für eines der ansehnlichsten Reiche in Asien gehalten werden; denn seine Küsten sind wenigstens 700 Meilen lang und es ersteckt sich 100 bis 150 Meilen in’s Innere; es ist im Westen durch das Gebiet Sambas begränzt; die Gränze von dieser Seite, gegen das Meer zu, ist Tanjong-data (3°N.Br. 110° 36‘ östl. L.). Im Osten gränzt es an das Königreich Suluh und die Mündung von Sandakan (5° 50‘ N- Br., 118° 15‘ O. L.) bildet die Gränze. Im Süden stösst Borneo an die von wilden Stämmen bewohnten Theile der Insel: die mächtigsten dieser Stämme sind die Kayan, die Dusum, die Murut und die Tatao.
Diese blutgierigen Menschen finden Vergnügen daran, Fremden den Kopf abzuschlagen, und sind stolz über die Menge der Schädel, die sie aufhäufen; je grösser die Anzahl solcher Siegeszeichen ist, welche sie ihren Nachkommen überlassen können, desto mehr werden sie geehrt.
Zu Borneo gehören die Inseln Malawelli, Bangghi, Balanbagan, wo die Engländer ehemals zu zwei wiederholten Malen eine Niederlassung gründeten, und deren wahrer Name Berobangan, Balabak und Babullan ist. Sie haben mehrere schöne Häven, welche für den Handel mit China, den Philippinen und den Borneo benachbarten Inseln günstig gelegen sind. Da war es, wo der berühmte Geograph Alexander Dalrymple die wenig anwendbare Idee fasste, die Hauptstadt eines grossen polynesischen Reiches anzulegen; dieser Plan ist, obgleich oft erneuert, in Bezug auf jeden Theil jener Inselwelt schlecht berechnet, wenn man Java ausnimmt und vielleicht nach zwei oder drei Jahrhunderten Neuholland.
Borneo enthält mehrere schöne Flüsse, die für ein Land, dessen Bewohner eine höheren Grad von Civilisation erreicht hätten, als zu dem diese Insulaner gelangt sind, dem Gedeihen des Ackerbaus und des Handels sehr erspriesslich seyn würden. Die grössten sind der Rayung und die Batavia, welche nach Sibita, Hauptstadt der Kayan, die den mächtigsten und rohesten Stamm von Heiden auf der Insel bilden, hinführen; der Mahari, welcher, ebenso wie die beiden vorhergehenden, seine Mündung an der Nordküste hat; der Borneofluss, auf welchem in einer Entfernung von zwanzig Meilen vom Meere Schiffe von 800 Tonnen Last segeln können, und der Sandakan oder China-Batangun auf der Nordküste der Insel.
Neuere Erkenntnisse über Borneo:
Lage: 0° S, 114° O
Fläche: 751.936 km²
Küsten: 4971 km lang
Länge: 1366 km
Breite: 1026 km
Vorgelagerte Inseln: nördlich – Pulau Balambangan, Pulau Banggi, Pulau Malawali und Pulau Matunggong, östlich – Pulau Jambongan und Pulau Tigabu, südlich -Pulau Bohayan, Pulau Tabawan, Pulau Timbun Mata, Pulau Mata Pahi, Pulau Bohey Dulang, Pulau Omadal und Sebatik.
Ich arbeite an einem aktuelleren Bericht über Sabah, Borneo. Die Ermittlungen sind zeitraubender, als ich erwartete. Darum publizierte ich Professor Hassels Übersetzung aus dem Französischen von 1826.
Gedenktafeln auf Labuan, Malaysia
Der Beitrag ‚Die Biergarteninsel‘ war weder überheblich, noch respektlos, bloss ein erster, oberflächlicher Eindruck. Bier gibt es, Biergärten trotz des durst-fördernden Wetters nicht. Wir erkundeten Labuan besser.
Im Schatten vier riesiger Bäume vor dem Museum, eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes Labuans, sass ein Fremder. Die Bäume wurden 1953 anlässlich des Besuches der englischen Königin gepflanzt. Stechmücken belästigten den Gast. Er las mehrere, in Stein gemeisselte und in Bronze gegossene Inschriften. Sie widersprachen sich teilweise in den Aussagen. Grossmachtpolitik vergangener Jahrhunderte machten den Neugierigen nachdenklich.
Dieser kleine Platz verdeutlichte Einflüsse gewinnorientierten Machtstrebens. Tausende von Menschen verloren für diesen Flecken und die nähere Umgebung ihr Leben. Allein Labuans Soldatenfriedhof des Krieges (1945), hat über 3900 gepflegte, bedrückend beeindruckende Gräber.
Zitat Wikipedia:
“Am 24. Dezember 1846 trat der Sultan von Brunei, Sultan Omar Ali Saiffudin II, auf Betreiben von James Brooke, die ehemalige Pirateninsel an die Briten ab.“ (3)
Auf dem Gedenkstein vor dem Museum liest sich die Geschichte weit trockener:
This Island was taken possession on December 24. 1846 in the name of her Majesty Victoria, Queen of Great Britain and Ireland
under the direction of his Excellency rear admiral Sir Thomas Cochrane CB, Commander in chief, by Captain G.R. Mundy, commanding.
Diese Insel wurde am 24. Dezember 1846 im Namen ihrer Majestät VICTORIA, Königin von Gross Britannien und Irland, in Besitz genommen.
Die Leitung hatten seine Exzellenz, Gross Admiral Sir Thomas Cochrane CB, Oberbefehlshaber und Kapitän G.R. Mundy, Ausführender.
Das tönt nicht sehr nach Büro und Verhandlungen, sondern eher nach Militär und Kanonen. Wenn man weiss, wie unzimperlich die Marine damals die Mehrzahl ihrer Seeleute anheuerte, kann man sich vorstellen, dass diese Seereisen für schlecht bezahlte Mannschaften alles andere als Abenteuer und Vergnügen waren. Viele von ihnen sahen ihre Heimat nie wieder.
Heutige Söldner in Labuan werden bestens honoriert. Sie benutzen weder Degen, Flinten, Kartätschen, noch Vorderlader. (1) Sie fliegen Business-Klasse und tragen bunte Overalls mit Aufschriften wie Petronas, Schlumberger und Halliburton. (2) Letztere salbungs- und öltechnischen Missionare waren und sind auch im Irak tätig. Einer der Hohepriester und Kassierer der umtriebigen Gesellschaft war Dick Cheney, Sekretär im Verteidigungsministerium von Präsident Bush.
Auf einem mit Flechten überwachsenen, sargähnlichen Monument stand eine Bronzetafel:
“This Memorial commemorates
General Maida
Commander in Chief of the wartime Japanese forces in British Borneo
who was killed in an aircrash at Bintulu
on 5th of September 1942
when en route to Labuan
to open the airfield here. …”
Diese Stätte erinnert an General Maida, Oberbefehlshaber der japanischen Streitkräfte in Britisch Borneo. Er starb bei einem Flugunfall in Bintulu am 5. September 1942, auf dem Weg nach Labuan, um hier die Fliegerbasis zu eröffnen. Weiter war zu lesen:
“Am 9. Dezember 1942 wurde Labuan auf Verordnung der japanischen Regierung in Insel Maida umbenannt.
Dieses Denkmal wurde auf Befehl des Generals Tojo, (damals Ministerpräsident Japans) errichtet. Er reiste im July 1943 durch Labuan.“
Dann folgte ein SMS in Bronze und Stein der Australischen Armee:
This memorial commemorates
the landing of units of the 9th division Australian imperial forces
on the 10th June 1945, which led to the liberation of
Labuan and British Borneo from the Japanese.
Wikipedia sagt dazu: (3)
Die Befreiung von Borneo begann am 10. Juni 1945 mit der Landung von 100 Schiffen der alliierten Streitkräfte unter General Douglas MacArthur auf Labuan und Brunei. Der Angriff der 9. Australischen Division wurde durch massive Bombardierungen aus der Luft und von See unterstützt und endete mit der Kapitulation der Japanischen 37. Armee am 9. September 1945
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kart%C3%A4tschgesch%C3%BCtz
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Halliburton
http://www.halliburton.com/
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Labuan
Ein Film (2009, 47 Minuten) zeigt eine umstrittene Kriegsepisode auf Borneo:
Kopfjäger im Zweiten Weltkrieg
Api Api
Die Seefahrer aus England fanden illustre Landeplätze in den Gebieten in und um Malaysia. Penang, Port Dickson, Melaka und Singapur waren strategisch wichtige und schön gelegene Häfen. Labuan und Kota Kinabalu ergänzten die Perlenkette. Labuan war für die frühen Dampfschiffe Brennstofflieferant – Kohle.
Die North Borneo Chartered Company errichtete auf der Insel Pulau Gaya ihren ersten Handelssitz im September 1882. Gaya wurde am 29. Dezember 1877 zusammen mit weiteren Gebieten an der Küste durch Verträge mit dem Sultan von Brunei, Abdul Mumin Ebn Marhoum Maulana Abdul Wahab, erworben.
Die Siedlung litt unter Wassermangel. Bereits nach drei Jahren, 1885 wurde die Verlegung auf das Festland gefordert. Nicht jeder in britischen Diensten hatte das Format eines Stamford Raffles. Darauf erfolgte ein wenig überlegter Umzug nach Gantian, der heutigen Sepanggar Bay. Die Wahl von Gantian war unglücklich. Die Bucht war wegen ihrer geringen Wassertiefe als Ankerplatz für größere Schiffe ungeeignet!
Der Sultan von Brunei trat weitere Gebiete auf dem Festland an die Gesellschaft ab. Menggatal, Mengkabong, Api Api, Sembulan, Inaman, Kuala Lama und Mebakut.
1899 wurde ein Herr Henry Walker beauftragt, raschen Ersatz für Gantian zu finden. Walker schlug den Streifen Land gegenüber der Insel Gaya vor.
Am 9. November 1899 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der neuen Niederlassung.
Der Platz, auf dem das heutige Kota Kinabalu gebaut wurde, war ursprünglich eine Siedlung der Bajau. Es gab dort größere Baumbestände von Avicennia, durch die Einheimischen Api-Api genannt. (1) Das war ebenfalls der Name des Dorfes.
Als die Niederlassung von Gantian verlegt wurde, wurde das frühere Api-Api zu Ehren Charles Jessels, des Aufsichtsratsvorsitzenden der North Borneo Chartered Company, in Jesselton umbenannt.
Seit 1968 heißt der Ort Kota Kinabalu. Der Name setzt sich aus Kota, dem malaiischen Wort für Stadt, und Kinabalu, einem markanten Berg, etwa 50 Kilometer östlich gelegen, zusammen. Der Kinabalu ist mit 4095 Metern der höchste Berg in Malaysia und Borneo.
Ganz nebenbei – der Gipfel wird Low’s Peak genannt.
Kota Kinabalu hat an die 200 000 Einwohner. Wir erreichten die Hauptstadt von Sabah mit einem Schnellboot von Labuan in drei Stunden. Das Billet kostete 34 Ringgit, ungefähr 340 Baht.
Täglich erfreut uns die Aussicht auf die Inseln Gaya, Mamutik, Manukan und Sulug. Ganz spektakulär ist diese Landschaft bei Sonnenuntergang.
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Avicennia