Erfindungen und gerissene Gauner

Was war die hervorragendste Erfindung des letzten Jahrhunderts? Ein ungesunder Brotaufstrich? War es die Entwicklung nuklearer Waffensysteme und Träger-Raketen? Für die Damenwelt waren es wohl Nylon-Strümpfe, Bikini-Badegarnituren und mit Teflon beschichtete Pfannen. Grossmutter besass emaillierte Pfannen. Sie waren teuer, schwer und zerbrechlich, aber erfüllten sämtliche Anforderungen der Spitzenköchin. Waren es Grossraumflugzeuge für globale Rucksacktouristen.
Für mich persönlich war es die Arbeit des Schotten Alexander Fleming. Er entdeckte 1928 das Penicillin. Ab 1942 wurde es erfolgreich als Antibiotika gegen Infektionskrankheiten eingesetzt. Ohne diese grossartige Entdeckung und verschiedene daraus weiterentwickelte Medikamente hätte ich meinen Unfall mit Querschnittlähmung, Paraplegie, nie überlebt.
Nach einigem Überlegen fand ich einen anderen Sieger. Der Brite Tim Berners-Lee entwickelte aus älteren, komplizierten instabilen Kommunikations-Versuchen im CERN 1989 das Internet. Ab 30. April 1993 bot CERN die geniale Software lizenzfrei an.
Bald verkabelte ich die Maschinen im Laboratorium entsprechend. Von meiner Wohnung aus hatte ich den Zugriff auf die meisten Geräte an meinen Arbeitsplätzen. Mein privater Provider (pop.agri.ch) arbeitete vorbildlich. Updates und Systemwartung wurden angekündigt. Das Netz der Universität nutzte ich kaum.

In Thailand änderten sich die Zustände dramatisch. Kontakt zu den Providern gab es nur auf finanzieller Ebene. Das Internet war und ist eine Einbahnstrasse. Die Elektronikindustrie entwickelte für geistige Neandertaler Fingerfones. Die Datenflut stieg. Unser Pflegesohn erhielt täglich dreihundert Mails. Noch schlimmer wurde es durch die Einführung der schnellen Datenübermittlungen G2, G3, G4 und GXY. Die Preise stiegen monatlich auf das Zehnfache. Die Anbieter in Chiang Mai sandten Sabotage-Trupps mit Seitenschneidern aus, um Kunden der Konkurrenz den Zugang zu vermiesen.
Aus Fingerfones wurden Smartphones. Dazu gab es leicht bedienbare Programme wie Line. Sprachübermittlung, Text mit Bild wurden für intellektuell Unterprivilegierte möglich. Dick erhält täglich hundertachtzig Nachrichten mit Line. Die meist sinnlose Datenflut, Kopien von Kopien, wächst. Darum muss die Geschwindigkeit der Netze stetig erhöht werden. Wenn die handlichen hochtechnischen Telekommunikationsgeräte mit Daten zugemüllt sind, ist es im Dorf üblich, dass anstatt den Schrott zu löschen, ein neueres Gerät her muss.

Die Spitze der Zerstörungswut war erreicht, als mein Provider unter Vertragsbruch, eine Horde Dilettanten mit Seitenschneidern aussandte, um den erneuerten Anschluss nach knapp einem Jahr zu kappen. Hätte ich geahnt, was geschehen würde, hätte ich die Kerle am Haus weder nageln noch bohren lassen.
Das Internet bereitete der Regierung sorgen. Sogenannte Kriegsräume wurden installiert, um die Datenflut zu überwachen. Zwei Müsterchen erwähne ich. Ich hatte über das Netz Kontakt mit einer grösseren Weinfirma. Plötzlich blieben die wöchentlichen Informationen aus. Aber Microsoft fragte mich trotzdem mehrmals, ob ich, diese für mich unlesbaren Mails als Spam markieren möchte!
Es gab also jemanden, der meinen Briefkasten pflegte. Ich änderte und verlängerte mein Kennwort von 11 auf 24 Zeichen. Das Resultat war eindeutig, ich erhalte diese Mails wieder.
Noch interessanter war die Erfahrung mit unseren „Smart TV“. Das Gerät erlaubt Zugriff auf das Internet. Dort benutzten wir hauptsächlich YouTube. Vor etwa einer Woche war der Zugriff auf YouTube möglich, das Laden der Programme funktionierte am Fernseher nicht. Die Computer dagegen hatten Zugriff. Muss ich als Sehprothesenträger Spielfilme im Postkartenformat ansehen, während ein Grossgerät nutzlos herumsteht?
Dick telefonierte mit einer Angestellten des Netz-Anbieters. Die Intelligenzbestie löschte sogar das Passwort des Routers erfolglos. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob andere Kunden gleiche Erfahrungen meldeten. Das lügende Spatzenhirn behauptete frech, unser Smart-TV sei defekt.
Ein Nachbar, Polizist, ebenfalls Besitzer eines schlauen Fernsehers, machte dieselben Erfahrungen mit YouTube. Wahrscheinlich kroch eine Schnecke über die Hochgeschwindigkeitsleitung, denn nach einigen Tagen funktionierten unsere Guckkästen wieder vollumfänglich. War nur der tiefe Süden betroffen –
oder hatten andere Landesteile ähnliche Probleme?

https://de.wikipedia.org/wiki/CERN

Wassermelonen und Kernforschung

In sämtlichen tropischen Früchten finden wir die Samen, Kerne, Steine und wie immer die bösartigen Zahnschädlinge genannt werden, irgendwo schön aussortiert. Da ist Gruppenleben einprogrammiert.
Die riesige Ausnahme sind die Wassermelonen. Da sind die Samen, wie beim Urknall die Sterne in den verschiedenen Milchstrassen, im ganzen wässerigen All, der von einer dicken Schale begrenzten Frucht, verteilt.
Wenn ich Wassermelone esse, habe ich immer einen Spucknapf, einen sogenannten Kernspeicher in der Nähe. Ich will ja nicht schädliche Kernenergie, sondern wässrig vitaminisiertes Fruchtfleisch schlucken.
Bei den Einheimischen ist es ganz anders. Die sammeln die Samen und trocknen sie. Nach einiger Zeit, wenn die Dinger von einem grauen Reifeschleier überzogen sind, wird die feine Schale mit den verbliebenen Zähnen geknackt und der Inhalt genüsslich verspiesen. Das ist üblicherweise ein mehrstündiges Ritual, während dem, nach eigener Erfahrung, kein Geschlechtsverkehr ausgeübt wird.
Andere wiederum machen aus den gesammelten Kernen knuspriges Backwerk. Eines der übelsten Gebäcke, die ich jemals im Mund hatte, waren Biskuits mit Jack Frucht-Kernen. Der Jack Fruchtbaum, Artocarpus heterophyllus, ist eine Pflanzenart der Familie der Maulbeergewächse, Moraceae.
Spezialisten verarbeiten Wassermelonenkerne zu Mehl und backen damit etwas Brotähnliches.

Vergeblich suchte ich als interessierter Mensch, im Internet Details zur Kernverteilung in Wassermelonen. Vermutlich wüssten Kern-Forscher im CERN genaueres. (1)
Aber ich fand einen interessanten Hinweis auf Wassermelonenspezialitäten für ältere Menschen, sowie Melonenkern-Allergiker.

Bekömmliche Wassermelonen-Bowle
Von einer ungefähr fünf Kilogramm schweren, biologischen Wassermelone mit Zertifikat, einen Deckel absäbeln. Auf der verbliebenen Seite das Fruchtfleisch auskratzen, bis das Gebilde einem Halloween-Kürbis ähnelt.
Etwas Frucht in kleine Stücke hacken. In die leere Melonenhälfte eine Flasche Weisswein und einen halben Liter Wodka vorsichtig einplätschern lassen. Etwas Fruchtfleisch beigeben. Den abgesäbelten Deckel aufsetzen und die Bowle über Nacht im Kühlschrank lagern. Vor dem kultivierten Servieren eine Flasche perlenden Sekt beigeben.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/CERN