Natureinflüsse in allen Lebenslagen, Fortsetzung

Nach drei Nächten im Hotel, ohne Traumfrühstück – warmes Spiegelei mit einem kleinen Stück Schinken, die an sich attraktiven Spiegeleier wurden im Kühlschrank gelagert – fand Dick kurz vor Mittag dank Garmin den direkten Weg zum Spital.
Sogar mit Navigationshilfen findet man das Ziel nur zufällig, sofern man sich nicht an die Anweisungen hält. Seit einigen Monaten und zwei Freundinnen in Satun hört die Frau weder auf Garmin, noch auf mich. Deshalb besuchten wir eines Morgens in Chumphon unter anderem unfreiwillig das bunte Gewimmel eines Markts. Die beschäftigten Marktweiber und Lastenschlepper unterschieden sich eindeutig vom Spitalpersonal.

Die zwei Chirurgen und sechs Pflegerinnen begutachteten die Wunde, wechselten den Verband und entliessen uns mit den besten Wünschen auf die Reise nach Prachuap Kiri Khan. Bevor wir Bang Saphan erreichten, hielt ich es nicht mehr im Wagen aus. Ich schlug vor, einen Halt für einen feinen Imbiss zu machen. Bang Saphan hat eines der bekannteren Krankenhäuser Thailands. Nicht wegen der qualifizierten Ärzte und Pflegerinnen, sondern weil es letztes Jahr in den Fluten brutal absoff.
Die Stadt selbst liegt nicht am Strand. Als ich später ein, zwei grössere Hotels sah, schrie ich als Mr. Garmin: „Stop!“ Die Fahrerin hörte nicht. Später stellte sie das Fahrzeug in der Nähe einer stinkenden, ungepflegten Fischküche ab. An Stelle eines süffigen trockenen Weissweins gab es ein Singah. Das Bier passte vielleicht zu Dicks Tintenfischen mit Chili, aber nur schlecht in meinen schmerzenden Körper. Meine Gemüse-, sprich Kohl-suppe war mit Unmengen Hackfleisch angereichert, enthielt Knorr Bouillon und reichlich Glutamat, wie mir eine Stunde später endlose Rülpser verrieten. Luxusgemüse wie Karotten, Kartoffeln oder Tomaten fanden meine Augen nicht.

Wir reisten in unser Hotel und besuchten darauf den nahen Strand. Als neue Attraktion am Stadtrand gab es dort einen sehenswerten Markt. Einigen Stücklein Durian konnte Dick nicht widerstehen, während ich weiter Kohlsuppe wiederkaute. Dick hatte Lust auf eine Massage am Markt. Ich wollte zurück ins Zimmer, weil dort ein Fläschchen Chardonnay ohne Eichenaroma wartete – zur klassischen Kohlsuppenaromabekämpfung.
Dick wurde nach langem Warten im Zimmer massiert. Im Restaurant versuchte ich währenddessen ein Clubsandwich samt Zubehör zu entsorgen. Ein unmögliches Werk ohne die emsigen Beisserchen von Frau Hungermagen.
Wir versuchten vergeblich einen Tag länger zu bleiben. Die Suite war leider bereits gebucht. Die letzte Etappe im Schlauch der Halbinsel nach Nakhon Pathom wartete.

Aussergewöhnliche Rettung vor dem Verdursten

Wir erlebten den ersten, doppelt trockenen Songkran. In Satun wird nur selten gewässert. Meine Kleidung blieb trocken. Zusätzlich litten unsere Kehlen unter Feuchtigkeitsmangel. Bier trinke ich kaum. Es gab keinen Wein, der den Namen verdient. Nur gepanschten Fusel aus Bangkok, fabriziert aus importiertem Traubenkonzentrat, gemischt mit Alkohol und Wasser. Bereits die Etiketten liessen zweifeln. Die Grafiker konnten nicht fehlerlos “Château“ schreiben. Es geht mir nicht um den schwierigen Accent circonflexe. Dieses Dach wurde zum Quälen quengelnder fremdsprachiger französischlernender Knaben erfunden. Die geniale, thailändische Neuschöpfung heisst Chaton.
Eine jüngere Angestellte erzählte: Amtsstellen in Bangkok beeinflussten den Grossverteiler – – – in Satun im Angebot auf echte Importweine zu verzichten!

Im Kad Farang in Chiang Mai genossen wir vor Monaten guten Primitivo, in Amerika heisst die Traube Zinfandel – und Negroamaro. Wir fragten den Kassierer, wir reisen demnächst nach Satun, ob die Firma zwölf Flaschen dorthin liefern würde.
Einen Tag darauf telefonierte der Kerl, unser bestellter Wein sei eingetroffen. Wir hatten keinen Platz im Auto. Zusätzlich wollte ich keinen Wein während einer Woche im heissen Fahrzeug transportieren. Zudem bestellte ich nichts. Es war bloss eine Frage, ob eine Lieferung in den Süden möglich sei.

Mühsam schleppte ich mich nach Songkran, gequält vom Durst, an die Tastatur. Ich googelte: Wine Connection. Die Firma betreibt einen Online Shop. Das Angebot ist nicht so reichhaltig wie in den luxuriösen Einkaufsgelegenheiten. Die Angestellten polieren die Flaschen täglich. In meinem Weinkeller in der Nähe von Bern waren Staubwedel verboten.
Die Dienstleistungen im Internet sind kundenfreundlich. Ab zweitausend Baht entfallen Transportgebühren. Ich fand zwei Weine, Shiraz und Chardonnay und bestellte am Montag, kurz vor Mittag, je sechs Flaschen.
Am Dienstagmorgen hatte ich einen „neunzig Tage“ Termin beim Amt. Wir waren wieder im Auto, als mein Telefon Töne dudelte. Ich dachte, es sei ein Anruf aus Bangkok, betreffend Weinbestellung. Nein, es war unser bekannter Fahrer von Kerry Express. Er sagte, er hätte eine Sendung für mich aus Bangkok, frisch vom Flughafen Hat Yai.
Unglaublich – keine vierundzwanzig Stunden später erfolgte die Lieferung. Ich kalkulierte zuvor, wenn wir Glück haben, erhalten wir die fermentierte Trauben-Medizin aufs Wochenende. Nach drei geleerten Flaschen lalle ich: Herzlichen Dank!

Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit und Dummheit

Es scheint beinahe unmöglich, alle diese Eigenschaften in einer einzigen Person zu kombinieren.
Aber mit diesen drei Eigenschaften werden potente Stinkbomben erzeugt. Im Nebeneffekt wird oft zusätzlich, ohne böse Absichten, gemordet.
Gekochte Speisen an Strassenständen und motorisierten Küchen sind spottbillig. Das führt dazu, nicht selbst am heimischen Herd zu stehen, dabei kostbare Zeit fürs Tratschen und Zocken zu vertrödeln, sondern fertige Mahlzeiten in Plastikbeuteln zu kaufen und damit die Familie zu verpflegen. Sofern die Erzeuger bekannt sind und als Verpackung ungebrauchte Beutel benutzt werden, ist das in Ordnung. Lag vorher verdorbenes Fleisch im Beutel, wie Kakerlaken, Maden, Mäuse, Ratten oder Schlangen, erwischte der Käufer in der Lotterie des Lebens Hinterindiens schlechtes Karma.
Die Verpflegung in Kindergärten und Schulen im LOS schien nicht optimal zu sein. Der kleine Goon verbrachte nach seinen Mahlzeiten im Kindergarten durchschnittlich alle drei Monate einige Tage im Spital. Jeden Monat legten Lebensmittelvergiftungen im Land der Freien ganze Schulklassen flach. Seit der Militärregierung verbesserte sich offensichtlich die Situation. Zeitungen berichten jedenfalls nicht mehr über jeden kümmerlichen Scheissdreck in Schulzimmern und Höfen.

Diese Woche vernahm ich von drei Todesfällen Erwachsener. Sie alle verspeisten Reissuppe. Dicks Mutter kämpft in einem Privatspital seit einer Woche ums Überleben. Magen, Darm, Leber und Nieren sind schwer betroffen. Im kleinen Krankenhaus in Hang Dong hatte es kein Bett für sie. Dadurch stiegen ihre Überlebenschancen. Dicks Schwester vergiftete mit einem eingekauften delikaten Süppchen ihren Mann und ihre Mutter. Der Mann, Amerikaner ohne jegliche Abwehrstoffe gegen verdorbene Thai-Suppen, kaut vermutlich bereits im Nibbana Gummi. Die Ärzte konnten ihn trotz reichlichem Dollar Guthaben nicht retten.

Reis-Suppen mit Huhn, Schwein oder getürkten Elefanten werden von Knorr als Pulver in Beuteln für wenige Baht angeboten. Mit etwas Wasser aufkochen und nach kurzer Zeit ist das bekömmliche Süppchen bereit. Die meisten fünfzehnjährigen Schulmädchen sind mit der Zubereitung überfordert.
Sie verstehen die illustrierten Instruktionen auf der Verpackung nicht. Das verdeutlicht brutal die Qualitäten der teuren Schulen und die Intelligenzquotienten der jungen Damen.

Wir blieben von den Entgleisungen der Nahrungslieferanten in den letzten Wochen trotz aller Vorsicht nicht verschont. Es ist gegenwärtig Mode im Land, Fleisch, vor allem Fisch und Garnelen, durch die Verwendung von Formalin haltbarer zu machen.
Dick fand auf dem Markt in Klong Khut einen ausserordentlich frisch aussehenden Fisch. Ich staunte über die Struktur des gebratenen Fleisches im Teller. Vom Fisch ass ich nur wenig. Mir schmeckten die gekochten, leicht bebutterten Kartoffeln mit – im Süden seltener Petersilie besser.
Stunden danach quälten mich Bauchgrimmen und Krämpfe. Der Kot roch verdächtig nach einer Substanz, die ich von meiner Zeit in einem Institut für Pathologie her kannte. Die Präparatoren legten ihre Fundstücke in Formalin. Wie gut Formalin wirkt, bestätigten mir bestens erhaltene, eingelegte Föten. Sie hätten bereits damals Altersrenten erhalten. (1)

Ein Offizier in der Nachbarschaft wurde zum Dienst nach Koh Lipe entsandt. Dort fing er riesige Garnelen. Er schenkte uns ungefähr ein Kilogramm der schönen Tiere. Mich interessierte, wie das Fleisch auf dem stundenlangen Weg frisch gehalten wurde. Er grinste und sagte: „Die Boote der Marine haben Kühlschränke“.
Nach dem Genuss der Garnelen, wir spülten mit einem Fläschchen Chardonnay, Lagerung im Fass aus Eichenholz, konnte ich meinen Darm rauschen hören. Erneut der fatale Gestank des Kotes.
Dass mit den Garnelen etwas nicht stimmte, zeigte ein Besuch der Schwiegermutter des Offiziers. Der Gast aus Hat Yai hatte einen gesunden Appetit und langte kräftig zu. Sie klappte kurz nach der Mahlzeit zusammen. Gegenwärtig liegt sie in einem Krankenhaus in Bangkok.

In Thailand spricht der gehobene Mittelstand nicht über unangenehme Dinge des Lebens wie Urin, Fürze oder Fäkalien. Lässt ein fahrlässiger Flatulenzler hörbar Gas ab, schickt der Gastgeber den Hund aus dem Raum. (2) Deshalb lautete die Diagnose des Leidens der Mutter über Line nicht auf Dünnschiss, sondern vornehmer auf Herzattacke.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Formaldehyd
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Flatulenz

Weinbau im Markgräflerland

Beim Schreiben im Reisetagebuch, Stichwort Bad Bellingen, erinnerte ich mich an einen Artikel im TIP-Forum: Thailändischer Wein.

Im Beitrag wird der Weinbau in Baden, D erwähnt. Ich kürzte und ergänzte den Artikel. Ein Mitglied beschwerte sich über sauren Chardonnay und erwähnte eine Zeile später Féchy. http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A9chy

Glücklicherweise haben nicht alle Menschen denselben Geschmack.
Féchy mit Chardonnay zu vergleichen ist heikel. Féchy wird aus der Chasselas-, Gutedel-Traube gekeltert. Es besteht ein großer Unterschied zu Chardonnay.

Der Chasselas ist ein leichter, süffiger, frischer, fruchtbetonter und anregender Weißwein von blassgelber Farbe. Er wird überwiegend trocken ausgebaut.
Eine größere Verbreitung innerhalb Deutschlands erfuhr der Gutedel durch Aktivitäten des Markgrafen Karl Friedrich von Baden. Er führte 1780 aus Vevey Rebstöcke in die Gegend südlich von Freiburg, dem heutigen Markgräflerland, ein.

Hatte Karl Friedrich bei der Gelegenheit Kontakte mit Henri Nestlé? 1866 gründete der Schweizer Apotheker deutscher Herkunft die Farine Lactée Henri Nestlé. Nestlé gelang es 1867, ein lösliches Milchpulver als Muttermilchersatz für Säuglinge herzustellen. Als Unternehmenslogo verwendete er sein Familienwappen.  Im Schwäbischen bedeutet der Familienname kleines Nest. Es ist bis heute Firmenlogo. – Interessante Ereignisse, sie liegen aber 100 Jahre auseinander.

Die bekannteren Chasselas-Weine der Schweiz sind Fendant, Aigle, Epesses Calamin und Dézaley, der Mont-sur-Rolle und der Féchy.

Der Chardonnay ist genotypisch verwandt mit den Burgundersorten. Eine im Jahr 1998 durchgeführte DNA-Analyse ergab, dass der Chardonnay das Ergebnis einer natürlichen Kreuzung von Pinot und Gouais Blanc ist. Der Wein zeichnet sich vor allem durch Körperreichtum aus. Der Alkoholgehalt ist höher als beim Chasselas.
Die berühmtesten, fast unbezahlbaren Chardonnay-Weine wachsen auf den kalkhaltigen Böden von Puligny-Montrachet, Meursault, Corton-Charlemagne und Chablis. Die Trauben haben nussige, im Alter leicht petrolige Aromen. Diese Traube bringt auf nahezu jedem Bodentyp ansprechende Qualitäten hervor. Sie treibt früh aus und darf nicht zu spät gelesen werden, weil sonst die Säure absinkt.

Ich hätte den Wein, auch mit hoher Säure, kaum weggegossen. Zahlreiche Saucen lassen sich verfeinern. Ein Geheimtip ist, ein Stücklein Butter und ein Schlücklein Weißwein in den fast gekochten Reis zu geben.

Die Winzer im Badischen erzeugen neben Gutedel und weiteren Weinen ebenfalls hervorragenden, dazu preisgünstigen Chardonnay. Leider finden diese Weine kaum den Weg in die Regale der Weinverkäufer Hinterindiens.