Lebens- und Wohnräume

Die Häuser der Einheimischen sind meist klein und stehen dichtgedrängt in der Landschaft. Grosszügige Gebäude in Parklandschaften können sich nur wenige Auserwählte leisten. Diese Bauten sind dank den Seifen-Opern der Thai Fernsehunkultur längst Allgemeingut. Man färbt sich die Haare, lässt sich von Laien masslos lebensfährliches Botox spritzen und gehört damit in der miesesten Hütte zur besseren Gesellschaft und ist ohne jegliche Flugerfahrungen Mitglied des Jet-Sets. Wenn das nicht genügt, frisiert man sich seinen Auspuff oder denjenigen des Motorrads. Das entspricht dann echter hinter-indischer Lebensqualität. Je bescheidener der Verstand, desto intelligenter das Smartphone.

Nach meinen Aufenthalten in verschiedenen Wohnungen des Elternhauses im Grossraum von Bern, verbrachte ich fast sieben Jahre im Spital. Dann verhalf mir mein Arbeitgeber zu einer ausserordentlich gelegenen Wohnung in einem Neubau. Atemberaubende Blicke auf die Aare, die Altstadt und das Münster waren im Mietpreis inbegriffen. Fast zehn Jahre lang, befürchtete ich einen Rausschmiss durch den Vermieter.
Wir feierten Feste, ich hatte Freundinnen und wir belästigten möglicherweise die andern Hausbewohner mit Lärm. Danach lebte ich in Helvetien auf einem Grundstück von knapp vierhundert Quadratmetern, etwas ausserhalb der Bundesstadt, Während eines Vierteljahrhunderts genoss ich die Aussicht auf grüne Wälder und Voralpen. Mit den Kindern pflanzten wir im Garten erfolgreich Rebstöcke und Feigen. Ich fühlte mich wohl und geborgen, bis mir die Kälte Probleme bereitete.
In Chiang Mai baute ich ein wesentlich geräumigeres Haus in einem paradiesischen Garten, bis mich auch hier die winterliche Kälte vertrieb.
Wir suchten im Süden, in Satun, eine Wohnung. Es war nicht einfach. Die preisgünstigsten Häuser kosten fünfmal mehr als im Dorf in Nordthailand. Die Fenster sind von besserer Qualität. Die Pfuscharbeit ist ähnlich unbescheiden.
Die kürzesten Abstände zu den benachbarten Gebäuden des neuen Hauses sind grösser als in Herrenschwanden. Die Gartenfläche ist leider dank viel Beton mit Fliesen, wesentlich kleiner.

Als Problem entpuppte sich das Einrichten des Hauses. Möbelhäuser wie in Chiang Mai gibt es nicht. Schreiner wie Sudaluk fehlen. Der angebotene Schrott entspricht ungefähr dem Design der fünfziger Jahre in Europa, ohne jegliche Qualitätsansprüche gefertigt. Fehlende oder vermurkste Schrauben, verlorene Gummifüsse, Rost, Schimmel, zerkratzte Lackschichten sind in den Preisen inbegriffen.

Wir beschlossen, einen einfachen Tisch für den Fernseher selbst zu bauen. tischblatt Wir fanden ein rohes, solides Holzbrett, Tropenholz – der Arbeiter nannte den Namen Gummibaum – 50 x 130 x 5 Zentimeter zu ungefähr vierzig Franken. Ein Chromstahlverarbeiter schweisste zum gleichen Preis vier Tischbeine aus rostfreiem Stahl. chromstahl Das ganze Unternehmen, inklusive dem Herstellen der Zeichnungen und Pläne, dauerte nur sagenhafte vierundzwanzig Stunden. Danach lieferte der smarte HD Internet-Fernseher erste Bilder über YouTube. Wir bestaunten erstmals die beinahe unglaubliche Qualität von Dicks Videoaufnahmen im Jahre 2012 in Singapur. (1, 2)

(1) https://www.youtube.com/watch?v=Voxzckv7_fk
(2) https://www.youtube.com/watch?v=A2Ap_4Vo0_o

Für Fern-Flüge: Flieger von Short Brothers

Gibt es Literatur, Romane oder Berichte über Reisen nach Singapur und Australien mit Imperial Airways? Warum schrieb Agatha Christie “Mord im Orientexpress“, wenn Flugapparate bloss hundert Kilometer entfernt von ihrer einstigen Haustüre in Torquay Richtung Indien starteten? Herkules Weichbirne hätte, um aus dreizehn redlichen Fluggästen den potentiellen Killer zu ermitteln, fast eine Woche Zeit gehabt. Oder war der heimtückische Mörder doch ein Mitglied der Besatzung?
Aber die Grande Dame krimineller Eitelkeiten, die Souffleuse des Giftmordes, zog profanen Schienenverkehr modernem Fluggerät vor.

Die fünfzehn Flugpassagiere lernten sich vielleicht schon in der Bahn zwischen London und Southampton kennen. Unter Umständen beim standesgemässen Dinieren im South Western Hotel, spätestens im Kahn, der die Reisenden nach vier Uhr morgens zum Flugboot brachte.
Sie bestiegen eine dreimotorige Maschine des Typs Calcutta, Short S. 8. Es war das erste Flugboot mit einer Metallhülle. Die zwei Piloten sassen in einem offenen Cockpit. Nur der Radio-Operator – der Funker, er benutzte kommerzielle Radiostationen als Navigationsinstrumente, sass in der Kabine bei den Passagieren.
Sie waren eine Schicksalsgemeinschaft für Stunden und Tage. Während die Damen mit klammen Fingern zu stricken oder häkeln versuchten, widmeten sich die Herren rauchend dem Kartenspiel. Als Zeitvertreib dienten möglicherweise Bücher, unter Umständen einer der zehn Kriminalromane von Christie, die bis 1930 erschienen. Insgesamt schrieb Agatha 66 Kriminalromane. Schätzungsweise wurden von Christie über zwei Milliarden Bücher verkauft. Damit ist sie erfolgreicher als Lows ‘Hinterindien‘.

Short Calcutta

Short Calcutta

Die fliegende Unterkunft war 20 Meter lang und sieben Meter hoch. Die Spannweite der Flügel betrug 28 Meter. Die beiden Tragflächen umfassten 170 Quadratmeter. Das Leergewicht betrug knapp 6‘300 Kilogramm. Die maximale Zuladung wie Personen, Gepäck, Treibstoff, Stricknadeln, Zigaretten und Zigarren, waren 4‘000 Kilogramm.
Jeder der drei Bristol Jupiter Motoren entwickelte 540 PS, 403 kW. (5) Sie erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Kilometern pro Stunde. Die Reisegeschwindigkeit erreichte ohne Gegenwind 156 km/h. Die Reichweite betrug bei gutem Wetter 1‘000 Kilometer.

Ab 1931 flog die etwas grössere, viermotorige Short S. 17 Kent. (4)
Der Rumpf bestand aus Duraluminium und rostfreiem Stahl. Die Tragflächen waren mit Stoff bespannte Metallkonstruktionen. Die Kabine verfügte über Toilette, Waschraum und Küche. Die Piloten arbeiteten in einem geschlossenen Cockpit. Hinter ihnen war der Platz des Funkers.
Die Besatzung vergrösserte sich mit 15 Passagieren auf 4 Mann. Die Maschine war 5 Meter länger. Die Spannweite erreichte 34 Meter, bei Tragflächen von 245 Quadratmetern. Das Leergewicht betrug 9‘290 Kilogramm. 5‘200 Kilogramm Ladung waren zulässig.

Bequemer und schneller wurden die Flüge ab 1938 mit den Eindecker-Flugbooten der Empire Klasse, Short S. 23. Die Motorleistung erhöhte sich mit Bristol Pegasus Triebwerken auf 4 x 910 PS, 680 kW. Das Leergewicht der Maschinen betrug 11‘121 Kilogramm. Die Zuladung lag bei über 7’000 Kilogramm, inklusive 5 Mann Besatzung mit 17 Passagieren. Die Kabine hatte zwei Toiletten!
Der Aktionsradius war bei gutem Wetter 1‘300 Kilometer. Die Reisegeschwindigkeit steigerte sich auf 264 km/h. (6)

Warum haben heutige sogenannte Grossraumflugzeuge weniger Beinfreiheit, als seinerzeit die Brummer der Short Brothers? Ach ja, ich vergass den Preis.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Agatha_Christie
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Werke_von_Agatha_Christie
(3) http://en.wikipedia.org/wiki/Short_S.8_ Calcutta
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Short_S.17
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Bristol_Jupiter
(6) http://www.airwaysmuseum.com/Shorts%20S23%20G-AETX%20@%20Rose%20Bay.htm
FILM:
(6) http://www.britishpathe.com/video/flying-boat-sydney-aka-new-empire-flying-boat-leav

Töpfe in Hinterindien

Eine gut ausgestattete Küche ist nicht nur eine Augenweide. Sie verlockt, zu Pfannen und Töpfen zu greifen und gleich etwas Schmackhaftes zu brutzeln.
Zu Beginn gab es in den Küchen am Reisfeld bloss Aluminium. Beim Zubereiten eines Currys sah man förmlich, wie der Sud (1) das Metall angriff.

Die Bestecke waren vom Billigsten. Sämtliche Gabeln waren ausnahmslos verbogen. Es gibt immer noch Fressbuden, die ihre, ich gebe es zu, schmackhaften Speisen in Kunststoffgefässen zusammen mit verformtem Besteck anbieten. Die Plastikschalen toleriere ich, solange kein Einfaltspinsel den Kunststoff mit Glimmstengeln bearbeitete. Die Bestecke werden bleiben, weil bedürftige Gäste das Zeug als Souvenirs mitnehmen, ohne zu bezahlen.
Dieses traditionelle Brauchtum wird noch heute in der westlich geprägten Nim City, in Chiang Mai, gepflegt. Da gibt es dubiose Kunden, die bestellen haufenweise Essen, holen sich bei Wine Connection eine möglichst teure Flasche Wein, vergnügen sich einige Zeit mit dem Gebotenen und plötzlich sind sie weg.

Griffige Qualitätsbestecke aus Europa fanden Platz im Koffer. Bei Pfannen gab es einen lokalen Anbieter. Ich möchte für die Firma keine Werbung machen, weil die gebotene Qualität in den letzten Jahren litt. Die Chromstahlpfannen waren so dünn, dass es nicht empfehlenswert war, Haferflocken anzurösten. Die Marke nennt sich wie Pferde im gestreiften Pyjamaanzug. Ihre Kleber, je teurer die Pfanne, desto mehr davon, – liessen sich äusserst schlecht entfernen und beschäftigten mich stundenlang. Mann ist hungrig und möchte etwas Pasta kochen. Nein, geht nicht, hämischer Gruss vom unlösbaren Kleber. Während dessen sabbert Speichel über die Lippen auf den polierten Stahl, weil die Bolognese auf dem Herd bereits verführerische Düfte verbreitet.
In Kochgeschirr aus Aluminium oder rostfreiem Stahl kann Lochkorrosion durch Chlorfrass  auftreten. (2) Liegt Salz (Natriumchlorid, NaCl) im Wasser am Boden von Töpfen und Pfannen , können kleine Löcher, der Lochfraß, entstehen. Lochfraß wird verhindert, wenn das Salz in kochendes Wasser gegeben wird. (3)

Ich hielt immer wieder Ausschau nach Küchenutensilien. Namen wie Kuhn Rikon, WMF, Tefal, Landert, Le Creuset, Bialetti fehlten in der Lanna Küchenlandschaft. Plötzlich waren sie da. Kochtöpfe mit aufgesetzten Böden von neun Millimetern dicke. Der Name Meyer stank förmlich nach deutscher Qualität. Ich irrte mich, weniger bei der Qualität, als beim Namen. (4)

Meyer ist weltweit der zweitgrösste Hersteller von Küchenutensilien. Ein Herr Stanley Cheng begann 1971 in Hongkong im 1951 gegründeten Familienbetrieb erfolgreich mit der Herstellung von beschichteten Aluminiumpfannen und expandierte rasch.
Der Name Meyer ist eine Komposition aus den chinesischen Schriftzeichen “Mei“, schön und “Yah“, Asien.
Meyer produziert und vertreibt mittlerweile aus zwölf Ländern rund um den Globus. In Thailand steht eine Fabrikhalle. Sie weist eine Fläche von über einer Million Quadratfuss auf, das sind 93 000 Quadratmeter. Durchschnittlich werden hier pro Tag 100‘000 Pfannen hergestellt, an Spitzentagen bis 140‘000.

Noch immer liebäugle ich mit Durotherm. Mit Meyer bin ich zufrieden. Einige Pfannen zeigen Gravitationsschäden, weil grazile Lannarierinnen Töpfe nicht von Flugzeugen unterscheiden können.

  Mei Yah

Meine Meyer Pfannen hatten keine Kleber!

(1) http://www.kochrezepte.de/magazin/fachbegriffe.92.Sud.html
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Lochfra%C3%9Fkorrosion
(3) http://www.kochen-essen-wohnen.de/pflegehinweise-von-toepfen-und-pfannen.html
(4) http://www.meyergroup.co.uk/aboutus.html