Ein Fehlschlag

Vor einigen Jahren besuchten wir von Chiang Mai aus Verwandte im unterentwickelten Südosten. Leicht ungemütlich an einem Tischchen sitzend, kaute ich an einer undefinierbaren Dorfspezialität, während ich die fremden Menschen beobachtete. Plötzlich traf mich ein Schlag ins Gesicht. Ein Knirps machte sich auf diese unfreundliche  Weise bemerkbar. Dann rannte er weg. Die Eltern standen wortlos daneben. Er attackierte einige Kinder, stahl deren Süssigkeiten teilweise aus den kauenden Gaumen und kickte gekonnt deren Spielzeug weg – ein mieser, fieser, kleiner Spielverderber.

Seit einigen Monaten lebt er mit den Eltern hier im Dorf. Sie laufen täglich schleimig schmierigen Baht nach und kümmern sich nicht um ihr Kind. Der Kleine kriegt Essen, Kleidung, – sehr wichtig: Shirts von Manchester United – und gänzlich ungeeignete Fernsehprogramme. Das war’s.

Wo er durchging, hinterliess er Spuren mutwilliger Zerstörung. Baute Goon aus Bauklötzen einen Turm oder ein Haus, genügte ein gezielter Fusstritt, bevor als Zugaben Knüffe und Püffe verteilt wurden. Er zupfte an sämtlichen Pflanzen. Er riss Blumen aus Töpfen und Kübeln. Sah er irgendwo ein Spielzeug, ein Tier aus Kunststoff, zermalmte er es mit Steinen. Er öffnete Abfallkübel und Kehricht-säcke. Er leckte und saugte an weggeworfenen Verpackungen. Machte er ein Fernstudium als Clochard? Leider nicht, denn den Dreck liess er, ganz anders als die Pariser, liegen.
Es ist nicht so, dass er Hunger leiden würde. Gemüse und Früchte mag er einfach nicht. Aber all die bunten Dekorationen von Tütenfutter ziehen ihn magisch an.

Steintisch

Traf er Hunde, streichelte er sie während kurzer Zeit. Danach quälte er die Tiere. Er schlug, kickte und prügelte sie. Praktisch jede Woche wehrte sich ein Köter erfolgreich und biss ihn.
Richtete danach der Vater eine seltene Ermahnung an den unerzogenen Sprössling, kriegte der ungehobelte Alte schelte der allerliebsten Mutter:
„Du sollst meine sensible, an Bissen böser Bestien leidende Leibesfrucht nicht zusätzlich durch rüde Sprache erschrecken!“

Vor wenigen Tagen schnappte ihn ein besonders gequälter Hund ins Gesicht. Er biss in die Region Mund und Nase. Es war kein erfreulicher Anblick. Dick empfahl den hilflosen, gänzlich überforderten Eltern, den Knaben rasch ins Krankenhaus zu bringen. Der verletzte Unhold blieb dort eine Nacht.
Nach der Rückkehr traf der genesende Schwerverletzte im Tante Emma Laden auf Goon. Er forderte den Kleineren auf, eine Tüte mit Süssigkeiten zu stehlen. Tante Emma, in diesen Falle Tante Puh, schlug geschwind den Falschen, der eh nicht beabsichtigte, etwas zu entwenden.