Ungeschminkte Gedanken zum Getreide

Fortsetzung: Honig-Lebkuchen-Mann – so viel Honig gibt es gar nicht…
Hölle, wo ist das Mikrofon, was soll ich denn sagen?

„Liebe Nachbarn, besser – distanzierte – entfernte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Brot! Endlich Brot … ..
in einer Siedlung, überwiegend bewohnt von Hirse, Pasta, und Reis-fressenden Immigranten, Leuten mit Migrationshintergrund, Secondos!
Brot – dank unserem Retter, Herrn Brot. Verzeihung – Herrn Zopf, Bäckermeister mit Kompetenz und Meisterbrief!
Schon in der heiligen Schrift, der Bibel, … guten Tag Herr Pfarrer, in Matthäus 6:11, finden wir die edle Bitte und weisen Worte: Unser tägliches Brot gib uns heute. (3)
Nicht einmal durch den immerwährenden Genuss von Lebkuchen, mit und ohne Honig, können wir dem Tod entfliehen, deshalb bleibe ich beim Brot.
Früher einmal gab es eine Aktion: Brot für Brüder! Wir wurden zu Solidarität aufgerufen und fragten uns, wer und wo denn eigentlich diese Brüder sind. Ich wollte mein tägliches Brot lieber mit hübschen Schwestern teilen.
Die Initianten, kirchliche Kreise, belogen uns. Die sammelten gar kein Brot. Sie waren erpicht auf harte Währung. Damals, in der guten alten Zeit, gab es den Euro noch nicht.

Dann nannte man die kirchliche Errungenschaft plötzlich: Brot für die Welt! Die auf der Zunge liegenden Fragen erstickten im Schleim der ungesunden Keime dieser überbevölkerten Welt. Das Sammelziel war unverändert: Geld!
An diesem Feiertag sagen wir ganz einfach: Brot für die Gemeinde. Wir alle kennen uns. Wir warten gemeinsam eigentlich nur auf warme Gratis-Semmeln.

Jedesmal, wenn Herr Zopf, der alte Zopf, Bäckermeister mit Kompetenz und Meisterbrief, einige Kilogramm Korn zu Brot verarbeitet, kommen mir die Tränen, denn man hätte dieses Korn auch in hochprozentigen Schnaps verwandeln können“.
Tumult in der auf frische gratis Semmeln wartenden Menge, vorwiegend ein Aufstand der Temperenzler (x) und Salutisten. (y) Tusch der Blechbläser.
Ohne alle weltweit produzierten Getreideschnäpse zu erwähnen und auf deren Vorzüge einzugehen, fuhr ich mit trockenem Gaumen fort:
„Ich blicke zurück auf meine Nachkriegs-Jugendzeit. Grossmutter pflegte zu sagen:
“Hartes Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!“
Erst angelte ich zusammen mit Grossvater, dann wagte ich den Alleingang. Stundenlang – kein Biss, kein Schwanz, gar nichts.
Dann kam ein eleganter Kerl des Weges. Nadelstreifenanzug, schwarze – auf Hochglanz polierte Halb-Schuhe. Hut – war es ein original Borsalino (z) oder zweitklassige Fedora? Krawatte mit Nadel und funkelndem zehn Karat Diamant, mindestens vergoldete Armbanduhr. Er blickte mir tief in die Augen und erklärte mit einer von destilliertem Getreide geölten Stimme feierlich:
“Junge, wenn du wirklich Fische fangen willst, geh zum Bäcker und frage nach Mehlwürmern“.Angler
Komisch, es folgte kein Tusch der Blechbläser. Es gab keinen Applaus, keine Trommelwirbel. Dafür flogen aus der auf warme Gratis-Semmeln wartenden Menge, faule Eier und matschige Tomaten. Sie beschädigten das Mikrofon, ohne dass ich meinen improvisierten Vortrag über Brot-Getreide und dessen vielfältige Verarbeitung abschliessen konnte.
Seitdem lebe ich in Hinterindien.
Demnächst eröffnet ein Freund in der Gegend einen Breadshop. Wird er mich als Festredner einladen?

(3) http://www.youtube.com/watch?v=CWkQe3W6KLg
(4) http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us6,11
(x) http://de.wikipedia.org/wiki/Abstinenzbewegung
(y) http://de.wikipedia.org/wiki/Salutisten?title=Salutisten&redirect=no
(z) http://de.wikipedia.org/wiki/Borsalino
(brot) http://zentao.wordpress.com/2008/10/17/altes-brot-ist-nicht-hart/

Der Schutzumschlag

Eine Beschreibung des Schutzumschlags der Geschichten aus Hinterindien:

Professor ‚triple u‘ sandte mir einst ein Foto aus Wettingen. Einen Schnappschuß, durch ein Schaufenster geblitzt. Trotz kleiner Mängel faszinierte mich das Bild. Die Arbeitsweise erinnerte an Arbeiten von Henri de Toulouse- Lautrec. (1)  Die Vergrößerung am Bildschirm zeigte, es ist eine Lithographie. Den Titel: “Odeon“ konnte ich entziffern. War es Abzug 142 von 300? Der Name des Künstlers blieb ein Rätsel.

Eine attraktive Frau im rückenfreien Schwarzen prägte sich sogleich ins Auge. Die herausfordernde, schwungvolle Darstellung regte meine Phantasien an. Vier bescheuerte Typen, sie lungern mit trockenen Lebern im Odeon herum, erfaßte ich erst später. Links neben der Frau, etwas im Hintergrund an der Theke, sitzt ein sich entwickelnder Glatzkopf – mit Säufernase, Schnauz und rotweissen Ringelsocken – am Abgrund. Sein Glas hält er krampfhaft am Kelch fest, nicht am Stiel. Hat er, verursacht durch reichlichen Alkoholgenuß, waren es dämliche Weibergeschichten – ebenfalls denkbar wäre eine Kombination von Bräuten und hochprozentigem Alkohol, ein übles Leiden und muß nun diskret sein Getränk aufwärmen? In Hinterindien würde ich keine Gedanken darüber verschwenden.

Zwei Herren stehen auf der rechten Seite, einer davon mit augenbeschattendem Fedora. (2) Der Hut kombiniert mit Mantel könnten auf einen Schnüffler oder Zuhälter hindeuten. Sie diskutieren wie professionelle Viehhändler am Langnauer Markt im Emmental. Thema: Vorzüge und Mängel des Objekts. Erlernte Körperkonditionsbeurteilung wie Euter, Milchleistung und Gebärfreudigkeit des Beckens. Nur der sitzende Gast rechts, läßt sich außer dem Genuß eines Glimmstengels, zwischen hinterindischem Joint bis ‚Villiger* mild‘ ist alles möglich, durch nichts ablenken. Es ist aber offen, ob er durch die Brille getarnt, gebannt auf ihr bemerkenswertes Fahrwerk starrt.

Ein flüchtiger Blick auf den Kellner, er hantiert kaltblütig am heißen Kaffeeautomaten, erinnerte mich an einen Herrn, welchen wir von Briefmarken und Banknoten kennen. Nur seine Kamera fehlt. Die Ähnlichkeit fiel mir erst beim Schutzumschlag auf, weil diese Person durch den Buchrücken vom Rest getrennt wird. (3)

Ganz rechts auf einem Tischchen steht ein Cocktailglas, in Seitenansicht ein dreieckiger Kelch, mit einer typisch grell-roten Flüssigkeit. Es löste in unserer Zweisamkeit eine Campari-Soda-Manie aus. Wir besorgten uns den Low-Alkohol-High-Preis Aperitif und fanden die entsprechenden Gläser in Chiang Mai. Auf youtube entdeckte ich die Campari Hymne mit Stephan Eicher. (4) Der minimale Unterschied:  durchs Fenster sehe ich keine zwei Turbinen, sondern die heiße Biene auf der unglaublichen Litho.

Bei der Durchsicht einiger Bilder meinte hmh, das sei der ideale Schutzumschlag für die Geschichten. Die Suche nach dem Künstler war nicht einfach. Profuuu wanderte auf meine Bitte zur einstigen Galerie. Er fand sie nicht mehr. Anstelle ewig währender Werke, bot man kurzlebige Schnittblumen, Rosen und Orchideen an. Bevor ihr teures Geld in welkendes Gemüse investiert, kauft wohlfeil ein Gemälde – wie van Goghs Sonnenblumen. Die halten erstens lange und gewinnen bereits während des Betrachtens an Wert. (5)

Ich suchte im Internet nach Galerien und Künstlern in Wettingen. Einige Adressen, darunter der unbekannte Gesuchte, sandte ich an hmh in Deutschland, der die Künstler brieflich anfragen wollte. Das war nicht mehr nötig. Nompang kannte das Bild, kannte den Künstler und war uns außerordentlich wohlgesinnt. Für mich wurde die Korrespondenz schwierig, weil ich in der Angelegenheit plötzlich drei mal Hans unterscheiden mußte, nämlich Fitze, hmh, und Nompang. (6)

Besten Dank an Hans Fitze,  Profuuu,  nompang und Hans M. Hensel.

Es wäre natürlich wissenswert, was Hans Fitze selbst über sein Werk erzählt. Vor langer Zeit befragte ich als denkfauler Ruheständler einen wortkargen Illustrator über ein Bild. Seine karge Antwort: “Wenn ich reden wollte, würde ich anstatt malen schreiben.“

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Toulouse-Lautrec 
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Fedora_(Filzhut)
(3)
http://www.siamstamp.com/catalogue/index.php?id=962&PHPSESSID=1eb8abb4690ecaec0471559df70bf4b5
(4)
http://www.youtube.com/watch?v=cl9DJNdteGo
(5)
http://www.youtube.com/watch?v=hFxwFGaw4wg
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenblumen_(van_Gogh)
(7)
http://www.hansfitze.ch/

* Familie Villiger, erfolgreiche Stumpenfabrikanten, seit 1888 weltweitem Nikotinhandel, (Die Dinger sind besser als ihr Ruf. Ich rauchte das Zeug und überlebte.) ebenfalls im Fahrradgeschäft tätig. Herr Villiger, ex. Bundesrat, schob danach schweren (Tabak)Nebel im rufgeschädigten Direktorium einer Universellen Bank der Schweiz.

Odeon
http://www.odeon.ch/de/geschichte.php