Meine einzige, äusserst vorsichtige Frage ist: Werden die mannigfaltigen Anliegen des Umweltschutzes jetzt durchgesetzt?
Ich arbeitete bereits einige Tage an einer meiner seltenen politischen Äusserungen. Die sorgfältig recherchierten Begebenheiten veralteten noch auf der rotierenden Festplatte durch radikale Massnahmen hochdekorierter Generäle. Solche Artikel sind relativ heiss, besonders wenn zweifelhafte Freunde im Hintergrund heulen und auf einen Fauxpas eines feixenden Frührentners und fabulierenden Frauenfeindes lauern.
Meine Rückkehr nach der Sabah-Rundreise in den Norden Thailands war unsicher. Die politischen Unruhen im Land und die Kälte in Chiang Mai warnten mich eindringlich. Es gab nur einen Grund zur Reise. Die benötigte Medizin erhielt ich kurzfristig weder in Singapur noch in Malaysia. Das Zeug war aber im Häuschen im Dorf an den einstigen Reisfeldern vorrätig. Der Reis verschwand grösstenteils. Dafür gibt es jetzt drei grosse Sportplätze. Wozu benötigt man Reis, wenn es besser mundende, kalorienreichere, amerikanische Schnellimbisse gibt?
Die nächtliche Kälte ab dem 19. Januar war Gift für meine alten, angeschlagenen Schulter- und Handgelenke. Innerhalb weniger Tage wurde ich vom Para- zum Tetra-Plegiker. Meine Arme funktionierten nicht mehr. Transfers Rollstuhl-WC, -Bett, -Auto wurden unmöglich. Ebenso das Öffnen von Flaschen oder Getränkedosen.
Gegenwärtig arbeite ich an meiner bescheidenen Unabhängigkeit. Es geht leicht besser. Aber die entscheidende Kraft fehlt immer noch. Deswegen kann ich nicht reisen. Spätestens im November benötige ich eine Unterkunft in einem Land mit gemässigterem Klima. Eine weitere Kälteperiode in Nordthailand überlebe ich wegen der Arme, mit oder ohne Armee, nicht. Stichwort Armee:
Ausgehverbote werden in der Region kaum eingehalten. Am Morgen der Machtergreifung segneten Mönche ein Haus ein. Danach feierte das Dorf. Noch um dreiundzwanzig Uhr zerrissen Karaokefetzen die Nachtruhe und störten die Konzerte der Frösche im Garten.
Auf der Strasse 108 in die Stadt bemerkten wir am Samstag kein Militär. In Chiang Mai gab es täglich Demonstrationen, neulich mit Schüssen und Verhaftungen. In unserer Gegend wurde wieder bis gegen Mitternacht lautstark gefeiert und über leistungsstarke Lautsprecher gejohlt, unter dem Motto:
„Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder.“ (2)
Aus meinem, durch die Ereignisse überholten Politthriller, stammen folgende Zeilen:
Einschlägige Gesetze wurden seit Jahrzehnten nicht befolgt. Wohlhabende Kreise sühnten Untaten und Verbrechen nie. Sie standen und stehen über den Gesetzen.
Der einstige Vize Premier und allgegenwärtige Rädelsführer wurde öfter verurteilt und zur Verhaftung ausgeschrieben. Dennoch bewegte er sich sogar im Regierungsviertel frei, eskortiert und beschützt von machtlosen Polizeistatisten. Er zeigte seine Autorität und hielt mit seinen Anhängern sogar Sitzungen in Parlamentssälen ab.
Das ganze Leben in Thailand besteht aus Schauspiel und Farce. Als billigst Fernsehunterhaltung findet solches Verhalten überall Nachahmer. Die Menschen unterscheiden zwischen Spiel und Wirklichkeit schon lange nicht mehr. Die Feststellung, ich lebe in einem Dorf voller unzuverlässiger Menschen, Lügnern, Betrügern und Dieben, die nicht einmal erröten, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden, wurde für mich schwer verdaulich.
Die Gesetzlosigkeit zeichnet sich ebenfalls im thailändischen Buddhismus ab.
Der oberste Sangha Rat, geführt vom eingesetzten Patriarchen, hätte Pflichten und Rechte, um Regeln und Vorschriften zu erlassen. Die Sangha Verwaltung wird vom Nationalen Büro des Buddhismus, als Sekretariat des Obersten Sangha Rates unterstützt. Dieses Amt wäre für die Versorgung der Mönche und Klöster, die finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mitteln und die Unterstützung von Sangha Offiziellen in ihren administrativen Aufgaben zuständig.
Vom rechten Pfad der Lehre abgewichene Mönche und Äbte wurden nur auf außerordentlichen Druck der Presse verwarnt und selten bestraft. Die Regeln des Tripitaka scheinen im Gremium der alten, gleichgültigen, teils vollgefressenen Diabetiker und dementen Religionsfürsten nicht mehr zu existieren.
Die nicht geahndeten, selbstherrlichen Verhöre und finanziellen Erpressungen des PDRC, des ‘Volksdemokratischen Reformkomitee‘ – Mönchs Luang Pu Buddha Issara zeigen, wie unsäglich die edlen Ideale des Tripitaka an Bedeutung verloren haben. Die hemmungslose Prügeltruppe des Mönchs schlug mehrere Menschen spitalreif. Luang Pu wäre als brutaler Leiter einer Kampfsportschule besser vorstellbar, als in der Position eines ursprünglich barmherzigen, mildtätigen Gelbrockes. (3)
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Fauxpas
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Seume
(3) http://www.bangkokpost.com/news/local/412222/protest-monk-denies-rebellion-blocking-polls