Hunde sind ergebene Freunde. Eingeborene dagegen flattern wie Schmetterlinge.

Die weltweite Seuche grassiert weiter. Einschließen und meiden von Kontakten werden weiterhin empfohlen. Aber viele Menschen sind unzufrieden und wollen sich in Gruppen ballen. Deshalb werden Städte oft Ballungszentren genannt, wo in sportlichen Gruppen Balance-Sex betrieben wird. Einige meinen, Einsamkeit schade der Gesundheit. Man benötige lebenswichtige Kontakte wie  Vitamine. 

In Europa vernahm ich immer wieder, wie treu Hunde seien. Anders als in Hinterindien in den Reisdörfern, wo die unerzogenen, pelzigen Kläffer in Strassen-Mitte duftige  Kegel setzen und dir höchstens für Häppchen nachlaufen. Die oft schlitzohrige Damenwelt ist für Treue und Sesshaftigkeit weniger bekannt. Sie gleichen flatterhaften Schmetterlingen, welche in Eile von Blüte zu Blüten wechseln. Hier schweigt des Sängers Höflichkeit. . .

Dazu eine wahre, unglaubliche Geschichte eines guten Menschen aus unserem Dorf.  Echte Schriftsteller könnten ein mehrbändiges Epos darüber schreiben, ähnlich dem stillen Don.  Der stille Don, russisch Тихий Дон, ist das Hauptwerk des Schriftstellers Michail Alexandrowitsch Scholochow, * 24. Mai 1905 auf dem Gehöft Kruschilin, Station Wjoschenskaja, heute Oblast Rostow; † 21. Februar 1984 in Wjoschenskaja. Scholochow begann das gewaltige, vierbändige Werk 1928 und schloss es erst 1940 ab.

Mitten in den Reisfeldern, etwas abgelegen, in der Nähe eines munter plätschernden Baches, steht ein neueres, schmuckes Haus. Dort arbeitet ein fleissigiger Mann und lebt mit Sohn und Tochter zusammen. Nur selten ist die Mutter anzutreffen. Auf den ersten Blick eine intakte, alltägliche Familie. Nach seiner Ausbildung arbeitete der junge Mann als Postbeamter. Er hauste bescheiden mit seinen Eltern in einem Nachbardorf. Er teilte seinen Lohn mit der ganzen Familie. Die Leute vegetierten eher schlecht als recht. Doch seine drei Geschwister erhielten fundierte Ausbildungen.  Zwei davon arbeiteten als Staatsbeamte im Beamtenstaat. Ein Bruder studierte Medizin und praktizierte in Bangkok.

Auf der Post begegnete er vor fast dreissig Jahren einer bezaubernden Angestellten, die ihm flugs den Kopf verdrehte. Die Liebe seines Lebens. Er heiratete die schönste Frau, die er sich vorstellen konnte. Er war der glücklichste Postbeamte der ganzen Welt. Man wagt sich kaum vorzustellen, wie lustvoll er infolge dessen die Briefmarken befeuchtete! Hier im Dorf kauften sich die jungen Eheleute ein Häuschen und bissen sich mit ihren kargen Löhnen daran fast die Zähne aus. Sie quittierte den mager bezahlten Postdienst und bildete sich zur Friseuse weiter.

Er dagegen liess sich vom Chef skrupellos ausbeuten, verfasste bemerkenswerte Vorträge für dienstliche Kolloquien in ausgesuchten Nobelherbergen der Postoberen und verzichtete dabei regelmässig auf fünfzig Prozent seiner Gratifikationen zu Gunsten eines gnädigen Vorgesetzten, denn der hätte sich weit gewinnbringender bedienen können.

Seine Frau machte als Friseuse das grosse Geld. Aber sie war stets zu müde um sich um ihre Kinder und den Haushalt zu kümmern. Als gefragter Gast zahlreicher glanzvoller Parties gewann sie unzählige Trophäen, wie den vergoldeten Kochlöffel in einem Packet Instant Nudeln, ein Set gezinkter Spielkarten, das leere Schnapsglas mit speziellem Gruss an die Leber, die gläserne Som Tam Schüssel mit programmiertem Sprung, das silberne Karaoke Mikrophon mit falschen Diamanten, eine Ehrenurkunde mit Prädikat und Schleife als regionale Klatschtante von nationaler Bedeutung und als Zugabe die leidigen Fettpolster in der Hüftgegend. Diese bedeutungsvolle nächtliche Sozialarbeit forderte die dauernde Abwesenheit von der Familie.

Deshalb erledigte der Postbeamte vor und nach seinem Job während Jahren die Pflichten des Haushalts und sorgte für die Kinder und deren Ausbildung. Als seine betagten Eltern starben, fand er heraus, dass die einen riesigen Grundbesitz besassen, den niemand je erwähnte. Auf einem kleinen Teil dieses Grundstücks erstellte er danach sein neues Haus. Mehrere Rai seines Landes möchte der mittlerweile selbständig Erwerbende verkaufen und den Erlös daraus mit seinen Geschwistern teilen.

Mit den umfassenden häuslichen Pflichten, wie kochen, waschen, bügeln, reinemachen, Kindererziehung nebst beruflicher Tätigkeit im neuen Schönheitssalon, fühlte er sich schlicht ausgenutzt. Er war die eigentliche Frau im Hause, während die seine nur durch Abwesenheit mit Fremdenverkehr glänzte. Er litt unter dem Arbeitsdruck und einer spürbar wachsenden Vereinsamung.  Kläffenden Köter fehlten offenbar. Männerbeziehungen brachten ihm Abwechslung, Freundschaften und in wenigen Fällen eine lange nicht mehr verspürte Liebe.

Trotz allem liess er sich auf Wunsch der Kinder nicht scheiden. Die Mutter besucht die Familie einige Tage im Jahr.  Dann spielen sie zu viert die Seifen-Oper: „Intakte Familie.“ Die Mutter führte ihre  minderjährige Tochter in ihre hohe Gesellschaft des Karaoke singenden Proletarier-Adels ein. Wenige Monate darauf trat das Mädchen der nicht existierenden Vereinigung: „Schwangere Bräute ohne Väter“ bei.

Der alte Herr liess für das törichte Töchterchen einen Coffee-shop, Tea-Room oder wie sie es immer nennen möchten, errichten. Sie zeigte kein Interesse für das hübsche Werk. Die junge Frau, ihr Kind und ihr Bruder warten noch heute auf ihr Erbe. Dieser  Mann schenkte mir in seinem Garten den eindrücklichsten Gottesdienst meines Lebens. Er organisierte die Veranstaltung zu Ehren seiner verstorbenen Eltern. Als es mir vor 10 Jahren sehr schlecht ging, ich lag im Chiang Mai RAM Hospital, versprach er, als Künstler würde er bei meinem Ableben für die Blumengedecke besorgt sein. Deine Blumen sind eine Ehre für mich, aber ich möchte nun nicht mehr zu lange warten. Danke!

Der Meister beim Verschönern junger Damen

Ich begann mit diesen Aufzeichnungen im Januar 2010.  Die damaligen Kommentare waren alle auf Abwegen.  Bedaure, Scholochow produzierte in kürzerer Zeit mehr Literatur! Das Rinnsal im Reisfeld ist jedoch nicht mit dem Don zu vergleichen.

Ansichtssachen und Betrachtungsweisen

Der Professor der Weltweisheit, die gab es damals noch, Christoph Meiners sass  im 18. Jahrhundert in seiner Studierstube in Göttingen, las Zeitungen, so genannte Intelligenzblätter, konsultierte Bücher und verfasste danach gescheite Bücher über die weite Welt. Der Herr berichtete über Hinterindien, ohne die Länder je besucht zu haben. 

Ich liege meist in meiner kleinen Zelle. Lesen kann ich nicht, weil meine Finger nicht mehr blättern können. Reisen erlaubt mir mein schlechter Zustand nicht. Daher betrachte ich die nähere Umgebung intensiv mit einem Auge.

Ich entdeckte, dass Dunkelheit nicht einfach schwarz ist. Dunkelheit ist graues Rauschen. Sie verstehen diese Aussage, wenn sie begreifen, dass in einem dunklen Raum ein Foto ohne Kunstlicht, je dunkler, desto verrauschter wird. Der Rauschgrad steigt mit zunehmender Dunkelheit.  Darf ich ihnen, anstelle von Pixeln, meine Skala vorstellen:

  1. (Absolute Dunkelheit:  Große Berg-Kristalle)  Dumm Karl heute* nicht vorhanden.
  2. Größte Dunkelheit: Meersalz Kristalle
  3. Weniger Dunkelheit:    Kochsalz, Zucker.
  4. Wenig Licht:                   Pfeffer gemahlen
  5. Mehr Licht:                     Mehl

Das Rauschen ist dynamisch. Die Punkte, hell- und dunkelgrau, wechseln dauernd Helligkeit und Position. Selten blitzt irgenwo ein heller Stern auf. Wird es heller, gibt es wellenförmigen Bewegungen im Rauschen. Sind es Blätter der Bäume, welche die Lichtstrahlen beeinflussen Aber auch ohne Wind treten diese Effekte auf. Ist es reine Einbildung oder Realität? Selten gibt es kurzzeitig schöne Strahlenmuster an der Decke. Sofern ich nicht direkt an die Decke starre, sondern weiter in den Raum blicke, bestimmten Ecken und Säulen mit ihren  Strukturen die Dimensionen, durch Licht und Schatten. Mit zunehmender Lichtintensität vergrößern sich die Pünktchen zu Punkten und zu Formen, welche  die halbe Deckenbreite einnehmen. Sie weben, beben und schweben, in leichten Pastellfarben, wie liebestrunkene Schmetterlinge. Ist das noch Rauschen? Könnten es nicht meine eigenen, an die Decke gespiegelten, Schwingungen sein? 

Wenn ich beim Betrachten des Rauschens das Zyklopen-Auge schließe, sehe ich oft Mandelbrot-Mengen,  Apfelmännchen, Fraktale.
Leider kann ich ihnen wegen meinen Behinderungen weder Formeln noch Links anbieten. Aber ich zeige ihnen zwei Bilder. Bereits 1970  begann ich im Personal Computer  Mandelbrotmengen zu berechnen. Das war damals nicht interessant, weil bloss 3 bit,  das heißt acht Farben, zur Verfügung standen. Jahre später waren es 8 Bit, = 1 Byte. Das waren 256 Farben. Ich ließ meinen PC stundenlang rechnen, bis er überhitzt abstürzte. Dann versuchte ich eines meiner Ölgemälde mit Fraktalen zu verzieren. Ich zeigte solche Bilder an einer Ausstellung in Meikirch, Bern. Die Objekte waren sauteuer, denn es ging zahlreicher Rauch auf. Das Verheizen von Computern war relativ kostspielig. Rein rechnerisch kostete mich ein Bild einige tausend Franken. Der Verkaufserlös der Kunstwerke blieb bei 0 CHF, US$, THB. Mit diesem Vermögen finanzierte ich fortan Alkohl-Exzesse und Drogen-Trips.


*Dumm Karl heute: So versteht das Smartphone das Wort Dunkelheit. 

Museen in Hinterindien nach 1970

Unsere Kwan Yin ist krank. Diagnose: Lochfraß, verursacht durch die Luftverschmutzung, besonders in den Wintermonaten. Dazu kommt die falsche Pflege. Ich beschrieb die Misshandlung durch die Haushälterin mit Möbelpflege-Mitteln. Als ich einige Fotos benötigte, musste erst das bräunliche Geschmier weg. Sorgfältig entfernte Dick die Rückstände der Möbelpflege. Anstatt die Figur im gereinigten Zustand zu belassen, behandelte sie die Kwan Yin ohne jegliche Nachfrage, dafür in Windeseile, mit farblosem Kokosöl. Als ich endlich im Rollstuhl saß, roch ich die Kokosnuss. Ich dachte daran, dass das Öl bald ranzig stinken würde. Das Öl glänzte und spiegelte derart, dass es nicht möglich war, eine durchschnittliche Fotografie zu klicken. Nach einigem Suchen fand ich glücklicherweise im Archiv eine Aufnahme mit echter Kamera von 2005.
Um langfristig zu überleben, braucht die Göttin einen sauberen Platz mit gereinigter Luft und ausgebildetem Personal. Gibt es vielleicht in einem Museum einen Ort für sie?
In Hinterindien besuchte ich mehrere Museen. Die Qualität der Wartung und der Sicherheit gegen Beschädigung und Diebstahl führte zu Zweifeln meinerseits. Die Helfer waren kaum ausgebildet. Sie verkauften zur Einkommensverbesserung teilweise seltene Exponate. In Thailand, Bangkok, fand man die besten gestohlenen Artefakte aus ganz Hinterindien seit 1985 in River City. Angkor Wat war Zentnerweise vertreten. Angeblich von Generalissimus Chiang Kai-Shek stammte ein wunderschöner Buddha.

Eine der trübsten Erfahrungen machte ich auf der Insel Penang, einst „Prince of Wales Island“ genannt. Sir Thomas Stamford Raffles wurde am 6. Juli auf einem Schiff 1781 vor der Küste von Jamaica geboren. Nach der Schule war er mit 14 Jahren in London Angestellter der Britischen Ostindien Kompanie. Raffles wurde 1805 als Sekretär des Gouverneurs auf die Insel Penang versetzt.  Danach war er Gouverneur von Java und Bencoolen, Benkulu. Derselbe Raffles gründete am 6. Februar 1819 den Handelsposten Singapur. 

1972 hatte ich die Gelegenheit von Songkhla nach Penang zu fliegen. Nach der Ankunft besuchte ich keine Bordelle, aber einen der letzten Opium-Den in der Chulia Strasse. Vor dem luxuriösen Laden lag ein zugedröhnter, zahlungsunfähiger chinesischer Kuli in seinen Exkrementen auf der Straße.  Im sehr gepflegten Eingang traf ich einen netten, gesprächigen  Herrn.  Er war Direktor der Einwanderungsbehörde. Er empfahl mir ein besseres Hotel anstelle dessen, wo mein bescheidenes Gepäck lagerte.  Er ließ meinen Koffer In die neue Bleibe transportieren. Er bat um meinen Pass und erlaubte mir, anstelle von drei Tagen, zwei Wochen auf der Insel zu bleiben.

Atemberaubend hübsch gestylte Hostessen in Cheongsam aus Seide gehüllt, übernahmen die Vorbereitung der Pfeife und fügten akrobatisch Chandu-Kügelchen hinzu. Nach der ersten Pfeife verließ ich den verruchten, für mich glücksbringenden Ort. Fortan logierte ich im Hotel Eastern & Oriental, wie seinerzeit Sommerset Maugham. Er schrieb Bücher wie: Der Menschen Hörigkeit, Silbermond und Kupfermünze, Auf Messers Schneide.

George-Town Penang. Pfahlbau-Siedlung 1972. Ort: gegenüber dem Festland.

Ich rollte zum Museum in George Town und sah mich um. An einer Wand entdeckte ich eine Land-Karte der Insel Penang, damals „Prince of Wales Island“, vermessen im Auftrag von Stamford Raffles.

Ich war begeistert. Dann sah ich die Ameisen, welche das kostbare Werk ohne jegliches Nachdenken über Kartographie auffrassen. Entsetzt informierte ich gleich einen der herumstehenden Angestellten. Er zuckte mit den Schultern. Seine Aufgabe war, die Besucher zu überwachen. Schädlinge zu bekämpfen, gehörte nicht zu seinen Pflichten.

Ich hoffte insgeheim, die Landkarte sei bloß eine Kopie. Das Original sei in Sicherheit im britischen Museum in London. Ich war einmal in diesem Museum. Grossartig! Die Landkarte sah ich nicht. Dagegen beeindruckte mich auf dem WC das Papier. Jedes Blatt war bedruckt mit: Eigentum der Königin. Ich wagte es kaum, meinen Hintern zu polieren. Danke Majestät!

Literatur: The lost heritage. Reality of Artifact smuggling in South East Asia. Masayuki Nagashima. Post Books, 2002

Jubiläumsklagen

Kwan Yin. Vergrößern sie das Bild. Dann sehen sie den wundervoll geschmückten Umhang.

In Jerusalem steht eine berühmte Klagemauer. Vor dem Jom-Kippur-Krieg hatte ich kurz Gelegenheit, betende und klagende Menschen an der Mauer zu beobachten. Einige dunkel gekleidete Menschen führten komische Bewegungen und Zuckungen aus. Klagten sie über Rheumatismus? Die Mauern im Haus in Chiang Mai sind mit bunten Bildern geschmückt und geben keinen Anlass zu Beschwerden. Höchstens, dass die Ecken nicht genau neunzig Grad sind und die Wände, wie der Turm in Pisa, schief stehen. In kalten Winternächten isolieren die Mäuerchen von bloss neun Zentimetern nicht gut genug. Üblicherweise benutze ich meinen Blog Hinterindien zu Beschwerden und Klagen. 


Menschen aus dem Dorf helfen uns bei der Bewältigung verschiedener Tätigkeiten. Diese  Gaukler und Komödianten kosten mich ohne Nebenkosten fast 3000 Baht  täglich. Über vierzehn Stunden im Tag verbringe ich auf drei Quadratmetern  Bett-Fläche. Diesen Platz teile ich am Morgen für zwei Stunden mit der Körperpflegerin. Nachmittags verbringe ich zwei  bis drei Stunden zu zweit für Fitness. Oft,  wenn Kühlung oder Heizung gefragt sind, besucht mich Dick in der Nacht. Mein Lebensbereich vergrößert sich im Sitzen während vier Stunden auf ganze zehn Quadratmeter. Die größte Distanz sind einige Besuche im Badezimmer. Der Weg ist immerhin etwa 15 Meter lang. Leider muss ich mich schieben lassen. Mir fehlt der Pfupf. Die Haut an Händen und Fingern erträgt die Belastung nicht. Einige Nerven sind abgestorben, andere liegen blank. Weil ich keine größere Abwechslungen habe, rege ich mich über Mitarbeiter auf. 
Eine Reizperson ist ausgerechnet Dicks Haushaltshilfe, zu welcher ich kaum Kontakt pflege. Sie liefert mir praktisch jede Woche ein Aha-Erlebnis. Einmal erwischte ich sie in der Küche, als sie mit Stahlwolle mühsam die Teflon Beschichtung aus einer Bratpfanne entfernte. 

Eine Woche darauf arbeitete sie mit dem Staubsauger im Badezimmer. Weil sie keine Brille trägt, obwohl sie kaum sehen kann, saugte sie eine Pfütze in die Maschine. Tags darauf stank es im Haus, weil Hitze, Dreck und Feuchtigkeit schlecht zusammen passen.  Die Frauen konnten das Gerät nicht retten. Nach einigen Tagen musste Dick einen neuen Sauger beschaffen. Weil die hübsche Putzfrau sehr vergesslich ist, muss ich sie wöchentlich darauf aufmerksam machen, den Staubsauger nicht im Bad zu benutzen. 

Eine Woche später polierte sie eine große Bronze, eine Guan Im, Kwan Yin, Göttin der Barmherzigkeit, mit speziell für Teakholz geeigneter Flüssigkeit.
Ende Oktober wurde das Dorf durch eine unfähige Amtsperson, wasserscheuer Schleusenwärter, überflutet. Die Räume der Haushaltshilfe standen im dreckigen Wasser. Unser Haus steht mindestens einen Meter über Straßenniveau. Wir hatten keine Pfützen in der Wohnung. Als ich einen Tag später vom Frühstück in mein Zimmer zurück wollte, stank es im Zimmer so stark, dass ich zu husten begann. Ich wollte wissen, warum. Es stellte sich heraus, dass die Raumpflegerin den Boden gründlich mit Bleichmittel reinigte. Es vernichtet Flecken und Bakterien auf Textilien. Die Spezialistin benutzte schon früher Säure, um auf Kacheln der Veranda die Glasur zu entfernen.

Sieben Tage danach, Dick wärmte für mich eine Hühnersuppe, schmiss die Raumpflegerin die warme Suppe diskussionslos weg. Es war mein Frühstück. Ihre zwei linken Hände werden durch ein unermüdliches Mundwerk ergänzt. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit besteht aus Konferenzen, Diskussionen,  Monologen, Neuigkeiten und alltäglichen Tratsch. Wenn sie spricht, kann Dick kein Brot herstellen oder es ist ungeniessbar.
Sie und die meisten Menschen in Thailand können sich nicht in Probleme anderer  Mitglieder der Gesellschaft oder sogar Behinderter versetzen. In der Schule wurden sie zu Kadavergehorsam  gedrillt, aber nie zum selbstständigen Denken und Handeln erzogen.

Ich versuchte der Frau zu erklären, dass sie meine Zahnbürste, Rasierer und Kamm in meiner Griffweite aufbewahren sollte. Diese Dinge stellt sie wöchentlich mehrmals auf der Ablage hinten an die Wand. Wegen Lähmungen in den Fingern kann ich Pinzette, Nagelfeile und Nagelschere  nicht gebrauchen. Diese Dinge liegen jedoch am vorderen Rand der Ablage. Das ist ihre Sicht der Dinge und nur die zählt.

Ich bin überzeugt, dass unsere Mitarbeiter nur das Beste für mich wollen. Ohne Mitgefühl,  Mitdenken und Nachempfinden ist dies schlecht möglich. Ich gestehe, dass ich die Nöte und Bedürfnisse Schwerbehinderter erst richtig kenne, seit dem ich selbst total Abhängig von Drittpersonen bin.

Psycho-Terror

Die weltweite Covid-19 Seuche beeinflusst die deutsche Sprache. Englische Floskeln, Neu-Deutsch, verharmlosen behördliche Beschlüsse und kaschieren sie. Während der Einschliessungs-Phase litten verschiedene Menschen in der Schweiz an psychologischen Störungen im Zeitraum von bloss zwei Monaten. Die Leute hatten es schwer, trotz Unmengen zuverlässiger elektronischer Kommunikationsgeräte auf Anlässe jeglicher Art, Konzerte, Theater, Kino, Bar- und Restaurant-Besuche zu verzichten.

Ich müsste eigentlich total verrückt sein, denn seit drei Jahren konnte ich in keiner Form in den Ausgang, oder man stuft die zehn Monate Hospitalisierung im vergangenen Jahr bereits als Vergnügen ein.
Im Januar hatte ich zwei angenehme Besucher aus der Schweiz. Im Februar besuchte mich ein Ehepaar aus dem Dorf. Diese Leute belogen mich, dass das Eis im Tiefkühler krachte. Auf solche Visiten verzichte ich gerne.
Im Vergleich zum mehrjährigen Spitalaufenthalt ab 1957 gibt es heutzutage Internet. Bedingt durch meine praktisch gelähmten Arme und Finger kann ich leider E-Mail kaum nutzen. Filme auf YouTube kann ich schlecht auswählen, denn mein kleiner Finger tippt manchmal einen Film an, den ich freiwillig kaum aussuchen würde. Über Internet empfange ich Schweizer Radio – heimatliche Klänge, Jodel-Gesang mit einem Hauch alpiner eidgenössicher Kuhfladen-Kultur – und weitere geschriebene oder gesprochene Nachrichten aus aller Welt. Den Blog Hinterindien, an welchem ich seit Jahren arbeite, kann ich kaum weiterführen.

Im Tiefenauspital hatte ich vergleichsweise viel Besuch, Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde. Mein Vater klassifizierte junge Männer in engen Beinkleidern, mit langen Haaren und saloppen Lederjacken als Halbstarke. Als mich solche Typen besuchten und sahen, was was mir als Abendessen beschert wurde, sassen einige junge Herren auf ihre Motorräder, lärmten in die Stadt Bern und kamen Minuten später mit einem heißen Hähnchen in einem Alubeutel zurück.
Ein Privat-Lehrer weihte mich in die damaligen Geheimnisse der Elektrotechnik ein. Halbleiter und Digital-Technik eroberten die Welt.
Manche Pflegerinnen ärgerten sich über meine Freundin, die sich aufs Bett setzte um zu flirten und zu küssen. Eine Krankenschwester sagte ihr wenig freundlich:
„Es ist minderjährigen Besucherinnen verboten, sich auf das Bett der Patienten zu setzen!“
Bärbeli setzte darauf einen Griff des Rollstuhls unter die Türfalle. Eintritt unmöglich!
Später besuchte ich Schulen, Konzerte und Kinos. Brenzlig wurde die Situation mit dem Personal, als ich meinen eigenen Wagen vor dem Eingang 4 parkierte und einen Schlüssel fürs Haus verlangte. Den erhielt ich problemlos, weil ich nicht nur in den Ausgang ging, sondern arbeitete und gutes Geld verdiente.
1964 fand ich endlich eine Wohnung, die mir erlaubte, den Spitalaufenthalt zu beenden. Der Lift war so klein, dass ich in der Garage die Fußstützen vom Rollstuhl entfernen musste. Das WC und die Badewanne konnte ich nur über einen Hocker erreichen. Dafür war die Aussicht auf die Altstadt phänomenal. Image42
Die teure neue Wohnung am Liebeggweg wurde dennoch für wenige Jahre zum Hauptquartier für Reisen in die Welt, inbegriffen Europa, Afrika, Amerika und Asien. Der Horizont des Krankenhauses genügte mir nicht mehr. Einige Ausflüge waren Arbeitsaufenthalte: Amerika, Israel, Malaysia und weiterer Nervenkitzel.

Gegenwärtig liege ich am Rande eines selbst verursachten Müllberges und blicke in ein  tropisches Tal des Grauens; umgeben von Lügnern, Dieben, Betrügern, und geistig behinderten Analphabeten. Übliche Konversation ist unmöglich. Die Frauen plappern den ganzen Tag unermüdlich bloß Dorftratsch. Meine Wenigkeit ist eine wichtige Erscheinung in diesen Nachrichten. Die außergewöhnliche hübsche und sanfte Masseurin fiel auf das dumme Geschwätz herein. Sie fragte vor wenigen Tagen, ob ich wirklich nach Abheilung der Geschwüre sogleich in die Schweiz reisen würde.
Die Englisch-Lehrerin versteht kein Englisch. Dick ist beschäftigt mit ihrer Mutter, den Geschwistern, dem kleinen Mädchen Phuy und dem 10 jährigen Goon, Schüler und Sohn ihrer Tochter. Morgens nach 7 Uhr reist sie mit den Kindern zur Schule. Abends sammelt sie die Kinder ein. Wenn ich Glück habe, ist sie um 19 Uhr zurück und kocht.
So ein Tag kostet mich im Mittel 10.000 Thai Baht. Ich habe genügend Zeit um Probleme zu finden und nach Lösungen zu suchen.
Covid19 behindert den Luftverkehr und damit den Nachschub für medizinisch- technisches Material. Es gibt gegenwärtig keine sterilen Katheter mit einfacher und sicherer Anwendung. Ich bat die schweizerische Vertretung in Bangkok erfolglos um Hilfe. Mit einem annähernd brauchbaren Finger und 4 unbeherrschbaren, schmerzhaften Dingern schrieb ich Mails. Denn es geht schlicht um mein Leben. Ich möchte nicht fiebrig schmerzhaft verrecken.
Ich checkte den ganzen asiatischen Raum nach Vertretungen des Herstellers ab. Die Händler in den Ländern wie Hongkong, Thailand, Malaysia änderten. Alle Lagerbestände waren Null. Ich schrieb an die regionale Hauptvertretung in Singapur und erklärte, ich sei Kunde seit über 10 Jahren und möchte den Artikel Nummer XXY kaufen.
Singapur verwies mich an einen Vertreter in Bangkok. Er schrieb mir, ohne mein Mail zu verstehen:
( I am Nam, marketing manager…
I would like to inform you to place online purchasing order from oversea in a maximum of 4 retail boxes and send to you personally by registered mail.
Thai customs is allowed for this quantity for personal used.
I am not sure how long you will stay in Thailand but it may be easier for you to go to see the urologist at hospital nearby and get the product recommendation that suit for your lifestyle.)
Als ich sein Schreiben las, dachte ich der Herr Manager wolle mich veräppeln, denn offenbar benutzte er ein i-Phone. Aber nach einigem Nachdenken fand ich heraus, dass er keine Ahnung von seinem Business hat. Denn er schrieb mir:
„Ich bin Nam, Vertriebsmanager. Bestellen sie ihre Ware in Übersee und lassen sie 4 Pakete eingeschrieben an ihre Adresse senden. Die thailändische Zollverwaltung erlaubt 4 Pakete zum persönlichen Gebrauch. Ich weiß nicht wie lange sie in Thailand bleiben möchten, aber es wäre einfacher für sie, im nächstgelegenen Krankenhaus einen Urologen aufzusuchen und das Produkt auszuwählen, das ihrem Lebensstil entspricht.“
1. Wenn sie mehrere Tage nicht urinieren können, sind ihre Nieren tot oder mindestens beschädigt.
2. Kliniken, inbegriffen Privatspitäler im Land des Lächelns, kennen zeitgemäße Produkte nicht.
3. Sie brauchen immer noch uralte Latex-Katheter mit Gleitmittel. Das funktioniert in meinem Falle überhaupt nicht.
4. Die 4 erlaubten Pakete reichen nur für 33, oder maximal 50 Tage.

Die Kosten spielen natürlich eine wesentliche Rolle. Ich benutzte Katheter zu 80 Baht das Stück. In Malaysia kostete mich das selbe Produkt nur 40 Baht. Der neue Agent in Thailand wollte 90 Baht. 300 Stück zu 90 Baht kosten demnach 27’000 Baht und reichen maximal 150 Tage. Lagerbestand: Null!
Dick fand eine Firma, welche ein japanisches Produkt verkauft. Ich ermittelte, dass japanische Katheter 10 cm kürzer sind. In meinem Falle ist das sehr knapp. Der stolze Preis für die Luxusware war 600 Baht pro Stück. Pro Tag würde mich das Pinkeln nahezu 40 bis 60 Franken kosten. Für 300 Stück müsste ich 180’000 Baht hinlegen. Ein Flug nach Europa und zurück mit der kostbaren Fracht wäre günstiger.
Ob meine neue Problemlösung funktioniert, werde ich demnächst herausfinden. Das nenne ich angewandten Psycho-Terror.

Angewandte Leichenschändung

Religiöse Funktionäre spenden nicht nur Segen, sondern auch Samen. In Bern gibt (gab?) es eine Firma. Sie verkaufte Samen in Tüten mit der Aufschrift: „Hundert Jahre Vatter und immer noch Samen!“ Derartige Spenden meinte ich nicht.
In den Rubriken Unfälle und Verbrechen der Zeitungen finden wir leider immer wieder Artikel, welche über Missbrauch  der Zöglinge  in Heimen und Pflegeheimen
 durch Angestellte berichten. Beinahe unglaublich ist es, dass sogar Greise, hilflose Kranke und lebende, teilweise bereits erkaltete Leichname unglaubliche Erfahrungen machen müssen.

Im Land des gequälten Lächelns ist es möglich, dass durch (buddhistische) Zauber-Mönche Leichen-Teile von Kindern zu teuren Amuletten verarbeitet werden. Je jünger das verstorbene Kind, desto wirksamer das Amulett. Diese Leichenfledderei ist in ganz Hinterindien verbreitet. Der Abt des Dorf-Tempels wurde wegen solcher Vergehen eingesperrt.  Bei Einsätzen im Süden des Landes  mussten die Truppen  als Schutz zusätzlich Amulette tragen.

Meine Arme, Hände und Finger sind unkontrollierbar und mehr als weniger gelähmt. Normale Temperatur- Empfindungen habe ich kaum mehr. Die Finger sind zeitweise fast gefühllos. Dafür bin ich auf Berührungen überempfindlich. Kleider, Seide und Tücher empfinde ich wie grobes Schmirgelpapier. Frottiertücher fühlen sich wie Marter-Werkzeuge an.
Dank sportlichen Tätigkeiten wie Rollstuhlfahren, Rudern, zusätzlich amerikanischem Hormon-Futter im mittleren Westen, entwickelten sich relativ große Brüste.
Mehrere Thaifrauen waren erfreut und sagten fast neidisch: „Du hast ja mehr als ich“.  Bei Zweifeln meinerseits bewiesen sie die Tatsachen  öfters gleich optisch anschaulich.

Eine verlustierte sich und zwickte mich fast schmerzhaft in die Brustwarzen. Danach gab sie ihre Nippel zwecks betasten frei. Das wäre eine gute Finger-Übung in der Physiotherapie gewesen. Leider musste ich dort Kunststoff-Klammern drücken und kleine Plastikkegel versetzen. Weil ich links nichts spürte, konnte ich auch nichts quetschen.
Flugs erfand die listig Lüsterne eine therapeutische Übung. Sie nahm meine Hand, legte sie aufs Bett und presste ihre Brust in meine Handfläche, dass ich schrie.
Ich wäre ein Heuchler, wenn ich nicht erklären würde, dass mir solche Spiele vor 2 bis 3 Jahren noch Spaß gemacht haben.

Neujahr

Besonders den Nichtlesern und den hartnäckigen Abonnenten des Titten-Magazins schöner Körper, Playboy, hoffen wir für sie, – dass nicht nur der Nacken steif bleibt – und natürlich Ihnen persönlich wünschen wir das Beste im Neuen Jahr, inbegriffen all die folgenden Jahre.
Katastrophen und Kriege beginnen in kranken Köpfen. Ich erlebte unzählige Katastrophen, wie Ozonloch und Waldsterben, welche im Nachhinein gar nicht eintrafen. Doch Lämmer und Lemminge folgen gedankenlos unüberlegten Prophezeiungen. Solange sich solche Anliegen als Geldquellen erweisen, sind sie – bedingt durch monetäre Systeme, immer willkommen.
Trotzdem ich mit meinen Behinderungen kaum aus dem Haus kann, erlebe ich jeden Tag in der Nähe Untaten und Verbrechen. Öfters möchte ich, welch ein Schwachsinn, aus Verzweiflung Elefanten erwürgen. Aber mir fehlt sogar die Kraft um eine Ameise zu töten. Darum werde ich nicht ruhen, diese Untaten zu publizieren.
Lesestoff, brutale Geschichten aus Hinterindien, sind bereit zum Diktieren – bis die Stimme versagt.

Mit freundlichen Grüßen aus dem KZ, dem Krankenzimmer,
Low

Der Irrtum eines Seefahrers verunsichert Schüler in Thailand

In in meiner Bibliothek in Herrenschwanden standen das Bordbuch des Entdeckers Kolumbus, Bücher über alle großen Seefahrer, neben einigen Bänden von Salvador de Madariaga. Mit meinen unkontrollierbaren Fingern könnte ich in keinen Büchern blättern. Wenn Sie also einige Ungereimtheiten entdecken, sind sie auf Mängel in meinem Gedächtnis zurück zuführen. 

Anno 1492 liess ein Genuese, Cristofero Colombo, in spanischen Diensten , also Cristobal Colon, in Palos de la Frontera – genau in La Rabida, die Anker seine Karavellen heben und segelte gegen Westen, nach Indien. In la Rapita, einige Tages-Märsche entfernt von Palos, in der Provinz Tarragona, entdeckte ich einen versteinerten Fußabdruck des Cristofero, genau so – wie es viele Fußabdrücke Buddhas in Thailand gibt.


Die Aussicht von den Karavellen war wochenlang dieselbe. Berge, nichts als Wellenberge. Der Kommandant lehnte sich oft an den Hauptmast, rauchte genüsslich kubanische Zigarren und bereitete sich auf diese Weise auf Diebstähle, Gaunereien, Eroberungen und Kämpfe vor.

Als die Flotte am 12.10. 1492 die westindische Insel Guanahani anlief, sahen sie nackte Eingeborene. Weil sich die Seeleute in Indien wähnten, nannten sie die Menschen Indianer. Diese Leute waren Taino, eine Gruppe der indigenen Arawak. Colon kümmerte sich nicht um Kleinigkeiten. Er nahm das Eiland in den Besitz der spanischen Krone und nannte es fortan San Salvador. Schätzungen zeigten, dass bei der Landung der Spanier etwa 300’000 bis eine Million Taino lebten. 1518 waren es nur noch 4000, – – – angewandter Umweltschutz? Blei- und Stahl-Vergiftungen durch Flinten, Hieb- und Stichwaffen, sowie eingeschleppte europäische Krankheiten wie Grippe und Masern, rafften die Einheimischen dahin.


Der achtjährige Goon baute einen Roboter. Im Gesicht waren Sensoren, in den Armen und Beinen Schrittmotoren montiert. Ein Bluetooth-Empfänger befand sich am Rücken neben der Batterie. Nun sollte man das Monster programmieren. Auf thailändisch ist das schwierig. Deshalb lernt der Knabe Englisch. In seinem Englisch-Buch existiert für jeden Buchstaben eine Abbildung. Beim I illustrierte kein Inder, Fakir, Hindu, Gandhi, Guru, Raja oder Sikh das Buch.  Es war ein Indianer, eine Rothaut – nicht etwa mit edlem Adlerfedern-Schmuck, sondern billig gefärbten Hühnerfedern. Kanada und USA benutzen zum Schutz der Minderheit der Indianer,  für die Inder den Begriff Asian Indian oder East Indian. Rothäute, American Indian gibt es nur noch wenige. Asian Indian dagegen bevölkern mit über 1,3 Milliarden die Erde.Obwohl ursprünglich die Religion der Thais aus Indien stammt, kennen sie den Begriff Indian kaum. Buddha war ein Indianer!
Würde man heute noch mit Karavellen von der Westküste Amerikas aus Indien bereisen, wäre Hinterindien Vorderindien.

Harte Zeiten für ein Weichei

Wie ein grünes Schlänglein im hohen Gras unbemerkt im Garten, schlich sich mein Leiden in den Körper. Als ich die Finger nicht mehr im üblichen Rahmen bewegen konnte, gab ich das Tippen für meine Beiträge in Hinterindien auf.
Noch im August 2018 mischte ich Getränke an der Bar. Danach konnte ich weder Flaschen, noch Dosen öffnen. Als mich die Grosskinder besuchten, bereitete ich mühsam Hörnli, Pasta, zu. Mit meinen Gästen aus dem Kanton Wallis besuchte ich zum letzten mal ein Restaurant in Chiang Mai. Zur knusprigen Peking Ente musste ich gegen Ende der Mahlzeit den Rotwein mit einem Trinkhalm aus dem Glase saugen.

Meine Hände und Arme wurden zusehends schwächer. Es war nicht mehr möglich, mich mit einem kraftvollen Schwung vom Rollstuhl aufs WC zu setzen. Bei einer misslungenen Übung riss ich mir den Hintern auf. Die Blutspuren wiesen deutlich darauf hin.
Die Ärztin empfahl, für die Transfers Hilfe anzufordern. Mein bescheidener Stolz fiel der Vernunft zum Opfer. Anfänglich setzte dank Zinksalbe eine Besserung ein. Auf ärztlichen Rat benutzte Dick mit Silber beschichtete Pflaster, die man 3 Tage auf der Wunde lassen konnte. Wenn Silber, dann im Geldbeutel und nicht am Hintern, dort ist es nämlich am Arsch.
Im Januar folgte der Spitaleintritt mit Operationen. Im Bett fühlte ich danach ein gewaltiges Rauschen in Armen und Händen. Meine Finger streckten sich unnatürlich. Ich konnte gar nichts unternehmen wie: essen, trinken, Zeitungen oder Bücher lesen, Fernsehprogramme schauen, Nase popeln, waschen, Zähne putzen, sitzen, Smartfones fingern oder mich drehen. So lag ich mehrere lange Wochen untätig. Tränen liefen mir unfreiwillig ins Gesicht. Dick umsorgte mich.
Sie sagte: „Wenn Du die Krankheit nicht annimmst und Freude zeigst, kannst du nicht gesund werden.“ Schöne Aussichten.

Anstatt schimpfen einen Elefanten erwürgen

Ein unübersehbarer Fettfleck machte sich vor etwa einem Jahr unter dem Pomelo Baum bemerkbar. Das Fett bewegte sich. Es war eine 18-jährige Frau, die pro Lebensjahr etwa 10 Kilogramm zulegte. Ich neige zum Übertreiben, aber 99,9 Kilogramm waren es bestimmt, bei einer Körpergröße von etwa 160 Zentimetern. Vor Kurzem war sie noch schwerer. Doch sie brachte Zwillinge, ein Mädchen und einen Buben, zur Welt.
Der Samenspender war ein junger Mann mit mehr Pimmel-Masse als Hirn. Ich kannte ihn schon, als er im Hinterland von Nakhon Thai noch Treibstoff aus Autos klaute und in gestohlene Motorräder abfüllte. Der war so blöd, dass er sogar Diesel nicht verschmähte. Er und seine drei Brüder hatten mit vier verschiedenen Vätern kein einfaches Leben. Die Herren waren alle verheiratet, hatten Kinder und kümmerten sich nicht um ihre weiteren Söhne . Eines der neugeborenen Babys wurde von der Mutter im Spital einfach liegen gelassen, als sie weg rannte. So etwas Exotisches wie Mutterliebe kannten die Knaben nie. Die Schule war ihr Schlafzimmer.
Das triebhafte Verhalten der liebestollen Alten war der dauernden Suche nach neuen Lustgrottenkitzlern gwidmet. Unter Fachleuten war sie als „Zauberflöte Hinterindiens“ bekannt.
War es ein Wunder, dass der Tagedieb und Taugenichts eine hirnamputierte Mollige aus der hügeligen Umgebung von Phrae schwängerte?
Aus dem Liebestraum wurde ein Albtraum, als der Fettfleck vor einiger Zeit weg lief. Der Jüngling war mit zwei kleinen Kindern komplett überfordert. Er brachte den Knaben nach Phrae zu Großeltern.
Das Mädchen sollte zur Großmutter nach Chiang Mai. Die weinende Kleine landete schlussendlich verängstigt in PhonPhat, wo sie ihren Bruder vermisste. Sie war so hungrig, dass sie aus dem Hundenapf das Fleisch von den Knochen klaubte. Hündchen, kein Chihuahua, sonden ein ausgewachsener Schäfer, mochte das drollige Menschenkind.

Die guten Geister verließen die Urgroßmutter bereits Richtung Jenseits. Gedankenbefreit schlägt sie mit einem Stock auf die Unterschenkel des Mädchens ein, damit es schneller läuft, wenn sie ruft.
Der Großvater in Praeh nahm den jährigen Knaben aufs Moped und sie fuhren los. Nicht lange. Der Großvater starb bei einem Verkehrsunfall, das Bübchen überlebte. Demnächst wird es in Phon-Phat sein Schwesterchen wiedersehen.

Publiziert am 6. September. Happy End:
Bereits am 7. September traf das Büblein seine Schwester in Phon Phat.