Diese Bank ist ein Blutsauger

Den Titel lieferte eine gesprayte Mitteilung aus den achtziger Jahren in Ipoh, Malaysia.
Mein treuer Leser Franzi, gab mir mit seinem Kommentar: „Kann mir mit meiner lebhaften Phantasie bildlich vorstellen, wie dieser Herr aus der Wäsche geschaut hat, als Du ihn über den gewinnorientierten Typen aufgeklärt hast“, den Hinweis, die Geschichte (1) fertig zu erzählen.

Zu lange schon lebte ich in Hinterindien, arbeitete dreissig Jahre vorher einige Monate in Ipoh, Malaysia, als dass ich diesen fiesen Dieb und Gauner wahrheitsgemäss aufgeklärt hätte.
Ich antwortete meinem ungebetenen Gast:
„Es gibt anständige Menschen in Thailand, die nicht dauernd andere abzocken, um sich selbst in meist ergaunertem Wohlstand mit hübschen Frauen zu vergnügen. Sie kennen ihre finanzielle Lage ganz genau. Sie wussten, sie waren mit den Zahlungen für die Bank um Jahre im Verzug. Trotzdem prellen Sie mich nun um drei Monatsraten! Die neue Besitzerin gewährte mir bereits ein Bleiberecht mit einem wesentlich günstigeren Mietzins.“
„Woher wissen sie das“? fragte er unberührt.
„Die Frauen von PhonPhat warnten mich, mit ihnen Geschäfte abzuwickeln. Ich gab ihnen dennoch eine Chance, denn ich kannte sie nicht.“ Garten2003
Das Tabien Ban, das Hausbuch, lieferte er nie aus. Mit dem erschwindelte er sich über AEON Kredite für teures Gerät, wie eine Klimaanlage zu 50‘000 Baht. Die Rechnungen für den Krempel, liess er an seine ehemalige Adresse senden. So hatte ich immer einen angenehm vollen Briefkasten mit Rechnungen diverser Firmen, von Anwälten, Banken, Notaren und Geldeintreibern. Einsamkeit
Den beleuchteten Sitzplatz im Garten am Rande der Reisfelder errichtete ich nach dem Kauf des Hauses.
Wir feierten rauschende Feste. Ich war damals, anders als mit Dick, selten allein. Der dauernde Trubel und die damit verbundene Hektik wären mir heute zu anstrengend.

(1) https://hinterindien.com/2015/11/17/banken-und-faule-kredite

Kein Stress

Vorwort:
Als ich vor einigen Tagen nach bedeutenden Ereignissen in ‘Hinterindien 1975‘ suchte, hatte ich ein bestimmtes Erlebnis im Kopf. Doch die Jahrzahl stimmte nicht. Ich fand meinen Bericht im Thailand TIP Forum. Er passt zum vorherigen Artikel über die Prinz Walesinsel.

1977 genossen wir zu zweit einige Urlaubstage auf Penang, Malaysia. Wir planten, am Abend des vierten Dezembers Familienangehörige in Singapur zu treffen.
Doch zuvor wurde ich in Ipoh zu einer geschäftlichen Besprechung erwartet.
Der Fahrer eines Staatsbetriebes holte mich Punkt acht Uhr im Hotel ab. Die Schnellstrasse gab es damals noch nicht. Wie viele Hühner, Hunde und Katzen unterwegs in den Kampung meine Reise mit ihrem Leben bezahlten, weiss ich nicht.Ipoh1982

Strassenszene mit Pomelo, Ipoh

Die Effizienz der Verhandlungen entsprach nicht meinem Wunschdenken. Meine Partner organisierten dazu noch einen völlig überrissenen Business Lunch, aber ich konnte diese Einladung nicht ausschlagen. Das wäre als unfreundlich empfunden worden und nicht gerade förderlich für eine zukünftige Zusammenarbeit.
Die Zeit, wenige Stunden, lief mir davon, obwohl unser Arbeitsthema einige hunderttausend Jahre, nämlich die radiometrische Altersbestimmungen von Gesteinen mit Hilfe des Kalium/Argon Zerfalls, betraf.
Nach dem Essen rief ich unser Hotel in Penang an und fragte, ob wir das Zimmer eine weitere Nacht benutzen könnten.
Glücklicherweise erreichte ich auch meine zukünftige Ex-Frau. Das war nicht einfach, denn Handys gab es noch nicht. Ich bat sie, unseren Flug irgendwann auf den nächsten Tag umzubuchen und ihre Mutter in Singapur zu informieren.
Der Fahrer raste dann am späteren Nachmittag los, dass die Funken stoben. Er kannte meinen Termin-Kalender. Ich beruhigte ihn und sagte, der Flug sei bereits verschoben. Ich würde ihm ein paar Ringgit geben, damit er die Nacht in Penang verbringen oder Freunde besuchen könne.
Wesentlich gemütlicher erreichten wir am Abend das Eastern & Oriental Hotel, wo mich die Gemahlin sehnlichst erwartete. Wir genossen das Abendessen unter Palmen und dem Sternenhimmel, während die Wellen zeitlos und unermüdlich den Strand anliefen.

Als wir am nächsten Morgen frisch geduscht und reisebereit beim Frühstück sassen, tuschelten die Damen und Herren am Büffet aufgeregt und zeigten auf uns. Ein Kellner kam und gratulierte uns. Wozu? Weswegen?
Er legte die Morgenzeitung auf den Tisch:
Malaysia Airlines Flug MH 653 über Tanjong Kupang, Johor Bahru abgestürzt.

Die Ermittlungen zeigten, dass eine halbe Stunde nach dem Start um 19 21, genau um 19 54, der Pilot Subang Airport rief und meldete, es sei ein unbekannter Entführer an Bord. Captain Ganjoor leitete den Sinkflug ein. Auf Subang bereitete man sich für eine Notlandung vor. Einige Minuten später meldete der Pilot, der Flug nach Singapore würde fortgesetzt.
Um 20 15 war die Verbindung mit der Maschine unterbrochen. Um 20 36 stürzte die Boeing 737 mit 100 Personen in einen Sumpf und explodierte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Radiometrische_Datierung

Der Entenbläser von Ipoh

Anfangs der achtziger Jahre arbeitete ich einige Wochen in einem Staatsbetrieb in Ipoh, Malaysia. In der spärlichen Freizeit besichtigte ich die interessante, vom Zinnabbau und chinesischen Einwohnern geprägte Stadt.
Direkt an stark frequentierten Strassen sah ich wiederholt zum Trocknen aufgehängte Bratenten. Sie trugen nicht nur die Gewürze und Aromen des Wirtes auf der Haut, sondern wurden zusätzlich durch Düfte von Diesel und Benzin sämtlicher Fabrikate und Spielarten eingenebelt. Damals enthielt klopffestes Benzin Tetraethylblei. Wegen seiner Giftigkeit wurde es ab 1990 verboten.

Ein gut besuchter, für mich eher schmuddeliger Entenanbieter, offen – mit barockem Wellblechdach, lag an der Strasse gegenüber einer Tankstelle. Ein junger Angestellter, offenbar erst kürzlich vor der Schulpflicht getürmt, erhielt einen Wäschekorb voller gerupfter Enten mit dem Auftrag, die Vögel aufzublasen.
Er schlitzte mit einer riesigen Machete einen Hals an und befestigte mit Schnüren ein Stück Schlauch, das in der viel zu tiefen Wunde steckte. Der Schlauch sollte bloss zwischen Haut und Fleisch gesteckt werden. Er aber machte eine Tracheotomie, einen Luftröhrenschnitt, oder erwischte gar die Speiseröhre.
Dann versuchte er vergeblich, in der Hitze schwitzend, mit einer alten Handpumpe den Kadaver aufzublasen. Er hatte keine Kraft und wohl nicht einmal Erfahrung mit Fahrrädern.

Er schielte mit einem Auge zur Tankstelle. Was sah er dort? Eine Luftdruckpistole zum Pumpen der Reifen. Sogleich warf er seine angekratzte, oxydierte Pumpe achtlos weg, schmiss die Ente in den Korb und querte samt seiner Fracht zwischen Mopeds und Autos die Strasse zur Tankstelle. Den gerupften Tieren konnte jedenfalls nicht mehr viel passieren. Die Reinheit der komprimierten Luft ging ihn nichts an.

Irgendwie gelang es ihm, das Druckluft Werkzeug mit dem Schläuchlein zu verheiraten, indem er zusätzlich  einige Meter Schnur opferte.
Dann zischte und fiepte es für einige Sekunden. Plötzlich ertönte ein Knall, wie ein berstender Papiersack. Der Jüngling war mit Enten-Kot, Blut und Organen derart dekoriert, dass er auf der Stelle für einen Horrorfilm angestellt worden wäre.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tracheotomie

War der Mann danach in leitender Stellung bei KFC Malaysia?
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=jgHSZQhP630